Sozialdemokratische Parlamentarier in den deutschen Reichs- und Landtagen 1867-1918

1867 (Feb. 12) Norddeutscher Bund (→ 1867 Aug.)
  Bei den Hauptwahlen zum Konstituierenden Reichstag erhält die »Sozialdemokratie« ca. 40 000 Stimmen und 2 Mandate. Es werden als erste »sozialdemokratische« Abgeordnete überhaupt gewählt im WK Sachsen 17 (Glauchau-Meerane) der erst 27-jährige Drechslermeister August Bebel (SVP) und im WK Sachsen 18 (Zwickau) der 34-jährige Advokat Reinhold Schraps (SVP), der wohl nie formal dem ADAV oder der SDAP beitritt, aber dennoch 1871 als Kandidat der SDAP gilt. Die Kandidaten des ADAV, die zusammen etwa 22 000 Stimmen erhalten, bleiben ohne Mandatsgewinn. Der WK Sachsen 17 (Glauchau-Meerane) ist mit 64% die erste SP-Hochburg (mit mehr als 60% Stimmenanteil bei der Hauptwahl) im Norddeutschen Bund bzw. im Kaiserreich; dieser Wahlkreis gehört mit Ausnahme der Wahlen von 1878-1887 und 1907 zu den SP-Hochburgen. Die »Sozialdemokratie« ist demnach nur in einem einzigen Land durch Abgeordnete vertreten: das Königreich Sachsen ist die erste Kernregion der Sozialdemokratie und wird auch Kernregion bis 1933 bleiben.

Der junge Bebel steht am Anfang einer langen, wechselvollen, aber erfolgreichen politischen Karriere als der zweifellos bedeutendste Führer der sozialdemokratischen deutschen Arbeiterbewegung im Kaiserreich: seit 1864 Mitglied des Ständigen Ausschusses des Verbandes Deutscher Arbeitervereine (VDAV), seit 1865 Vorsitzender des gewerblichen Bildungsvereins in Leipzig, 1866 Mitbegründer der SVP und seit 1866 Mitglied der I. Internationalen wird er schon 8 Monate nach seinem ersten Einzug in den Reichstag zum Präsidenten des VDAV avancieren. Ungeachtet seiner herausragenden Rolle als Parteiführer, wird Bebel erst 25 Jahre später (im November 1892) auch formal den Mitvorsitz (neben Paul Singer) im zentralen SP-Parteivorstand übernehmen. Wie bei keinem zweiten Parlamentarier ist der Name Bebel allerdings mit allen Legislaturperioden des Norddeutschen und des Deutschen Reichstages verbunden: mit Ausnahme der beiden kurzen Phasen vom Juli 1872 bis zum Januar 1874 (Aberkennung des Mandats) und vom Oktober 1881 bis zum Juni 1883 (zunächst keine Wiederwahl, später Eintritt in den Reichstag durch Nachwahl) gehört Bebel vom Februar 1867 bis zu seinem Tode im August 1913 dem Reichstag als Abgeordneter an, d. h. unter Abzug der »Fehlzeiten« insgesamt mehr als 42 Jahre. Bebel wird dabei 4 verschiedene Wahlkreise im Reichstag vertreten: seit 1867 Sachsen 17, seit 1877 Sachsen 5, seit 1883 Hamburg 1, seit 1893 Elsaß-Lothringen 1 und seit 1898 erneut Hamburg 1.
1867 (Aug. 31) Norddeutscher Bund (→ 1868 Juli)
  Bei den Hauptwahlen zum Reichstag lassen sich – trotz mangelhafter Wahlsstatistik – für die »sozialdemokratischen Kandidaten« folgende Angaben machen: es kandidieren »Sozialdemokraten« nachweisbar in 12 Wahlkreisen und erhalten insgesamt 34 912 Stimmen. Die »Sozialdemokratie« gewinnt im 1. Wahlgang 3 Mandate. An Stichwahlen ist die »Sozialdemokratie« in 4 Wahlkreisen beteiligt und erhält dabei 3 weitere Mandate. Die »Reichstagsfraktion« besteht demnach aus 6 Abgeordneten. Ein weiterer Abgeordneter – der 41-jährige Arzt Dr. Ferdinand Götz – müßte eigentlich hinzugezählt werden; aber schon nach seiner Wahl distanziert sich der mit den Stimmen der sächsischen Arbeitervereine für Sachsen 13 gewählte Götz von der »Sozialdemokratie«; Götz steht im Norddeutschen Reichstag der Deutschen Volkspartei nahe und zieht 20 Jahre später (1887) als Nationalliberaler in den Reichstag ein. Zweifel an ihrer Zugehörigkeit zur »Sozialdemokratie« – obgleich oben als »Sozialdemokrat« subsumiert – wecken noch zwei weitere Abgeordnete, die dann auch vorzeitig ihr Mandat niederlegen: so der für den Wahlkreis Sachsen 16 (Chemnitz) gewählte 40-jährige Kupferschmiedemeister Friedrich Wilhelm Försterling, der als amtierender Präsident bzw. Vizepräsident des dubiosen Hatzfeldtschen LDAV einen politischen Sonderweg beschreitet, und der für den Wahlkreis Düsseldorf 1 (Lennep) gewählte 49-jährige Arzt Dr. Peter Adolf Reincke, der schon im November 1867 aus dem ADAV ausgeschlossen wird.
Nach Sachsen ist die Rheinprovinz die zweite Region, in der zum ersten Mal Sozialdemokraten in den Reichstag gewählt werden: neben dem schon erwähnten Reincke ist es der für den Wahlkreis Düsseldorf 2 (Elberfeld) gewählte 34-jährige Advokat und Präsident des ADAV Dr. Jean Baptist von Schweitzer. Im Vergleich zur letzten Wahl verliert die »Sozialdemokratie« keinen Wahlkreis, gewinnt aber folgende Wahlkreise (* = zum ersten Mal) hinzu: Düsseldorf 1* und 2*, Sachsen 16* und 19*. Die »Sozialdemokratie« ist nun in 2 Ländern vertreten: Sachsen (4 Mandate von 23!) und Preußen (2).
Bis zur ersten Wahl zum Deutschen Reichstag scheiden 2 MdR vorzeitig aus und 3 MdR treten nachträglich ein. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 9 MdR, davon sind 7 zum ersten Mal im Reichstag. Die MdR sind in folgenden Ländern geboren: 5 in Preußen (2 Hessen-Nassau, je 1 Ostpreußen, Westfalen, Rheinprovinz), 3 in Sachsen (2 KH Leipzig, 1 KH Dresden) und 1 in Hessen. Der ursprünglichen Konfession nach sind mind. 4 MdR evangelisch und 1 katholisch; mind. 3 MdR sind schon aus der Kirche ausgetreten oder werden dies später tun. An Schulbildung haben mind. 2 MdR nur die Volksschule und 5 MdR weiterführende Schulen (darunter 1 mit Einjährigem sowie 1 mit Studium ohne und 3 mit Abschluß) absolviert. Die »erlernten« Berufe der MdR lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 1 (ll%) »Ungelernter Arbeiter« (l Tabakarbeiter), 3 »Gelernte Arbeiter« (je 1 Drechsler, Kupferschmied, Lohgerber) und 5 »Bürgerliche Berufe« (2 Rechtsanwälte, 2 Schriftsteller, 1 Arzt). Die bei Mandatsantritt »ausgeübten« Berufe der MdR lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 2 »Selbständige« (je 1 Drechsler- und Kupferschmiedemeister), 3 »Bürgerliche Berufe« (2 Rechtsanwälte, 1 Arzt) und 4 »Arbeiterbeamte« (3 Parteipublizistik, 1 Gewerkschaften). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 27 bis 49 Jahre und beträgt durchschnittlich 37 Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Reichstagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: 4 MdR bis unter 5 Jahre, 2 MdR 5 bis 9 Jahre, 1 MdR 10 bis 19 Jahre und 2 MdR 20 Jahre und länger. 2 MdR erhalten im Kaiserreich auch ein Landtagsmandat. Arbeiterbeamtenpositionen im Rahmen der Gesamtberufskarriere nehmen ein: 1 MdR bei den Gewerkschaften, 4 MdR bei der Partei und 5 MdR bei der Parteipublizistik.
1867 (Mai 19) ADAV-Generalversammlung in Braunschweig (→ 1869 Aug.)
  Die Generalversammlung beschließt die »Grundzüge der Bestrebungen des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins«; darin heißt es u. a.: »Die nächsten Ziele der Agitation . . . sind diese: a) Aufklärung der Arbeiter über ihre Klassenlage und die zu erstrebenden Ziele, b) Insbesondere Einführung des allgemeinen Wahlrechts mit direkter, geheimer Abstimmung und Diätenzahlung zum Zwecke der Beeinflussung der öffentlichen Gewalten«.
1868 (Juli 24) Norddeutscher Bund (→ 1869 Jan.)
  Bei einer Nachwahl im WK Düsseldorf 1 (Lennep) siegt der 43-jährige Vorsitzende des Allgemeinen Deutschen Tabakarbeitervereins Friedrich Wilhelm Fritzsche (ADAV) in der Stichwahl gegen einen nationalliberalen Kandidaten (bisher: Dr. Peter Adolf Reincke, ADAV, der sein Mandat am 20. Juni 1868 niedergelegt hat).
1869 (Jan. 25) Norddeutscher Bund (→ 1869 März)
  Bei einer Nachwahl im WK Düsseldorf 6 (Duisburg) siegt der 32-jähfige Redakteur des ADAV-Zentralorgans Wilhelm Hasenclever (ADAV) schon im 1. Wahlgang (bisher: nationalliberal).
1869 (März 31) Norddeutscher Bund (→ 1870 Apr.)
  Bei einer Nachwahl im WK Sachsen 9 (Freiberg) siegt der 35-jährige Präsident des LDAV Fritz Mende (LDAV) in der Stichwahl gegen einen konservativen Kandidaten (bisher: bundesstaatlich-konstitutionell).
1869 (Aug. 7) SDAP-Gründungskongreß in Eisenach (→ 1870 Jan.)
  Der Gründungskongreß beschließt ein Parteiprogramm; darin werden u. a. Forderungen für die Agitation der SDAP aufgestellt, insbesondere die Forderung nach »Erteilung des allgemeinen, gleichen, direkten und geheimen Wahlrechts an alle Männer vom 20. Lebensjahre an zur Wahl für das Parlament, die Landtage der Einzelstaaten, die Provinzial- und Gemeindevertretungen wie alle übrigen Vertretungskörper. Den gewählten Vertretern sind genügend Diäten zu gewähren«.
1870 (Jan. 5) ADAV-Generalversammlung in Berlin (→ 1870 Juni)
  Die Generalversammlung verabschiedet im Hinblick auf die bevorstehenden Wahlen zum Preußischen Abgeordnetenhaus eine Resolution zur Landtagswahlbeteiligung: der ADAV werde sich zumindest überall dort nicht an Wahlen beteiligen, wo ein Dreiklassenwahlrecht praktiziert wird.
1870 (Apr. 5) Norddeutscher Bund (→ 1871 März)
  Der 43-jährige Vizepräsident des LDAV Friedrich Wilhelm Försterling (LDAV) legt sein Mandat für den WK Sachsen 16 (Chemnitz) nieder; eine Nachwahl findet nicht mehr statt.
1870 (Juni 4) SDAP-Kongreß in Stuttgart (→ 1871 Aug.)
  Der Kongreß nimmt eine von August Bebel und Wilhelm Liebknecht vorgelegte Resolution zur Frage der Wahlbeteiligung und Wahltaktik an: »Die sozial-demokratische Arbeiterpartei betheiligt sich an den Reichs- und Zollparlamentswahlen lediglich aus agitatorischen Gründen. Die Vertreter der Partei im Reichstag und Zollparlament haben, soweit es möglich, im Interesse der arbeitenden Klasse zu wirken, im Großen und Ganzen aber sich negirend zu verhalten und jede Gelegenheit zu benutzen, die Verhandlungen beider Körperschaften in ihrer ganzen Nichtigkeit zu zeigen und als Komödienspiel zu entlarven. Die sozial-demokratische Partei geht mit keiner andern Partei Allianzen oder Kompromisse ein, dagegen empfiehlt der Congreß, bei den Wahlen zum Reichstag und Zollparlament da, wo die Partei einen eigenen Candidaten nicht aufstellt, solchen Candidaten ihre Stimme zu geben, die wenigstens in politischer Hinsicht wesentlich unsern Standpunkt einnehmen. Namentlich empfiehlt der Congreß, in den Bezirken, wo die Partei von der Aufstellung eigener Candidaten absieht, von andern Arbeiterparteien aufgestellte wirkliche Arbeiterkandidaten zu unterstützen.«
1871 (Jan. 23) Schwarzburg-Rudolstadt (→ 1874 März)
  Nicht im Königreich Sachsen, sondern im thüringischen Kleinstaat Schwarzburg-Rudolstadt beginnt die »Geschichte« der sozialdemokratischen Landtagsabgeordneten. Schon wenige Tage nach der Proklamation des Deutschen Kaiserreiches in Versailles (18. Januar 1871) wird überraschenderweise der erst 30-jährige Knopfmacher August Welke, Landtagskandidat für seine Heimatstadt Frankenhausen am Kyffhäuser, als erster Sozialdemokrat in einen deutschen Landtag gewählt. Uberraschend ist dieser erste Mandatsgewinn in Schwarzburg-Rudolstadt, weil das Fürstentum derzeit ein für sozialdemokratische Wähler restriktives Zensuswahlrecht praktiziert und weil die Sozialdemokratie in den folgenden drei Jahrzehnten über dieses eine Mandat nicht hinauskommen wird und sogar Mühe hat dieses eine Mandat bei den Folgewahlen zu behaupten. Der Arbeitersohn Welke ist 1869 Mitbegründer der SDAP und in der Folge zeitweilig besoldeter Agitator der Partei für Thüringen. Welke, der sein Mandat bis 1877 behaupten kann, stirbt 1885 im Alter von nur 44 Jahren. Der SP-Mandatsanteil (l von 16) im Landtag beträgt 6,3%.
1871 (März 3) Reich (→ 1873 Jan.)
  Bei den (l.) Hauptwahlen kandidieren die beiden sozialdemokratischen Parteien in 80 Wahlkreisen und erhalten insgesamt 101927 (davon ADAV: 60 466, SDAP: 41461) Stimmen, das entspricht 3,1% von allen gültigen Stimmen. Die SP gewinnt im 1. Wahlgang 2 Mandate (beide SDAP). Ein Mandat (Sachsen 18) davon geht allerdings wieder verloren, da der 38-jährige Advokat Reinhold Schraps wohl als Kandidat der SP gewählt wird, sich aber im Reichstag der Deutschen Volkspartei anschließt. An Stichwahlen ist die SP in 4 Wahlkreisen beteiligt, erhält jedoch kein Mandat. Die »Reichstagsfraktion« besteht demnach nur aus einem einzigen Abgeordneten: dem jetzt 31-jährigen August Bebel für den Wahlkreis Sachsen 17.
Im Vergleich zur letzten Wahl verliert die »Sozialdemokratie« folgende 5 Wahlkreise: Düsseldorf 1 und 2, Sachsen 16, 18 und 19; neue Wahlkreise gewinnt die Sozialdemokratie nicht. Mit 61,0% im Wahlkreis Sachsen 17 (Glauchau-Meerane) kann die SP eine Hochburg (mit mehr als 60% Stimmenanteil bei der Hauptwahl) behaupten. Die SP ist wiederum nur noch in einem einzigen Land vertreten: Sachsen (2 Mandate bzw. l). Der (l.) Reichstag wird am 29. November 1873 vorzeitig aufgelöst.
1871 (Aug. 12) SDAP-Kongreß in Dresden (→ 1873 Aug.)
  Der Kongreß beschließt: »Bei den Reichstagswahlen sind nur solche Kandidaten zu unterstützen, welche als Mitglieder unserer Partei event. den anderen sozialdemokratischen Parteien angehören . . .«. Darüberhinaus empfiehlt der Kongreß »den Parteigenossen, mit allen zu Gebote stehenden Mitteln für die Einführung des allgemeinen, direkten und geheimen Wahlrechts für die Wahlen zu den Landtagen der einzelnen Staaten und der einzelnen Gemeindevertretungen zu agitieren«.
1873 (Jan. 10) Reich (→ 1874 Jan.)
  Bei einer Nachwahl im WK Sachsen 17 (Glauchau-Meerane) gelingt es dem einzigen sozialdemokratischen Vertreter im Reichstag August Bebel, das ihm wegen »Majestätsbeleidigung« (9 Monate Gefängnis und Verlust der aus öffentlichen Wahlen hervorgegangenen Rechte) am 6. Juli 1872 aberkannte Mandat schon im 1. Wahlgang zurückzugewinnen.
1873 (Aug. 23) SDAP-Kongreß in Eisenach (→ 1874 Juli)
  Der Kongreß nominiert für die anstehenden Reichstagswahlen eine geringe Zahl (16) von »offiziellen« Reichstagskandidaturen in Wahlkreisen, wo Aussicht besteht, »bei der Wahl durchzudringen«. Die »offiziellen« Kandidaten werden vom Kongreß aufgestellt und mit allen »materiellen und geistigen« Kräften der Partei unterstützt. Darüberhinaus soll, »wo die Aufstellung eines Candidaten irgend möglich ist«, dies als »Agitations- und Demonstrationsmittel« geschehen; die Kosten dafür müßten allerdings die Wahlkreiskomitees selbst übernehmen. Allgemein beschließt der Kongreß: »Die sozialdemokratische Arbeiterpartei betrachtet die Reichstagswahlen nur als Agitationsmittel und als Prüfstein für die Verbreitung ihrer Prinzipien, jeden Kompromiß mit anderen Parteien ablehnend«.
1874 (Jan. 10) Reich (→ 1874 Feb.)
  Bei den vorgezogenen (2.) Hauptwahlen kandidieren die beiden sozialdemokratischen Parteien in 184 Wahlkreisen (+104) und erhalten insgesamt 351670 (davon ADAV: 180 319, SDAP: 171 351) Stimmen (4- 249 743), das entspricht 6,8% von allen gültigen Stimmen ( + 3,7%). Die SP gewinnt im 1. Wahlgang 8 Mandate (+6). Die beiden sozialdemokratischen Parteien vereinbaren gegenseitige Unterstützung bei den Stichwahlen. An Stichwahlen ist die SP in 11 Wahlkreisen (+7) beteiligt, erhält jedoch nur ein Mandat (+l). Die »Reichstagsfraktion« besteht demnach nun aus insgesamt 9 Abgeordneten ( + 8), davon sind 7 Abgeordnete Mitglieder der SDAP und 2 des ADAV. Die SP hat zunächst auch das Mandat für Sachsen 13 gewonnen; der 69-jährige Arzt und Schriftsteller Dr. Johann Jacoby (führender Demokrat 1848/49), der seit 1872 der SDAP angehört, wird wohl gewählt, tritt aber sein Mandat nicht an; in der Nachwahl geht der Wahlkreis für die SP verloren.
Im Vergleich zur letzten Wahl gibt es für die SP in insgesamt 8 Wahlkreisen Mandatsveränderungen; die SP verliert keinen Wahlkreis; die SP gewinnt die folgenden 8 Wahlkreise (* = zum ersten Mal) hinzu: Schleswig-Holstein 8* und 9*, Düsseldorf 2, Sachsen 9*, 15*, 16, 18 und 19. Unter den 8 direkt in den Hauptwahlen gewonnenen Wahlkreisen finden sich nun 2 (+l) SP-Hochburgen (mit mehr als 60% Stimmenanteil bei der Hauptwahl): Sachsen 17 (Glauchau-Meerane) mit 80,8% (für August Bebel, dies ist das zweitbeste SP-Wahlkreisergebnis bis 1914!) und zusätzlich Sachsen 19 (Stollberg-Schneeberg) mit 64,6%.
Für die Provinz Schleswig-Holstein werden als erste Sozialdemokraten in den Reichstag gewählt: der 37-jährige gelernte Lohgerber und derzeitige Präsident des ADAV Wilhelm Hasenclever (später u. a. einer der Vorsitzenden der SAPD) und der 33-jährige »gelernte« Zigarrenmacher und derzeitige Journalist Otto Reimer. Die SP ist nur in 2 Ländern (von 26) vertreten: Sachsen (6 Mandate) und Preußen (3).
Bis zur nächsten Reichstagswahl scheidet 1 MdR (der Sonderfall Johann Jacoby) vorzeitig aus. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 10 MdR, davon sind 7 zum ersten Mal im Reichstag. Die MdR sind in folgenden Ländern geboren: 4 in Preußen (je 1 Ostpreußen, Westfalen, Hessen-Nassau, Rheinprovinz), 2 in Bayern (l Pfalz, 1 Schwaben) sowie je 1 in Sachsen (l KH Leipzig), Württemberg (l Neckarkreis), Hessen und Bremen. Der ursprünglichen Konfession nach sind mind. 7 MdR evangelisch, 1 MdR katholisch und 1 MdR jüdisch; mind. 5 MdR sind schon aus der Kirche ausgetreten oder werden dies später tun. Die MdR haben folgende Schulbildung absolviert: 3 MdR nur die Volksschule und 7 MdR weiterführende Schulen (darunter 1 mit Einjährigem sowie 2 mit Studium ohne und 1 mit Abschluß). Die »erlernten« Berufe der MdR lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 1 »Ungelernter Arbeiter« (l Tabakarbeiter), 5 »Gelernte Arbeiter« (je 1 Buchbinder, Drechsler, Lohgerber, Schuhmacher, Weber), 1 »Angestellter« (l Handlungsgehilfe) und 3 »Bürgerliche Berufe« (2 Schriftsteller, 1 Arzt). Die bei Mandatsantritt »ausgeübten« Berufe der MdR lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 2 »Selbständige« (l Drechslermeister, 1 Kleinfabrikant), 1 »Bürgerlicher Beruf« (l Arzt) und 7 »Arbeiterbeamte« (7 Parteipublizistik). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 28 bis 69 Jahre und beträgt durchschnittlich 38 Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Reichstagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: 3 MdR bis unter 5 Jahre, 4 MdR 5 bis 9 Jahre, 1 MdR 10 bis 19 Jahre und 2 MdR 20 Jahre und länger. 2 MdR erhalten im Kaiserreich auch ein Landtagsmandat. Arbeiterbeamtenpositionen im Rahmen der Gesamtberufskarriere nehmen ein: 1 MdR bei den Gewerkschaften, 1 MdR bei den Genossenschaften, 5 MdR bei der Partei und alle 10 MdR bei der Parteipublizistik.
1874 (Feb. 28) Reich (→ 1877 Jan.)
  Bei einer Nachwahl im WK Sachsen 13 (Leipzig-Land) unterliegt der 32-jährige Buchdruckereibesitzer und Verleger Wilhelm Bracke (SDAP) in der Stichwahl gegen einen Nationalliberalen (bisher: Dr. Johann Jacoby, der sein Mandat abgelehnt hat).
1874 (März 16) Schwarzburg-Rudolstadt (→ 1877 März)
  Bei den (2. SP) Landtagswahlen kann die SP ihr bisheriges (einziges) Mandat behaupten; der SP-Mandatsanteil (l von 16) beträgt weiterhin 6,3%. Noch immer ist der jetzt 33-jährige Knopfmacher August Welke der einzige Sozialdemokrat in einem deutschen Landtag.
1874 (Juli 18) SDAP-Kongreß in Coburg (→ 1875 Mai)
  Der Kongreß beschließt (u. a. als Reaktion auf das Verhalten von Johann Jacoby bei der vorhergehenden Reichstagswahl): »l) Daß bei Reichstagswahlen ein Kandidat unserer Partei nur in einem Bezirke, wo entschiedene Aussicht, ihn durchzubringen, vorhanden ist, aufgestellt werden darf, nicht in mehreren derartigen Bezirken. 2) Daß das Wahlkomitee sich vor der Aufstellung eines Kandidaten stets im voraus dessen bedingungsloser Zusage der Annahme einer eventuell auf ihn fallenden Wahl versichert haben muß»- Der Kongreß nimmt im Hinblick auf die Parteitaktik eine von Wilhelm Liebknecht eingebrachte Resolution an: »Die sozialdemokratische Arbeiterpartei verharrt gegenüber den jetzigen politischen Gestaltungen Deutschlands in ihrer durch die Parteiprinzipien gebotenen Stellung und betheiligt sich an den Reichstagswahlen und durch ihre Vertreter an den Reichstagsverhandlungen wesentlich nur zu agitatorischen Zwecken«.
In der Bilanz der zentralen Parteikasse werden die Kosten der speziellen Wahlagitation für die im Januar 1874 stattgefundenen Reichstagswahlen mit 1264 Thaler beziffert; die von der Partei insgesamt aufgebrachten Kosten für die Wahlagitation werden auf ca. 12 000 Thaler geschätzt.
1875 (Mai 22) SAPD-Gründungskongreß in Gotha (→ 1876 Aug.)
  Nach Vereinigung der SDAP und des ADAV zur Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands beschließt der Gründungskongreß ein neues Parteiprogramm; darin wird u. a. gefordert: »Allgemeines, gleiches, direktes Wahl- und Stimmrecht mit geheimer und obligatorischer Stimmabgabe aller Staatsangehörigen vom zwanzigsten Lebensjahre an für alle Wahlen und Abstimmungen in Staat und Gemeinde. Der Wahl- oder Abstimmungstag muß ein Sonntag oder Feiertag sein«.
1876 (Aug. 19) SAPD-Kongreß in Gotha (→ 1877 Mai)
  Im Hinblick auf das Verhalten bei Stichwahlen beschließt der Kongreß: »Bei etwaigen engeren Wahlen zum deutschen Reichstag, bei denen der sozialistische Kandidat ausgeschlossen ist, enthalten sich die Sozialdemokraten der Abstimmung, da alle andern Parteien uns gegenüber laut Programm der sozialistischen Partei eine reaktionäre Masse bilden. In einzelnen speziellen Fällen jedoch, bei welchen es sich entweder um praktische Rücksichten handelt, oder bei denen die eine prinzipielle Frage auftaucht, ob der gegnerische Kandidat das allgemeine gleiche und direkte Wahlrecht für den Reichstag in Zukunft aufrecht zu erhalten verspricht, hat das sozialistische Wahlkomitee des eventuellen Kreises die Ansicht der von dem Kongreß einzusetzenden Kommission zu holen«.- Im Hinblick auf die Reichstagswahlen definiert August Geib die Bedeutung von »offiziellen Wahlkreisen«: der Ausdruck beziehe sich auf diejenigen Wahlkreise, »welche Aussicht auf einen Wahlsieg bieten« und bedeute »daß von diesen Kreisen diejenigen, welche nicht selbst alle Mittel zur Wahlagitation aufbringen können, seitens der Parteikasse besonders unterstützt werden sollen«. Der Kongreß nominiert 37 »offizielle« Reichstagskandidaturen.
1877 (Jan. 10) Reich (→ 1877 Feb.)
  Bei den (3.) Hauptwahlen (den ersten Reichstagswahlen nach Vereinigung von ADAV und SDAP zur SAPD im Mai 1875) kandidiert die SP in 181 Wahlkreisen (-3) und erhält insgesamt 493 447 Stimmen (4-141 777), das entspricht 9,1% von allen gültigen Stimmen (+2,3%). Die SP gewinnt im 1. Wahlgang 9 Mandate ( + l). An Stichwahlen ist die SP in 19 Wahlkreisen (+8) beteiligt, erhält jedoch nur 3 Mandate (+2). Die Reichstagsfraktion besteht demnach nun aus insgesamt 12 Abgeordneten (+3). Die SP hat zunächst ein weiteres Mandat für den Wahlkreis Schleswig-Holstein 8 (Altona) gewonnen; Wilhelm Hasenclever, der auch im Wahlkreis Berlin 6 gewählt worden ist, lehnt das Mandat ab; das Mandat geht in der Nachwahl verloren.
Im Vergleich zur letzten Wahl gibt es für die SP in insgesamt 13 Wahlkreisen ( + 5) Mandatsveränderungen; die SP verliert folgende 5 Wahlkreise: Schleswig-Holstein 8 und 9, Düsseldorf 2, Sachsen 9 und 15; die SP gewinnt folgende 8 Wahlkreise (* = zum ersten Mal) hinzu: Berlin 4* und 6*, Breslau 11*, Düsseldorf 3*, Sachsen 5*, 13* und 22* sowie Reuß ältere Linie*. Unter den 9 direkt in den Hauptwahlen gewonnenen Wahlkreisen finden sich erneut 2 SP-Hochburgen (mit mehr als 60% Stimmenanteil bei der Hauptwahl): Sachsen 17 (Glauchau-Meerane) mit 64,1% und zusätzlich Sachsen 18 (Zwickau) mit 61,5%.
Für folgende Regionen werden zum ersten Mal Sozialdemokraten in den Reichstag gewählt: für Berlin der 52-jährige gelernte Zigarrenmacher und derzeitige Vorsitzende des Tabakarbeiterverbands Friedrich Wilhelm Fritzsche und der 40-jährige gelernte Lohgerber und derzeitige Parteiredakteur Wilhelm Hasenclever; für die Provinz Schlesien der 33-jährige gelernte Zimmermann und derzeitige Schriftsteller August Kapell; für das Fürstentum Reuß ältere Linie der 28-jährige akademisch gebildete Parteiredakteur Wilhelm Bios (u. a. später Württembergischer Staatspräsident). Die SP ist nur in 3 Ländern (von 26) vertreten: Sachsen (7 Mandate), Preußen (4) und Reuß ältere Linie (l). In Sachsen ist die SP zum ersten Mal in allen 23 Wahlkreisen mit eigenen Kandidaten präsent. Reuß ältere Linie ist mit 51,2% das erste Land mit einer absoluten SP-Mehrheit; diesen Erfolg kann die SP in Reuß ältere Linie 1884, 1890, 1898, 1903 und 1912 wiederholen. Mit dem Erringen des einzigen Reichstagsmandates für das Land vertritt die SP zudem Reuß ältere Linie im Reichstag allein und erzielt dort entsprechend mit einem regionalen Mandatsanteil von 100% (1 von l) die höchste regionalspezifische SP-Reichstagsrepräsentanz für Reuß ältere Linie im Kaiserreich (ebenso 1881, 1884, 1890, 1893, 1898, 1903, 1912); dies steht im krassen Gegensatz zu der SP-Repräsentanz im Landtag, wo die SP angesichts des äußerst restriktiven Wahlrechts erst 1900 überhaupt das erste Mandat gewinnen kann.
Bis zur nächsten Reichstagswahl ergeben sich keine Mandatsveränderungen. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 12 MdR (100%), davon sind 6 (-1; 50%) zum ersten Mal im Reichstag. Die MdR sind in folgenden Ländern geboren: erneut 4 (33%) in Preußen (2 Rheinprovinz, 1 Berlin, 1 Westfalen), erneut 2 (17%) in Bayern (l Niederbayern, 1 Schwaben) sowie je 1 (8%) in Sachsen (l KH Leipzig), Württemberg (l Neckarkreis), Baden, Hessen, Mecklenburg-Schwerin und Braunschweig. Der ursprünglichen Konfession nach sind mind. erneut 7 MdR (58%) evangelisch und 2 MdR (+1; 17%) katholisch; mind. 6 MdR (+1; 50%) sind schon aus der Kirche ausgetreten oder werden dies später tun. Die MdR haben folgende Schulbildung absolviert: 4 MdR (+1; 33%) nur die Volksschule und 8 MdR (+1; 67%) weiterführende Schulen (darunter 2 mit Einjährigem, 1 mit Abitur sowie 2 mit Studium ohne und 1 mit Abschluß). Die »erlernten« Berufe der MdR lassen sich folgendermaßen klassifizieren: erneut 1 (8%) »Ungelernter Arbeiter« (l Tabakarbeiter), 6 (+1; 50%) »Gelernte Arbeiter« (je 1 Buchbinder, Drechsler, Lohgerber, Sattler, Weber, Zimmerer), erneut 1 (8%) »Angestellter« (l Handlungsgehilfe) und 4 (+1; 33%) »Bürgerliche Berufe« (3 Schriftsteller, 1 Baumeister). Die bei Mandatsantritt »ausgeübten« Berufe der MdR lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 1 (-1; 8%) »Selbständiger« (l Drechslermeister), 10 (+3; 83%) »Arbeiterbeamte« (10 Parteipublizistik) und 1 ( + 1; 8%) »Ohne Beruf« (l Rentner). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 28 bis 73 Jahre und beträgt durchschnittlich 43 (+5) Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Reichstagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: erneut 3 MdR (25%) bis unter 5 Jah re, erneut 4 MdR (33%) 5 bis 9 Jahre, erneut 1 MdR (8%) 10 bis 19 Jahre und 3 MdR (+1; 25%) 20 Jahre und länger. Erneut 2 MdR (17%) erhalten im Kaiserreich auch ein Landtagsmandat, 1 MdR (8%) sogar erst in der Weimarer Republik (Wilhelm Bios). Arbeiterbeamtenpositionen im Rahmen der Gesamtberufskarriere nehmen ein: 3 MdR ( + 2;; 25%) bei den Gewerkschaften, erneut 1 MdR (8%) bei den Genossenschaften, erneut 5 MdR (42%) bei der Partei und erneut 10 MdR (83%) bei der Parteipublizistik.
Nach den Attentatsversuchen auf Kaiser Wilhelm durch M. Hödel (ll. Mai 1878) und durch K. Nobiling (2. Juni 1878) wird am 11. Juni 1878 der Reichstag aufgelöst und werden für Juli Neuwahlen ausgeschrieben.
1877 (Feb. ) Reich (→ 1878 Juli)
  Bei einer Nachwahl im WK Schleswig-Holstein 8 (Altona) unterliegt der sozialdemokratische Kandidat in der Stichwahl gegen einen Fortschrittler (bisher: Wilhelm Hasenclever, der das Mandat wegen Doppelwahl abgelehnt hat).
1877 (März 19) Schwarzburg-Rudolstadt (→ 1880 Aug.)
  Bei den (3. SP) Landtagswahlen kann die SP ihr einziges Mandat nicht behaupten und ist damit (bis 1887) nicht mehr im Landtag vertreten. Erst ab 1902 wird die Sozialdemokratie in Schwarzburg-Rudolstadt wieder von sich reden machen, wenn sie bei jeder Landtagswahl sensationelle Erfolge erzielen und schließlich zum ersten und einzigen Mal eine sozialdemokratische Landtagsmehrheit im Kaiserreich erreichen wird.
1877 (Mai 27) SAPD-Kongreß in Gotha (→ 1880 Aug.)
  In der Bilanz der zentralen Hauptwahlkasse werden die Kosten der speziellen Wahlagitation für die im Januar 1877 stattgefundenen Reichstagswahlen mit 21735 Mark beziffert; die von der Partei insgesamt aufgebrachten Kosten werden auf ca. 100 000 Mark geschätzt.
1877 (Sep. 19) Sachsen (→ 1879 Sep.)
  Bei den (l. SP) Landtagswahlen wird der 42-jährige Leipziger Advokat Otto Freytag für den Wahlkreis Crimmitschau (der umfassendere Reichstagswahlkreis Sachsen 18 Zwickau befindet sich schon seit 1867 in fester Hand der Sächsischen Volkspartei bzw. der SDAP) bei der drittelschichtigen Erneuerung des Landtags als erster Sozialdemokrat in die »Zweite Kammer« der »Ständeversammlung« des Königreichs Sachsen gewählt. Freytag, ehemaliger rechtskundiger Bürgermeister im vogtländischen Adorf und 1866 Mitbegründer der Sächsischen Volkspartei, ist einer breiteren Öffentlichkeit vor allem als Verteidiger von August Bebel, Wilhelm Liebkecht und Adolf Hepner im sogenannten »Leipziger Hochverratsprozeß« (ll. bis 26. März 1872) bekannt geworden. Der ursprünglich gewählte Wilhelm Liebknecht kann sein Mandat nicht antreten, weil er den gesetzlichen Voraussetzungen für Abgeordnete nicht genügt, u. a. ist dafür eine mindestens schon drei Jahre lang bestehende sächsische Staatsbürgerschaft erforderlich. Freytag scheidet 1881 vorzeitig – zwei Jahre vor Ablauf seiner Mandatszeit – aus dem Landtag aus. Der SP-Mandatsanteil (l von 80) beträgt 1,3%.
1877 (k. A.) Reuß jüngere Linie (→ 1880)
  Bei den (1. SP) Landtagswahlen erringt der 41-jährige Schuhmacher und Zeitungsverleger Karl Goßler für den Wahlkreis Gera-Schleiz als erster Sozialdemokrat ein Mandat im Landtag des Fürstentums Reuß jüngere Linie. Goßler, im Lande geboren und seit 1869 Vorsitzender des Geraer Arbeitervereins, kandidiert 1877, 1878 und 1881 im Wahlkreis Reuß jüngere Linie erfolglos zum Reichstag; sein Mandat und seine Parteikarriere finden jedoch schon bald ein Ende: 1880 bei der nächsten Landtagswahl kann er sein Mandat nicht behaupten und schon 1882 wird er wegen »parteischädigenden Verhaltens« aus der Partei ausgeschlossen. Der SP-Mandatsanteil (l von 16) beträgt 6,3%.
1878 (Juli 30) Reich (→ 1879 Juli)
  Bei den vorgezogenen (4.) Hauptwahlen kandidiert die SP nur noch in 163 Wahlkreisen (-18) und erhält insgesamt 437158 Stimmen (-56 289), das entspricht 7,6% von allen gültigen Stimmen (-2,5%). Die SP gewinnt im 1. Wahlgang nur 2 Mandate (-7). An Stichwahlen ist die SP in 16 Wahlkreisen (-3) beteiligt und erhält weitere 7 Mandate (+4). Die Reichstagsfraktion besteht demnach nun aus insgesamt 9 Abgeordneten (-3). Im Vergleich zur letzten Wahl (Mandate) gibt es für die SP erneut in insgesamt 13 Wahlkreisen Mandatsveränderungen; die SP verliert folgende 8 Wahlkreise: Berlin 6, Breslau 11, Düsseldorf 3, Sachsen 13, 16, 18 und 22, Reuß ältere Linie; die SP gewinnt folgende 5 Wahlkreise (* = zum ersten Mal) hinzu: Breslau 6*, Düsseldorf 2, Sachsen 9, 15 und 20*. Unter den 2 direkt in den Hauptwahlen gewonnenen Wahlkreisen lassen sich keine SP-Hochburgen (mit mehr als 60% Stimmenanteil bei der Hauptwahl) mehr finden.
Die SP ist erneut nur noch in 2 Ländern (von 26) vertreten: Sachsen (6 Mandate) und Preußen (3).
Die SP erzielt in den (19) Regionen folgende Stimmanteile: Hamburg (41,3%), Sachsen (37,6%), Bremen (30,3%), Lübeck (20,3%), Braunschweig (19,6%), Hessen (10,4%), Thüringen (10,2%), Preußen (5,7%), Bayern (3,4%), Mecklenburg-Schwerin (2,5%), Württemberg (2,4%), Baden (l,7%), Anhalt (l,3%), Mecklenburg-Strelitz (0,6%), Oldenburg (0,5%) und Elsaß-Lothringen (0,1%); ohne Stimmanteile bleibt die SP in Waldeck, Schaumburg-Lippe und Lippe. Im Vergleich zur letzten Wahl (Stimmenanteil) gewinnt die SP nur in 4 Regionen: Hessen (+1,7%), Hamburg (+1,3%), Baden (+0,2%) und Elsaß-Lothringen (+0,1%); dagegen verliert die SP in 12 Regionen: Sachsen (-0,4%), Mecklenburg-Strelitz (-0,9%), Württemberg (-1,6%), Preußen (-1,6%), Bayern (-3,0%), Bremen (-4,9%), Oldenburg (-5,8%), Mecklenburg-Schwerin (-7,7%), Lübeck (-10,6%), Thüringen (-12,0%), Braunschweig (-12,7%) und Anhalt (-19,0%).
Bis zur nächsten Reichstagswahl scheiden 2 MdR vorzeitig aus und 3 MdR treten nachträglich ein. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 12 MdR (100%), davon sind 4 (-2; 33%) zum ersten Mal im Reichstag. Die MdR sind in folgenden Ländern geboren: 5 (+1; 42%) in Preußen (je 1 Schlesien, Hannover, Westfalen, Hessen-Nassau, Rheinprovinz), erneut 2 (17%) in Bayern (l Niederbayern, 1 Mittelfranken), 2 (+1; 17%) in Sachsen (2 KH Leipzig) sowie je 1 in Hessen, Braunschweig und Bremen. Der ursprünglichen Konfession nach sind mind. 5 MdR (-2; 42%) evangelisch, erneut 2 MdR (17%) katholisch und 1 MdR (+1; 8%) jüdisch; mind. 7 MdR (+1; 58%) sind schon aus der Kirche ausgetreten oder werden dies später tun. Die MdR haben folgende Schulbildung absolviert: 6 MdR ( + 2; 50%) nur die Volksschule und 6 MdR (-2; 50%) weiterführende Schulen (darunter 2 mit Einjährigem sowie 2 mit Studium ohne Abschluß). Die »erlernten« Berufe der MdR lassen sich folgendermaßen klassifizieren: erneut 1 (8%) »Ungelernter Arbeiter« (l Tabakarbeiter), 7 (+1; 58%) »Gelernte Arbeiter« (2 Schuhmacher, je 1 Drechsler, Lohgerber, Sattler, Schlosser, Tischler), 2 (+1; 17%) »Angestellte« (2 Handlungsgehilfen) und 2 (-2; 17%) »Bürgerliche Berufe« (2 Schriftsteller). Die bei Mandatsantritt »ausgeübten« Berufe der MdR lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 2 ( + 1; 17%) »Selbständige« (l Drechslermeister, 1 Fotograf) und erneut 10 (83%) »Arbeiterbeamte« (9 Parteipublizistik, 1 Gewerkschaften). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 25 bis 53 Jahre und beträgt durchschnittlich 37 (-6) Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Reichstagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: erneut 3 MdR (25%) bis unter 5 Jahre, 5 MdR (+1; 42%) 5 bis 9 Jahre, erneut 1 MdR (8%) 10 bis 19 Jahre und erneut 3 MdR (25%) 20 Jahre und länger. Erneut 2 MdR (17%) erhalten im Kaiserreich auch ein Landtagsmandat. Arbeiterbeamtenpositionen im Rahmen der Gesamtberufs-karriere nehmen ein: 2 MdR (-1; 17%) bei den Gewerkschaften, 1 MdR (+1; 8%) bei den Krankenkassen, 7 MdR ( + 2; 58%) bei der Partei und 9 MdR (-1; 75%) bei der Parteipublizistik.
1879 (Juli 18) Reich (→ 1880 März)
  Bei einer Nachwahl im Wahlkreis Breslau 6 (Breslau-Ost) siegt der 42-jährige ehemalige SAPD-Vorsitzende Wilhelm Hasenclever in der Stichwahl gegen einen nationalliberalen Kandidaten (bisher: Klaas Peter Reinders, der am 22. Mai 1879 gestorben ist).
1879 (Sep. 10) Sachsen (→ 1881 Juli)
  Bei den (2. SP) Landtagswahlen gelangen bei der drittelschichtigen Erneuerung des Landtags mit dem 53-jährigen populären Parteiführer und Schriftsteller Wilhelm Liebknecht (für den Wahlkreis Leipzig-Land) und mit dem 55-jährigen stark sehbehinderten Rechtsanwalt und Notar Ludwig Puttrich (für den Wahlkreis Zwickau) zwei weitere Sozialdemokraten in die Zweite Kammer. Liebknecht, der seit 1867 bzw. seit 1874 auch Reichstagsabgeordneter ist, wird damit zum ersten »Doppelmandatar« der SP im Kaiserreich: 1879 bis 1885 und 1889 bis 1892 fungiert er gleichzeitig als Reichs- und Landtagsabgeordneter. Puttrich, der wie Liebknecht schon 1848/49 aktives Mitglied der demokratischen Bewegung gewesen ist, erblindet noch während seiner Mandatszeit völlig und scheidet 1884 vorzeitig aus dem Landtag aus. Die SP-Fraktion umfaßt nun 3 (alle 3 akademisch gebildet) Abgeordnete; der SP-Mandatsanteil (3 von 80) beträgt nun 3,8% ( + 2,5%).
1880 (März 2) Reich (→ 1880 Apr.)
  Bei einer Nachwahl im WK Sachsen 17 (Glauchau-Meerane) siegt der 34-jährige Parteiredakteur Ignaz Auer schon im 1. Wahlgang (bisher: Wilhelm Bracke, der sein Mandat im Dezember 1879 wegen Krankheit niedergelegt hat).
1880 (Apr. 27) Reich (→ 1881 Okt.)
  Bei einer Nachwahl im WK Hamburg 2* siegt Georg Wilhelm Hartmann – trotz stärkster Behinderung des Wahlkampfes der SP durch die Behörden – schon im 1. Wahlgang (bisher: nationalliberal). Der 36-jährige gelernte Schuhmacher und derzeitige Gastwirt (ehemals einer der Vorsitzenden der SAPD) Hartmann, für den schon 1881 nach politischem »Fehlverhalten« die Parteikarriere jäh beendet sein wird, ist der erste sozialdemokratische Reichstagsabgeordnete der Freien und Hansestadt Hamburg.
1880 (Aug. 16) Schwarzburg-Rudolstadt (→ 1884 Aug.)
  Bei den (4. SP) Landtagswahlen kann die SP erneut kein Mandat gewinnen und ist weiterhin im Landtag nicht vertreten.
1880 (Aug. 20) SAPD-Kongreß auf Schloß Wyden (→ 1883 März)
  In der Berichterstattung der Parteileitung heißt es im Hinblick auf die Landtagswahlen: die Partei habe »genau ihren alten Standpunkt eingehalten. Die Betheiligung an den Wahlen ist bisher stets als eine Zweckmäßigkeitsfrage angesehen worden. Man erwog einfach, ob der Erfolg ein genügender sein werde, um sich daran zu betheiligen . . . Schon längst ist auf Kongressen beschlossen worden, sich an Gemeinde- und Landtagswahlen zu betheiligen, und man hat dies, wo das Wahlgesetz es ermöglichte, auch vielfach gethan und auch hie und da Erfolge erzielt . . . und es ist auch in der That nicht einzusehen, warum unter dem Ausnahmegesetz das nicht getan werden sollte, was zur Zeit der offenen Agitation ruhig betrieben worden war«.- Im Hinblick auf die Stellung, die die Partei gegenüber Wahlen einehmen soll, beschließt der Kongreß: »Die anwesenden Vertreter der sozial-demokratischen Arbeiterpartei deutscher Zunge empfehlen ihren deutschen Parteigenossen, sich mit allen Kräften an den stattfindenden Wahlen für Reichstag, Landtag und Kommune zu betheiligen und zwar aus agitatorischen und propagandistischen Rücksichten. Insbesondere empfehlen sie den Parteigenossen in Deutschland .. . die Vornahme folgender Schritte: l) Aufnahme der Agitation in den einzelnen Wahlkreisen und feste Organisirung in jeder geeigneten Weise. 2) Vornahme regelmäßiger Geldsammlungen. 3) In allen Wahlkreisen ohne Rücksicht auf die Zahl der Gesinnungsgenossen selbständig vorzugehen und eigene Kandidaten aufzustellen. Für den Fall von Stichwahlen empfehlen die Anwesenden den deutschen Parteigenossen im Allgemeinen Wahlenthaltung«.
Der Kongreß nominiert erneut 37 »offizielle« Reichstagskandidaturen.
1880 (k. A.) Reuß jüngere Linie (→ 1883)
  Bei den (2. SP) Landtagswahlen kann die SP ihr bisheriges Mandat nicht behaupten, der jetzt 44-jährige Schuhmacher Karl Goßler scheidet aus dem Landtag aus. Die SP ist damit bis 1892 nicht mehr im Landtag vertreten.
1880 (k. A.) Sachsen-Altenburg (→ 1883)
  Bei den (l. SP) Landtagswahlen wird – trotz Sozialistengesetz und restriktivem Dreiklassen-Wahlrecht – der 48-jährige Müller und Zeugmacher Johann Gottfried Hüttig überraschenderweise als erster Sozialdemokrat für den städtischen Wahlkreis Gößnitz in die »Landschaft« des Herzogtums Sachsen-Altenburg gewählt. Der im Lande geborene Hüttig, zunächst Mitglied der Demokratischen Volkspartei, ist 1869 Mitbegründer der SDAP und Führer der Parteibewegung in seiner Heimatstadt Gößnitz. Hüttig kann sein Mandat bei weiteren vier Landtagswahlen (bis 1895) behaupten; mit insgesamt 15 Jahren weist er die mit Abstand höchste Mandatsdauer unter den frühen sozialdemokratischen Landtagsabgeordneten auf. Der SP-Mandatsanteil (l von 30) beträgt 3,3%.
1881 (Juli 12) Sachsen (→ 1883 Sept.)
  Bei den (3. SP) Landtagswahlen kann die SP bei der drittelschichtigen Erneuerung der Zweiten Kammer ein weiteres Mandat hinzugewinnen. Mit dem 41-jährigen populären Parteiführer und derzeitigen Mitgeschäftsinhaber einer Versandfirma August Bebel, der bei den Reichstagswahlen im Oktober 1881 sein Mandat für den Wahlkreis Sachsen 5 verlieren und bis Juni 1883 nicht im Reichstag vertreten sein wird, besteht nun die SP-Fraktion aus insgesamt 4 Abgeordneten (von 80); der SP-Mandatsanteil beträgt nun 5,0% ( + 1,2%). Nach Liebknecht ist Bebel der zweite »Doppelmandatar«: 1883 bis 1890 fungiert er gleichzeitig als Reichs- und Landtagsabgeordneter; im übrigen zieht mit Bebel seitens der Sozialdemokratie – nach 3 Akademikern – der erste »gelernte Arbeiter« in die Zweite Kammer ein.
Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: mind. 1 in Sachsen, 1 in Preußen und 1 in Hessen. Der ursprünglichen Konfession nach sind mind. 3 MdL evangelisch; mind. 2 MdL sind schon aus der Kirche ausgetreten oder werden dies später tun. Die MdL haben folgende Schulbildung absolviert: 1 (+l) MdL nur die Volksschule und erneut 3 MdL weiterführende Schulen (3 mit Studienabschluß). Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 1 (+l) »Gelernter Arbeiter« und erneut 3 »Bürgerliche Berufe« (u. a. 2 Juristen). Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 1 (+l) »Selbständiger«, erneut 2 »Bürgerliche Berufe« (2 Rechtsanwälte) und erneut 1 »Arbeiterbeamter« (l Parteipublizistik). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 41 bis 57 Jahre und beträgt durchschnittlich 50 (-l) Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: erneut 1 MdL bis unter 5 Jahre und 3 (+1) MdL 5 bis 9 Jahre.
1881 (Okt. 27) Reich (→ 1881 Dez.)
  Es finden die ersten Reichstagswahlen nach dem Erlaß des Sozialistengesetzes im Oktober 1878 statt. Bei den (5.) Hauptwahlen kandidiert die SP nur noch in 153 Wahlkreisen (-10) und erhält insgesamt 311 961 Stimmen (-125197), das entspricht 6,1% von allen gültigen Stimmen (-1,5%). Die SP hat damit ih ren Tiefstpunkt bei den Reichstagswahlen im Kaiserreich erreicht: bei jeder Folgewahl wird die SP sowohl absolut als auch relativ (Ausnahme: 1907) an Stimmen deutlich zulegen. Die SP gewinnt im 1. Wahlgang überhaupt kein Mandat (-2). An Stichwahlen ist die SP in 22 Wahlkreisen (+6) beteiligt und erhält immerhin 12 Mandate ( + 3). Trotz Beteiligung an 3 Stichwahlen bleibt aber August Bebel der Gewinn ein Mandates versagt und wird in der folgenden kurzen Phase von Okt. 1881 bis Juni 1883 im Reichstag nicht vertreten sein. Die Reichstagsfraktion besteht demnach nun aus insgesamt 12 Abgeordneten (+3). Die SP gewinnt zunächst ein weiteres Mandat für den Wahlkreis Hessen 9 (Mainz-Oppenheim): Wilhelm Liebknecht, der auch im Wahlkreis Hessen 5 (Dieburg-Offenbach) gewählt worden ist, lehnt das Mandat ab; das Mandat geht in der Nachwahl verloren.
Im Vergleich zur letzten Wahl (Mandate) gibt es für die SP in insgesamt 15 Wahlkreisen (+2) Mandatsveränderungen; die SP verliert folgende 6 Wahlkreise: Berlin 4, Düsseldorf 2, Sachsen 5, 17, 19 und 20; die SP gewinnt folgende 9 Wahlkreise (* = zum ersten Mal) hinzu: Breslau 7*, Düsseldorf 3, Kassel 8*, Sachsen 16 und 18, Mittelfranken 1*, Hessen 5*, Reuß ältere Linie und Hamburg 2. Da kein Wahlkreis direkt in den Hauptwahlen gewonnen wird, kann es auch keine SP-Hochburgen (mit mehr als 60% Stimmenanteil bei der Hauptwahl) geben.
Für folgende Regionen werden zum ersten Mal Sozialdemokraten in den Reichstag gewählt: für die Provinz Hessen-Nassau der 31-jährige gelernte Schlosser und derzeitige Parteiredakteur Karl Frohme; für (das bayerische) Franken der 33-jährige gelernte Schlosser und derzeitige Parteiredakteur Karl Grillenberger; für das Großherzogtum Hessen der 55-jährige akademisch gebildete Schriftsteller und populäre Parteiführer Wilhelm Liebknecht. Die SP ist nun in 6 Ländern (von 26) vertreten: Sachsen (4 Mandate), Preußen (4), Bayern (l), Hessen (l), Reuß ältere Linie (l) und Hamburg (l).
Die SP erzielt in den (19) Regionen folgende Stimmanteile: Hamburg (39,1%), Sachsen (28,2%), Bremen (23,3%), Braunschweig (14,6%), Hessen (12,3%), Lübeck (11,5%), Thüringen (6,2%), Bayern (4,5%), Preußen (4,2%), Württemberg (2,6%), Baden (2,3%), Oldenburg (2,2%), Lippe (1,4%), Mecklenburg-Schwerin (1,4%), Anhalt (1,3%) und Elsaß-Lothringen (0,4%); ohne Stimmanteile bleibt die SP in Waldeck, Schaumburg-Lippe und Mecklenburg-Strelitz. Im Vergleich zur letzten Wahl (Stimmenanteil) gewinnt die SP nur in 7 Regionen: Hessen (+1,9%), Oldenburg ( + 1,7%), Lippe ( + 1,4%), Bayern (+1,1%), Baden ( + 0,6%), Elsaß-Lothringen (+0,3%) und Württemberg ( + 0,2%), Anhalt bleibt auf demselben Stand; dagegen verliert die SP in 9 Regionen: Mecklenburg-Strelitz (-0,6%), Mecklenburg-Schwerin (-1,1%), Preußen (-1,5%), Hamburg (-2,2%), Thüringen (-4,0%), Braunschweig (-5,0%), Bremen (-7,0%), Lübeck (-8,8%) und Sachsen (-9,4%).
Bis zur nächsten Reichstagswahl tritt 1 MdR nachträglich ein. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 13 MdR (100%), davon sind 7 (+3; 54%) zum ersten Mal im Reichstag. Die MdR sind in folgenden Ländern geboren: 7 (+2; 54%) in Preußen (3 Schlesien, 1 Hannover, 1 Westfalen, 2 Rheinprovinz), erneut 2 (17%) in Bayern (l Oberbayern, 1 Mittelfranken) sowie je 1 (8%) in Sachsen (l KH Leipzig), Baden, Hessen und Lübeck. Der ursprünglichen Konfession nach sind 9 MdR ( + 4; 69%) evangelisch, 3 MdR ( + 1; 23%) katholisch und erneut 1 MdR (8%) jüdisch; mind. 8 MdR (+1; 62%) sind schon aus der Kirche ausgetreten oder werden dies später tun. Die MdR haben folgende Schulbildung absolviert: erneut 6 MdR (46%) nur die Volksschule und 7 MdR ( + 1; 54%) weiterführende Schulen (darunter 1 mit Einjährigem, 1 mit Abitur sowie 3 mit Studium ohne Abschluß). Die »erlernten« Berufe der MdR lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 8(+l; 61%) »Gelernte Arbeiter« (u. a. 2 Schlosser), 1 (-1; 8%) »Angestellter« (l Handlungsgehilfe) und 4 ( + 2; 31%) »Bürgerliche Berufe«. Die bei Mandatsantritt »ausgeübten« Berufe der MdR lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 4 (+2; 31%) »Selbständige« (2 Kleinhändler, 1 Kleinfabrikant, 1 Gastwirt) und 9 (-1 ; 79%) »Arbeiterbeamte« (9 Parteipublizistik). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 28 bis 67 Jahre und beträgt durchschnittlich 40 ( + 3) Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Reichstagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: kein MdR bis unter 5 Jahre, 4 MdR (-1; 31%) 5 bis 9 Jahre, 2 MdR (+1; 15%) 10 bis 19 Jahre und 7 MdR (+4; 38%) 20 Jahre und länger. 5 MdR ( + 3; 38%) erhalten im Kaiserreich auch ein Landtagsmandat, 1 MdR (+1; 8%) nur in der Weimarer Republik. Arbeiterbeamtenpositionen im Rahmen der Gesamtberufskarriere nehmen ein: 4 MdR (-3; 31%) bei der Partei und 13 MdR ( + 4; 100%) bei der Parteipublizistik.
1881 (Nov.) Bremen (→ 1884 Nov.)
  Bei den (l. SP) Bürgerschaftswahlen und der damit verbundenen halbschichtigen Erneuerung der »Bürgerschaft« der Freien und Hansestadt Bremen wird der 44-jährige Bäckermeister Johann Meier als erster Sozialdemokrat in die Bürgerschaft gewählt. Der im Bremer Landgebiet geborene Meier, bis zum Erlaß des Sozialistengesetzes Mitglied der zentralen SAPD-Re-visionskommission, erhält – wie fast alle weiteren sozialdemokratischen Abgeordneten, die bis 1890 folgen werden – eines der 44 Mandate des Bremer Stadtgebietes, die in allgemeinen, direkten und geheimen Wahlen vergeben werden; dieses Mandat kann er bis 1890 behaupten. Der SP-Mandatsanteil (l von 150) beträgt nur 0,7%.
1881 (Dez. 15) Reich (→ 1883 Juni)
  Bei einer Nachwahl im WK Hessen 9 (Mainz-Oppenheim) unterliegt der jetzt 41-jährige August Bebel in der Stichwahl gegen einen Fortschrittler (bisher: Wilhelm Liebknecht, der sein Mandat wegen Doppelwahl abgelehnt hat).
1883 (März 29) SDAP-Kongreß in Kopenhagen (→ 1887 Okt.)
  Der Kongreß beschließt, auf die Nominierung von »offiziellen« Reichstagskandidaturen zu verzichten; in der Begründung heißt es u. a.: für die Abschaffung werde »in der Diskussion geltend gemacht, daß von jeher die diesbezüglichen Nominirungen von den von uns nicht zu beeinflussenden Verhältnissen korrigirt würden. Wahlkreise, die als offiziell erklärt wurden, blieben in der Stimmenzahl weit hinter den Erwartungen zurück; andere, die als fester Besitzstand der Partei galten, gingen unter dem Druck der Verhältnisse wieder verloren; dagegen seien mehrfach nichtoffizielle Wahlkreise erobert worden. Den mit der Leitung der Wahlen betrauten Genossen werden durch derartige Beschlüsse aber regelmäßig die Hände gebunden«. Die Parteileitung solle überall dort die für Wahlzwecke verfügbaren Mittel einsetzen, wo Aussicht darauf besteht, einen Kandidaten »durchzubringen«.- Im Hinblick auf die Nominierung von Reichstagskandidaten drückt der Kongreß in einem Beschluß die Erwartung aus, »daß bei den nächsten Reichstagswahlen die Aufstellung der Kandidaten nicht a uf Vorschlag einzelner zu Rathe gezogener Genossen stattfindet, sondern daß die Aufstellung einheitlich organisirt werde und durch Territorial-Wahlkonferenzen im Einvernehmen mit den betreffenden Wahlkreisen erfolge. Weiter soll das bei den letzten Wahlen verschiedentlich befolgte System der Aufstellung eines Kandidaten in einem Dutzend und mehr Wahlkreisen verlassen werden und sollen, namentlich für Zählkandidaturen, auch solche Genossen aufgestellt werden, welche zwar einen politisch weniger bekannten Namen haben, aber in ihren Kreisen Vertrauen genießen und eine hinreichend unabhängige Stellung einnehmen«.- Im Hinblick auf die prinzipielle Taktik bei Wahlen beschließt der Kongreß: »Zur ersten Wahl stellt die Partei überall selbständig Kandidaten auf. Ein Kompromiß oder Zusammengehen mit irgend einer anderen Partei darf nirgends stattfinden«.- Im Hinblick auf die Frage, wer als »sozialdemokratischer« Reichstagskandidat zu gelten habe, legt der Kongreß fest: »Es sind nur solche Kandidaten aufzustellen, die unser Programm voll und ganz anerkennen und sich der Parteidisziplin unterordnen, indem sie sich verpflichten, an allen durch Gesammtbeschluß der Parteivertretung herbeigeführten Aktionen sich zu betheiligen«.
1883 (Juni 29) Reich (→ 1884 Okt.)
  Bei einer Nachwahl im WK Hamburg 1* siegt der jetzt 43-jährige August Bebel in der Stichwahl gegen einen fortschrittlichen Kandidaten (bisher: nationalliberal).
1883 (k. A.) Sachsen-Altenburg (→ 1886)
  Bei den (2. SP) Landtagswahlen kann der 51-jährige Müller und Zeugmacher Johann Gottfried Hüttig das einzige SP-Mandat behaupten; der SP-Mandatsanteil (l von 30) beträgt weiterhin 3,3%.
1883 (k. A.) Reuß jüngere Linie (→ 1886)
  Bei den (3. SP) Landtagswahlen kann die SP erneut kein Mandat gewinnen. Dagegen wird es schon ein Jahr später gelingen (1884), mit dem Redakteur Hugo Rödiger einen Sozialdemokraten für das Fürstentum in den Reichstag zu entsenden.
1883 (Sep. 19) Sachsen (→ 1885 Sep.)
  Bei den (4. SP) Landtagswahlen kann die SP bei der drittelschichtigen Erneuerung der Zweiten Kammer kein weiteres Mandat hinzugewinnen; der 33-jährige Militärinvalide und Schriftsteller Georg von Vollmar, der seit 1881 den Wahlkreis Sachsen 15 im Reichstag vertritt (u. a. später Führer der bayerischen Sozialdemokratie) wird statt Freytag in den Landtag gewählt. Vollmar wird dadurch zum dritten »Doppelmandatar«: 1883 bis 1887 fungiert er gleichzeitig als Reichs- und Landtagsabgeordneter. Die SP-Fraktion besteht weiterhin aus 4 Abgeordneten (von 80), der SP-Mandatsanteil beträgt erneut 5,0%.
Bis zur nächsten drittelschichtigen Erneuerung scheidet 1 MdL vorzeitig aus. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 4 MdL, davon ist 1 zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: mind. 1 in Preußen, 1 in Bayern und 1 in Hessen. Der ursprünglichen Konfession nach sind mind. 2 (-l) MdL evangelisch und 1 (+1) MdL katholisch; mind. erneut 2 MdL sind schon aus der Kirche ausgetreten oder werden dies später tun. Die MdL haben folgende Schulbildung absolviert: erneut 1 MdL nur die Volksschule und erneut 3 MdL weiterführende Schulen (l ohne und 2 mit Studienabschluß). Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: erneut 1 »Gelernter Arbeiter« und erneut 3 »Bürgerliche Berufe«. Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: erneut 1 »Selbständiger«, 1 »Bürgerlicher Beruf« und 2 »Arbeiterbeamte« (2 Parteipublizistik). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 33 bis 59 Jahre und beträgt durchschnittlich 48 (-2) Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: kein MdL bis unter 5 Jahre, erneut 3 MdL 5 bis 9 Jahre und 1 (+l) MdL (Vollmar, einschl. Bayern) 20 Jahre und länger.
1884 (Aug.18) Schwarzburg-Rudolstadt (→ 1887 Sept.)
  Bei den (5. SP) Landtagswahlen kann die SP erneut kein Mandat gewinnen und ist weiterhin im Landtag nicht vertreten.
1884 (Okt. 28) Reich (→ 1886 März)
  Bei den (6.) Hauptwahlen kandidiert die SP in 225 Wahlkreisen (+72) und erhält insgesamt 549 990 Stimmen (+238 029), das entspricht 9,7% von allen gültigen Stimmen ( + 3,6%). Die SP gewinnt im 1. Wahlgang 9 Mandate ( + 9). An Stichwahlen ist die SP in 24 Wahlkreisen ( + 2) beteiligt und erhält 15 Mandate (+3). Die Reichstagsfraktion verdoppelt sich und besteht nun aus insgesamt 24 Abgeordneten (+12), das bedeutet einen Mandatsanteil von 6,0% ( + 3,0%).
Im Vergleich zur letzten Wahl (Mandate) gibt es für die SP in insgesamt 18 Wahlkreisen (+3) Mandatsveränderungen; die SP verliert folgende 3 Wahlkreise: Kassel 8, Sachsen 9 und 15; die SP gewinnt folgende 15 Wahlkreise (* = zum ersten Mal) hinzu: Berlin 4 und 6, Magdeburg 4*, Hannover 8*, Düsseldorf 2, Wiesbaden 6*, Schleswig-Holstein 8, Oberbayern 2*, Sachsen 13, 17 und 22, Braunschweig 1*, Sachsen-Coburg-Gotha 2*, Reuß jüngere Linie51′ und Hamburg 1. Unter den 9 direkt in den Hauptwahlen gewonnenen Wahlkreisen findet sich nur eine einzige SP-Hochburg (mit mehr als 60% Stimmenanteil bei der Hauptwahl): Hamburg 2 (Hamburg-West) mit 60,3%; dieser Wahlkreis gehört seit 1884 kontinuierlich zu den stärksten SP-Hochburgen mit (seit 1898) sogar mehr als 70% Stimmenanteil.
Für folgende Regionen werden zum ersten Mal Sozialdemokraten in den Reichstag gewählt: für die Provinz Sachsen der 42-jährige derzeitige Hutmachermeister August Heine; für die Provinz Hannover der 42-jährige derzeitige Zigarrenmacher und führende Tabakarbeiterfunktionär (»Tabakarbeiter-Bebel«) Heinrich Meister (u. a. seit 1884 Kassierer der Reichstagsfraktion); für Altbayern der 34-jährige Militärinvalide und derzeitige Schriftsteller Georg von Vollmar, der später zum populären Führer der bayerischen Sozialdemokratie wird; für das Herzogtum Braunschweig der schon für Reuß ältere Linie genannte 35-jährige derzeitige Schriftsteller Wilhelm Bios; für das Herzogtum Sachsen-Coburg-Gotha der 38-jährige gelernte Schuhmacher und derzeitige Gewerkschaftsredakteur Wilhelm Bock (später u. a. Vorsitzender des Rats der Volksbeauftragten des Freistaates Gotha); für Reuß jüngere Linie der 34-jährige gelernte Holzbildhauer und derzeitige Parteiredakteur Hugo Rödiger. Die SP ist nun in 9 Ländern (von 26) vertreten: Preußen (10 Mandate), Sachsen (5), Bayern (2), Hamburg (2), Hessen (l), Braunschweig (l), Sachsen-Coburg-Gotha (l), Reuß ältere Linie (l), Reuß jüngere Linie (l). Zum ersten Mal ist Sachsen nicht das Land mit den meisten SP-Mandaten, dies wird bis zum Ende des Kaiserreichs nun Preußen (mit allerdings insgesamt 236 Wahlkreisen) sein. Die SP erhält jetzt in 2 Ländern die absolute Mehrheit bei den Hauptwahlen: erneut in Reuß ältere Linie, wo die SP mit 56,6% das beste regionalspezifische Ergebnis für Reuß ältere Linie und das drittbeste regionale Ergebnis allgemein im Kaiserreich erzielt, und in Hamburg (51,7%), wo die SP bei allen Folgewahlen zumindest über 50%, seit 1898 sogar über 60% erreicht. Mit dem Erringen des einzigen Reichstagsmandates für das Land vertritt die SP auch Reuß jüngere Linie im Reichstag allein und erzielt dort entsprechend mit einem regionalen Mandatsanteil von 100% (l von l) die höchste regionalspezifische SP-Reichstagsrepräsentanz für Reuß jüngere Linie im Kaiserreich (ebenso 1890, 1893, 1898, 1903, 1912); dies steht im sichtbaren Gegensatz zu der SP-Repräsentanz im Landtag, wo die SP wohl schon 1877 ein Mandat gewinnt, aber angesichts des restriktiven Wahlrechts erst 1901 einen bedeutsameren Mandatsanteil (31%) erreichen kann.
Die SP erzielt in den (19) Regionen folgende Stimmanteile: Hamburg (51,7%), Sachsen (35,3%), Bremen (23,3%), Lübeck (22,6%), Braunschweig (21,8%), Thüringen (17,7%), Hessen (15,9%), Preußen (7,5%), Bayern (5,5%), Baden (5,3%), Württemberg (3,8%), Oldenburg (3,3%), Anhalt (3,1%), Mecklenburg-Schwerin (3,1%), Lippe (2,0%), Elsaß-Lothringen (l,8%) und Mecklenburg-Strelitz (0,4%); ohne Stimmanteile bleibt die SP in Waldeck und Schaumburg-Lippe. Im Vergleich zur letzten Wahl (Stimmenanteil) gewinnt die SP in 16 Regionen: Hamburg (+12,6%), Thüringen (+11,5%), Lübeck (+11,1%), Braunschweig (+7,2%), Sachsen ( + 7,1%), Hessen ( + 3,6%), Preußen ( + 3,3%), Baden ( + 3,0%), Anhalt ( + 1,8%), Mecklenburg-Schwerin ( + 1,7%), Elsaß-Lothringen (+1,4%), Württemberg ( + 1,2%), Oldenburg (+1,1%), Bayern ( + 1,0%), Lippe ( + 0,6%) und Mecklenburg-Strelitz (+0,4%), Bremen bleibt auf demselben Stand; dagegen verliert die SP bei dieser Wahl in keiner Region.
Bis zur nächsten Reichstagswahl tritt 1 MdR nachträglich ein. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 25 MdR (100%), davon sind 10 ( + 3; 40%) zum ersten Mal im Reichstag. Die MdR sind in folgenden Ländern geboren: 14 (+7; 56%) in Preußen (2 Berlin, 1 Posen, 3 Schlesien, 1 Prov. Sachsen, 1 Schleswig-Holstein, 2 Hannover, 1 Westfalen, 1 Hessen-Nassau, 2 Rheinprovinz), 4 (+2; 16%) in Bayern (l Oberbayern, 1 Niederbayern, 2 Mittelfranken), 3 ( + 2; 12%) in Sachsen (l KH Dresden, 1 KH Leipzig, 1 KH Zwickau) sowie je 1 (4%) in Baden, Hessen, Thüringen und Lübeck. Der ursprünglichen Konfession nach sind mind. 13 MdR (+4; 52%) evangelisch, erneut 3 MdR (12%) katholisch und 3 MdR (+2; 12%) jüdisch; mind. 16 MdR (+8; 64%) sind schon aus der Kirche ausgetreten oder werden dies später tun. Die MdR haben folgende Schulbildung absolviert: 12 MdR ( + 6; 48%) nur die Volksschule und 13 MdR (+6; 52%) weiterführende Schulen (darunter 1 mit Einjährigem, 1 mit Abitur sowie 4 mit Studium ohne und 1 mit Abschluß). Die »erlernten« Berufe der MdR lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 1 (+1; 4%) »Ungelernter Arbeiter« (l Tabakarbeiter), 17 ( + 4; 68%) »Gelernte Arbeiter« (u.a. 3 Schlosser, 2 Gerber, 2 Sattler), 2 (4-1; 8%) »Angestellte« (2 Handlungsgehilfen) und 5 (+1; 20%) »Bürgerliche Berufe«. Die bei Mandatsantritt »ausgeübten« Berufe der MdR lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 10 ( + 6; 40%) »Selbständige« (6 Kleinhändler, 4 Kleinfabrikanten), 2 (+2; 8%) »Bürgerliche Berufe« und 13 (+4; 52%) »Arbeiterbeamte« (13 Parteipublizistik). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 31 bis 58 Jahre und beträgt durchschnittlich 39 (-1) Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Reichstagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: 2 MdR (+2; 8%) bis unter 5 Jahre, 6 MdR ( + 2; 24%) 5 bis 9 Jahre, 5 MdR (+3; 20%) 10 bis 19 Jahre und 12 MdR ( + 5; 48%) 20 Jahre und länger. 21 MdR ( + 9; 84%) üben nur im Kaiserreich ein Reichstagsmandat aus, 4 ( + 3; 16%) sowohl im Kaisereich als auch in der Weimarer Republik. 7 MdR (+3; 28%) erhalten im Kaiserreich auch ein Landtagsmandat, erneut 1 MdR (4%) nur in der Weimarer Republik. Arbeiterbeamtenpositionen im Rahmen der Gesamtberufskarriere nehmen ein: 4 MdR ( + 4; 16%) bei den Gewerkschaften, 1 MdR (+1; 4%) bei den Krankenkassen, 9 MdR ( + 5; 36%) bei der Partei und 20 MdR (+7; 80%) bei der Parteipublizistik.
Der Reichstag wird am 14. Januar 1887 wegen eines Konflikts um die Heeresstärke vorzeitig aufgelöst; es werden baldige Neuwahlen ausgeschrieben.
1884 (Nov.) Hessen (→ 1887 Nov.)
  Bei den (l. SP) Landtagswahlen und der damit verbundenen halbschichtigen Erneuerung des Landtags werden für die beiden Wahlkreise Mainz-Stadt der 31-jährige gelernte Schlosser und Maschinenbauer und derzeitige Geschäftsführer der Offenbacher Parteidruckerei Karl Ulrich und der 33-jährige gelernte Tischler und derzeitige Kehlleistenfabrikant Franz Jost als erste Sozialdemokraten in die »Zweite Kammer« der »Landstände« des Großherzogtums Hessen gewählt. Ulrich hat eine glanzvolle politische Karriere vor sich: diese führt ihn vom langjährigen hessischen SP-Landesvorsitzenden und Reichstagsabgeordneten bis hin zum langjährigen hessischen Minister- bzw. Staatspräsidenten in der Weimarer Republik. Ulrich kann sein Mandat von 1884 bis 1931 (!) behaupten; nach fast einem halben Jahrhundert (nach 47 Jahren) kontinuierlicher Abgeordnetentätigkeit wird er erst im biblischen Alter von 88 Jahren aus dem Landtag scheiden – dies ist mit Abstand die längste Mandatsdauer unter den deutschen Landtagsabgeordneten. Jost, der zunächst nicht weniger erfolgreiche Politiker, wird u. a. ebenfalls 1890 Reichstagsabgeordneter, legt aber 1896 alle politischen Ämter nieder und tritt aus der Partei aus. Bis 1890 wird es bei nur 2 Mandaten in der Zweiten Kammer bleiben, was einen relativen Anteil von nur 4,0% (2 von 50) an der Gesamtzahl der Abgeordneten entspricht.
1884 (Nov.) Bremen (→ 1887 Nov.)
  Bei den (2. SP) Bürgerschaftswahlen kann die SP bei der halbschichtigen Erneuerung der Bürgerschaft 4 weitere Mandate erringen und verfügt nun über insgesamt 5 Abgeordnete (von 150). Der SP-Mandatsanteil beträgt jetzt 3,3% (+2,6%).
Bis zur nächsten halbschichtigen Erneuerung ergeben sich keine Mandatsveränderungen. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 5 MdL, davon sind 4 zum ersten Mal in der Bürgerschaft. Über diese frühen SP-Bürgerschaftsabgeordneten ist nur wenig bekannt. Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 1 »Unselbständiger Arbeiter« (Zigarrenarbeiter), 3 »Selbständige« (je 1 Bäckermeister, Kapitän, Gastwirt) und 1 »Arbeiterbeamter« (Vorsitzender des Tabakarbeiterverbands). Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: kein MdL bis unter 5 Jahre, 3 MdL 5 bis 9 Jahre, 1 MdL 10 bis 19 Jahre und 1 MdL 20 Jahre und länger.
1885 (Sep. 19) Sachsen (→ 1887 Okt.)
  Bei den (5. SP) Landtagswahlen kann die SP bei der drittelschichtigen Erneuerung der Zweiten Kammer ein weiteres Mandat hinzugewinnen. Die SP-Fraktion besteht nun aus 5 Abgeordneten (von 80); der SP-Mandatsanteil beträgt jetzt 6,3% (+1,3%).
Bis zur nächsten drittelschichtigen Erneuerung ergeben sich keine Mandatsveränderungen. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 5 MdL, davon ist erneut 1 zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: 3 (+3) in Sachsen (2 KH Dresden, 1 KH Zwickau) und erneut je 1 in Preußen und Bayern. Der ursprünglichen Konfession nach sind mind. 3 (+l) MdL evangelisch und erneut 1 MdL katholisch; mind. 4 ( + 2) MdL sind schon aus der Kirche ausgetreten oder werden dies später tun. Die MdL haben folgende Schulbildung absolviert: 2 (+l) MdL nur die Volksschule und erneut 3 MdL weiterführende Schulen (darunter 1 mit Studium ohne Abschluß). Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 2 ( + 2) »Ungelernte Arbeiter« (2 Tabakarbeiter), 2 (+l) »Gelernte Arbeiter« und 1 (-2) »Bürgerlicher Beruf«. Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 4 ( + 3) »Selbständige« und 1 (-1) »Arbeiterbeamter« (l Parteipublizistik). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 33 bis 59 Jahre und beträgt durchschnittlich 48 (-2) Jahre.
1885 (k. A.) Sachsen-Weimar (→ 1888)
  Bei den (l. SP) Landtagswahlen wird der 46-jährige gelernte Mützenmacher und derzeitige selbständige Mützenfabrikant Hermann Mangner für den Wahlkreis Apolda als erster Sozialdemokrat in den »Landtag« des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach gewählt. Mangner, seit 1869 Parteifunktionär in seiner Heimatstadt Apolda, behauptet sein Mandat bei den allgemeinen Wahlen bis 1894, bleibt allerdings der einzige Vertreter der Sozialdemokratie im Landtag von Sachsen-Weimar-Eisenach, was einen Anteil von nur 3,2% (l von 31) an der Gesamtzahl der Abgeordneten bedeutet.
1886 (März 2) Reich (→ 1887 Feb.)
  Bei einer Nachwahl im WK Sachsen 19 (Stollberg) siegt der 33-jährige Zigarrenfabrikant Friedrich Geyer schon im 1. Wahlgang (bisher: konservativ).
1886 (k. A.) Sachsen-Altenburg (→ 1889)
  Bei den (3. SP) Landtagswahlen kann der jetzt 54-jährige Müller und Zeugmacher Johann Gottfried Hüttig das einzige SP-Mandat behaupten; der SP-Mandatsanteil (l von 30) beträgt weiterhin 3,3%.
1886 (k. A.) Reuß jüngere Linie (→ 1889 Sep.)
  Bei den (4. SP) Landtagswahlen kann die SP erneut kein Mandat gewinnen und bleibt weiterhin ohne Vertretung im Landtag.
1887 (Feb. 21) Reich (→ 1888 Aug.)
  Bei den vorgezogenen (7.) Hauptwahlen (»Kartellwahlen«) kandidiert die SP in 268 Wahlkreisen (+43) und erhält insgesamt 763 128 Stimmen (+213 138), das entspricht – bei erheblich gestiegener Wahlbeteiligung (von 60,6% auf 77,5%!) – nur 10,1% von allen gültigen Stimmen ( + 0,4%). Die SP gewinnt im 1. Wahlgang 6 Mandate (-3). An Stichwahlen ist die SP in 18 Wahlkreisen (-6) beteiligt und erhält nur 5 Mandate (-10). Die Reichstagsfraktion wird – trotz Stimmengewinns – mehr als halbiert und besteht nun aus insgesamt 11 Abgeordneten (-13), das bedeutet einen Mandatsanteil von 2,8% (-3,2%).
Im Vergleich zur letzten Wahl (Mandate) gibt es für die SP in insgesamt 13 Wahlkreisen (-5) Mandatsveränderungen; die SP verliert folgende 13 Wahlkreise: Breslau 6, Magdeburg 4, Oberbayern 2, Sachsen 13, 16, 17, 18 und 22, Hessen 5, Braunschweig 1, Sachsen-Coburg-Gotha 2, Reuß ältere Linie, Reuß jüngere Linie; die SP gewinnt keinen Wahlkreis hinzu. Unter den 6 direkt in den Hauptwahlen gewonnenen Wahlkreisen findet sich erneut nur eine einzige SP-Hochburg (mit mehr als 60% Stimmenanteil bei der Hauptwahl): Hamburg 2 (Hamburg-West) mit 63,3%.
Die SP ist nun nur noch in 3 Ländern (von 26) vertreten: Preußen (8 Mandate), Hamburg (2), Bayern (l); dies ist die erste und einzige Mandatsperiode ohne einen einzigen sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten aus dem Königreich Sachsen. Die SP erhält nur noch in einem Land die absolute Mehrheit bei den Hauptwahlen: in Hamburg (52,6%).
Die SP erzielt in den (19) Reg ionen folgende Stimmanteile: Hamburg (52,6%), Lübeck (33,4%), Sachsen (28,7%), Bremen (27,8%), Braunschweig (20,4%), Thüringen (16,6%), Hessen (11,3%), Anhalt (8,8%), Preußen (8,7%), Bayern (6,6%), Mecklenburg-Schwerin (5,6%), Baden (4,8%), Oldenburg (4,5%), Württemberg (3,5%), Mecklenburg-Strelitz (2,4%), Schaumburg-Lippe (2,4%), Lippe (l,7%) und Elsaß-Lothringen (0,3%); ohne Stimmanteile (zum letzten Mal in einer Region) bleibt die SP nur noch in Waldeck. Im Vergleich zur letzten Wahl (Stimmenanteil) gewinnt die SP in 10 Regionen: Lübeck (+10,8%), Anhalt ( + 5,7%), Bremen ( + 4,5%), Mecklenburg-Schwerin ( + 2,5%), Schaumburg-Lippe ( + 2,4%), Mecklenburg-Strelitz (+2,0%), Preußen (+1,2%), Oldenburg (+1,2%), Bayern (+1,1%) und Hamburg ( + 0,9%); dagegen verliert die SP in 8 Regionen: Württemberg (-0,3%), Lippe (-0,3%), Baden (-0,5%), Thüringen (-1,1%), Braunschweig (-1,4%), Elsaß-Lothringen (-1,5%), Hessen (-4,6%) und Sachsen (-6,6%).
Bis zur nächsten Reichstagswahl scheiden 2 MdR vorzeitig aus und ebenfalls 2 MdR treten nachträglich ein. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 13 MdR (100%), davon ist 1 (-9; 8%) zum ersten Mal im Reichstag. Die MdR sind in folgenden Ländern geboren: 10 (-4; 77%) in Preußen (l Berlin, 1 Posen, 2 Schlesien, 1 Schleswig-Holstein, 2 Hannover, 1 Westfalen, 2 Rheinprovinz), 1 (-3; 8%) in Bayern (l Mittelfranken) sowie je 1 (8%) in Hessen und Lübeck. Der ursprünglichen Konfession nach sind mind. 8 MdR (-5; 62%) evangelisch, 1 MdR (-2; 8%) katholisch und 2 MdR (-1; 15%) jüdisch; mind. 8 MdR (-8; 62%) sind schon aus der Kirche ausgetreten oder werden dies später tun. Die MdR haben folgende Schulbildung absolviert: 8 MdR (-4; 62%) nur die Volksschule und 5 MdR (-8; 38%) weiterführende Schulen (darunter 1 mit Einjährigem, 2 mit Studium ohne Abschluß). Die »erlernten« Berufe der MdR lassen sich folgendermaßen klassifizieren: erneut 1 (8%) »Ungelernter Arbeiter«, 9 (-7; 69%) »Gelernte Arbeiter« (u. a. 2 Schlosser, 2 Gerber), 1 (-1; 8%) »Angestellter« und 2 (-3; 15%) »Bürgerliche Berufe«. Die bei Mandatsantritt »ausgeübten« Berufe der MdR lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 3 (-7; 23%) »Selbständige« (u. a. 2 Kleinhändler), 2 (+2; 15%) »Bürgerliche Berufe« und 8 (-5; 62%) »Arbeiterbeamte« (8 Parteipublizistik). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 37 bis 61 Jahre und beträgt durchschnittlich 45 ( + 6) Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Reichstagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: kein MdR (-2) bis unter 5 Jahre, 2 MdR (-4; 15%) 5 bis 9 Jahre, erneut 5 MdR (38,5%) 10 bis 19 Jahre und 6 MdR (-6; 46%) 20 Jahre und länger. 3 MdR (-4; 23%) erhalten im Kaiserreich auch ein Landtagsmandat. Arbeiterbeamtenpositionen im Rahmen der Gesamtberufskarriere nehmen ein: 6 MdR (-3; 46%) bei der Partei und 11 MdR (-9; 85%) bei der Parteipublizistik.
1887 (Sep. 7) Schwarzburg-Rudolstadt (→ 1890 Sep.)
  Bei den (6. SP) Landtagswahlen kehrt die SP nach zehnjähriger Abstinenz mit der Wahl des 37-jährigen Knopffabrikanten Karl Apel für den Wahlkreis Frankenhausen in den Landtag zurück. Apel, seit 1878 führender SP-Funktionär in seiner Heimatstadt Frankenhausen, bleibt bis 1899 einziger sozialdemokratischer Abgeordneter; der »Hofgängerei« bezichtigt, wird er 1899 nicht mehr nominiert. Der SP-Mandatsanteil (l von 16) beträgt 6,3%.
1887 (Okt. 2) SAPD-Kongreß in St. Gallen (→ 1890 Okt.)
  Der Kongreß stimmt im Hinblick auf eine Wahlbeteiligung einem Antrag von August Bebel zu: »Der Parteitag empfiehlt den Parteigenossen, überall da, wo Erfolge in Aussicht stehen, in die Wahlagitation einzutreten, sei es für den Reichstag, die Landtage oder die Gemeindevertretungen, doch ist insbesondere in bezug auf die letzteren sorgfältigste Erwägung geboten. Bei den Reichstagswahlen ist es Pflicht der Genossen, in jedem Wahlkreise, wo Stimmen zu erlangen sind, wenigstens Zählkandidaten aufzustellen. Der Parteitag spricht ferner die bestimmte Erwartung aus, daß die Parteigenossen in allen diesen Agitationen, gestützt auf die eigenen Kräfte und unter Zurückweisung jedes wie immer gearteten Kompromisses, selbständig vorgehen. Im Falle von engeren Wahlen empfiehlt der Parteitag, gestützt auf die bisher gemachten Erfahrungen, Stimmenthaltung«.- In einem weiteren Beschluß heißt es im Hinblick auf die Kandidatennominierung: »l) Der Parteitag verlangt von dem künftigen Zentralwahlkomitee, daß dasselbe den Vielkandidaturen einzelner Genossen nach Möglichkeit entgegentritt. 2) Es dürfen nur solche Kandidaten bei einer Wahl aufgestellt werden, die voll und ganz auf dem Boden unseres Programms stehen und sich als Sozialdemokraten bekennen«.Im Hinblick auf die parlamentarische Tätigkeit der Partei im Reichstag und in den Landtagen bekräftigt der Kongreß in einer Resolution die bisherige Haltung: »das Hauptgewicht« sei »auf die kritische und agitatorische Seite zu legen und die positive gesetzgeberische Tätigkeit nur in der Voraussetzung zu pflegen, daß bei dem heutigen Stand der Parteigruppierungen und der ökonomischen Verhältnisse über die Tragweite dieser positiven Tätigkeit im Parlament für die Klassenlage der Arbeiter in politischer wie ökonomischer Hinsicht kein Zweifel gelassen und keine Illusion geweckt werden kann«.
In der Bilanz der zentralen Parteikasse für die Zeit vom April 1883 bis August 1887 werden die speziellen Wahlkampfkosten mit 100 527 Mark beziffert, das entspricht einem Anteil von 59,1% an den Gesamtausgaben der Partei. Für den Reichstagswahlkampf 1884 werden 31637 Mark und für den von 1887 werden 30 762 Mark ausgewiesen.
1887 (Okt. 18) Sachsen (→ 1889 Okt.)
  Bei den (6. SP) Landtagswahlen kann die SP bei der drittelschichtigen Erneuerung der Zweiten Kammer kein weiteres Mandat hinzugewinnen. Die SP-Fraktion besteht weiterhin aus 5 Abgeordneten (von 80); der SP-Mandatsanteil beträgt erneut 6,3%.
Bis zur nächsten drittelschichtigen Erneuerung ergeben sich keine Mandatsveränderungen. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 5 MdL, davon ist keiner zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: erneut 3 in Sachsen (2 KH Dresden, 1 KH Zwickau) und erneut je 1 in Preußen und Bayern. Der ursprünglichen Konfession nach sind erneut mind. 3 MdL evangelisch und erneut 1 MdL katholisch; erneut mind. 4 MdL sind schon aus der Kirche ausgetreten oder werden dies später tun. Die MdL haben folgende Schulbildung absolviert: erneut 2 MdL nur die Volksschule und erneut 3 MdL weiterführende Schulen (darunter 1 mit Studium ohne Abschluß). Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: erneut 2 »Ungelernte Arbeiter« (2 Tabakarbeiter), erneut 2 »Gelernte Arbeiter« und erneut 1 »Bürgerlicher Beruf«. Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: erneut 4 »Selbständige« und erneut 1 »Arbeiterbeamter« (l Parteipublizistik). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 35 bis 61 Jahre und beträgt durchschnittlich 50 (+2) Jahre.
1887 (Nov.) Hessen (→ 1890 Nov.)
  Bei den (2. SP) Landtagswahlen kann die SP bei der halbschichtigen Erneuerung des Landtages kein weiteres Mandat hinzugewinnen. Der SP-Mandatsanteil (2 von 50) beträgt weiterhin 4,0%.
Die SP-»Fraktion« besteht weiterhin aus dem 34-jährigen gelernten Schlosser und Maschinenbauer und derzeitigen Geschäftsführer der Offenbacher Parteidruckerei Karl Ulrich und dem 36-jährigen gelernten Tischler und derzeitigen Kehlleistenfabrikant Franz Jost.
1887 (Nov.) Bremen (→ 1890 Nov.)
  Bei den (3. SP) Bürgerschaftswahlen kann die SP bei der halbschichtigen Erneuerung der Bürgerschaft das einzige zur Disposition stehende sozialdemokratische Mandat behaupten und 3 weitere Mandate hinzugewinnen. Die Sozialdemokratie ist damit mit insgesamt 8 Abgeordneten in der Bürgerschaft vertreten. Absolut betrachtet, erzielt die Bremer Sozialdemokratie mit 8 Mandaten die höchste Zahl von sozialdemokratischen Abgeordneten in einem Landtag bis 1890 überhaupt; relativ allerdings bedeutete dies nur einen Anteil von 5,3% (8 von 150) an den Mandaten der Bremer Bürgerschaft insgesamt.
Bis zur nächsten halbschichtigen Erneuerung ergeben sich keine Mandatsveränderungen. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 8 MdL, davon sind 3 zum ersten Mal in der Bürgerschaft. Uber diese frühen SP-Bürgerschaftsabgeordneten ist nur wenig bekannt. Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: mind. 2 »Unselbständige Arbeiter« (l Zigarrenarbeiter, 1 Maurer), 4 »Selbständige« (2 Gastwirte, 1 Bäckermeister, 1 Kapitän) und 1 »Arbeiterbeamter« (Vorsitzender des Tabakarbeiterverbands). Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: kein MdL bis unter 5 Jahre, 5 (+2) MdL 5 bis 9 Jahre, 2 (+l) MdL 10 bis 19 Jahre und erneut 1 MdL 20 Jahre und länger.
1888 (Aug. 30) Reich (→ 1889 Jan.)
  Bei einer Nachwahl im WK Berlin 6 siegt der jetzt 62-jährige Schriftsteller Wilhelm Liebknecht schon im 1. Wahlgang (bisher: Wilhelm Hasenclever, der sein Mandat am 25. Juni 1888 niedergelegt hat).
1888 (k. A.) Sachsen-Weimar (→ 1891 Sep.)
  Bei den (2. SP) Landtagswahlen kann der 49-jährige gelernte Mützenmacher und derzeitige selbständige Mützenfabrikant Hermann Mangner nur das bisherige (einzige) SP-Mandat, behaupten. Der SP-Mandatsanteil (l von 3l) beträgt weiterhin 3,2%.
1889 (Jan. 25) Reich (→ 1890 Feb.)
  Bei einer Nachwahl im WK Breslau 7 (Breslau-West) siegt der 43-jährige Schneidermeister August Kühn in der Stichwahl gegen einen fortschrittlichen Kandidaten (bisher: Julius Kräk-ker, der am 2. Oktober 1888 verstorben ist).
1889 (Sep. 17) Reuß jüngere Linie (→ 1892 Sep.)
  Bei den (5. SP) Landtagswahlen bleibt der SP erneut der Gewinn eines Mandates versagt, so daß sie weiterhin im Landtag nicht vertreten ist.
1889 (k. A.) Sachsen-Altenburg (→ 1892 März)
  Bei den (4. SP) Landtagswahlen zieht mit dem 42-jährigen Buchbindermeister Bruno Buchwald ein zweiter Sozialdemokrat (für den städtischen Wahlkreis Altenburg) in den Landtag ein. Immerhin erreicht die Partei damit einen Anteil von 6,7% (2 von 30) an den Landtagsmandaten in Sachsen-Altenburg und erzielt damit (hinter Sachsen 1889) den zweithöchsten sozialdemokratischen Mandatsanteil in sämtlichen deutschen Landtagen bis 1890. Buchwald, seit 1887 auch Kandidat und 1903 bis 1904 sogar Abgeordneter für den Reichstagswahlkreis Sachsen-Altenburg, kann sein Landtagsmandat 21 Jahre lang (bis 1910) behaupten.
1889 (Okt. 15) Sachsen (→ 1891 Okt.)
  Bei den (7. SP) Landtagswahlen kann die SP bei der drittelschichtigen Erneuerung der Zweiten Kammer 2 weitere Mandate hinzugewinnen. Die SP-Fraktion besteht nun aus 7 Abgeordneten (von 80); der SP-Mandatsanteil beträgt jetzt 8,8% ( + 2,5%). Absolut betrachtet, erzielt die sächsische Sozialdemokratie mit 7 Mandaten (hinter Bremen 1887) die zweithöchste Zahl von sozialdemokratischen Abgeordneten in einem Landtag bis 1890 überhaupt; relativ allerdings bedeutete dies sogar den höchsten sozialdemokratischen Mandatsanteil in sämtlichen deutschen Landtagen bis 1890.
Bis zur nächsten drittelschichtigen Erneuerung ergeben sich keine Mandatsveränderungen. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 7 MdL, davon sind 2 ( + 2) zum ersten Mal im Landtag. Mit Heinrich und Wilhelm Stolle vertreten nun zum ersten Mal gleichzeitig zwei Brüder die SP in einem Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: mind. 4 (+l) in Sachsen (2 KH Dresden, 2 KH Zwickau) und je 1 in Preußen und Hessen. Der ursprünglichen Konfession nach sind mind. 5 (+2) MdL evangelisch; mind. 5 (+l) MdL sind schon aus der Kirche ausgetreten oder werden dies später tun. Die MdL haben folgende Schulbildung absolviert: mind. 4 ( + l) MdL nur die Volksschule und 2 (-l) MdL weiterführende Schulen (darunter 1 mit Studienabschluß). Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: erneut 2 »Ungelernte Arbeiter« (2 Tabakarbeiter), 3 (+l) »Gelernte Arbeiter«, 1 »Angestellter« und 1 (-2) »Bürgerlicher Beruf«. Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 6 (+2) »Selbständige« und erneut 1 »Arbeiterbeamter« (l Parteipublizistik). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 36 bis 63 Jahre und beträgt durchschnittlich 47 (-3) Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: 1 (+l) MdL bis unter 5 Jahre, erneut 3 MdL 5 bis 9 Jahre und 3 ( + 3) MdL 10 bis 19 Jahre.
1890 (Feb. 20) Reich (→ 1892 März)
  Bei den (8.) Hauptwahlen kandidiert die SP in 361 Wahlkreisen ( + 93!) und erhält insgesamt 1 427 298 Stimmen (+664 170, fast eine Verdopplung!), das entspricht 19,7% von allen gültigen Stimmen ( + 9,6%) und bedeutet den höchsten relativen Stimmenzuwachs im Kaiserreich. Seit dieser Wahl ist die SP bis zum Ende des Kaiserreichs die stimmstärkste Partei bei den Reichstagswahlen. Die SP gewinnt im 1. Wahlgang schon 20 Mandate (+14). An Stichwahlen ist die SP in 57 Wahlkreisen ( + 39) beteiligt und erhält weitere 15 Mandate (+10). Die Reichstagsfraktion wird mehr als verdreifacht und besteht nun aus insgesamt 35 Abgeordneten ( + 24), das bedeutet einen Mandatsanteil von 8,8% (+6,0%); hinter Zentrum (106 Sitze von 397), Konservativen (73), Freisinnigen (66) und Nationalliberalen (42) ist die SP – trotz des erheblichen Stimmemzuwachses – nur die fünftstärkste Fraktion.
Im Vergleich zur letzten Wahl (Mandate) gibt es für die SP in insgesamt 26 Wahlkreisen (+13) Mandatsveränderungen; die SP verliert nur einen Wahlkreis: Breslau 7; die SP gewinnt folgende 25 Wahlkreise (* = zum ersten Mal) hinzu: Königsberg 3*, Potsdam 6*, Breslau 6, Merseburg 4*, Magdeburg 4 und 7*, Schleswig-Holstein 6*, Sachsen 13 und 15, 16, 17, 18 und 19, Oberbayern 1* und 2, Baden 11*, Hessen 5 und 9*, Braunschweig 1, Reuß ältere Linie, Reuß jüngere Linie, Hamburg 3*, Bremen*, Lübeck* und Elsaß-Lothringen 2*. Unter den 20 direkt in den Hauptwahlen gewonnenen Wahlkreisen finden sich 8 ( + 7) SP-Hochburgen (mit mehr als 60% Stimmenanteil bei der Hauptwahl; * = zum ersten Mal): Berlin 4* mit 72,5%, Hamburg 2 (Hamburg-West) 67,0%, Elsaß-Lothringen 2* (Mühlhausen) 63,4%, Sachsen 16* (Chemnitz) 62,5%, Berlin 6* mit 62,2%, Schleswig-Holstein 8* (Altona) 62,1%, Sachsen 13* (Leipzig-Land) 61,3%, Sachsen 17 (Glauchau-Meerane) 60,2%. Der Wahlkreis Berlin 4 bleibt bei jeder Wahl bis zum Ende des Kaiserreichs diejenige SP-Hochburg mit den jeweils höchsten Stimmenanteilen, die stets mehr als 70% betragen und 1912 mit schließlich 82,4% den SP-Spitzenwert für das ganze Kaiserreich darstellen.
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gendermaßen klassifizieren: 5 ( + 4; 14%) »Ungelernte Arbeiter« (5 Tabakarbeiter), 24 ( + 15; 67%) »Gelernte Arbeiter« (u. a. 5 Schlosser, 4 Tischler, 2 Schuhmacher, 2 Buchdrucker), erneut 1 (3%) »Angestellter« (l Handlungsgehilfe) und 6 ( + 4; 17%) »Bürgerliche Berufe« (4 Schriftsteller, 1 Rechtsanwalt, 1 Lehrer). Die bei Mandatsantritt »ausgeübten« Berufe der MdR lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 3 ( + 3; 8%) noch »Unselbständige Arbeiter«, 13 ( + 9; 36%) »Selbständige« (5 Kleinfabrikanten, 5 Kleinhändler, 3 Gastwirte), erneut 2 (6%) »Bürgerliche Berufe« (l Großfabrikant/Privatier, 1 Rechtsanwalt) und 18 (+10; 50%) »Arbeiterbeamte« (17 Parteipublizistik, 1 Krankenkassen). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 30 bis 64 Jahre und beträgt durchschnittlich 42 (-3) Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Reichstagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: 2 MdR (+2; 6%) bis unter 5 Jahre, 3 MdR (+1; 8%) 5 bis 9 Jahre, 12 MdR ( + 7; 33%) 10 bis 19 Jahre und 19 MdR (+13; 53%) 20 Jahre und länger. 29 MdR ( + 17; 81%) üben nur im Kaiserreich ein Reichstagsmandat aus, 7 (+6; 19%) sowohl im Kaiserreich als auch in der Weimarer Republik. 13 MdR ( + 10; 36%) erhalten nur im Kaiserreich ein Landtagsmandat, 1 MdR ( + 1; 3%) nur in der Weimarer Republik und 2 MdR ( + 2; 6%) in beiden Phasen. Arbeiterbeamtenpositionen im Rahmen der Gesamtberufskarriere nehmen ein: 6 MdR ( + 6; 17%) bei den Gewerkschaften, 3 MdR ( + 3; 8%) bei den Genossenschaften, 1 MdR (+1; 3%) bei den Krankenkassen, 10 MdR ( + 4; 28%) bei der Partei und 26 MdR ( + 15; 72%) bei der Parteipublizistik. (Hauptamtliche) Positionen in Politik/ öffentlicher Verwaltung im Rahmen der Gesamtberufskarriere werden einnehmen: 2 MdR ( + 2; 6%) in der Reichsverwaltung, 4 ( + 4; 11%) in einer Landesregierung und 2 (+2; 6%) in einer Landesverwaltung.
Der Reichstag wird erneut wegen eines Konflikts um die Heeresstärke am 6. Mai 1893 aufgelöst; es werden baldige Neuwahlen ausgeschrieben.
1890 (Feb.) Länder (seit 1871)
  Seit 1871 hat sich die SP erfolgreich (mindestens Gewinn eines Mandates) oder auch erfolglos (nach Gewinn des ersten Mandates) an insgesamt 29 Landtagswahlen beteiligt. Die SP erreicht folgende Mandatsanteile: Sachsen 1889 (8,8%), Sachsen-Altenburg 1889 (6,7%), Schwarzburg-Rudolstadt 1871, 1874 und 1887, Sachsen 1885 und 1887, Reuß jüngere Linie 1877, 1880 und 1883 (alle jeweils 6,3%), Bremen 1887 (5,3%), Sachsen 1881 und 1883 (5,0%), Hessen 1884 und 1887 (4,0%), Sachsen 1879 (3,8%), Sachsen-Altenburg 1880, 1883 und 1886 (3,3%), Bremen 1884 (3,3%), Sachsen-Weimar 1885 und 1888 (3,2%), Sachsen 1877 (l,3%) und Bremen 1881 (0,7%); ohne Mandatsgewinn (nach Verlust des Erstmandates) bleibt die SP in Schwarzburg-Rudolstadt 1877, 1880 und 1883, in Reuß jüngere Linie 1886 und 1889. Bei 15 Landtagswahlen verzeichnet die SP (leichte) Gewinne (Mandatsanteile): Schwarzburg-Rudolstadt 1871 und 1887, Reuß jüngere Linie 1877 (jeweils +6,3%), Hessen 1884 ( + 4.0), Sachsen-Altenburg 1880 und 1889 ( + 3.3), Sachsen-Weimar 1885 (+3.2), Bremen 1884 ( + 2,6%), Sachsen 1879 und 1889 (2,5%), Bremen 1887 (+2.0), Sachsen 1877, 1881 und 1885 (+1,3%) und Bremen 1881 ( + 0,7%). Bei 7 Landtagswahlen kann die SP ihren bisherigen Mandatsanteil behaupten: Schwarzburg-Rudolstadt 1874, Sachsen-Weimar 1888, Sachsen-Altenburg 1883 und 1886, Sachsen 1883 und 1887, Reuß jüngere Linie 1880 und 1883, Hessen 1887. Nur bei 2 Landtagswahlen verzeichnet die SP Verluste (Mandatsanteile): Schwarzburg-Rudolstadt 1877 (-6,3%) und Reuß jüngere Linie 1880 (-6,3%).
Die SP zieht in 7 Landtagen (von 23, ohne die beiden Mecklenburg) zum ersten Mal ein: 1871 Schwarzburg-Rudolstadt, 1877 Reuß jüngere Linie und Sachsen, 1880 Sachsen-Altenburg, 1881 Bremen, 1884 Hessen und 1885 Sachsen-Weimar. Die SP verfügt am Ende dieser ersten langen Phase nur über insgesamt 21 Landtagsmandate, damit hat die SP einen Anteil von 1,3% an allen Landtagsmandaten (im Gesamtdurchschnitt: 1664) erreicht. Nach der Reichstagswahl vom Februar 1890 stehen 35 Reichstagsabgeordnete nur 21 Landtagsabgeordneten (l MdR : 0.6 MdL) gegenüber.
1890 (Sep. 1) Schwarzburg-Rudolstadt (→ 1893 Okt.)
  Bei den (7. SP) Landtagswahlen kann der jetzt 40-jährige Knopffabrikant Karl Apel das bisherige (einzige) SP-Mandat behaupten. Der SP-Mandatsanteil (l von 16) beträgt weiterhin 6,3%.
1890 (Okt. 12) SPD-Parteitag in Halle (→ 1891 Okt.)
  Der Parteitag nimmt folgenden Antrag zur Wahlbeteiligung an: »Der Parteitag empfiehlt den Parteigenossen, überall da, wo Erfolge in Aussicht stehen, und seien dieselben auch nur propagandistischer Art, in die Wahlagitation einzutreten, sei es für den Reichstag, die Landtage oder Gemeindevertretung«.
In der Bilanz der zentralen Parteikasse für die Zeit vom Oktober 1887 bis September 1890 werden die speziellen Wahlkampfkosten mit 78 088 Mark beziffert, das entspricht einem Anteil von 40,7% an den Gesamtausgaben der Partei.
1890 (Nov. 17) Bremen (→ 1893 Nov.)
  Bei den (4. SP) Bür gerschaftswahlen verliert die SP bei der halbschichtigen Erneuerung 3 Mandate und ist nur noch mit insgesamt 5 Abgeordneten (von 150) in der Bürgerschaft vertreten. Der SP-Mandatsanteil beträgt 3,3% (-2,0%).
Bis zur nächsten halbschichtigen Erneuerung ergeben sich keine Mandatsveränderungen. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 5 MdL, davon ist keiner (-3) zum ersten Mal in der Bürgerschaft. Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: mind. 2 »Ungelernte Arbeiter« (2 Zigarrenarbeiter) und 2 »Gelernte Arbeiter«. Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 2 »Unselbständige Arbeiter«, 1 »Selbständiger« und 2 »Arbeiterbeamte« (l Parteipublizistik, 1 Gewerkschaften). Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: kein MdL bis unter 5 Jahre, 2 (-3) MdL 5 bis 9 Jahre, erneut 2 MdL 10 bis 19 Jahre und erneut 1 MdL 20 Jahre und länger.
1890 (Nov.) Hessen (→ 1893 Okt.)
  Bei den (3. SP) Landtagswahlen gewinnt die SP bei der halbschichtigen Erneuerung des Landtags ein weiteres Mandat hinzu. Die SP verfügt nun über 3 Mandate (von 50). Der SP-Mandatsanteil beträgt 6,0% (+2,0%).
Bis zur nächsten halbschichtigen Erneuerung des Landtages tritt 1 MdL nachträglich ein. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 4 MdL, davon sind 2 ( + 2) zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: 2 in Hessen und je 1 Braunschweig und Elsaß-Lothringen. Der ursprünglichen Konfession nach sind mind. 3 MdL (+l) evangelisch, kein MdL katholisch oder jüdisch; mind. 3 MdL ( + l) sind schon aus der Kirche ausgetreten oder werden dies später tun. Die MdL haben folgende Schulbildung absolviert: mind. 3 (+l) die Volksschule. Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: mind. 3 »Gelernte Arbeiter«. Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 4 ( + 2) »Selbständige« (u. a. 2 Kleinhändler). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 37 bis 41 Jahre und beträgt durchschnittlich 39 ( + 4) Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: 1 MdL ( + l) bis unter 5 Jahre, 1 MdL (+1)5 bis 9 Jahre, erneut 1 MdL 10 bis 19 Jahre und erneut 1 MdL 20 Jahre und länger.
1891 (Sep. 1) Sachsen-Weimar (→ 1894 Sep.)
  Bei den (3. SP) Landtagswahlen kann der 52-jährige gelernte Mützenmacher und derzeitige selbständige Mützenfabrikant Hermann Mangner nur das bisherige (einzige) SP-Mandat, behaupten. Der SP-Mandatsanteil (l von 31) beträgt weiterhin 3,2%.
1891 (Sep. 22) Sachsen-Meiningen (→ 1897 Sep.)
  Bei den (l. SP) Landtagswahlen wird der 39-jährige ehemalige Handlungsgehilfe und derzeitige Parteiredakteur Eduard Wehder für seinen Heimatwahlkreis Sonneberg als erster Sozialdemokrat in den Landtag des Herzogtums Sachsen-Meiningen gewählt. Wehder, ab 1893 Reichstagskandidat für Sachsen-Meiningen und später Geschäftsführer des Konsumvereins Sonneberg, gehört dem Landtag 29 Jahre lang (bis zur Eingliederung Sachsen-Meiningens in Thüringen 1920) an und fungiert ab 1909 als Vizepräsident und ab 1919 als Präsident des Landtages. Der SP-Mandatsanteil (l von 24) beträgt 4,2% ( + 4,2%).
1891 (Okt. 2) Baden (→ 1893 Okt.)
  Bei den (l. SP) Landtagswahlen ziehen mit dem gelernten Tischler und derzeitigen Zigarrenhändler August Dreesbach (seit 1890 Reichstagsabgeordneter für den Wahlkreis Mannheim-Schwetzingen-Weinheim) und mit dem »radikalen« Schriftsteller Dr. Philipp August Rüdt, der allerdings schon 1895 aus der Partei ausgeschlossen wird, zum ersten Mal sozialdemokratische Abgeordnete (beide für den Wahlkreis Mannheim-Stadt) in die Zweite Kammer des Großherzogtums Baden ein. Der SP-Mandatsanteil (2 von 63) beträgt 3,2% ( + 3,2%).
Bis zur nächsten halbschichtigen Erneuerung des Landtages ergeben sich keine Mandatsveränderungen. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus 2 MdL. Die Fraktion rekrutiert sich aus 1 gebürtigem Badener (Rüdt) und 1 Preußen (Dreesbach), der allerdings schon seit zwei Jahrzehnten in Mannheim wohnt. Beide gehören dem gleichen Geburtsjahrgang (1844) an, sind demnach bei Mandatsantritt 47 Jahre alt. Die ursprüngliche Konfession von beiden ist nicht bekannt, beide gehören bei Mandatsantritt der Kirche nicht mehr an. Dreesbach hat nur die Volksschule absolviert und erlernt anschließend das Tischlerhandwerk. Rüdt studiert nach dem Abitur, bricht allerdings sein Studium ab, um eine Redakteurstätigkeit aufzunehmen; erst 20 Jahre später holt er mit der Promotion den Studienabschluß nach. Bei Mandatsantritt übt Rüdt seine schriftstellerische Tätigkeit noch aus, während Dreesbach inzwischen eine Tabak- und Zigarrenhandlung in Mannheim führt. Die ausgeübten Berufe lassen sich dabei folgendermaßen klassifizieren: 1 »Selbständiger« und 1 »Arbeiterbeamter«. Während Rüdt als Führer eines »radikalen« Parteiflügels schon 1895 aus der Partei ausgeschlossen wird und sein Mandat daher nur 4 Jahre ausüben kann, übt Dreesbach sein Mandat immerhin 10 Jahre lang (bis zu seinem Verzicht 1901) aus. Beide kandidieren zum Reichstag, allerdings nur Dreesbach auch erfolgreich. Dreesbach fungiert von 1891 bis 1893 und 1898 bis 1901 gleichzeitig als Reichs- und Landtagsabgeordneter.
1891 (Okt. 13) Sachsen (→ 1893 Okt.)
  Bei den (8. SP) Landtagswahlen kann bei der drittelschichtigen Erneuerung der Zweiten Kammer die SP die zur Disposition stehenden 4 Mandate behaupten und 4 weitere Mandate hinzugewinnen. Die SP-Fraktion besteht nun aus 11 Abgeordneten (von 80). Der SP-Mandatsanteil beträgt 13,8% ( + 5,0%).
Bis zur nächsten drittelschichtigen Erneuerung scheidet 1 MdL vorzeitig aus. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 11 MdL (100%), davon sind 5 ( + 3; 45%) zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: mind. 8 ( + 5; 72%) in Sachsen (3 KH Dresden, 1 KH Leipzig, 4 KH Zwickau) und je 1 (9%) in Bayern und Hessen. Der ursprünglichen Konfession nach sind mind. 7 (+2; 64%) MdL evangelisch und 1 (+1; 9%) katholisch; mind. 7 ( + 2; 64%) MdL sind schon aus der Kirche ausgetreten oder werden dies später tun. Die MdL haben folgende Schulbildung absolviert: mind. 7 ( + 3; 64%) MdL nur die Volksschule und 3 (+1; 27%) MdL weiterführende Schulen (darunter 1 mit Studienabschluß). Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 3 ( + 1; 27%) »Ungel ernte Arbeiter« (3 Tabakarbeiter), 6 ( + 3; 55%) »Gelernte Arbeiter«, erneut 1 (9%) »Angestellter« und erneut 1 (9%) »Bürgerlicher Beruf«. Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 1 (+1; 9%) »Unselbständiger Arbeiter«, erneut 6 (55%) »Selbständige« und 4 (+3; 36%) »Arbeiterbeamte« (l Partei, 1 Parteipublizistik, 1 Gewerkschaften, 1 Genossenschaften). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 36 bis 65 Jahre und beträgt durchschnittlich erneut 47 Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: 2 ( + 1; 18%) MdL bis unter 5 Jahre, erneut 3 (27%) MdL 5 bis 9 Jahre und 5 ( + 2; 45%) MdL 10 bis 19 Jahre und 1 (+1; 9%) 20 Jahre und länger.
1891 (Okt. 14) SPD-Parteitag in Erfurt (→ 1893 Okt.)
  Der Parteitag verabschiedet ein neues Parteiprogramm; darin wird u. a. gefordert: »Allgemeines, gleiches, direktes Wahl- und Stimmrecht mit geheimer Stimmabgabe aller über 20 Jahre alten Reichsangehörigen ohne Unterschied des Geschlechts für alle Wahlen und Abstimmungen. Proportional-Wahlsystem; und bis zu dessen Einführung gesetzliche Neueinteilung der Wahlkreise nach jeder Volkszählung. Zweijährige Gesetzgebungsperioden. Vornahme der Wahlen und Abstimmungen an einem gesetzlichen Ruhetag. Entschädigung für die gewählten Vertreter. Aufhebung jeder Beschränkung politischer Rechte außer im Falle der Entmündigung«.- Im Rahmen des Tagesordnungspunktes »Die Taktik der Partei« stimmt der Parteitag der Resolution des Referenten August Bebel zu, in der es u. a. heißt: Die »Eroberung der politischen Macht« sei das »erste und Hauptziel«, nach der »jede klassenbewußte Proletarierbewegung streben muß … Es liegt kein Grund vor, die bisherige Taktik der Partei zu ändern. Der Parteitag betrachtet es vielmehr noch immer als Pflicht der Parteigenossen, mit allen ihnen zu Gebote stehenden Kräften und Mitteln die Agitation für die Reichstags-, Landtagsund Gemeinderathswahlen zu betreiben, wo immer nur eine Aussicht auf Erfolg, ohne Verletzung des Prinzips, sich bietet.« Der Parteitag betrachte »die Agitation für die Reichstags-, Landtags- und Gemeinderaths-Wahlen als besonders wirksam für die sozialistische Propaganda, weil sie die beste Gelegenheit bietet, mit den proletarischen Klassen in Berührung zu kommen und dieselben über ihre Klassenlage aufzuklären, und weil die Benutzung der parlamentarischen Tribüne das wirksamste Mittel ist, die Unzulänglichkeiten der öffentlichen Gewalten … die Unfähigkeit der herrschenden Klassen . . . vor aller Welt zu offenbaren.«
1892 (März 1) Sachsen-Altenburg (→ 1895 Apr.)
  Bei den (5. SP) Landtagswahlen kann die SP die bisherigen 2 Mandate im Landtag behaupten. Der SP-Mandatsanteil (2 von 30) beträgt weiterhin 6,7%.
Bis zur nächsten Landtagswahl ergeben sich keine Mandatsveränderungen. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 2 MdL, davon ist keiner zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: 1 in Sachsen-Altenburg und 1 in Sachsen. Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 2 »Gelernte Arbeiter«. Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 2 »Selbständige«. Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt beträgt 45 und 60 Jahre und durchschnittlich 53 Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: 1 MdL 10 bis 19 Jahre und 1 MdL 20 Jahre und länger.
1892 (März 15) Reich (→ 1893 Juni)
  Bei einer Nachwahl im WK Sachsen 22 (Auerbach) siegt der 40-jährige Zigarrenfabrikant Franz Hofmann schon im 1. Wahlgang (bisher: konservativ).
1892 (Aug.) Sachsen-Coburg-Gotha (→ 1896 Sep.)
  Bei den (l. SP) Landtagswahlen erringt als erster Sozialdemokrat der 46-jährige gelernte Schuhmacher und derzeitige Gewerkschaftsredakteur Wilhelm Bock ein Mandat (für die Stadt Gotha) im Landtag der vereinten Herzogtümer Sachsen-Coburg-Gotha. Der in Schwarzburg-Sondershausen geborene Bock, schon mit 27 Jahren Präsident der Schuhmachergewerkschaft, ist der Typ des schon früh auch politisch erfolgreich agierenden Gewerkschaftsführers: seit 1874 Reichstagskandidat, seit 1884 (mit Unterbrechung) Reichstagsabgeordneter des Wahlkreises Gotha bzw. für Thüringen (insgesamt fast 40 Jahre MdR), seit 1892 (bis 1918) MdL und später u. a. Vorsitzender der zentralen SP- und der USP-Kontrollkommission sowie Vorsitzender des Rats der Volksbeauftragten im Freistaat Gotha. Der SP-Mandatsanteil (l von 30) beträgt 3,3% ( + 3,3%).
1892 (Sep. 13) Reuß jüngere Linie (→ 1895 Sep.)
  Bei den (6. SP) Landtagswahlen gewinnt der 42-jährige gelernte Schuhmacher und derzeitige Gastwirt Ernst Hahn ein Mandat (für die Stadt Gera); damit zieht die SP nach zehnjähriger Abstinenz erneut in den Landtag ein. Der in Sachsen-Altenburg geborene Hahn, bis zu seiner Ausweisung unter dem Sozialistengesetz zunächst Parteifunktionär in Frankfurt a. M., übt sein Mandat nur kurz (bis zu seinem frühen Tode 1896) aus. Der SP-Mandatsanteil (l von 16) beträgt 6,3% ( + 6,3%).
1892 (Nov.) Lippe (→ 1900 Dez.)
  Bei den Landtagswahlen wird der bisherige liberale Stadtverordnete und Landtagsabgeordnete Leopold Schnittger aus Lemgo, der bei der Neuwahl nun für die SP kandidiert und 1893 SP-Reichstagskandidat für den Wahlkreis Lippe wird, eigentlich als erster Sozialdemokrat in den Landtag gewählt. Das Mandat wird aber für ungültig erklärt, so daß Schnittger sein Mandat nicht antreten kann.
1893 (Juni 15) Reich (→ 1893 Aug.)
  Bei den vorgezogenen (9.) Hauptwahlen kandidiert die SP in 386 Wahlkreisen ( + 25) und erhält insgesamt 1 786 738 Stimmen ( + 359 440), das entspricht 23,3% von allen gültigen Stimmen ( + 3,7%). Die SP baut ihren Vorsprung als stimmstärkste Partei auf Reichsebene aus. Die SP gewinnt im 1. Wahlgang schon 24 Mandate ( + 4). An Stichwahlen ist die SP in 83 Wahlkreisen ( + 26) beteiligt und erhält weitere 20 Mandate ( + 5). Die Reichstagsfraktion besteht nun aus insgesamt 44 Abgeordneten ( + 9), das bedeutet einen Mandatsanteil von 10,1% ( + 1,3%); hinter Zentrum (96 Sitze von 397), Konservativen (72) und Nationalliberalen (53), aber noch vor den Freisinnigen (37) ist die SP nun die viertstärkste Fraktion.
Im Vergleich zur letzten Wahl (Mandate) gibt es für die SP in insgesamt 21 Wahlkreisen (-5) Mandatsveränderungen; die SP verliert folgende 6 Wahlkreise: Merseburg 4, Magdeburg 7, Schleswig-Holstein 6, Baden 11, Bremen und Lübeck; die SP gewinnt folgende 15 Wahlkreise (* = zum ersten Mal) hinzu: Berlin 2″“, 3* und 5*, Potsdam 10*, Stettin 4*, Düsseldorf 1, Breslau 7, 10* und 11, Schleswig-Holstein 7*, Wiesbaden 1*, Sachsen 22, Sachsen-Coburg-Gotha 2, Sachsen-Meiningen 2*, Elsaß- Lothringen 8*. Unter den 24 direkt in den Hauptwahlen gewonnenen Wahlkreisen finden sich erneut 8 SP-Hochburgen (mit mehr als 60% Stimmenanteil bei der Hauptwahl; * = zum ersten Mal): Berlin 4 mit 71,4%, Hamburg 2 (Hamburg-West) 66,4%, Sachsen 17 (Glauchau-Meerane) 65,0%, Schleswig-Holstein 8 (Altona) 63,8%, Sachsen 13 (Leipzig-Land) 63,7%, Berlin 6 mit 63,5%, Sachsen 19 (Stollberg Schneeberg) 61,1%, Sachsen 16 (Chemnitz) 60,8%.
Für folgende Regionen werden zum ersten Mal Sozialdemokraten in den Reichstag gewählt: für die Provinz Pommern der 33-jährige gelernte Schriftsetzer und derzeitige Buchdruk-kereibesitzer Fritz Herbert (später u. a. Mitglied des Zentralrats der Deutschen sozialistischen Republik); für das Herzogtum Sachsen-Meiningen der 38-jährige ehemalige Geschäftsführer des Schneiderverbandes und derzeitige Schneidermeister Paul Reißhaus. Die SP ist jetzt in 11 Ländern (von 26) vertreten: Preußen (22 Mandate), Sachsen (7), Bayern (3), Hamburg (3), Hessen (2), Elsaß-Lothringen (2), Braunschweig (l), Sachsen-Coburg-Gotha (l), Sachsen-Meiningen (l), Reuß ältere Linie (l) und Reuß jüngere Linie (l). Die SP erhält nur in 2 Ländern die absolute Mehrheit bei den Hauptwahlen (Stimmanteil): in Hamburg (59,2%), und in Reuß jüngere Linie (57,2%). Die beiden thüringischen Herzogtümer Sachsen-Coburg-Gotha (ebenso 1898, 1903, 1912) und Sachsen-Meiningen (ebenso 1898, 1903, 1912) erreichen mit einem regionalen Mandatsanteil von 50% (l von 2) schon jeweils die höchste regionalspezifische SP-Reichstagsrepräsentanz im Kaiserreich. Dieser Mandatsanteil entspricht in beiden Ländern auch etwa dem Stimmenanteil bei den Reichstagswahlen (zwischen 36% und 51%); im Vergleich mit dem Anteil an den Landtagsmandaten (maximal 33% bzw. 37%) liegen sowohl Stimmen- wie Mandatsanteile bei den Reichstagswahlen deutlich höher.
Die SP erzielt in den (19) Regionen folgende Stimmanteile: Hamburg (59,2%), Lübeck (48,5%), Sachsen (45,8%), Bremen (42,6%), Braunschweig (41,2%), Thüringen (39,4%), Anhalt (36,3%), Mecklenburg-Schwerin (28,1%), Hessen (24,6%), Preußen (20,7%), Mecklenburg-Stre-litz (19,8%), Oldenburg (19,7%), Elsaß-Lothringen (19,3%), Schaumburg-Lippe (18,3%), Bayern (16,3%), Baden (14,1%), Württemberg (13,9%), Lippe (9,3%) und Waldeck (8,4%). Im Vergleich zur letzten Wahl (Stimmenanteil) gewinnt die SP in 18 Regionen hinzu: Thüringen ( + 9,9%), Braunschweig ( + 9,6%), Anhalt ( + 9,2%), Mecklenburg-Strelitz ( + 9,0%), Elsaß-Lothringen ( + 8,6%), Oldenburg (+8,2%), Württemberg ( + 5,0%), Hessen ( + 3,9%), Sachsen ( + 3,7%), Preußen ( + 3,3%), Lübeck ( + 3,1%), Schaumburg-Lippe ( + 3,0%), Baden ( + 2,7%), Bayern ( + 2,4%), Lippe (+1,8%), Mecklenburg-Schwerin (+1,7%), Waldeck ( + 1,6%) und Hamburg ( + 0,5%); dagegen verliert die SP nur in 1 Region: Bremen (-6,1%).
Bis zur nächsten Reichstagswahl scheiden 4 MdR vorzeitig aus und 8 MdR treten nachträglich ein. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 52 MdR (100%), davon sind erneut 20 (38%) zum ersten Mal im Reichstag. Die MdR sind in folgenden Ländern geboren: 30 ( + 12; 58%) in Preußen (l Ostpreußen, 1 Westpreußen, 4 Berlin, 3 Brandenburg, 5 Schlesien, 5 Prov. Sachsen, 2 Schleswig-Holstein, 2 Hannover, 1 Westfalen, 1 Hessen-Nassau, 5 Rheinprovinz), 7 ( + 3; 13%) in Bayern (l Oberbayern, 1 Niederbayern, 1 Oberfranken, 1 Mittelfranken, 1 Unterfranken, 2 Schwaben), 6 (+1; 12%) in Sachsen (l KH Dresden, 1 KH Leipzig, 4 KH Zwickau), 2 ( + 2; 4%) in Elsaß-Lothringen sowie je 1 (2%) in Baden, Hessen, Braunschweig, Waldeck, Thüringen, Lübeck und Hamburg. Der ursprünglichen Konfession nach sind mind. 27 MdR ( + 3; 52%) evangelisch, 10 MdR ( + 6; 19%) kathol isch und 4 MdR ( + 1; 8%) jüdisch; mind. 38 MdR (+14; 73%) sind schon aus der Kirche ausgetreten oder werden dies später tun. Die MdR haben folgende Schulbildung absolviert: 31 MdR ( + 7; 60%) nur die Volksschule und 21 MdR ( + 9; 40%) weiterführende Schulen (darunter 1 mit Abitur, 1 mit Lehrerseminar, 4 mit Studium ohne und 5 mit Abschluß). Die »erlernten« Berufe der MdR lassen sich folgendermaßen klassifizieren: erneut 5 (10%) »Ungelernte Arbeiter« (5 Tabakarbeiter), 33 ( + 9; 63%) »Gelernte Arbeiter« (u. a. 6 Schlosser, 5 Tischler, 4 Buchdrucker, 3 Schuhmacher, 2 Schneider, 2 Drechsler), 3 ( + 2; 6%) »Angestellte« (3 Handlungsgehilfen) und 11 ( + 5; 21%) »Bürgerliche Berufe« (6 Schriftsteller, 2 Rechtsanwälte, 3 Lehrer). Die bei Mandatsantritt »ausgeübten« Berufe der MdR lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 14 (+1; 27%) »Selbständige« (5 Kleinfabrikanten, 6 Kleinhändler, 3 Gastwirte), 3 ( + 1; 6%) »Bürgerliche Berufe« und 35 (+17; 67%) »Arbeiterbeamte« (4 Partei, 26 Parteipublizistik, 4 Gewerkschaften, 1 Krankenkassen). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 27 bis 67 Jahre und beträgt durchschnittlich 41 ( l) Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Reichstagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: erneut 2 MdR (4%) bis unter 5 Jahre, 8 MdR ( + 5; 15%) 5 bis 9 Jahre, 18 MdR ( + 6; 35%) 10 bis 19 Jahre und 24 MdR ( + 5; 46%) 20 Jahre und länger. 36 MdR ( + 7; 69%) üben nur im Kaiserreich ein Reichstagsmandat aus, 16 ( + 9; 31%) sowohl im Kaisereich als auch in der Weimarer Republik. 14 MdR ( + 1; 27%) erhalten nur im Kaiserreich ein Landtagsmandat, 2 MdR (+1; 4%) nur in der Weimarer Republik und erneut 2 MdR (4%) in beiden Phasen. Arbeiterbeamtenpositionen im Rahmen der Gesamtberufskarriere nehmen ein: 13 MdR ( + 7; 25%) bei den Gewerkschaften, 4 MdR ( + 1; 8%) bei den Genossenschaften, 2 MdR (+1; 4%) bei den Krankenkassen, 11 MdR (+1; 21%) bei der Partei und 34 MdR ( + 8; 65%) bei der Parteipublizistik. (Hauptamtliche) Positionen in Politik/öffentlicher Verwaltung im Rahmen der Gesamtberufskarriere werden einnehmen: 2 MdR ( + 2; 4%) in der Reichsregierung, 6 MdR ( + 4; 12%) in der Reichsverwaltung, 5 ( + 1; 10%) in einer Landesregierung, erneut 2 (4%) in einer Landesverwaltung, 1 MdR ( + 1; 2%) in einer Bezirks- und Kreisverwaltung und 1 (+1; 2%) in einer Kommunalverwaltung.
1893 (Juni) Länder (seit 1890 Feb.)
  Seit der Reichstagswahl vom Februar 1890 hat sich die SP erfolgreich (mindestens Gewinn eines Mandates) an insgesamt 10 Landtagswahlen beteiligt. Die SP erreicht folgende Mandatsanteile: Sachsen 1891 (13,8%), Sachsen-Altenburg 1892 (6,7%), Schwarzburg-Rudolstadt 1890 (6,3%), Reuß jüngere Linie 1892 (6,3%), Hessen 1890 (6,0%), Sachsen-Meiningen 1891 (4,2%), Sachsen-Coburg-Gotha 1892 (3,3%), Bremen 1890 (3,3%), Sachsen-Weimar (3,2%) und Baden 1891 (3,2%). Bei 7 Landtagswahlen verzeichnet die SP Gewinne (Mandatsanteile): Reuß jüngere Linie 1892 ( + 6,3%), Sachsen 1891 ( + 5,0%), Sachsen-Meiningen 1891 ( + 4,2%), Sachsen- Altenburg 1892 ( + 3,4%), Sachsen- Coburg-Gotha 1892 ( + 3,3%), Baden 1891 ( + 3,2%) und Hessen 1890 (+2,0%). Bei 2 Landtagswahlen kann die SP ihren bisherigen Mandatsanteil behaupten: Schwarzburg-Rudolstadt 1890 und Sachsen-Weimar 1891. Nur bei 1 Landtagswahl verzeichnet die SP Verluste (Mandatsanteile): Bremen 1890 (-2,0%).
Die SP zieht in 3 weiteren Landtagen zum ersten Mal ein: Baden 1891, Sachsen-Meiningen 1891 und Sachsen-Coburg-Gotha 1892; damit ist die SP jetzt in 10 Landtagen (von 23) vertreten. Die Gesamtzahl der SP-Landtagsmandate erhöht sich nur minimal auf 28 (+7), damit hat die SP einen Anteil von 1,7% ( + 0,4%) an allen Landtagsmandaten (1664) erreicht. Nach der Reichstagswahl vom Juni 1893 stehen 44 Reichstagsabgeordnete nur 28 Landtagsabgeordneten (l MdR : 0.6 MdL) gegenüber, d. h. die zahlenmäßige Relation ist nahezu identisch geblieben.
1893 (Juli 5) Bayern (→ 1899 Juli)
  Bei den (l. SP) Landtagswahlen zieht die SP zum ersten Mal mit Abgeordneten in die Zweite Kammer des Königreichs Bayern ein. Für den Wahlbezirk Nürnberg werden gewählt: der 40-jährige Tapezierermeister Franz Josef Ehrhart (aus Ludwigshafen, ab 1898 Reichstagsabgeordneter für den Wahlkreis Speyer), der 45-jährige gelernte Schlosser und derzeitige Genossenschaftsgeschäftsführer Karl Grillenberger (seit 1881 Reichstagsabgeordneter für den Wahlkreis Nürnberg), der 68-jährige gelernte Weber und derzeitige Parteiredakteur Gabriel Löwenstein (schon 1848/49 in der demokratischen Bewegung aktiv, seit 1890 Reichstagskandidat für den Wahlkreis Hof) und der 42-jährige gelernte Schlosser und derzeitige Gewerkschaftsredakteur Johann Scherm (seit 1890 Reichstagskandidat für den Wahlkreis Kronach); für den Wahlkreis München II wird der 43-jährige Schriftsteller Georg von Vollmar, u. a. seit 1884 (mit Unterbrechung) Reichstagsabgeordneter für den Wahlkreis München II, gewählt. Der SP-Mandatsanteil (5 von 161) beträgt 3,1% (+3,1%).
Bis zur nächsten Landtagswahl scheidet 1 MdL vorzeitig aus und 1 MdL tritt nachträglich ein. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 6 MdL, alle 6 sind zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind alle (6) in Bayern (3 Mittelfranken, 2 Pfalz, 1 Oberbayern) geboren. Der ursprünglichen Konfession nach sind 4 MdL katholisch, 1 MdL evangelisch und 1 MdL jüdisch; 4 MdL sind schon aus der Kirche ausgetreten oder werden dies später tun. Die MdL haben folgende Schulbildung absolviert: 5 nur die Volksschule und 1 das Gymnasium (mit Abitur). Außer Georg von Vollmar haben alle (5) anderen einen handwerklichen Beruf erlernt. Bei Mandatsantritt übt nur noch 1 MdL seinen ursprünglichen Beruf aus; die ausgeübten Berufe lassen sich dabei folgendermaßen klassifizieren: 1 »Selbständiger« und 5 »Arbeiterbeamte« (3 Parteipublizistik, 2 Gewerkschaften). Alle 6 MdL haben sich zwischen 1869 und 1874 der Arbeiterbewegung angeschlossen, d. h. alle sind schon seit ca. 20 Jahren innerhalb der Arbeiterbewegung aktiv. Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 40 bis 68 Jahre und beträgt durchschnittlich 46 Jahre. Die Abgeordneten üben insgesamt ihr Landtagsmandat über folgende Zeiträume aus: 1 MdL bis unter 5 Jahre, 1 MdL 5 bis 9 Jahre, 2 MdL 10 bis 19 Jahre und 2 MdL 20 Jahre und länger.
1893 (Aug. 17) Reich (→ 1894 Juni)
  Bei einer Nachwahl im WK Hamburg 1 (Hamburg-Ost) siegt der 42-jährige Parteiredakteur Hermann Molkenbuhr schon im 1. Wahlgang (bisher: August Bebel, der das Mandat wegen Doppelwahl abgelehnt hat).
1893 (Okt. 4) Hessen (→ 1896 Okt.)
  Bei den (4. SP) Landtagswahlen gelingt der SP bei der halbschichtigen Erneuerung des Landtags der Gewinn von 2 weiteren Mandaten. Die SP verfügt nun über 5 Mandate (von 50). Der SP-Mandatsanteil beträgt 10,0% ( + 2,0%). Die SP stellt nun sogar die zweitstärkste Fraktion hinter den völlig dominierenden Nationalliberalen (32 Mandate), allerdings gemeinsam mit den gleichstarken Fraktionen des Zentrums (5) und der Freisinnigen (5), aber noch vor den Antisemiten (3).
Bis zur nächsten halbschichtigen Erneuerung des Landtages scheidet 1 MdL vorzeitig aus. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 5 MdL, davon sind erneut 2 zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: 3 ( + l) in Hessen und je 1 in Braunschweig und Elsaß-Lothringen. Der ursprünglichen Konfession nach sind mind. erneut 3 MdL evangelisch und 1 MdL (+l) katholisch; mind. 4 MdL (+l) sind schon aus der Kirche ausgetreten oder werden dies später tun. Die MdL haben folgende Schulbildung absolviert: alle 5 MdL ( + 2) nur die Volksschule. Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 5 ( + 2) »Gelernte Arbeiter« (u. a. 2 Tischler). Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: erneut 4 »Selbständige« (u. a. 3 Gastwirte) und 1 ( + l) »Arbeiterbeamter« (l Parteipublizistik). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 40 bis 45 Jahre und beträgt durchschnittlich 43 ( + 4) Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: erneut 1 MdL bis unter 5 Jahre, erneut 1 MdL 5 bis 9 Jahre, 2 MdL (+l) 10 bis 19 Jahre und erneut 1 MdL 20 Jahre und länger.
1893 (Okt. 12) Schwarzburg-Rudolstadt (→ 1896 Okt.)
  Bei den (8. SP) Landtagswahlen kann der 43-jährige Knopffabrikant Karl Apel das bisherige (einzige) SP-Mandat behaupten. Der SP-Mandatsanteil (l von 16) beträgt weiterhin 6,3%.
1893 (Okt. 19) Sachsen (→ 1895 Okt.)
  Bei den (9. SP) Landtagswahlen kann die SP bei der drittelschichtigen Erneuerung des Landtags 3 weitere Mandate hinzugewinnen; die SP-Fraktion umfaßt nun 14 Mitglieder (von jetzt 82). Hinter den Konservativen (44 Sitze) stellt die SP neben den gleichstarken Nationalliberalen (14) die zweitstärkste Landtagsfraktion. Der SP-Mandatsanteil beträgt 17,1% (+3,3%).
Bis zur nächsten drittelschichtigen Erneuerung ergeben sich keine Mandatsveränderungen. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 14 MdL (100%), davon sind erneut 5 (36%) zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: 12 ( + 4; 86%) in Sachsen (4 KH Dresden, 2 KH Leipzig, 6 KH Zwickau) und je 1 (7%) in Preußen und Bayern. Der ursprünglichen Konfession nach sind mind. 8 (+1; 57%) MdL evangelisch, je 1 (7%) römisch-katholisch und deutsch-katholisch; mind. 10 ( + 3; 71%) MdL sind schon aus der Kirche ausgetreten oder werden dies später tun. Die MdL haben folgende Schulbildung absolviert: mind. 9 (+2; 64%) MdL nur die Volksschule und 2 (-1; 14%) MdL weiterführende Schulen. Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 4 ( + 1; 29%) »Ungelernte Arbeiter« (u. a. 3 Tabakarbeiter), 9 ( + 3; 64%) »Gelernte Arbeiter« (u. a. 2 Töpfer) und erneut 1 (7%) »Angestellter«. Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: erneut 1 (7%) »Unselbständiger Arbeiter«, erneut 6 (43%) »Selbständige« (u. a. 2 Kleinfabrikanten, 2 Gastwirte) und 7 ( + 3; 50%) »Arbeiterbeamte« (l Parteipublizistik, 2 Gewerkschaften, 1 Genossenschaften, 3 Krankenkassen). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 34 bis 59 Jahre und beträgt durchschnittlich 44 (-3) Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: 5 ( + 3; 36%) MdL bis unter 5 Jah re, erneut 3 (21%) MdL 5 bis 9 Jahre, erneut 5 (36%) MdL 10 bis 19 Jahre und erneut 1 (7%) 20 Jahre und länger.
1893 (Okt. 22) SPD-Parteitag in Köln (→ 1894 Okt.)
  Im Rahmen des Tagesordnungspunktes »Das allgemeine Wahlrecht und die Wahlrechte zu den Landtagen« wird eine Resolution des Referenten August Bebel angenommen. Der sogenannte »Kölner Beschluß« lautet: »In Erwägung, daß das Dreiklassenwahlsystem in Preußen, das nach dem eigenen Ausdruck Bismarck’s das elendste aller Wahlsysteme ist, der Sozialdemokratie es unmöglich macht, sich mit Aussicht auf Erfolg an den Wahlen zum preußischen Landtag selbständig zu betheiligen; in fernerer Erwägung, daß es den bisher beobachteten Grundsätzen der Partei widerspricht, sich in Kompromisse mit feindlichen Parteien einzulassen, weil diese nothwendigerweise zur Demoralisation und zu Streit und Zwietracht in den eigenen Reihen führen müssen, erklärt der Parteitag: es ist Pflicht der Parteigenossen in Preußen, sich jeder Betheiligung an den Landtagswahlen unter dem jetzt bestehenden Wahlsystem zu enthalten. Der Parteitag beschließt ferner: in Erwägung, daß die Wahlsysteme in den Einzelstaaten eine wahre Musterkarte reaktionärer Wahlgesetze bilden, daß insbesondere der plutokratische Charakter des Dreiklassenwahlsystems in Preußen es der Arbeiterklasse unmöglich macht, eigene Vertreter in den Landtag zu senden, fordert der Parteitag die Parteigenossen auf, in allen Einzelstaaten eine umfassende und energische Agitation für die Einführung des allgemeinen gleichen, geheimen und direkten Wahlrechts für die Landtage im Sinne unserer Programmforderung in Angriff zu nehmen«.
In diesem Zusammenhang wird u. a. noch folgender Antrag angenommen: »Bei Reichs-, Landtags- und Gemeinderathswahlen keinerlei Kompromiß mit den bürgerlichen Parteien einzugehen«.
In der Bilanz der zentralen Parteikasse für die Zeit vom Oktober 1892 bis September 1893 werden die speziellen Wahlkampf kosten mit 133 136 Mark beziffert, das entspricht einem Anteil von 42,0% an den Gesamtausgaben der Partei.
1893 (Okt. 27) Baden (→ 1895 Okt.)
  Bei den (2. SP) Landtagswahlen gewinnt bei der halbschichtigen Erneuerung des Landtages die SP zu den vorhandenen 2 Mandaten ein weiteres hinzu. Die SP-Fraktion besteht demnach aus 3 Abgeordneten (von 63). Der SP-Mandatsanteil beträgt 4,8% ( + 1,6%).
Bis zur nächsten halbschichtigen Erneuerung des Landtages scheidet der gerade erst neugewählte 40-jährige SP-MdL Philipp Stegmüller schon 1894 aus der SP Fraktion wieder aus und bleibt bis 1896 fraktionslos. Der ehemalige Straßenbaumeister im badischen Staatsdienst fällt im Landtag schnell durch eigenwillige Redebeiträge und durch die Bewilligung von Kir-chenbaugeldern auf; schon 1894 trennt sich die SP von Stegmüller, der unfreiwillig in die Parteigeschichte eingehen wird als Lieferant des geflügelten Wortes von der »Stegmüllerei«. Mit Stegmüller (1894) und Rüdt (1895) schließt die SP von den 3 ersten SP-MdL in Baden 2 noch während der Mandatszeit aus. Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 40 bis 49 Jahre und beträgt durchschnittlich 46 (-1) Jahre.
1893 (Nov. 20) Bremen (→ 1896 Nov.)
  Bei den (5. SP) Bürgerschaftswahlen verliert die SP bei der halbschichtigen Erneuerung alle Mandate von 1887 und ist nur noch mit 2 Abgeordneten (von 150) in der Bürgerschaft vertreten. Der SP-Mandatsanteil beträgt 1,3% (-2,0%).
Bis zur nächsten halbschichtigen Erneuerung tritt 1 MdL nachträglich in die Bürgerschaft ein. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 3 MdL, davon ist erneut keiner zum ersten Mal in der Bürgerschaft. Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 2 »Ungelernte Arbeiter« (2 Zigarrenarbeiter) und 1 Seemann. Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 1 »Unselbständiger Arbeiter« (Zigarrenarbeiter), 1 »Selbständiger« (Kapitän) und 1 »Arbeiterbeamter« (Gewerkschaften). Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: kein MdL bis unter 5 Jahre, 1 (-1) MdL 5 bis 9 Jahre, 1 (-1) MdL 10 bis 19 Jahre und erneut 1 MdL 20 Jahre und länger.
1894 (Juni 1) Reich (→ 1894 Juni)
  Bei einer Nachwahl im WK Sachsen 23* (Plauen) siegt der 37-jährige Kassierer im zentralen SP-Parteivorstand Alwin Gerisch in der Stichwahl gegen einen nationalliberalen Kandidaten (bisher: konservativ).
1894 (Juni 23) Reich (→ 1895 Apr.)
  Bei einer Nachwahl im WK Schleswig-Holstein 6 (Pinneberg-Segeberg) siegt der 37-jährige Geschäftsführer der Hamburger Tabakarbeitergenossenschaft Adolph von Elm in der Stichwahl gegen einen nationalliberalen Kandidaten (bisher: konservativ).
1894 (Sep.) Sachsen-Weimar (→ 1897 Sep.)
  Bei den (4. SP) Landtagswahlen kann die SP ihr bisheriges (einziges) Mandat behaupten. Der 34-jährige gelernte Strumpfwirker und derzeitige Parteiredakteur August Baudert ist nun der einzige SP-Vertreter im Landtag. Der im Lande gebürtige Baudert, schon seit 1893 Reichstagskandidat und ab 1898 Reichstagsabgeordneter des Wahlkreises Sachsen-Weimar, behauptet sein Landtagsmandat bis 1920 bzw. 1921. Baudert rückt in den nächsten Jahren zu einem der führenden SP-Funktionäre in Thüringen auf; ab 1906 fungiert er als Landesparteisekretär, ab 1919 als Staatsminister. Der SP-Mandatsanteil (l von 3l) beträgt weiterhin 3,2%.
1894 (Okt. 21) SPD-Parteitag in Frankfurt am Main (→ 1897 Okt.)
  Eine von süddeutschen Delegierten eingebrachte Resolution hinsichtlich der Budgetfrage findet nicht die Zustimmung der Parteitagsmehrheit; in der Resolution heißt es u. a., »daß die Gesammtabstimmung über die Finanzgesetze der Einzelstaaten eine reine Zweckmäßigkeitsfrage ist, welche nach den örtlich und zeitlich gegebenen Umständen zu beurtheilen ist«.
1895 (Feb. 1) Württemberg (→ 1900 Dez.)
  Bei den (l. SP) Landtagswahlen ziehen als erste sozialdemokratische Abgeordnete in die Zweite Kammer des Königreichs Württemberg ein: für den Wahlkreis Cannstatt der 38-jährige Schriftsetzer Menrad Glaser, der allerdings schon im Folgejahr stirbt (das Mandat geht bei der Nachwahl im Dezember 1896 verloren) und für den Wahlkreis Stuttgart der 48-jährige Tischler und derzeitige Vorsitzende der Holzarbeitergewerkschaft Karl Kloß (seit 1890 Reichstagskandidat und seit 1898 Reichstagsabgeordneter für den Wahlkreis Stuttgart). Der SP-Mandatsanteil (2 von 93) beträgt 2,2% ( + 2,2%).
Bis zur nächsten Landtagswahl scheidet 1 MdL vorzeitig aus. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode (2 MdL) rekrutiert sich aus 1 gebürtigem Württemberger und 1 Preußen (aus Berlin), der allerdings schon seit über 20 Jahren in Stuttgart wohnt. Der ursprünglichen Konfession nach ist 1 MdL katholisch (Glaser) und 1 MdL evangelisch (Kloß). An Schulbildung haben beide nur die Volksschule absolviert und anschließend einen handwerklichen Beruf erlernt. Bei Mandatsantritt übt nur noch Glaser seinen ursprünglichen Beruf (Schriftsetzer) aus; die ausgeübten Berufe lassen sich dabei folgendermaßen klassifizieren: 1 »Unselbständiger Arbeiter« und 1 »Arbeiterbeamter« (l Gewerkschaften). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 42 (Kloß) bis 48 (Glaser) Jah re und beträgt durchschnittlich 45 Jahre. Während Glaser schon 1896 stirbt und nur relativ kurz sein Mandat ausüben kann, übt Kloß sein Mandat 13 Jahre lang (bis zu seinem Tode 1908) aus. Beide kandidieren zum Reichstag, allerdings nur Kloß auch erfolgreich. Kloß fungiert von 1898 bis 1903 gleichzeitig als Reichs- und Landtagsabgeordneter, verzichtet aber auf Veranlassung der Holzarbeitergewerkschaft, die ihm »Geschäftsüberbürdung« vorwirft, 1903 auf seine sichere Wiederwahl in den Reichstag.
1895 (Apr. 6) Sachsen-Altenburg (→ 1898 Apr.)
  Bei den (6. SP) Landtagswahlen kann die SP 2 weitere Mandate erringen und verfügt nun über insgesamt 4 Mandate (von 30). Der SP-Mandatsanteil beträgt 13,3% ( + 6,6%).
Bis zur nächsten Landtagswahl ergeben sich keine Mandatsveränderungen. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 4 MdL, davon sind 3 ( + 3) zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: mind. erneut 1 in Sachsen-Altenburg und 2 ( + l) in Sachsen. Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 1 (+l) »Ungelernter Arbeiter«, 3 ( + l) »Gelernte Arbeiter«. Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 1 ( + l) »Unselbständiger Arbeiter«, erneut 2 »Selbständige« und 1 (+l) »Arbeiterbeamter« (l Gewerkschaften). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 32 bis 48 Jahre und beträgt durchschnittlich 38 (-15) Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: kein MdL bis unter 5 Jahre, 2 MdL ( + 2) 5 bis 9 Jahre, erneut 1 MdL 10 bis 19 Jahre und erneut 1 MdL 20 Jahre und länger.
1895 (Apr. 25) Reich (→ 1895 Apr.)
  Bei einer Nachwahl im WK Sachsen 6* (Dresden-Land) siegt der 44-jährige Gewerkschaftsredakteur Georg Horn schon im 1. Wahlgang (bisher: Reformpartei).
1895 (Apr. 30) Reich (→ 1895 Nov.)
  Bei einer Nachwahl im WK Düsseldorf 1 (Lennep-Mettmann) unterliegt der bisherige Abgeordnete, der 39-jährige Zigarrenhändler Karl Meist, dessen Mandat am 8. Februar 1895 für ungültig erklärt worden ist, in der Stichwahl gegen einen Fortschrittler.
1895 (Sep. 17) Reuß jüngere Linie .- (→ 1898 Sep.)
  Bei den (7. SP) Landtagswahlen kann der 45-jährige gelernte Schuhmacher und derzeitige Gastwirt Ernst Hahn das bisherige (einzige) SP-Mandat behaupten. Der SP-Mandatsanteil (l von 16) beträgt weiterhin 6,3%.
Hahn stirbt jedoch schon im Folgejahr; für ihn wird der 40-jährige gelernte Weber und derzeitige Geschäftsführer der Parteizeitung Emil Vetterlein in den Landtag gewählt. Der in Sachsen geborene Vetterlein, seit 1890 Parteibeamter, kann sein Landtagsmandat bis 1920 bzw. in Thüringen bis 1924 behaupten; Vetterlein wird u. a. 1919 Staatsrat in der Landesregierung Reuß.
1895 (Okt. 13) Baden (→ 1897 Okt.)
  Bei den (3. SP) Landtagswahlen behauptet die SP bei der halbschichtigen Erneuerung des Landtages ihre insgesamt 3 Mandate (von 63). Der SP-Mandatsanteil beträgt weiterhin 4,8%.
Bis zur nächsten halbschichtigen Erneuerung des Landtages ergeben sich keine Mandatsveränderungen. Für Rüdt zieht der 37-jährige ehemalige Schreinermeister und jetzige Gastwirt Anton Geiss in den Landtag ein; das 3. SP-Mandat ist bis zur nächsten halbschichtigen Erneuerung mit dem jetzt fraktionslosen Stegmüller besetzt. Die »Gesamtfraktion« besteht daher nur aus 2 MdL. Geiss hat – wie Dreesbach – nach Absolvierung der Volksschule das Tischlerhandwerk erlernt; kurz vor der Wahl übernimmt Geiss als Gastwirt das Parteilokal in Mannheim. Die ausgeübten Berufe bei Mandatsantritt lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 2 »Selbständige«. Geiss wird sein Mandat – mit Unterbrechung – 20 Jahre lang ausüben. Auch er kandidiert zum Reichstag, allerdings ohne Erfolg. Geiss wird u. a. ab 1908 den Vorsitz der badischen Landespartei und ab November 1918 auch die Führung der badischen Landesregierung übernehmen. Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 37 bis 51 Jahre und beträgt durchschnittlich 44 (-2) Jahre.
1895 (Okt. 17) Sachsen (→ 1897 Okt.)
  Bei den (10. SP) Landtagswahlen verliert und gewinnt die SP bei der drittelschichtigen Erneuerung des Landtages je ein Mandat; die SP-Fraktion umfaßt demnach weiterhin 14 Mitglieder (von 82). Die SP stellt nun hinter den Konservativen (42 Sitze) und den Nationalliberalen (18) nur noch die drittstärkste Fraktion. Der Mandatsanteil beträgt erneut 17,1%.
Bis zur nächsten drittelschichtigen Erneuerung ergeben sich keine Mandatsveränderungen. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 14 MdL (100%), davon ist 1 (-4; 7%) zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: erneut 12 (86%) in Sachsen (4 KH Dresden, 3 KH Leipzig, 5 KH Zwickau) und je 1 (7%) in Preußen und Bayern. Der ursprünglichen Konfession nach sind mind. 9 ( + 1; 64%) MdL evangelisch, je 1 (7%) römisch-katholisch und deutsch-katholisch; mind. 11 (+1; 79%) MdL sind schon aus der Kirche ausgetreten oder werden dies später tun. Die MdL haben folgende Schulbildung absolviert: mind. erneut 9 (64%) MdL nur die Volksschule und erneut 2 (14%) MdL weiterführende Schulen. Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 5 ( + 1; 36%) »Ungelernte Arbeiter« (u. a. 4 Tabakarbeiter), 8 (-1; 57%) »Gelernte Arbeiter« (u. a. 2 Töpfer) und erneut 1 (7%) »Angestellter«. Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: erneut 1 (7%) »Unselbständiger Arbeiter«, erneut 6 (43%) »Selbständige« (u. a. 3 Kleinfabrikanten) und erneut 7 (50%) »Arbeiterbeamte« (l Parteipublizistik, 2 Gewerkschaften, 1 Genossenschaften, 3 Krankenkassen). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 37 bis 57 Jahre und beträgt durchschnittlich 45 (+l) Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: 4 (-1; 29%) MdL bis unter 5 Jahre, 4 ( +1; 29%) MdL 5 bis 9 Jahre, erneut 5 (36%) MdL 10 bis 19 Jahre und erneut 1 (7%) 20 Jahre und länger.
1895 (Nov. 5) Reich (→ 1896 Juni)
  Bei einer Nachwahl im WK Arnsberg 6* (Dortmund-Hörde) siegt Dr. Franz Lütgenau in der Stichwahl gegen einen nationalliberalen Kandidaten (bisher: nationalliberal). Der 38-jährige Neuphilologe und derzeitige Parteiredakteur Lütgenau, der schon wenige Jahre später (1899) nach langandauernden innerparteilichen Streitigkeiten aus der SP ausgeschlossen wird, ist damit der erste sozialdemokratische Reichstagsabgeordnete für die Provinz Westfalen.
1896 (Juni 30) Reich (→ 1896 Nov.)
  Bei einer Nachwahl im WK Merseburg 4 (Halle-Saalkreis) siegt der 46-jährige Parteiredakteur Fritz Kunert schon im 1. Wahlgang (bisher: freisinnig).
1896 (Sep. 18) Sachsen-Coburg-Gotha (→ 1900 Okt.)
  Bei den (2. SP) Landtagswahlen verzeichnet die SP mit 6 neuen Mandaten in Sachsen-Gotha deutliche Zugewinne und verfügt nun über insgesamt 7 Abgeordnete (von 30). Der SP-Mandatsanteil beträgt nun hohe 23,3% ( + 20,0%)!
Bis zur nächsten Landtagswahl ergeben sich keine Mandatsveränderungen. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 7 MdL, davon sind 6 zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: mind. 2 in Sachsen-Coburg-Gotha, je 2 in Preußen und im übrigen Thüringen. Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: mind. 6 »Gelernte Arbeiter« (u. a. 2 Schneider). Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 1 »Unselbständiger Arbeiter«, 3 »Selbständige« (u. a. 2 Kleinhändler) und 3 »Arbeiterbeamte« (2 Parteipublizistik, 1 Gewerkschaften). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 37 bis 50 Jahre und beträgt durchschnittlich 42 Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: 1 MdL bis unter 5 Jahre, 1 MdL 5 bis 9 Jahre, 3 MdL 10 bis 19 Jahre und 2 MdL 20 Jahre und länger.
1896 (Okt. 5) Hessen (→ 1899 Nov.)
  Bei den (5. SP) Landtagswahlen kann die SP bei der halbschichtigen Erneuerung des Landtags die bisherigen 5 Mandate (von 50) behaupten. Der SP-Mandatsanteil beträgt weiterhin 10,0%. Die SP stellt – zusammen mit den gleichstarken Freisinnigen (5) und dem Zentrum (5) – erneut die zweitstärkste Fraktion hinter den Nationalliberalen (25 Mandate), aber noch vor den Antisemiten (4).
Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 5 MdL, davon sind 3 (4-1) zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: erneut 3 in Hessen und je 1 in Preußen und Braunschweig. Der ursprünglichen Konfession nach sind 2 MdL (-1) evangelisch und 3 MdL ( + 2) katholisch; mind. 2 MdL (-2) sind schon aus der Kirche ausgetreten oder werden dies später tun. Die MdL haben folgende Schulbildung absolviert: 4 (-1) nur die Volksschule und 1 ( + l) die Universität mit Abschluß. Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 4 (-l) »Gelernte Arbeiter« und 1 ( + l) »Angestellter« (Dr. Eduard David hat erst später studiert). Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 2 (-2) »Selbständige« (2 Gastwirte) und 3 (+2) »Arbeiterbeamte« (3 Parteipublizistik). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 33 bis 45 Jahre und beträgt durchschnittlich 40 (-3) Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: kein MdL (-l) bis unter 5 Jahre, 2 MdL ( + l) 5 bis 9 Jahre, erneut 2 MdL 10 bis 19 Jahre und erneut 1 MdL 20 Jahre und länger.
1896 (Okt. 29) Schwarzburg-Rudolstadt (→ 1899 Okt.)
  Bei den (9. SP) Landtagswahlen kann der 46-jährige Knopffabrikant Karl Apel das bisherige (einzige) SP-Mandat behaupten; ein zweites schon gewonnenes Mandat (für Königsee I) geht verloren, da sich der Gewählte im Landtag den Freisinnigen anschließt. Der SP-Mandatsanteil (l von 16) beträgt daher weiterhin nur 6,3%.
1896 (Nov. 14) Reich (→ 1897 Juni)
  Bei einer Nachwahl im WK Hessen 9 (Mainz-Oppenheim) unterliegt der sozialdemokratische Kandidat, der 33-jährige Parteiredakteur Dr. Eduard David, in der Stichwahl gegen einen Kandidaten des Zentrums (bisher: Franz Joest, der sein Mandat am 24. Juli 1896 niedergelegt hat).
1896 (Nov. 23) Bremen (→ 1899 Nov.)
  Bei den (6. SP) Bürgerschaftswahlen kann die SP bei der halbschichtigen Erneuerung beide zur Disposition stehenden Mandate bewahren und ist damit weiterhin mit nur 2 Abgeordneten (von 150) in der Bürgerschaft vertreten. Der SP-Mandatsanteil beträgt erneut 1,3%.
Bis zur nächsten halbschichtigen Erneuerung ergeben sich keine Mandatsveränderungen. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 2 MdL, beide MdL sind zum ersten Mal in der Bürgerschaft. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: beide in Bremen. Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: erneut 2 »Ungelernte Arbeiter« (2 Zigarrenarbeiter). Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 1 »Unselbständiger Arbeiter« (Zigarrenarbeiter) und 1 »Selbständiger« (Zigarrenfabrikant). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt beträgt 35 und 61 Jahre und durchschnittlich 48 Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: kein MdL bis unter 5 Jahre, kein MdL (-1) 5 bis 9 Jahre, erneut 1 MdL 10 bis 19 Jahre und erneut 1 MdL 20 Jahre und länger.
1897 (Juni 10) Reich (→ 1897 Dez.)
  Bei einer Nachwahl im WK Königsberg 3 (Stadt Königsberg) siegt der 34-jährige Rechtsanwalt Hugo Haase schon im 1. Wahlgang (bisher: Karl Schultze, der am 1. April 1897 verstorben ist).
1897 (Sep. 28) Sachsen-Meiningen (→ 1903 Okt.)
  Bei den (2. SP) Landtagswahlen gewinnt die SP zu dem bisherigen einzigen Mandat 3 weitere Mandate hinzu. Die SP-Fraktion besteht nun aus 4 Abgeordneten (von 24). Der SP-Mandatsanteil beträgt 16,7% ( + 12,5%).
Bis zur nächsten Landtagswahl treten 3 MdL nachträglich ein. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 7 MdL, davon sind 6 zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: mind. 3 in Sachsen-Meiningen, je 1 in Sachsen und Preußen. Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: mind. 1 »Ungelernter Arbeiter«, 4 »Gelernte Arbeiter« (u. a. 2 Porzellanmaler) und 1 »Angestellter«. Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 1 »Unselbständiger Arbeiter«, 3 »Selbständige« und 3 »Arbeiterbeamte« (3 Parteipublizistik). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 25 bis 45 Jahre und beträgt durchschnittlich 36 Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: 2 MdL bis unter 5 Jahre, kein MdL 5 bis 9 Jahre, 3 MdL 10 bis 19 Jahre und 2 MdL 20 Jahre und länger.
1897 (Sep.) Sachsen-Weimar (→ 1900 Nov.)
  Bei den (5. SP) Landtagswahlen kann der 37-jährige gelernte Strumpfwirker und derzeitige Gastwirt August Baudert erneut nur das bisherige (einzige) SP-Mandat behaupten. Der SP-Mandatsanteil (l von jetzt 33) beträgt 3,0% (-0,2%).
1897 (Okt. 3) SPD-Parteitag in Hamburg (→ 1898 Okt.)
  Im Rahmen des Tagesordnungspunktes »Die Betheiligung an den preußischen Landtagswahlen« ergibt sich eine längere und kontrovers geführte Diskussion. Der Parteitag hebt schließlich mit großer Mehrheit den »Kölner Beschluß« von 1893 auf und stimmt stattdessen einer stark modifizierten Resolution von August Bebel zu: »Die Betheiligung an den nächsten preußischen Landtagswahlen ist überall geboten, wo die Verhältnisse eine solche den Parteigenossen ermöglichen. Inwieweit eine Wahlbetheiligung in den einzelnen Wahlkreisen möglich ist, entscheiden die Parteigenossen der einzelnen Wahlkreise nach Maßgabe der lokalen Verhältnisse. Kompromisse und Bündnisse mit anderen Parteien dürfen nicht abgeschlossen werden«.
Im Rahmen des Tagesordnungspunktes »Die bevorstehenden Reichstagswahlen« beschreibt der Referent August Bebel insbesondere die herausragende Bedeutung der Reichstagswahlen für die SP: »Reichstagswahlen sind für uns als Kampfpartei immer das wichtigste Ereigniß gewesen, weil sie uns Gelegenheit geben, für unsere Ideen und Forderungen mit allem Nachdruck einzutreten, weil wir an dem Wahlergebniß konstatiren können, wie die Entwickelung unserer Partei in dem abgelaufenen Zeitraum gewesen ist; sie waren und sind uns der Gradmesser, wie weit die Partei auf ihrem Vormarsch zum Siege vorgedrungen ist . . . Immer ist unsere Wahlparole gewesen, allüberall da, wo die Möglichkeit besteht, Kandidaten aufzustellen . . . Wir haben nach jeder Reichstagswahl erlebt, daß das stetige und rasche Wachsthum unserer Partei einen tiefen Schrecken unter unseren Gegnern bis weit in die Reihen der Opposition hinein erregte . . . Gerade diese unsere ruhige, gesetzmäßige Thätigkeit ist es, die bei unseren Gegnern Grauen erregt. (Sehr wahr!) Wir könnten ihnen keinen größeren Gefallen thun, als auf dem Wege der Gewalt vorzugehen. Geht es so weiter wie bisher, so können wir mit mathematischer Sicherheit berechnen, wann das bisherige System aufhört«.
Der Parteitag beschließt die von August Bebel vorgelegte Resolution zu den Reichstagswahlen: »l) Es ist Pflicht aller Parteigenossen, soweit dies noch nicht geschehen ist, sofort in die Vorbereitungen für die allgemeinen Reichstagswahlen einzutreten und in allen Wahlkreisen, in welchen organisirte Parteigenossen vorhanden sind, ohne Rücksicht auf die Zahl der zu erwartenden Stimmen, einen Parteikandidaten aufzustellen. 2} Im Falle einer engeren Wahl in einem Wahlkreis, bei welcher der Kandidat der Partei nicht in Frage kommt, sind die Parteigenossen gehalten, demjenigen Kandidaten einer bürgerlichen Partei ihre Stimmen zu geben, der sich verpflichtet, im Falle seiner Wahl für Folgendes im Reichstag einzutreten: a) Für Aufrechterhaltung des allgemeinen, gleichen, direkten und geheimen Wahlrechts . . . b) Für Aufrechterhaltung des unverkürzten Budgetrechts des Reichstages . . . c) Für Sicherung des vollen Vereins-, Versammlungs- und Koalitionsrechtes durch ein Reichsgesetz, d) Gegen die Einführung von Ausnahmegesetzen irgend einer Art und gegen die Verschärfung des bestehenden Strafrechts, soweit es sich dabei um politische Vergehen oder Verbrechen handelt, e) Gegen jede Verschlechterung der bestehenden Preßgesetzgebung, f) Gegen die Einführung neuer oder die Erhöhung bestehender indirekter Steuern und Zölle auf nothwendige Lebensoder Genußmittel … 3) Kommt kein Kandidat in Frage, der sich auf diese Forderungen verpflichtet, so ist strikte Stimmenthaltung zu proklamiren«.
1897 (Okt. 9) Sachsen (→ 1899 Okt.)
  Bei den (11. SP) Landtagswahlen und der damit verbundenen drittelschichtigen Erneuerung des Landtags wird zum ersten Mal nach einem neuen indirekten Dreiklassen-Wahlrecht gewählt; angesichts dieser starken »Verschlechterung« des Wahlrechts kann die SP auf Jahre hinaus kein einziges Landtagsmandat mehr gewinnen. Die SP verliert alle bisher behaupteten und nun zur Wahl stehenden 6 Mandate. Dadurch reduziert sich die SP-Fraktion auf nur noch 8 Abgeordnete (von 82). Der SP-Mandatsanteil beträgt 9,8% (-7,3%).
Bis zur nächsten drittelschichtigen Erneuerung scheidet 1 MdL vorzeitig aus. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 8 MdL, davon ist erneut 1 zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: 7 (-5) in Sachsen (l KH Dresden, 3 KH Leipzig, 3 KH Zwickau) und 1 in Preußen. Der ursprünglichen Konfession nach sind mind. 6 (-3) MdL evangelisch; mind. 5 (-6) MdL sind schon aus der Kirche ausgetreten oder werden dies später tun. Die MdL haben folgende Schulbildung absolviert: mind. 7 (-2) MdL nur die Volksschule. Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 2 (-3) »Ungelernte Arbeiter«, 5 (-3) »Gelernte Arbeiter« (u. a. 2 Töpfer) und erneut 1 »Angestellter«. Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 3 (-3) »Selbständige« (u. a. 2 Kleinfabrikanten) und 5 (-2) »Arbeiterbeamte« (l Parteipublizistik, 1 Gewerkschaften, 1 Genossenschaften, 2 Krankenkassen). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 39 bis 57 Jahre und beträgt durchschnittlich 46 ( + l) Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: 3 (-l) MdL bis unter 5 Jahre, 2 (-2) MdL 5 bis 9 Jahre und 3 (-2) MdL 10 bis 19 Jahre.
1897 (Okt. 28) Baden (→ 1899 Nov.)
  Bei den (4. SP) Landtagswahlen gewinnt die SP bei der halbschichtigen Erneuerung des Landtages 2 weitere Mandate hinzu und besitzt nun im Landtag insgesamt 5 Mandate (von 63). Der SP-Mandatsanteil beträgt nun 7,9% ( + 3,1%). Die SP stellt nun – zusammen mit den gleichstarken Demokraten – die drittstärkste Fraktion hinter den Nationalliberalen (25 Mandate) und dem Zentrum (2l), aber noch vor den Freisinnigen, den Konservativen und den Antisemiten (jeweils 2).
Bis zur nächsten halbschichtigen Erneuerung ergeben sich keine Mandatsveränderungen. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 5 MdL, davon sind 3 zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: 2 in Baden sowie je 1 in Preußen, Bayern und Sachsen. Der ursprünglichen Konfession nach sind mind. 1 MdL evangelisch und 2 MdL katholisch; mind. 2 MdL sind schon aus der Kirche ausgetreten oder werden dies später tun. Die MdL haben folgende Schulbildung absolviert: 4 MdL nur die Volksschule und 1 MdL weiterführende Schulen (Adolf Geck mit Studium am Polytechnikum ohne Abschluß). Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 4 »Gelernte Arbeiter« (u. a. 3 Tischler) und 1 »Bürgerlicher Beruf«. Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 2 »Selbständige« und 3 »Arbeiterbeamte« (2 Parteipublizistik, 1 Krankenkassen). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 39 bis 53 Jahre und beträgt durchschnittlich 45 (+l) Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: 1 MdL bis unter 5 Jahre, kein MdL 5 bis 9 Jahre, 2 MdL 10 bis 19 Jahre und 2 MdL 20 Jahre und länger.
1897 (Dez. 2) Reich (→ 1898 Juni)
  Bei einer Nachwahl im WK Mittelfranken 1 (Nürnberg) siegt der 31-jährige Geschäftsführer des Nürnberger Parteiverlages Karl Ortel schon im 1. Wahlgang (bisher: Karl Grillenberger, der am 19. Oktober 1897 verstorben ist).
1898 (April) Sachsen-Altenburg (→ 1901 Apr.)
  Bei den (7. SP) Landtagswahlen kann die SP ein weiteres Mandat erringen und verfügt nun über insgesamt 5 Mandate (von 30). Der SP-Mandatsanteil beträgt nun 16,7% ( + 3,4%).
Bis zur nächsten Landtagswahl ergeben sich keine Mandatsveränderungen. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 5 MdL, davon ist 1 (-2) zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: mind. erneut 1 in Sachsen-Altenburg, erneut 2 in Sachsen und 1 im übrigen Thüringen. Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: erneut 1 »Ungelernter Arbeiter«, 4 ( + l) »Gelernte Arbeiter«. Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: erneut 1 »Unselbständiger Arbeiter«, erneut 2 »Selbständige« und 2 ( + l) »Arbeiterbeamte« (l Parteipublizistik, 1 Gewerkschaften). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 35 bis 51 Jahre und beträgt durchschnittlich 42 ( + 4) Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: erneut kein MdL bis unter 5 Jahre, 3 MdL ( + 1) 5 bis 9 Jahre, erneut 1 MdL 10 bis 19 Jahre und erneut 1 MdL 20 Jahre und länger.
1898 (Juni 16) Reich (→ 1899 Apr.)
  Bei den (10.) Hauptwahlen kandidiert die SP in 395 Wahlkreisen ( + 9) und erhält insgesamt 2 107 076 Stimmen ( + 320 338), das entspricht 27,2% von allen gültigen Stimmen ( + 3,9%). Die SP baut ihren Vorsprung als stimmstärkste Partei auf Reichsebene erneut aus. Die SP gewinnt im 1. Wahlgang schon 32 Mandate ( + 8). An Stichwahlen ist die SP in 98 Wahlkreisen (+15) beteiligt und erhält weitere 24 Mandate (+4). Die Reichstagsfraktion besteht nun aus insgesamt 56 Abgeordneten ( + 12), das bedeutet einen Mandatsanteil von 14,1% ( + 4,0%); hinter Zentrum (l02 Sitze von 397), aber noch vor den Nationalliberalen (47) und noch vor den Freisinnigen (42) ist die SP nun – neben den gleichstarken Konservativen (56) – die zweitstärkste Fraktion.
Im Vergleich zur letzten Wahl (Mandate) gibt es für die SP in insgesamt 37 Wahlkreisen (+16) Mandatsveränderungen; die SP verliert folgende 13 Wahlkreise: Berlin 2 und 5, Stettin 4, Breslau 10 und 11, Schleswig-Holstein 7, Wiesbaden 1, Düsseldorf 1 und 3, Oberbayern 1, Sachsen 15, Hessen 9, Elsaß-Lothringen 8; die SP gewinnt folgende 24 Wahlkreise (* = zum ersten Mal) hinzu: Frankfurt/Oder 8* und 9*, Magdeburg 7, Merseburg 4 und 8*, Schleswig-Holstein 6, Kassel 8, Pfalz 1*, Mittelfranken 2*, Sachsen 1*, 4*, 5, 6 und 20, Württemberg 1*, Baden 9*, 10*, 11, Hessen 4, Mecklenburg-Schwerin 5*, Sachsen-Weimar 1*, Braunschweig 3*, Anhalt 2* und Lübeck. Der Verlust des als sicher geglaubten Wahlkreises Düsseldorf 3 (Solingen) ist Resultat der sogenannten »Solinger Wirren«; hier kommt es zum ersten (seit 1875) und auch letzten Mal im Kaiserreich zu einer ernsthaften konkurrierenden Wahlbewerbung zwischen zwei sozialdemokratischen Kandidaten: dem offiziellen »radikalen« Kandidaten Philipp Scheidemann und dem inoffiziellen »gemäßigten« bisherigen Abgeordneten Georg Schumacher; Scheidemann obsiegt im 1. Wahlgang knapp gegenüber Schumacher, unterliegt aber deutlich gegen einen Liberalen in der Stichwahl. Unter den 32 direkt in den Hauptwahlen gewonnenen Wahlkreisen finden sich jetzt 10 (+2) SP-Hochburgen (mit mehr als 60% Stimmenanteil bei der Hauptwahl; * = zum ersten Mal): Berlin 4 mit 73,1%, Hamburg 2 (Hamburg-West) 72,3%, Schleswig-Holstein 8 (Altona) 70,1%, Berlin 6 mit 67,5%, Sachsen 13 (Leipzig-Land) 64,9%, Hamburg 1* (Hamburg-Ost) 64,0%, Sachsen 16 (Chemnitz) 62,5%, Mittelfranken 1* (Nürnberg) 61,1%, Sachsen 17 (Glauchau-Meerane) 60,7%, Sachsen 18 (Zwickau) 60,5%.
Für folgende Regionen werden zum ersten Mal Sozialdemokraten in den Reichstag gewählt: für die (bayerische) Pfalz der 45-jährige Führer der pfälzischen Arbeiterbewegung und derzeitige Tapezierermeister Franz Josef Ehrhart (u. a. seit 1893 MdL Bayern); für das Königreich Württemberg der 51-jährige gelernte Tischler und derzeitige Vorsitzende des Holzarbeiterverbandes Karl Kloß (u. a. seit 1895 MdL Württemberg); für das Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin der 45-jährige Rechtsanwalt und bekannte Strafverteidiger Dr. Josef Herzfeld; für Anhalt der 43-jährige Schneidermeister Adolf Albrecht. Die SP ist jetzt in 17 Ländern (von 26) vertreten: Preußen (20 Mandate), Sachsen (ll), Bayern (4), Hamburg (3), Baden (3), Württemberg (2), Hessen (2), Braunschweig (2), Mecklenburg-Schwerin (l), Sachsen-Weimar (l), Sachsen-Coburg-Gotha (l), Sachsen-Meiningen (l), Anhalt (l), Reuß ältere Linie (l), Reuß jüngere Linie (l), Lübeck (l), Elsaß-Lothringen (l). Die SP erhält in 4 Ländern die absolute Mehrheit bei den Hauptwahlen (Stimmenanteil): in Hamburg, wo die SP mit 62,5% nicht nur den höchsten Hamburger, sondern zugleich auch den höchsten Stimmenanteil in einem Land im Kaiserreich überhaupt erzielt, in Reuß jüngere Linie, wo die SP mit 58,1% ebenfalls den höchsten regionalspezifischen Stimmenanteil für Reuß jüngere Linie im Kaiserreich erreicht, in Reuß ältere Linie (56,5%) und in Lübeck, wo mit 55,3% ebenfalls der höchste regionalspezifische Stimmenanteil aufscheint. Ihre jeweilige höchste regionale SP-Reichstagsrepräsentanz im Kaiserreich erreichen: das Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin (ebenso 1903, 1907, 1912) mit einem regionalen Mandatsanteil von nur 16,7% (l von 6), das Großherzogtum Baden (ebenso 1903, 1907) mit 21,4% (3 von 14) und das Herzogtum Braunschweig (ebenso 1912) mit 66,6% (2 von 3). In Baden entspricht die SP-Repräsentanz (max. Stimmenanteil: 29%) auf Reichstagsebene weitgehend der auf Landtagsebene (max. Mandatsanteil: 27%). Dagegen ist die SP aufgrund des äußerst restriktiven Wahlrechts im Braunschweigischen Landtag bis zum Ende des Kaiserreiches nicht vertreten, während sie seit 1898 bei den Reichstagswahlen stets zwischen 40% und nahezu 50% Stimmenanteile erzielt. Da Mecklenburg-Schwerin – trotz entsprechender Reformpläne – bis 1918 keinen Landtag im oben definierten Sinne wählen läßt, gibt es ebenfalls keine SP-Repräsentanz auf Landtagsebene; obwohl auch hier die SP bei den Reichstagswahlen seit 1898 Stimmenanteile um die 40% aufweist und z. B. 1912 in 4 Stichwahlen kommen wird, gelingt es nicht, ein zweites Reichstagsmandat zu erobern. Die SP erzielt in den (19) Regionen folgende Stimmanteile: Hamburg (62,5%), Lübeck (55,3%), Sachsen (49,5%), Bremen (46,6%), Anhalt (46,1%), Thüringen (44,1%), Braunschweig (40,0%), Mecklenburg-Schwerin (38,2%), Hessen (33,9%), Mecklen-burg-Strelitz (29,0%), Preußen (24,2%), Oldenburg (22,8%), Elsaß-Lothringen (22,7%), Württemberg (20,3%), Baden (19,0%), Bayern (18,1%), Schaumburg-Lippe (18,1%), Lippe (17,9%) und Waldeck 1898 (16,4%). Im Vergleich zur letzten Wahl (Stimmenanteil) gewinnt die SP in 17 Regionen hinzu: Mecklenburg-Schwerin (+10,1%), Anhalt (+9,8%), Hessen ( + 9,3%), Mecklenburg-Strelitz ( + 9,2%), Lippe ( + 8,6%), Waldeck ( + 8,0%), Lübeck (+6,8%), Württemberg ( + 6,4%), Baden ( + 4,9%), Thüringen ( + 4,7%), Bremen ( + 4,0%), Sachsen ( + 3,7%), Preußen ( + 3,5%), Elsaß-Lothringen ( + 3,4%), Hamburg ( + 3,3%), Oldenburg ( + 3,1%) und Bayern (+1,8%); dagegen verliert die SP nur in 2 Regionen: Schaumburg-Lippe (-0,2%) und Braun-sc hweig (-1,2%).
Bis zur nächsten Reichstagswahl scheiden 5 MdR vorzeitig aus und 7 MdR treten nachträglich ein. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 63 MdR (100%), davon sind 24 ( + 4; 38%) zum ersten Mal im Reichstag. Die MdR sind in folgenden Ländern geboren: 31 ( + 1; 49%) in Preußen (l Ostpreußen, 5 Berlin, 4 Brandenburg, 2 Posen, 3 Schlesien, 5 Prov. Sachsen, 1 Schleswig-Holstein, 3 Hannover, 2 Hessen-Nassau, 5 Rheinprovinz), 11 ( + 5; 17%) in Sachsen (3 KH Dresden, 4 KH Leipzig, 4 KH Zwickau), 6 (-1; 10%) in Bayern (l Oberbayern, 1 Niederbayern, 1 Pfalz, 1 Mittelfranken, 1 Unterfranken, 2 Schwaben), 3 (+2; 5%) in Hessen, 2 ( + 1; 3%) Baden, 2 ( + 1; 3%) in Thüringen, 2 (+2; 3%) in Württemberg (2 Neckarkreis), 2 ( + 1; 3%) in Braunschweig, 2 ( + 1; 3%) in Lübeck sowie je 1 (2%) in Elsaß-Lothringen und Hamburg. Der ursprünglichen Konfession nach sind mind. 36 MdR ( + 9; 57%) evangelisch, 11 MdR ( + 1; 17%) katholisch und 7 MdR ( + 3; 11%) jüdisch; mind. 45 MdR ( + 7; 71%) sind schon aus der Kirche ausgetreten oder werden dies später tun. Die MdR haben folgende Schulbildung absolviert: 32 MdR (+1; 51%) nur die Volksschule und 31 MdR (+10; 49%) weiterführende Schulen (darunter 2 mit Abitur, 2 mit Lehrerseminar, 9 mit Studium ohne und 7 mit Abschluß). Die »erlernten« Berufe der MdR lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 7 ( + 2; 11%) »Ungelernte Arbeiter« (7 Tabakarbeiter), 34 (+1; 54%) »Gelernte Arbeiter« (u. a. 5 Tischler, 3 Schlosser, 3 Buchdrucker, 3 Schneider, 2 Schuhmacher, 2 Weber, 2 Former), 5 (+2; 8%) »Angestellte« (4 Handlungsgehilfen, 1 Bürogehilfe) und 17 ( + 6; 27%) »Bürgerliche Berufe« (u. a. 9 Schriftsteller, 4 Rechtsanwälte, 2 Lehrer). Die bei Mandatsantritt »ausgeübten« Berufe der MdR lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 16 ( + 2; 25%) »Selbständige« (6 Kleinfabrikanten, 5 Kleinhändler, 5 Gastwirte), 4 (+1; 6%) »Bürgerliche Berufe« (u. a. 3 Rechtsanwälte) und 43 (+8; 68%) »Arbeiterbeamte« (4 Partei, 32 Parteipublizistik, 6 Gewerkschaften, 1 Krankenkassen). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 27 bis 72 Jahre und beträgt durchschnittlich 45 ( + 4) Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Reichstagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: kein MdR bis unter 5 Jahre, 9 MdR ( + 1; 14%) 5 bis 9 Jahre, 24 MdR ( + 6; 38%) 10 bis 19 Jahre und 30 MdR ( + 6; 48%) 20 Jahre und länger. 39 MdR ( + 3; 62%) üben nur im Kaiserreich ein Reichstagsmandat aus, 24 ( + 8; 38%) sowohl im Kaisereich als auch in der Weimarer Republik. 17 MdR ( + 3; 27%) erhalten nur im Kaiserreich ein Landtagsmandat, erneut 2 MdR (3%) nur in der Weimarer Republik und 6 MdR ( + 4; 10%) in beiden Phasen. Arbeiterbeamtenpositionen im Rahmen der Gesamtberufskarriere nehmen ein: 15 MdR ( + 2; 24%) bei den Gewerkschaften, erneut 4 MdR (6%) bei den Genossenschaften, erneut 2 MdR (3%) bei den Krankenkassen, 14 MdR ( + 3; 22%) bei der Partei und 42 MdR ( + 8; 67%) bei der Parteipublizistik. (Hauptamtliche) Positionen in Politik/ öffentlicher Verwaltung im Rahmen der Gesamtberufskarriere werden einnehmen: erneut 2 MdR (3%) in der Reichsregierung, erneut 6 MdR (10%) in der Reichsverwaltung, 11 (+6; 17%) in einer Landesregierung, 6 ( + 4; 10%) in einer Landesverwaltung und 3 MdR (+2; 5%) in einer Bezirks- und Kreisverwaltung.
1898 (Juni) Länder (→ 1903 Juni)
  Seit der Reichstagswahl vom Juni 1893 hat sich die SP erfolgreich (mindestens Gewinn eines Mandates) an insgesamt 21 Landtagswahlen beteiligt. Die SP erreicht folgende Mandatsanteile: Sachsen-Coburg-Gotha 1896 (23,3%), Sachsen 1893 und 1895 (17,1%), Sachsen-Meiningen 1897 (16,7%), Sachsen- Altenburg 1898 (16,7%), Sachsen- Altenburg 1895 (13,3%), Sachsen 1897 (9,8%), Hessen 1893 und 1896 (8,0%), Baden 1897 (7,9%), Schwarzburg-Rudolstadt 1893 und 1896 (6,3%), Reuß jüngere Linie 1895 (6,3%), Baden 1893 und 1895 (4,8%), Sachsen-Weimar 1894 (3,2%), Bayern 1893 (3,1%), Sachsen-Weimar 1897 (3,0%), Württemberg 1895 (2,2%) und Bremen 1893 sowie 1896 (l,3%). Bei 11 Landtagswahlen verzeichnet die SP Gewinne (Mandatsanteile): Sachsen-Coburg-Gotha 1896 ( + 20,0%), Sachsen-Meiningen 1897 ( + 12,5%), Sachsen- Altenburg 1895 ( + 6,6%), Sachsen- Altenburg 1898 ( + 3,4%), Sachsen 1893 ( + 3,3%), Bayern 1893 ( + 3,1%), Baden 1897 ( + 3,1%), Württemberg 1895 (+2,2%), Hessen 1893 ( + 2,0%) und Baden 1893 (+1,6%). Bei 7 Landtagswahlen kann die SP ihren bisherigen Mandatsanteil behaupten: Schwarzburg-Rudolstadt 1893 und 1896, Sachsen-Weimar 1894, Sachsen 1895, Reuß jüngere Linie 1895, Hessen 1896, Bremen 1896 und Baden 1895. Nur bei 3 Landtagswahlen verzeichnet die SP Verluste (Mandatsanteile): Sachsen-Weimar 1897 (-0,2%), Bremen 1893 (-2,0%) und Sachsen 1897 (-7,3%).
Die SP zieht in 2 weiteren Landtagen zum ersten Mal ein: Bayern 1893 und Württemberg 1895; damit ist die SP jetzt in 12 Landtagen (von 23) vertreten. Die Gesamtzahl der SP-Land-tagsmandate erhöht sich auf 44 (+16), damit hat die SP einen Anteil von 2,6% ( + 0,9%) an allen Landtagsmandaten (1664) erreicht. Nach der Reichstagswahl vom Juni 1898 stehen 56 Reichstagsabgeordnete nun 44 Landtagsabgeordneten (l MdR : 0.8 MdL) gegenüber, d. h. die zahlenmäßige Relation hat sich zugunsten ( + 0.2) der Landtagsabgeordneten verbessert.
1898 (Sep. 27) Reuß jüngere Linie (→ 1901 Sep.)
  Bei den (8. SP) Landtagswahlen kann die SP 2 weitere Mandate erringen und verfügt nun über insgesamt 3 Mandate (von 16). Der Mandatsanteil beträgt jetzt 18,8% (+12,5%).
Bis zur nächsten Landtagswahl ergeben sich keine Mandatsveränderungen. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 3 MdL, davon sind 2 zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: keiner in Reuß jüngere Linie, 2 in Preußen und 1 in Sachsen. Der ursprünglichen Konfession nach sind mind. 1 MdL evangelisch; mind. 1 MdL ist schon aus der Kirche ausgetreten oder wird dies später tun. Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: alle 3 »Gelernte Arbeiter«. Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 1 »Selbständiger« und 2 »Arbeiterbeamte« (2 Parteipublizistik). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 31 bis 48 Jahre und beträgt durchschnittlich 40 Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: 1 MdL 5 bis 9 Jahre und 2 MdL 20 Jahre und länger.
1898 (Okt. 3) SPD-Parteitag in Stuttgart (→ 1900 Sep.)
  Im Rahmen des Tagesordnungspunktes »Die Betheiligung an den preußischen Landtagswahlen« wird folgende Resolution des Referenten Wilhelm Liebknecht angenommen: »Die Betheiligung an den preußischen Landtagswahlen unter dem Dreiklassen-Wahlsystem kann nicht wie die an den Reichstagswahlen als eine Heerschau betrachtet werden, als ein Mittel, durch die Zählung unserer Stimmen einen moralischen Erfolg zu erreichen, sondern nur als ein Mittel, bestimmte praktische Erfolge zu erzielen, namentlich durch die Abwendung der Gefahr, daß die krasseste Reaktion die Mehrheit im Landtag erlangt. Von diesem Gesichtspunkte ausgehend, erklärt der Parteitag, daß die Betheiligung an den Landtagswahlen nicht in allen Wahlkreisen geboten ist, umsoweniger als bei der Kürze der Zeit, die uns von den preußischen Landtagswahlen trennt, nicht daran gedacht werden kann, die in dieser Frage jetzt weit auseinandergehenden Meinungen innerhalb der Partei einander so zu nähern, daß ein einheitliches Vorgehen der Gesammtpartei möglich ist. Unter diesen Umständen überläßt es der Parteitag den Genossen der einzelnen Wahlkreise, über die Frage der Betheiligung zu entscheiden. Wird in einem Wahlkreis die Betheiligung beschlossen, so werden, falls es sich dabei um eine Unterstützung bürgerlicher Oppositionskandidaten handelt, die Kandidaten sich verpflichten müssen, für den Fall ihrer Wahl in den Landtag für die Einführung des allgemeinen, gleichen, direkten und geheimen Wahlrechts, wie solches für die Wahlen zum Reichstag besteht, auch für die Wahlen zum Landtag einzutreten und im Landtag alle Maßnahmen entschieden zu bekämpfen, die geeignet sind, die bestehenden Volksrechte im Einzelstaat weiter zu schmälern oder zu beseitigen«.
In der Bilanz der zentralen Parteikasse für die Zeit vom Oktober 1897 bis September 1898 werden die speziellen Wahlkampfkosten mit 213218 Mark beziffert, das entspricht einem Anteil von 62,1% an den Gesamtausgaben der Partei.
1898 (Okt. 27) Preußen (→ 1903 Nov.)
  Nur knapp drei Wochen nach Aufhebung des »Kölner Beschlusses« beteiligt sich die SP in einzelnen Wahlkreisen bei den Wahlmännerwahlen zum Preußischen Abgeordnetenhaus. Auf die Wahlmänner der SP entfallen 26 471 Stimmen, was einen Stimmenanteil von nur 2,3% bedeutet. Die Wahlmänner der SP verhelfen bei den Abgeordnetenwahlen den Freisinnigen zu einem Gewinn von 7 neuen Mandaten. Im Wahlkreis Breslau, wo die sozialdemokratischen Wahlmänner bei der Abgeordnetenwahl eine ausschlaggebende Rolle spielen, scheitert der Gewinn eines SP-Mandats an der Uneinigkeit der freisinnigen Wahlmänner.
1899 (Apr. 11) Reich (→ 1899 Nov.)
  Bei einer Nachwahl im WK Berlin 2 siegt der 44-jährige Geschäftsführer der Berliner Parteibuchhandlung Richard Fischer schon im 1. Wahlgang (bisher: freisinnig).
1899 (Juli 10) Bayern (→ 1905 Juli)
  Bei den (2. SP) Landtagswahlen gewinnt die SP 6 weitere Mandate hinzu; die SP-Landtags-fraktion besteht nun aus insgesamt 11 Abgeordneten (von 159). Dieser Mandatszugewinn -trotz des für die SP äußerst restriktiven indirekten Wahlrechts – wird ermöglicht durch das erste Wahlbündnis bei den Wahlmännerwahlen zwischen dem Bayerischen Zentrum und der SP für die Wahlbezirke München I, Speyer-Ludwigshafen und Pirmasens. Diese Wahltaktik wird auf dem im Oktober 1899 folgenden SPD-Parteitag in Hannover gerügt werden. Durch das Wahlbündnis (gegen die Liberalen gerichtet) sichert sich das Zentrum die zur absoluten Landtagsmehrheit noch fehlenden Mandate. Der SP-Mandatsanteil beträgt nun 6,9% ( + 3,8%). Die SP stellt die viertstärkste Fraktion hinter dem Zentrum (83 Mandate), den Liberalen (44) und dem Bayerischen Bauernbund (13, einschließlich sonstiger Bauernbündler).
Bis zur nächsten Landtagswahl scheiden 2 MdL vorzeitig aus und 2 MdL treten nachträglich ein. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 13 MdL (100%), davon sind 8 ( + 2; 62%) zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: 12 ( + 6; 92%) in Bayern (5 Pfalz, 3 Mittelfranken, 1 Oberbayern, 1 Oberfranken, 1 Unterfranken, 1 Schwaben) und 1 (+1; 8%) in Preußen. Der ursprünglichen Konfession nach sind mind. 6 ( + 2; 46%) MdL katholisch, 2 ( + 1; 15%) MdL evangelisch und erneut 1 (8%) MdL jüdisch; mind. 7 (+3; 54%) MdL sind schon aus der Kirche ausgetreten oder werden dies später tun. Die MdL haben folgende Schulbildung absolviert: 9 ( + 4; 69%) nur die Volksschule und 4 ( + 3; 31%) weiterführende Schulen (darunter 1 mit Abitur, 2 mit Universitätsabschluß). Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 10 (+5; 77%) »Gelernte Arbeiter«, 1 (+1; 8%) »Angestellter« und 2 ( + 1; 15%) »Bürgerliche Berufe«. Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 4 ( + 3; 31%) »Selbständige«, 8 ( + 3; 62%) »Arbeiterbeamte« (5 Parteipublizistik, 3 Gewerkschaften) und 1 (+1; 8%) »Bürgerlicher Beruf«. Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 33 bis 74 Jahre und beträgt durchschnittlich 45 (-1) Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: 2 MdL (+1; 15%) bis unter 5 Jahre, 2 MdL ( + 1; 15%) 5 bis 9 Jahre, 5 MdL (+3; 38%) 10 bis 19 Jah re und 4 MdL (+2; 31%) 20 Jah re und länger.
1899 (Okt.) Oldenburg (→ 1902 Okt.)
  Bei den (l. SP) Landtagswahlen zieht mit dem 42-jährigen derzeitigen Geschäftsführer der Parteidruckerei Paul Hug für den Wahlkreis Jever der erste Sozialdemokrat in den Landtag des Großherzogtums Oldenburg ein. Der gebürtige Württemberger Hug hat nach dem Besuch der Lateinschule die Schlosserei erlernt; seit 1880 ist er in Oldenburg tätig, seit 1890 als »Arbeiterbeamter«. Hug fungiert schon seit 1890 als Reichstagskandidat und avanciert – insbesondere im Kaiserreich – zur herausragenden Führungspersönlichkeit der SP in Oldenburg; 32 Jahre lang – bis 1931 – wird Hug sein Landtagsmandat behaupten können. Der SP-Mandatsan-teil (1 von 40) beträgt 2,5% ( + 2,5%).
1899 (Okt. 10) Sachsen (→ 1901 Okt.)
  Bei den (12. SP) Landtagswahlen und der damit verbundenen drittelschichtigen Erneuerung des Landtags wird zum zweiten Mal nach einem indirekten Dreiklassen-Wahlrecht gewählt; erneut kann die SP kein einziges Landtagsmandat gewinnen. Die SP verliert alle bisher behaupteten und nun zur Wahl stehenden 4 Mandate. Dadurch reduziert sich die SP-Fraktion auf nur noch 4 Abgeordnete (von 82). Der SP-Mandatsanteil beträgt 4,9% (-4,9%).
Bis zur nächsten drittelschichtigen Erneuerung ergeben sich keine Mandatsveränderungen. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 4 MdL, davon ist keiner (-l) zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: 3 (-4) in Sachsen (l KH Leipzig, 2 KH Zwickau) und erneut 1 in Preußen. Der ursprünglichen Konfession nach sind mind. 3 (-3) MdL evangelisch; mind. 3 (-2) MdL sind schon aus der Kirche ausgetreten oder werden dies später tun. Die MdL haben folgende Schulbildung absolviert: mind. 3 (-4) MdL nur die Volksschule. Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 4 (-1) »Gelernte Arbeiter«. Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 2 (-1) »Selbständige« und 2 (-3) »Arbeiterbeamte« (l Genossenschaften, 1 Krankenkassen). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 42 bis 59 Jahre und beträgt durchschnittlich 50 ( + 4) Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: kein MdL (-3) bis unter 5 Jahre, erneut 2 MdL 5 bis 9 Jahre und 2 MdL (-l) 10 bis 19 Jahre.
1899 (Okt. 27) Schwarzburg-Rudolstadt (→ 1902 Okt.)
  Bei den (10. SP) Landtagswahlen behauptet die SP weiterhin ihr einziges Mandat. Allerdings erreicht die SP in vielen Wahlkreisen fast die Stimmenmehrheit; der SP-Stimmenanteil an den bei den allgemeinen Wahlen abgegebenen Stimmen beträgt 32,4%. Der SP-Mandatsanteil (l von 16) beträgt weiterhin nur 6,3%.
Der der »Hofgängerei« bezichtigte Karl Apel hat nicht mehr kandidiert und wird von dem 39-jährigen gelernten Knopfmacher und derzeitigen Kurzwarenhändler Franz Winter abgelöst. Der ebenfalls in Frankenhausen geborene Winter, ab 1910 Geschäftsführer des Konsumvereins in seiner Heimatstadt, behauptet sein Landtagsmandat bis zu seinem Tode im Jahre 1920. Winter erreicht den Höhepunkt seiner parlamentarischen Karriere 1902 mit der Wahl zum Vizepräsidenten bzw. 1912 mit der Wahl zum Präsidenten des Landtages in Schwarzburg-Rudolstadt.
1899 (Nov. 7) Reich (→ 1900 Feb.)
  Bei einer Nachwahl im WK Württemberg 5* (Eßlingen) siegt der 41-jährige Gastwirt Louis Schlegel in der Stichwahl gegen einen nationalliberalen Kandidaten (bisher: Volkspartei).
1899 (Nov. 8) Hessen (→ 1902 Nov.)
  Bei den (6. SP) Landtagswahlen erreicht die SP bei der halbschichtigen Erneuerung des Landtags ein weiteres Mandat; die SP-Fraktion besteht nun aus insgesamt 6 Abgeordneten (von 50). Der SP-Mandatsanteil beträgt 12,0% ( + 2,0%). Die SP stellt nur noch die viertstärkste Fraktion hinter den Nationalliberalen (22 Mandate), einer »fraktionslosen« Gruppe (Hessischer Bauernbund, 13 Mandate) und dem Zentrum (7), aber noch vor den Freisinnigen (2).
Bis zur nächsten halbschichtigen Erneuerung des Landtages ergeben sich keine Mandatsveränderungen. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 6 MdL, davon ist 1 (-2) zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: erneut 3 in Hessen und je 1 in Preußen, Sachsen und Braunschweig. Der ursprünglichen Konfession nach sind 3 MdL ( + l) evangelisch und erneut 3 MdL katholisch; mind. 3 MdL ( + l) sind schon aus der Kirche ausgetreten oder werden dies später tun. Die MdL haben folgende Schulbildung absolviert: 5 ( + l) nur die Volksschule und erneut 1 die Universität mit Abschluß. Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 5 ( + l) »Gelernte Arbeiter« und erneut 1 »Angestellter«. Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 3 (+l) »Selbständige« (u.a. 2 Gastwirte) und erneut 3 »Arbeiterbeamte« (3 Parteipublizistik). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 36 bis 48 Jahre und beträgt durchschnittlich 43 ( + 3) Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: erneut kein MdL bis unter 5 Jahre, erneut 2 MdL 5 bis 9 Jahre, 3 MdL (+1) 10 bis 19 Jahre und erneut 1 MdL 20 Jahre und länger.
1899 (Nov. 16) Baden (→ 1901 Okt.)
  Bei den (5. SP) Landtagswahlen gewinnt die SP bei der halbschichtigen Erneuerung des Landtages 2 weitere Mandate hinzu und verfügt nun über insgesamt 7 Mandate (von 63). Der SP-Mandatsanteil beträgt jetzt 11,1% ( + 3,2%). Die SP stellt erneut die drittstärkste Fraktion hinter den Nationalliberalen (23 Mandate) und dem Zentrum (22), aber noch vor den Demokraten (5), den Freisinnigen (2) und den Konservativen (2). In einigen Landtagswahlkreisen kommt es zu vereinzelten Wahlbündnissen mit den Demokraten; diese Wahltaktik wird auf dem im September 1900 folgenden SPD-Parteitag in Mainz gerügt werden.
Bis zur nächsten halbschichtigen Erneuerung ergeben sich keine Mandatsveränderungen. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 7 MdL, davon sind 2 (-1) zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: 3 (+l) in Baden sowie je 1 in Preußen, Bayern, Hessen und Sachsen. Der ursprünglichen Konfession nach sind mind. 2 (+l) MdL evangelisch und erneut 2 MdL katholisch; mind. 3 ( + l) MdL sind schon aus der Kirche ausgetreten oder werden dies später tun. Die MdL haben folgende Schulbildung absolviert: erneut 4 MdL nur die Volksschule und 3 ( + 2) MdL weiterführende Schulen (darunter 1 mit Einjährigem und 1 mit Studium ohne Abschluß). Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: erneut 4 »Gelernte Arbeiter« (u. a. 3 Tischler) und 3 (+2) »Bürgerliche Berufe«. Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: erneut 2 »Selbständige«, 1 (+l) »Bürgerlicher Beruf« und 4 (+l) »Arbeiterbeamte« (3 Parteipublizistik, 1 Krankenkassen). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 31 bis 55 Jahre und beträgt durchschnittlich 43 (-2) Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: 3 MdL ( + 2) bis unter 5 Jahre, erneut kein MdL 5 bis 9 Jahre, erneut 2 MdL 10 bis 19 Jahre und erneut 2 MdL 20 Jahre und länger.
1899 (Nov. 23) Bremen (→ 1902 Nov.)
  Bei den (7. SP) Bürgerschaftswahlen verzeichnet die SP bei der halbschichtigen Erneuerung einen deutlichen Zuwachs in Höhe von 9 Mandaten; damit ist die SP mit insgesamt 11 Abgeordneten (von 150) in der Bürgerschaft vertreten. Der SP-Mandatsanteil beträgt 7,3% (+6,0%).
Bis zur nächsten halbschichtigen Erneuerung ergeben sich keine Mandatsveränderungen. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 11 MdL (100%), davon sind 9 ( + 7; 82%) zum ersten Mal in der Bürgerschaft. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: mind. 5 ( + 3; 45%) in Bremen, 2 ( + 2; 18%) in Preußen und 1 ( + 1; 9%) in Baden. Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: mind. 1 (-1; 9%) »Ungelernter Arbeiter« und 8 ( + 8; 72%) »Gelernte Arbeiter«. Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: mind. 3 ( + 2; 27%) »Unselbständige Arbeiter« (u. a. 2 Tabakarbeiter), 4 (+3; 36%) »Selbständige« (u. a. 3 Gastwirte) und 3 ( + 3; 27%) »Arbeiterbeamte« (2 Parteipublizistik, 1 Gewerkschaft). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 28 bis 64 Jahre und beträgt durchschnittlich 41 (-7) Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: erneut kein MdL bis unter 5 Jahre, 6 MdL (+6; 55%) 5 bis 9 Jahre, 2 MdL (4-1; 18%) 10 bis 19 Jahre und 3 MdL ( + 2; 27%) 20 Jahre und länger.
1900 (Jan.) Reuß ältere Linie (→ 1903 März)
  Bei den (l. SP) Landtagswahlen wird der 39-jährige gelernte Wollendrucker und derzeitige Parteiredakteur Franz Feustel für den städtischen Wahlkreis Greiz als erster Sozialdemokrat in den Landtag des Fürstentums Reuß ältere Linie gewählt. Der in seiner Heimatstadt kandidierende Feustel, seit 1898 Parteiredakteur, kann sein Landtagsmandat nur bis 1904 behaupten. Der SP-Mandatsanteil (l von 12) beträgt 8,3% (+8,3%).
1900 (Feb. 26) Reich (→ 1900 Mai)
  Bei einer Nachwahl im WK Magdeburg 7 (Kalbe-Aschersleben) unterliegt der 42-jährige Parteiredakteur Albert Schmidt, der zur Zeit im Gefängnis sitzt und dem aufgrund einer gerichtlichen Verurteilung (»Majestätsbeleidigung«) das Mandat am 29. September 1899 aberkannt worden ist, in der Stichwahl gegen einen nationalliberalen Kandidaten.
1900 (Mai 26) Reich (→ 1900 Juni)
  Bei der Nachwahl im WK Mittelfranken 1 (Nürnberg) siegt der 29-jährige Parteiredakteur Dr. Albert Südekum schon im 1. Wahlgang (bisher: Karl Örtel, der am 4. April 1900 verstorben
1900 (Juni 26) Reich (→ 1900 Juli)
  Bei einer Nachwahl im WK Breslau 10 (Waldenburg) siegt der 38-jährige Vorsitzende des Sächsischen Berg- und Hüttenarbeiterverbands Hermann Sachse, der sein Mandat am 1. Mai 1900 niedergelegt hat (um damit einer bevorstehenden Ungültigkeitserklärung zuvorzukommen), schon im 1. Wahlgang.
1900 (Juli 5) Reich (→ 1900 Okt.)
  Bei einer Nachwahl im WK Elsaß-Lothringen 2 (Mülhausen) unterliegt der sozialdemokratische Kandidat, der 37-jährige Kaufmann Leopold Emmel, schon im 1. Wahlgang gegen einen nationalliberalen Kandidaten (bisher: Fernand Bueb, der im April 1899 aus der SP ausgetreten ist und sein Mandat am 25. April 1900 niedergelegt hat).
1900 (Sep. 17) SPD-Parteitag in Mainz (→ 1901 Sep.)
  Im Rahmen des Tagesordnungspunktes »Die Taktik der Partei bei den Landtagswahlen« wird eine modifizierte Resolution des Referenten August Bebel angenommen: »Der Parteitag wolle beschließen: In denjenigen deutschen Staaten, in welchen das Dreiklassen-Wahlsystem besteht, sind die Parteigenossen verpflichtet, bei den nächsten Wahlen mit eigenen Wahlmännern in die Wahlagitation einzutreten. – Für die Landtagswahlen in Preußen bildet der Partei-Vorstand das Zentral-Wahlkommitee. Ohne dessen Zustimmung dürfen die Parteigenossen in den einzelnen Wahlkreisen keine Abmachungen mit bürgerlichen Parteien treffen«.
1900 (Okt. 26) Reich (→ 1900 Okt.)
  Bei einer Nachwahl im WK Potsdam 8* (Brandenburg-Westhavelland) siegt der 38-jährige Parteiredakteur Heinrich Peus in der Stichwahl gegen einen konservativen Kandidaten (bisher: konservativ).
1900 (Okt. 30) Reich (→ 1902 Jan.)
  Bei einer Nachwahl im WK Berlin 6 siegt der 50-jährige Parteischriftsteller Georg Ledebour schon im 1. Wahlgang (bisher: Wilhelm Liebknecht, der am 7. August 1900 verstorben ist).
Die ausgeübten Berufe der MdL bei 1. Mandatsantritt lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 28 (33%) »Unselbständige Arbeiter« (u. a. 5 Maurer), 5 (6%) »Untere/Mittlere Angestellte/Beamte«, 13 (15%) »Selbständige«, 3 (4%) »Bürgerliche Berufe«, 6 (7%) »Politische Beamte« (l Länder, 5 Kommunen), 26 (31%) »Arbeiterbeamte« (4 Partei, 5 Parteipublizistik, 11 Gewerkschaften, 2 Genossenschaften, 2 Krankenkassen, 2 Sonstige) und 4 (5%) »Ohne Beruf«. Arbeiterbeamtenpositionen im Rahmen der Gesamtberufskarriere nehmen ein: 17 MdL (20%) bei den Gewerkschaften, 5 MdL (6%) bei den Genossenschaften, 4 MdL (5%) bei den Krankenkassen, 9 MdL (11%) bei der Partei und 12 MdL (14%) bei der Parteipublizistik.
(Hauptamtliche) Positionen in Politik/öffentlicher Verwaltung im Rahmen der Gesamtberufskarriere nehmen ein: 1 MdL (l%) in der Reichsverwaltung, 17 MdL (20%) in der Landesregierung, 13 MdL (15%) in der Landesverwaltung, 7 MdL (8%) in der Bezirks- und Kreisverwaltung und 20 MdL �24%) in der Kommunalverwaltung. Weitere 11 MdL (13%) üben (hauptamtliche/zentrale) Funktionen in anderen Verbänden/Organisationen aus. In NS-Haft werden 28 MdL (33%) verbracht, 4 MdL (5%) emigrieren in der NS-Zeit. Nach 1945 üben noch 16 MdL (19%) eine politische Funktion in den Westzonen bzw. in der Bundesrepublik aus, davon erhalten 6 MdL (7%) erneut ein Landtagsmandat. Nach 1945 üben noch 2 MdL (2%) eine politische Funktion in der SBZ bzw. in der DDR aus, davon erhält 1 MdL (l%) ein Volkskammermandat und erneut ein Landtagsmandat.
1900 (Okt. 30) Sachsen-Coburg-Gotha (→ 1904 Juni)
  Bei den (3. SP) Landtagswahlen gewinnt die SP 3 weitere Mandate hinzu und verfügt nun über insgesamt 10 Abgeordnete (von 30). Dabei wird mit dem gelernten Schneider und derzeitigen Parteiredakteur Anton Walter der erste Sozialdemokrat in den Coburger Teil-Landtag gewählt. Wilhelm Bock wird am Ende der Landtagsperiode 1903 als zweiter Sozialdemokrat Vizepräsident eines deutschen Landtages im Kaiserreich.- Damit hat schon frühzeitig die SP zugleich ihr bestes Ergebnis im Kaiserreich erzielt: 10 Mandate bedeuten einen Anteil von 33,3% an allen Mandaten. Rechnet man auf der Basis des besten Reichstagswahlergebnisses (1912: 50,9%, aber auch schon 1898: 47,4%) eine Sitzverteilung nach dem Reichstagswahlrecht hoch, dann ergeben sich 15 ( + 5) Sitze für die SP; dies hätte zu einer Pattsituation im Landtag geführt. Der prozentuale Unterschied zwischen dem jeweilig besten Ergebnis bei den Reichsbzw. Landtagswahlen beträgt 17,6%.
Bis zur nächsten Landtagswahl ergeben sich keine Mandatsveränderungen. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 10 MdL, davon sind 4 (-2) zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: mind. erneut 2 in Sachsen-Coburg-Gotha, 3 (+l) in Preußen, erneut 2 im übrigen Thüringen und 1 in Sachsen. Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: mind. 8 ( + 2) »Gelernte Arbeiter« (u. a. 2 Schneider, 2 Drechsler). Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: erneut 1 »Unselbständiger Arbeiter«, 4 (+l) »Selbständige« (u. a. 2 Kleinhändler) und 5 ( + 2) »Arbeiterbeamte« (3 Parteipublizistik, 1 Gewerkschaften, 1 Krankenkassen). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 34 bis 54 Jahre und beträgt durchschnittlich 45 ( + 3) Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: 2 MdL (+l) bis unter 5 Jahre, erneut 1 MdL 5 bis 9 Jahre, 5 MdL ( + 2) 10 bis 19 Jahre und erneut 2 MdL 20 Jahre und länger.
1900 (Nov. 23) Sachsen-Weimar (→ 1903 Nov.)
  Bei den (6. SP) Landtagswahlen wird ein weiterer Sozialdemokrat gewählt, damit hat die SP insgesamt 2 Abgeordnete (von 33). Der SP-Mandatsanteil beträgt 6,1% ( + 3,0%).
Bis zur nächsten Landtagswahl ergeben sich keine Mandatsveränderungen. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 2 MdL, davon ist 1 ( + l) zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: 1 in Sachsen-Weimar und 1 in Preußen. Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: erneut 1 »Selbständiger« und 1 »Arbeiterbeamter« (l Genossenschaften). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht beträgt 40 und 42 Jahre und durchschnittlich 41 ( + 4) Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: 1 MdL 5 bis 9 Jahre und 1 MdL 20 Jahre und länger.
1900 (Dez. 5) Württemberg (→ 1906 Dez.)
  Bei den (2. SP) Landtagswahlen erhält die SP 3 Mandate mehr als in der vorhergehenden Wahl und verfügt nun über insgesamt 5 Abgeordnete (von 93). Der SP-Mandatsanteil beträgt 5,4% ( + 3,2%).
Bis zur nächsten Landtagswahl treten 2 MdL nachträglich in den Landtag ein. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 7 MdL, davon sind 6 ( + 4) zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: 3 ( + 2) in Württemberg (2 Neckarkreis, 1 Schwarzwaldkreis), 2 (+l) in Preußen sowie je 1 in Sachsen und Bayern. Der ursprünglichen Konfession nach sind alle 6 ( + 5) MdL evangelisch; von keinem ist ein Kirchenaustritt bekannt. Die MdL haben folgende Schulbildung absolviert: 4 ( + 2) nur die Volksschule und 3 (+3) weiterführende Schulen (darunter 1 mit Universitätsabschluß). Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 6 ( + 4) »Gelernte Arbeiter« (u.a. 2 Buchdrucker, 2 Tischler) und 1 ( + l) »Bürgerlicher Beruf«. Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 2 ( + 2) »Selbständige« (2 Gastwirte), 4 ( + 3) »Arbeiterbeamte« (3 Parteipublizistik, 1 Gewerkschaften) und 1 (4-1) »Bür gerlicher Beruf«. Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 30 bis 60 Jahre und beträgt durchschnittlich 46 ( + l) Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: kein MdL (-l) bis unter 5 Jahre, 2 MdL (4-2) 5 bis 9 Jahre, 4 MdL ( + 3) 10 bis 19 Jahre und 1 MdL (+l) 20 Jahre und länger.
1900 (Dez. 15) Lippe (→ 1904 Dez.)
  Bei den (l. SP) Landtagswahlen erringt die SP 4 Sitze (von 2l). Als erste Sozialdemokraten im Landtag des Fürstentums Lippe werden gewählt: der 31-jährige gelernte Stellmacher und derzeitige Werkführer Clemens Becker aus Lemgo (später u. a. Vorsitzender des Lippischen Landespräsidiums), der 56-jährige Zigarrenmacher Karl Becker aus Orlinghausen, der 38-jährige Ziegler und Zigarrenmacher August Schmuck aus Lemgo und der 41-jährige Steindrucker Max Obier aus Detmold, das Mandat des letzteren wird allerdings schon 1901 für ungültig erklärt.- Damit hat die SP zugleich schon ihr bestes Ergebnis im Kaiserreich erzielt: 4 Mandate bedeuten einen Anteil von 19,0% an allen Mandaten. Rechnet man auf der Basis des besten Reichstagswahlergebnisses (1912: 27,3%, aber auch schon 1903: 25,3%) eine Sitzverteilung nach dem Reichstagswahlrecht hoch, dann ergeben sich 5 bis 6 (+1 bzw. + 2) Sitze für die SP. Der prozentuale Unterschied zwischen dem jeweilig besten Ergebnis bei den Reichs- bzw. Landtagswahlen beträgt 8,3%.
Bis zur nächsten Landtagswahl scheidet 1 MdL vorzeitig aus. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 4 MdL, alle 4 MdL sind zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: 2 in Lippe und 2 in Preußen. Der ursprünglichen Konfession nach sind 3 MdL evangelisch und 1 MdL katholisch. Die MdL haben folgende Schulbildung absolviert: alle 4 MdL nur die Volksschule. Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 2 »Ungelernte Arbeiter« (2 Tabakarbeiter) und 2 »Gelernte Arbeiter«. Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: alle 4 »Unselbständige Arbeiter«. Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 31 bis 56 Jahre und beträgt durchschnittlich 41 Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: 2 MdL bis unter 5 Jahre, kein MdL 5 bis 9 Jahre, 1 MdL 10 bis 19 Jahre und 1 MdL 20 Jahre und länger.
1901 (Feb. 15) Hamburg (→ 1904 Feb.)
  Bei den (l. SP) Bürgerschaftswahlen und der damit verbundenen halbschichtigen Erneuerung der Bürgerschaft wird in einem Hammerbrooker Wahlbezirk der 48-jährige gelernte Schlosser und derzeitige Parteiredakteur Otto Stolten als erster Sozialdemokrat in die Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg gewählt. Der gebürtige Hamburger Stolten, der nach dem Tode Bebels den Wahlkreis Hamburg 1 im Reichstag vertreten wird, behauptet sein Bürgerschaftsmandat bis 1927; 1919 avanciert er zum Senator und Zweiten Bürgermeister der Hansestadt. Der SP-Mandatsanteil in der SP-Hochburg Hamburg (l von 160) beträgt damit nur 0,6% ( + 0,6%)!
1901 (Apr. 26) Sachsen-Altenburg (→ 1904 Apr.)
  Bei den (8. SP) Landtagswahlen verliert die SP ein Mandat und verfügt nun nur noch über insgesamt 4 Mandate (von 30). Der SP-Mandatsanteil beträgt 13,3% (-3,4%).
Bis zur nächsten Landtagswahl ergeben sich keine Mandatsveränderungen. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 4 MdL, davon ist keiner zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: erneut 1 in Sachsen-Altenburg, erneut 2 in Sachsen und 1 im übrigen Thüringen. Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: erneut 4 »Gelernte Arbeiter«. Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: erneut 2 »Selbständige« und erneut 2 »Arbeiterbeamte« (l Parteipublizistik, 1 Gewerkschaften). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 38 bis 54 Jahre und beträgt durchschnittlich 45 (-1-3) Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: erneut kein MdL bis unter 5 Jahre, 2 MdL (-1) 5 bis 9 Jahre, erneut 1 MdL 10 bis 19 Jahre und erneut 1 MdL 20 Jahre und länger.
1901 (Sep. 22) SPD-Parteitag in Lübeck (→ 1902 Sep.)
  Im Rahmen des Tagesordnungspunktes »Bericht über die parlamentarische Thätigkeit« verabschiedet der Parteitag eine Resolution von August Bebel zur Budgetfrage: »In Erwägung, daß die Einzelstaaten ebenso wie das Reich den Charakter des Klassenstaates tragen und der Arbeiterklasse die volle Gleichberechtigung nicht einräumen, sondern in ihrem Wesen als Organisation der herrschenden Klassen zur Aufrechterhaltung ihrer Herrschaft anzusehen sind, spricht der Parteitag die Erwartung aus, daß die sozialdemokratischen Vertreter in den gesetzgebenden Körperschaften der Einzelstaaten sich bei ihren Abstimmungen nicht im Widerspruch mit dem Parteiprogramm und den Grundsätzen des proletarischen Klassenkampfes setzen und insbesondere das Gesammtbudget normaler Weise ablehnen. Eine Zustimmung zu dem Budget kann nur ausnahmsweise aus zwingenden, in besonderen Verhältnissen liegenden Gründen gegeben werden«.
1901 (Sep. 26) Reuß jüngere Linie (→ 1904 Aug.)
  Bei den (9. SP) Landtagswahlen kann die SP erneut 2 weitere Mandate erringen und verfügt nun über insgesamt 4 Mandate (von 16).- Damit (ebenso 1910) hat die SP zugleich ihr bestes Ergebnis im Kaiserreich erzielt: 4 Mandate bedeuten einen Anteil von 25% ( + 6,2%) an allen Mandaten und von 41,7% nur an den in allgemeiner, direkter Wahl zu vergebenden Mandaten (12 von 16). Rechnet man auf der Basis des besten Reichstagswahlergebnisses (1898: 58,1%, aber auch 1912: 54,2%) eine Sitzverteilung nach dem Reichstagswahlrecht hoch, dann ergeben sich 9 ( + 4) Sitze für die SP; zu einer absoluten Landtagsmehrheit hätte dies deutlich gereicht. Der prozentuale Unterschied zwischen dem jeweilig besten Ergebnis bei den Reichs- bzw. Landtagswahlen beträgt 26,8% (bzw. im Vergleich mit den allgemeinen Wahlen 16,4%).
Bis zur nächsten Landtagswahl tritt 1 MdL nachträglich ein. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 5 MdL, davon sind erneut 2 zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: 1 ( + l) in Reuß jüngere Linie, erneut 2 in Preußen, je 1 in Sachsen und im übrigen Thüringen. Der ursprünglichen Konfession nach sind mind. 3 MdL ( + 2) evangelisch; mind. 2 MdL (+l) sind schon aus der Kirche ausgetreten oder werden dies später tun. Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: alle 5 ( + 2) »Gelernte Arbeiter« (u. a. 2 Weber). Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 2 (+l) »Selbständige« und 3 ( + l) »Arbeiterbeamte« (2 Parteipublizistik, 1 Gewerkschaften). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 29 bis 51 Jahre und beträgt durchschnittlich 42 ( + 2) Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: 1 MdL (+l) bis unter 5 Jahre, 2 MdL ( + l) 5 bis 9 Jahre und erneut 2 MdL 20 Jahre und länger.
1901 (Okt. 11) Sachsen (→ 1903 Okt.)
  Bei den (13. SP) Landtagswahlen und der damit verbundenen drittelschichtigen Erneuerung des Landtags wird zum dritten Mal nach einem indirekten Dreiklassen-Wahlrecht gewählt; die mit der Wahlrechtsveränderung verbundene Absicht des Kartells der »Ordnungsparteien« erfüllt sich nun ganz. Erneut kann die SP kein einziges Landtagsmandat gewinnen und verliert alle bisher ihr noch verbliebenen und nun zur Wahl stehenden 4 Mandate (-4,9%). Nach 24 Jahren ist der sächsische Landtag wieder frei von sozialdemokratischen Abgeordneten. Die Konservativen dominieren im Landtag nun mit einer Zweidrittelmehrheit; die anderen Fraktionen, die sich jetzt in eine Marginalposition gedrängt sehen, fordern eine Reform des neugeschaffenen Dreiklassenwahlrechts.
1901 (Okt. 15) Baden (→ 1903 Okt.)
  Bei den (6. SP) Landtagswahlen verliert die SP bei der halbschichtigen Erneuerung des badischen Landtages ein Mandat und verfügt nun im badischen Landtag nur noch über insgesamt 6 Mandate (von 63). Der SP-Mandatsanteil beträgt 9,5% (-1,6%). Die SP stellt dennoch erneut die drittstärkste Fraktion hinter den Nationalliberalen (24 Mandate) und dem Zentrum (23), aber noch vor den Demokraten (5) und den Freisinnigen (2).
Bis zur nächsten halbschichtigen Erneuerung scheidet 1 MdL vorzeitig aus. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 6 MdL, davon ist 1 (-1) zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: 2 (-1) in Baden, 2 ( + l) in Sachsen sowie erneut je 1 in Bayern und Hessen. Der ursprünglichen Konfession nach sind mind. 3 (4-l) MdL evangelisch und erneut 2 MdL katholisch; erneut mind. 3 MdL sind schon aus der Kirche ausgetreten oder werden dies später tun. Die MdL haben folgende Schulbildung absolviert: 3 MdL (~l) nur die Volksschule und erneut 3 MdL weiterführende Schulen (darunter 1 mit Einjährigem und 1 mit Studium ohne Abschluß). Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 3 (-l) »Gelernte Arbeiter« und erneut 3 »Bürgerliche Berufe«. Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 1 (-l) »Selbständiger« und 5 (+l) »Arbeiterbeamte« (3 Parteipublizistik, 1 Genossenschaften, 1 Krankenkassen). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 33 bis 47 Jahre und beträgt durchschnittlich 41 (-2) Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: 2 MdL (-l) bis unter 5 Jahre, 1 MdL (+l) 5 bis 9 Jahre, 1 MdL (-1) 10 bis 19 Jahre und erneut 2 MdL 20 Jahre und länger.
1902 (Jan. 28) Reich (→ 1902 März)
  Bei einer Nachwahl im WK Sachsen 10 (Döbeln) siegt der 55-jährige Webwarenfabrikant Karl Grünberg schon im 1. Wahlgang (bisher: nationalliberal).
1902 (März 20) Reich (→ 1903 Juni)
  Bei einer Nachwahl im WK Breslau 7 (Breslau-West) siegt der 52-jährige Parteischriftsteller Eduard Bernstein schon im 1. Wahlgang (bisher: Dr. Bruno Schönlank, der am 30. Oktober 1901 verstorben ist).
1902 (Sep. 14) SPD-Parteitag in München (→ 1903 Sep.)
  Im Rahmen des Tagesordnungspunktes »Die bevorstehende Reichstagswahl« wird vom Parteitag eine Resolution des Referenten August Bebel angenommen: »Der Parteitag verpflichtet die Parteigenossen, wie bei den bisherigen, so auch bei der künftigen allgemeinen Reichstagswahl in allen Wahlkreisen, in denen Parteigenossen sich befinden, eigene Kandidaten aufzustellen; dort, wo es noch nöthig erscheint, schleunigst die Organisation in den Wahlkreisen auszubauen und vor allem auch auf die Beschaffung der nöthigen Geldmittel bedacht zu sein. Kommen die Parteigenossen in die Lage, bei der engeren Wahl zwischen gegnerischen Kandidaten sich betheiligen zu müssen, so dürfen sie nur für denjenigen Kandidaten stimmen, der sich bereit erklärt, im Falle einer Wahl l) für uneingeschränkte Aufrechterhaltung des bestehenden Reichstagswahlrechts, 2) gegen die Erhöhung der bestehenden Zölle auf Lebensmittel, 3) gegen jede neue indirekte Steuer oder eine Erhöhung der bestehenden auf Konsumartikel der großen Masse der Bevölkerung, 4) gegen jede Ausnahmegesetzgebung und gegen jede Verschlechterung des bestehenden Rechtszustandes, 5) gegen jede neue Militär- und Marinevorlage, die höhere Lasten erfordert, einzutreten. Ist kein Kandidat vorhanden, der bereit ist, diese Bedingungen anzunehmen, so ist strenge Wahlenthaltung zu verkünden«.
1902 (Okt.) Oldenburg (→ 1904 Aug.)
  Bei den (2. SP) Landtagswahlen erringt die SP 5 weitere Mandate und ist damit durch insgesamt 6 Abgeordnete (von 40) im Landtag vertreten. Der SP-Mandatsanteil beträgt 15,0% (+12,5%).
Bis zur nächsten Landtagswahl ergeben sich keine Mandatsveränderungen. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 6 MdL, davon sind 5 zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: 2 in Oldenburg, 3 in Preußen und 1 in Württemberg. Der ursprünglichen Konfession nach sind mind. 4 MdL evangelisch und 1 MdL katholisch; mind. 2 MdL sind schon aus der Kirche ausgetreten oder werden dies später tun. Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 1 (+l) »Ungelernter Arbeiter« und 5 (4-4) »Gelernte Arbeiter« (u. a. 2 Buchdrucker). Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 2 ( + 2) »Unselbständige Arbeiter« und 4 ( + 3) »Arbeiterbeamte« (3 Parteipublizistik, 1 Krankenkassen). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 31 bis 45 Jahre und beträgt durchschnittlich 35 Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: 2 MdL bis unter 5 Jahre, 1 MdL 5 bis 9 Jahre, 1 MdL 10 bis 19 Jahre und 2 MdL 20 Jahre und länger.
1902 (Okt. 16) Schwarzburg-Rudolstadt (→ 1905 Sep.)
  Die (11. SP) Landtagswahlen bringen einen erdrutschartigen Sieg der SP, die seit 1886 über ein Mandat nicht hinausgekommen ist; mit dem Gewinn von 7 Mandaten (von 16) fehlt der SP nur noch ein Mandat zum parlamentarischen Patt mit den anderen Fraktionen. Die SP stellt nun die mit Abstand stärkste Landtagsfraktion vor dem Freisinn (4 Sitze) und den Agrariern (3). Der SP-Mandatsanteil beträgt jetzt 43,8% (4-37,5%)! Die SP erhält zum ersten Mal die Stimmenmehrheit, die sie bis zum Ende des Kaiserreichs auch behalten wird; der SP-Stimmenanteil an den bei den allgemeinen Wahlen abgegebenen Stimmen beträgt 50,6%. Mit dem 42-jährigen gelernten Knopfmacher und derzeitigen Kurzwarenhändler Franz Winter wird der erste Sozialdemokrat in ein Landtagspräsidium bzw. zum Vizepräsidenten eines Landtages im Kaiserreich gewählt.
Bis zur nächsten Landtagswahl ergeben sich keine Mandatsveränderungen. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 7 MdL, davon sind 6 zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: 5 in Schwarzburg-Rudolstadt und 2 im übrigen Thüringen. Der ursprünglichen Konfession nach sind alle 7 MdL evangelisch, 1 MdL wird später aus der Kirche austreten. Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: alle 7 (-1-6) »Gelernte Arbeiter« (u. a. 2 Tischler, 2 Knopfmacher). Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 4 »Unselbständige Arbeiter«, 1 »Selbständiger«, 1 »Unterer/Mittlerer Angestellter/Beamter« und 1 »Arbeiterbeamter« (l Genossenschaften). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 26 bis 59 Jahre und beträgt durchschnittlich 38 Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: kein MdL bis unter 5 Jahre, 3 MdL 5 bis 9 Jahre, 3 MdL 10 bis 19 Jahre und 1 MdL 20 Jahre und länger.
1902 (Nov. 9) Hessen (→ 1905 Nov.)
  Bei den (7. SP) Landtagswahlen kann die SP bei der halbschichtigen Erneuerung des Landtags die bisherigen Mandate behaupten; die SP-Fraktion besteht erneut aus insgesamt 6 Abgeordneten (von 50). Der SP-Mandatsanteil beträgt weiterhin 12%. Die SP stellt weiterhin die viertstärkste Fraktion hinter den Nationalliberalen (18 Mandate), dem Hessischen Bauernbund (l3) und dem Zentrum (7), aber noch vor den Freisinnigen (3).
Bis zur nächsten halbschichtigen Erneuerung des Landtages scheidet 1 MdL vorzeitig aus und 1 MdL tritt nachträglich ein. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 7 MdL, davon sind 2 (+l) zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: erneut 3 in Hessen und je 1 in Preußen, Sachsen, Braunschweig und Bremen. Der ursprünglichen Konfession nach sind 5 MdL ( + 2) evangelisch und 2 (-1) MdL katholisch; mind. erneut 3 MdL sind schon aus der Kirche ausgetreten oder werden dies später tun. Die MdL haben folgende Schulbildung absolviert: 6 ( + l) nur die Volksschule und erneut 1 die Universität mit Abschluß. Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 1 ( + l) »Ungelernter Arbeiter«, erneut 5 »Gelernte Arbeiter« (u. a. 2 Buchdrucker) und erneut 1 »Angestellter«. Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 2 (-l) »Selbständige« und 5 ( + 2) »Arbeiterbeamte« (4 Parteipublizistik, 1 Krankenkassen). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 26 bis 51 Jahre und beträgt durchschnittlich 44 (+l) Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: erneut kein MdL bis unter 5 Jahre, erneut 2 MdL 5 bis 9 Jahre, erneut 3 MdL 10 bis 19 Jahre und 2 ( + l) MdL 20 Jahre und länger.
1902 (Nov. 12) Anhalt (→ 1908 Sep.)
  Bei den (l. SP) Landtagswahlen erhält die SP 4 Sitze (von 36) und ist damit zum ersten Mal im Landtag vertreten. Als erste Sozialdemokraten im Landtag des Herzogtums Anhalt werden in städtischen Wahlkreisen gewählt: der 40-jährige akademische Schriftsteller und derzeitige Parteiredakteur Heinrich Peus (u. a. seit 1896 mit Unterbrechungen Reichstagsabgeordneter für den Wahlkreis Westhavelland-Brandenburg, bis 1908 und erneut 1918-1933 MdL Anhalt, ab 1918 Landtagspräsident), der derzeitige Materialwarenhändler Wilhelm Voigt (bis 1919 und erneut ab 1924 MdL Anhalt, später u. a. anhaltinischer Staatsminister), der erst 31-jährige gelernte Korbmacher und derzeitige Parteiredakteur Max Günther (bis 1904 und 1919-1933 MdL Anhalt, später u. a. Kreisdirektor in Bernburg) und der erst 32-jährige derzeitige Konsumvereinsangestellte Martin Langheld (nur bis 1903 MdL).- Damit hat die SP zugleich ihr bestes Ergebnis im Kaiserreich erzielt: 4 Mandate bedeuten einen Anteil von 11,1% an allen Mandaten und von 16,7% nur an den in allgemeiner, indirekter Wahl zu vergebenden Mandaten (24 von 36). Rechnet man auf der Basis des besten Reichstagswahlergebnisses (1912: 46,2%, aber auch schon 1898: 46,1%) eine Sitzverteilung nach dem Reichstagswahlrecht hoch, dann ergeben sich 16 bis 17 ( + 12 bzw. +13) Sitze für die SP; zu einer absoluten Landtagsmehrheit hätte dies allerdings nicht gereicht. Der prozentuale Unterschied zwischen dem jeweilig bestem Ergebnis bei den Reichs- bzw. Landtagswahlen beträgt 35,1% (bzw. im Vergleich mit den allgemeinen Wahlen 25,5%)!
Bis zur nächsten Landtagswahl scheiden 2 MdL vorzeitig aus. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 4 MdL, davon sind alle 4 zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: mind. je 1 in Preußen, Sachsen und Thüringen. Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: mind. 2 »Gelernte Arbeiter« und 1 »Bürgerlicher Beruf«. Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 1 »Selbständiger« und 3 »Arbeiterbeamte« (2 Parteipublizistik, 1 Genossenschaften). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 31 bis 40 Jahre und beträgt durchschnittlich 34 Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: 1 MdL bis unter 5 Jahre, 2 MdL 10 bis 19 Jahre und 1 MdL 20 Jahre und länger.
1902 (Nov. 24) Bremen (→ 1905 Nov.)
  Bei den (8. SP) Bürgerschaftswahlen verzeichnet die SP bei der halbschichtigen Erneuerung erneut einen deutlichen Zuwachs in Höhe von 8 Mandaten; damit ist die SP mit insgesamt 19 Abgeordneten (von 150) in der Bürgerschaft vertreten.- Damit hat überraschenderweise die SP zugleich ihr bestes Ergebnis im Kaiserreich erreicht: 19 Mandate bedeuten einen Anteil von 12,7% ( + 5,4%) an allen Mand aten und von 27,9% nur an den in allgemeiner, direkter Wahl zu vergebenden Mandaten (68 von 150); damit dürfte die SP in Bremen ihr Wählerpotential bei den allgemeinen Wahlen keineswegs ausgeschöpft haben. Rechnet man auf der Basis des besten Reichstagswahlergebnisses (1912: 53,4%, aber auch schon 1890: 48,7%) eine Sitzverteilung nach dem Reichstagswahlrecht hoch, dann ergeben sich 80 ( + 61!) Sitze für die SP; dies hätte zu einer klaren absoluten Bürgerschaftsmehrheit gereicht. Der prozentuale Unterschied zwischen dem jeweilig bestem Ergebnis bei den Reichs- bzw. Landtagswahlen beträgt 40,7% (bzw. im Vergleich mit den allgemeinen Wahlen 25,5%)!
Bis zur nächsten halbschichtigen Erneuerung scheidet 1 MdL vorzeitig aus, 1 MdL tritt nachträglich ein. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 20 MdL (100%), davon sind 8 (-1; 40%) zum ersten Mal in der Bürgerschaft. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: mind. 9 ( + 4; 45%) in Bremen, 3 (+1; 15%) in Preußen, 2 (+2; 10%) in Bayern und je 1 (5%) in Baden, Thüringen und im Ausland. Der ursprünglichen Konfession nach sind mind. 11 MdL (55%) evangelisch und 1 MdL (5%) katholisch; mind. 4 MdL (20%) sind schon aus der Kirche ausgetreten oder werden dies später tun. Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: mind. 2 (+1; 10%) »Ungelernte Arbeiter« (2 Tabakarbeiter) und 16 ( + 8; 80%) »Gelernte Arbeiter« (u. a. 5 Buchdrucker). Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: mind. 7 (+4; 35%) »Unselbständige Arbeiter« (u.a. 2 Tabakarbeiter, 2 Buchdrucker), 5 ( + 1; 25%) »Selbständige« (u. a. 3 Gastwirte) und 7 (+4; 35%) »Arbeiterbeamte« (5 Parteipublizistik, 2 Gewerkschaften). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 31 bis 67 Jahre und beträgt durchschnittlich 42 (+l) Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: 2 MdL ( + 2; 10%) bis unter 5 Jahre, 9 MdL ( + 3; 45%) 5 bis 9 Jahre, 3 MdL ( + 1; 15%) 10 bis 19 Jahre und 6 MdL ( + 3; 30%) 20 Jahre und länger.
1903 (März) Reuß ältere Linie (→ 1904 Apr.)
  Bei den (2. SP) Landtagswahlen kann der 43-jährige gelernte Wollendrucker und derzeitige Parteiredakteur Franz Feustel das bisherige einzige SP-Mandat behaupten. Der SP-Mandatsanteil (l von 12) beträgt weiterhin 8,3%.
1903 (Juni 16) Reich (→ 1903 Nov.)
  Bei den (11.) Hauptwahlen (»Brotwucherwahlen«) kandidiert die SP erneut in 395 Wahlkreisen und erhält insgesamt 3 010 771 Stimmen ( + 903 695), das entspricht 31,7% von allen gültigen Stimmen ( + 4,5%). Nach dem zweithöchsten Stimmenzuwachs im Kaiserreich baut die SP ihren Vorsprung als stimmstärkste Partei auf Reichsebene weiter aus. Die SP gewinnt im 1. Wahlgang schon 56 Mandate (+24) – genausoviel Mandate wie im Reichstags zuvor insgesamt. An Stichwahlen ist die SP in 118 Wahlkreisen ( + 20) beteiligt und erhält weitere 25 Mandate (+l). Die Reichstagsfraktion besteht nun aus insgesamt 81 Abgeordneten ( + 25), das bedeutet einen Mandatsanteil von 20,4% ( + 6,3%); hinter dem Zentrum (l00 Sitze von 397), aber noch vor den Konservativen (54), den Nationalliberalen (50) und den Freisinnigen (3l) ist die SP nun mit Abstand die zweitstärkste Fraktion.
Im Vergleich zur letzten Wahl (Mandate) gibt es für die SP in insgesamt 38 Wahlkreisen ( +1) Mandatsveränderungen; die SP verliert folgende 7 Wahlkreise: Frankfurt/Oder 8 und 9, Kassel 8, Mittelfranken 2, Hessen 5, Braunschweig 3, Elsaß-Lothringen 2; die SP gewinnt folgende 31 Wahlkreise (* = zum ersten Mal) hinzu: Berlin 2 und 5, Potsdam 8, Frankfurt/Oder 4*, Stettin 3* und 4, Breslau 10 und 11, Schleswig-Holstein 7 und 10*, Arnsberg 5* und 6, Düsseldorf 1 und 3, Oberbayern 1, Sachsen 2*, 7*, 8*, 9, 10, 11*, 12*, 14*, 15 und 21*, Württemberg 4* und 10*, Hessen 9, Sachsen-Altenburg*, Schwarzburg-Rudolstadt*, Bremen. Unter den 56 direkt in den Hauptwahlen gewonnenen Wahlkreisen finden sich jetzt 13 ( + 3) SP-Hochburgen (mit mehr als 60% Stimmenanteil bei der Hauptwahl; * = zum ersten Mal): Berlin 4 mit 77,0%, Hamburg 2 (Hamburg-West) 72,8%, Berlin 6 mit 71,2%, Sachsen 17 (Glauchau-Meerane) 71,1%, Schleswig-Holstein 8 (Altona) 69,4%, Sachsen 13 (Leipzig-Land) 69,1%, Sachsen 19 (Stollberg-Schneeberg) 67,7%, Hamburg 1 (Hamburg-Ost) 67,2%, Sachsen 18 (Zwickau) 67,1%, Sachsen 16 (Chemnitz) 66,9%, Sachsen 6* (Dresden-Altstadt) 65,7%, Sachsen 15* (Rochlitz-Flöha) 62,6%, Sachsen 4* (Dresden r. d. Elbe) 60,2%.
Für folgende Regionen werden zum ersten Mal Sozialdemokraten in den Reichstag gewählt: für das Herzogtum Sachsen-Altenburg der 56-jährige Buchbindermeister Bruno Buchwald (u.a. seit 1889 MdL Sachsen-Altenburg), dem das Mandat schon wenig später wieder aberkannt wird; für Schwarzburg-Rudolstadt der 40-jährige gelernte Schriftsetzer und derzeitige Verleger der Parteizeitung Arthur Hofmann (u. a. seit 1900 MdL Sachsen-Meiningen, später Mitglied der Landesregierung Thüringen). Die SP ist jetzt in 19 Ländern (von 26) vertreten: Preußen (32 Mandate), Sachsen (22), Bayern (4), Württemberg (4), Hamburg (3), Baden (3), Hessen (2), Braunschweig (l), Mecklenburg-Schwerin (l) Sachsen-Weimar (l), Sachsen-Coburg-Gotha (l), Sachsen-Meiningen (l), Reuß ältere Linie (l), Reuß jüngere Linie (l), Sachsen-Altenburg (l), Schwarzburg-Rudolstadt (l), Bremen (l), Lübeck (l). Die SP erhält schon in 7 Ländern die absolute Mehrheit bei den Hauptwahlen: in Hamburg (62,1%), in Sachsen, wo die SP mit 58,8% den höchsten regionalspezifischen Stimmenanteil für Sachsen im Kaiserreich erreicht, in Reuß jüngere Linie (55,1%), in Reuß ältere Linie (50,5%); ebenfalls den jeweils höchsten regionalspezifischen Stimmenanteil erzielt die SP in Lübeck (55,3%), Schwarzburg-Rudolstadt (53,6%) und in Sachsen-Altenburg (51,6%). Ihren höchsten regionalspezifischen Stimmenanteil bei den Hauptwahlen im Kaiserreich, ohne allerdings die absolute Mehrheit zu erreichen, erzielen bei dieser Wahl: Mecklenburg-Schwerin (41,3%), Meck-lenburg-Strelitz (34,1%) und Waldeck (20,2%); das Ergebnis von Waldeck bedeutet zugleich das »niedrigste« Höchstergebnis eines Landes im Kaiserreich.
Die Sensation dieser Wahl stellt zweifellos der nahezu totale Wahlsieg der SP in Sachsen dar: mit einem Zugewinn von 11 Mandaten erreicht die SP ihre höchste regionale SP-Reichstagsrepräsentanz im Kaiserreich in Sachsen: bei einem regionalen Mandatsanteil von 95,6% (22 von 23) fehlt der SP nur noch das Mandat für Sachsen 3 (in der Stichwahl fehlten zum Mandatsgewinn nur etwas mehr als 1 500 Stimmen), um Sachsen allein im Reichstag zu vertreten. Bei den Folgewahlen wird die SP diesen großen Erfolg nicht wiederholen können. Der Mandatsanteil (95,6%) und der Stimmenanteil (58,8%!) bei den Reichstagswahlen stehen in einem eklatanten Widerspruch zu den Verhältnissen im sächsischen Landtag, wo aufgrund des völlig restriktiven Wahlrechts 1901 bis 1905 kein einziger Sozialdemokrat sitzt. Mit dem Erringen des jeweils einzigen Reichstagsmandates vertritt die SP auch Sachsen-Altenburg (ebenso 1912) und Schwarzburg-Rudolstadt (ebenso 1912) im Reichstag allein und erzielt dort entsprechend mit einem regionalen Mandatsanteil von 100% (l von l) die höchste regionalspezifische SP-Reichstagsrepräsentanz im Kaiserreich. Die Reichstagswahlergebnisse (Stimmenanteile zwischen 45% und 51%) stehen bei Sachsen-Altenburg im sichtbaren Gegensatz zu der SP-Repräsentanz im Landtag, wo die SP über einen Mandatsanteil von 21,9% nicht hinauskommt. Ganz anders sieht es dagegen in Schwarzburg-Rudolstadt aus, wo schließlich – bei einer sozialdemokratischen Landtagsmehrheit – mit einen Stimmenanteil bei den Landtagswahlen von 59,7% (1912) das beste Reichstagswahlergebnis (Stimmenanteil 1903 von 53,6%) noch deutlich übertroffen werden kann. Auch Württemberg erzielt mit 23,5% (4 von 17) seine höchste regionalspezifische SP-Reichstagsrepräsentanz im Kaiserreich; ähnlich wie in Baden kann bis 1914 auch die SP in Württemberg weder bei den Stimmen- noch bei den Mandatsanteilen, die jeweils deutlich unter dem Reichsdurchschnitt für die SP liegen, besondere Erfolge vorweisen.
Die SP erzielt in den (19) Regionen folgende Stimmanteile: Hamburg (62,1%), Sachsen (58,8%), Lübeck (55,1%), Bremen (51,1%), Thüringen (46,3%), Braunschweig (46,0%), Anhalt (45,3%), Mecklenburg-Schwerin (41,3%), Hessen (35,5%), Mecklenburg-Strelitz (34,1%), Schaumburg-Lippe (31,7%), Oldenburg (31,4%), Preußen (28,7%), Württemberg (27,5%), Lippe (25,3%), Elsaß-Lothringen (24,2%), Baden (21,9%), Bayern (21,7%) und Waldeck 1903 (20,2%) -d. h. in allen Regionen erhält die SP mehr als 20% der Stimmen in der Hauptwahl. Im Vergleich zur letzten Wahl (Stimmenanteil) gewinnt die SP in 16 Regionen hinzu: Schaumburg-Lippe ( + 13,6%), Sachsen ( + 9,3%), Oldenburg ( + 8,6%), Lippe ( + 7,4%), Württemberg ( + 7,2%), Braunschweig (+6,0%), Mecklenburg-Strelitz (+5,1%), Preußen ( + 4,5%), Bremen ( + 4,5%), Waldeck ( + 3,8%), Bayern (+3,6%), Mecklenburg-Schwerin ( + 3,1%), Baden ( + 2,9%), Thüringen ( + 2,2%), Hessen ( + 1,6%) und Elsaß-Lothringen ( + 1,5%); dagegen verliert die SP nur in 3 Regionen: Lübeck (-0,2%), Hamburg (-0,4%) und Anhalt (-0,8%).
Bis zur nächsten Reichstagswahl scheiden 11 MdR vorzeitig aus und 8 MdR treten nachträglich ein. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 89 MdR (100%), davon sind 31 ( + 7; 35%) zum ersten Mal im Reichstag. Die MdR sind in folgenden Ländern geboren: 46 ( + 15; 52%) in Preußen (l Ostpreußen, 3 Westpreußen, 6 Berlin, 5 Brandenburg, 1 Posen, 5 Schlesien, 6 Prov. Sachsen, 2 Schleswig-Holstein, 4 Hannover, 2 Westfalen, 4 Hessen-Nassau, 7 Rheinprovinz), 21 ( + 10; 24%) in Sachsen (6 KH Dresden, 10 KH Leipzig, 5 KH Zwickau), 7 ( + 1; 8%) in Bayern (l Oberbayern, 1 Niederbayern, 1 Pfalz, 1 Mittelfranken, 1 Unterfranken, 2 Schwaben), 3 (+1; 3%) in Baden, 2 (-1; 2%) in Hessen, erneut 2 (2%) in Thüringen, erneut 2 (2%) in Württemberg (2 Neckarkreis), erneut 2 (2%) in Lübeck, 2 ( + 2; 2%) im Ausland sowie je 1 (l%) in Braunschweig und Hamburg. Der ursprünglichen Konfession nach sind mind. 48 MdR (+12; 54%) evangelisch, 17 MdR ( + 6; 19%) katholisch und erneut 7 MdR (8%) jüdisch; mind. 63 MdR ( + 18; 71%) sind schon aus der Kirche ausgetreten oder werden dies später tun. Die MdR haben folgende Schulbildung absolviert: 51 MdR (+19; 57%) nur die Volksschule und 38 MdR ( + 7; 43%) weiterführende Schulen (darunter 2 mit Abitur, 2 mit Lehrerseminar, 5 mit Studium ohne und 10 mit Abschluß). Die »erlernten« Berufe der MdR lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 6 (-1; 7%) »Ungelernte Arbeiter« (6 Tabakarbeiter), 60 ( + 26; 67%) »Gelernte Arbeiter« (u. a. 8 Tischler, 8 Buchdrucker, 5 Schneider, 4 Schlosser, 4 Weber, 3 Schuhmacher, 3 Former), 7 ( + 2; 8%) »Angestellte« (5 Handlungsgehilfen, 2 Bürogehilfen) und 16 (-1; 18%) »Bürgerliche Berufe« (u. a. 8 Schriftsteller, 4 Rechtsanwälte, 2 Lehrer). Die bei Mandatsantritt »ausgeübten« Berufe der MdR lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 20 ( + 4; 22%) »Selbständige« (9 Kleinfabrikanten, 6 Kleinhändler, 5 Gastwirte), erneut 4 (4%) »Bürgerliche Berufe« (u. a. 3 Rechtsanwälte) und 65 ( + 22; 73%) »Arbeiterbeamte« (6 Partei, 46 Parteipublizistik, 9 Gewerkschaften, 1 Genossenschaften, 3 Krankenkassen). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 32 bis 65 Jahre und beträgt durchschnittlich 48 ( + 3) Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Reichstagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: 11 MdR (+11; 12%) bis unter 5 Jahre, 14 MdR ( + 5; 16%) 5 bis 9 Jahre, 29 MdR (+5; 33%) 10 bis 19 Jah re und 35 MdR ( + 5; 39%) 20 Jahre und länger. 50 MdR (+11; 56%) üben nur im Kaiserreich ein Reichstagsmandat aus, 39 ( + 15; 44%) sowohl im Kaisereich als auch in der Weimarer Republik. 23 MdR (+6; 26%) erhalten nur im Kaiserreich ein Landtagsmandat, 7 MdR ( + 5; 8%) nur in der Weimarer Republik und 13 MdR ( + 7; 15%) in beiden Phasen. Arbeiterbeamtenpositionen im Rahmen der Gesamtberufskarriere nehmen ein: 25 MdR (+10; 28%) bei den Gewerkschaften, erneut 4 MdR (4%) bei den Genossenschaften, erneut 7 MdR ( + 5; 8%) bei den Krankenkassen, 25 MdR ( + 11; 28%) bei der Partei und 56 MdR ( + 14; 63%) bei der Parteipublizistik. (Hauptamtliche) Positionen in Politik/ öffentlicher Verwaltung im Rahmen der Gesamtberufskarriere werden einnehmen: 6 MdR ( + 4; 7%) in der Reichsregierung, 15 MdR ( + 9; 17%) in der Reichsverwaltung, 13 ( + 2; 15%) in einer Landesregierung, 8 (+2; 9%) in einer Landesverwaltung, erneut 3 MdR (3%) in einer Bezirksund Kreis Verwaltung und 5 MdR ( + 5; 6%) in einer Kommunal Verwaltung.
Der Reichstag wird wegen eines Konflikts um den Kolonialetat am 13. Dezember 1906 aufgelöst.
1903 (Juni) Länder (seit 1898 Juni)
  Seit der Reichstagswahl vom Juni 1898 hat sich die SP erfolgreich (mindestens Gewinn eines Mandates) an insgesamt 22 Landtagswahlen beteiligt; nur bei 1 Landtagswahl (in Sachsen) kann die SP aufgrund der Wahlrechtsverschlechterung 1901 kein Mandat mehr gewinnen und ist daher nicht mehr im Landtag vertreten. Die SP erreicht folgende Mandatsanteile: Schwarzburg-Rudolstadt 1902 (43,8%), Sachsen-Coburg-Gotha 1900 (33,3%), Reuß jüngere Linie 1901 (31,3%), Lippe 1900 (19,0%), Reuß jüngere Linie 1898 (18,8%), Oldenburg 1902 (15,0%), Hessen 1902 (14,0%), Sachsen-Altenburg 1901 (13,3%), Bremen 1902 (12,7%), Baden 1899 (11,1%), Anhalt 1902 (11,1%), Hessen 1899 (10,0%), Baden 1901 (9,5%), Reuß ältere Linie 1900 (8,3%), Bremen 1899 (7,3%), Bayern 1899 (6,9%), Schwarzburg-Rudolstadt 1899 (6,3%), Sachsen-Weimar 1900 (6,1%), Württemberg 1900 (5,4%). Sachsen 1899 (4,9%), Oldenburg 1899 (2,5%), Hamburg 1901 (0,6%) und Sachsen 1901 (0%). Bei 18 Landtagswahlen verzeichnet die SP Gewinne (Mandatsanteile) : Schwarzburg-Rudolstadt 1902 (4-37,5%), Lippe 1900 (+19,0%), Reuß jüngere Linie 1898 und 1901 (+12,5%), Oldenburg 1902 (+12,5%), Anhalt 1902 (+11,1%), Sachsen-Coburg-Gotha 1900 ( + 10,0%), Reuß ältere Linie 1900 ( + 8,3%), Bremen 1899 ( + 6,0%), Bremen 1902 (+5,4%), Hessen 1902 ( + 4,0%), Bayern 1899 ( + 3,8%), Württemberg 1900 (+3,2%), Baden 1899 ( + 3,2%), Sachsen-Weimar 1900 ( + 3,0%), Oldenburg 1899 ( + 2,5%), Hessen 1899 ( + 2,0%) und Hamburg 1901 (+0,6%). Bei 1 Landtagswahl kann die SP ihren bisherigen Mandatsanteil behaupten: Schwarzburg-Rudolstadt 1899. Nur bei 4 Landtagswahlen verzeichnet die SP Verluste (Mandatsanteile): Baden 1901 (-1,6%), Sachsen-Altenburg (-3,4%) sowie Sachsen 1899 und 1901 (-4,9%).
Die SP zieht in 5 weiteren Landtagen zum ersten Mal ein: Oldenburg 1899, Lippe 1900, Reuß ältere Linie 1900, Hamburg 1901 und Anhalt 1902; damit ist die SP jetzt in 16 (in Sachsen nicht mehr) Landtagen (von 23) vertreten. In 6 Ländern erreicht die SP schon in dieser Phase das beste Landtagswahlergebnis (Mandatsanteil) im Kaiserreich: 1900 in Lippe und Sachsen-Coburg-Gotha, 1901 in Reuß jüngere Linie, 1902 in Hessen, Anhalt und Bremen. Die Gesamtzahl der SP-Landtagsmandate erhöht sich auf 97 (+53), damit hat die SP einen Anteil von 5,8% ( + 3,2%) an allen Landtagsmandaten (1664) erreicht. Nach der Reichstagswahl vom Juni 1903 stehen 81 Reichstagsabgeordnete nun 97 Landtagsabgeordneten (l MdR : 1.2 MdL) gegenüber, d. h. die zahlenmäßige Relation hat sich erneut zugunsten ( + 0.4) der Landtagsabgeordneten verbessert.
1903 (Sep. 13) SPD-Parteitag in Dresden (→ 1907 Sep.)
  Der Parteivorstand berichtet von einer Konferenz preußischer Delegierter am 26. März 1903 in Berlin, auf der der Parteivorstand eine von den Delegierten gebilligte »Richtschnur der einzuhaltenden Taktik« vorgestellt hat. Darin wird der Mainzer Beschluß von 1900 erneut zur ausschließlichen Grundlage erklärt. »Da bei der Teilnahme an den preußischen Landtagswahlen wie an allen Parlamentswahlen für die Sozialdemokratie in erster Linie die Entfaltung der Agitation zur Aufklärung der Massen steht, muß ohne Rücksicht auf etwaige materielle Erfolge überall dort in die Wahl eingetreten werden, wo überhaupt die Aufstellung sozialdemokratischer Wahlmannskandidaten möglich ist . . . Kommt es bei den Urwahlen zur Stichwahl, in der nach Ausfall der Sozialdemokraten liberale Kandidaten solchen anderen Parteien gegenüberstehen, so wird im allgemeinen für die liberalen Kandidaten zu stimmen sein . . . Die Entscheidung über die Stellungnahme der sozialdemokratischen Wahlmänner bei der Abgeordnetenwahl … ist im Einvernehmen mit den in Frage kommenden Wahlkreis-Komitees zu treffen. In Wahlkreisen, in denen ein sozialdemokratischer Abgeordneten-Kandidat aufgestellt wird, ist zu fordern, daß derselbe an erster Stelle gewählt wird. Wird diese Forderung nicht erfüllt, so haben die sozialdemokratischen Wahlmänner in allen Wahlgängen nur für den sozialdemokratischen Kandidaten zu stimmen; bei etwaigen Stichwahlen ist Stimmenthaltung zu üben . . . Das Gleiche gilt von unseren Genossen in Sachsen, die sofort nach ihren glorreichen Reichstagswahlsiegen unmittelbar die Agitation für die Landtagswahlen aufnehmen mußten«.
Im Rahmen des Tagesordnungspunktes »Taktik der Partei« wird nach der »Revisionis-mus»-Debatte eine Resolution angenommen, in der es u. a. im Hinblick auf die parlamentarische Taktik heißt: »Der Parteitag verurteilt auf das entschiedenste die revisionistischen Bestrebungen, unsere bisherige bewährte und sieggekrönte, auf dem Klassenkampf beruhende Taktik in dem Sinne zu ändern, daß an Stelle der Eroberung der politischen Macht durch Ueberwindung unserer Gegner eine Politik des Entgegenkommens an die bestehende Ordnung der Dinge tritt . . . der Parteitag . . . erklärt, l) daß die Partei die Verantwortlichkeit ablehnt für die auf der kapitalistischen Produktionsweise beruhenden politischen und wirtschaftlichen Zustände und daß sie deshalb jede Bewilligung von Mitteln verweigert, welche geeignet sind, die herrschende Klasse an der Regierung zu erhalten. 2) Daß die Sozialdemokratie . . . einen Anteil an der Regierungsgewalt innerhalb der bürgerlichen Gesellschaft nicht erstreben kann.«
In der Bilanz der zentralen Parteikasse für die Zeit vom Oktober 1902 bis September 1903 werden die speziellen Wahlkampfkosten mit 282 058 Mark beziffert, das entspricht einem Anteil von 46,5% an den Gesamtausgaben der Partei.
1903 (Okt. 5) Sachsen-Meiningen (→ 1909 Okt.)
  Bei den (3. SP) Landtagswahlen gewinnt die SP 3 weitere Mandate hinzu (bei den Nachwahlen im März und Mai 1900 waren davon schon 2 vorher gewonnen worden). Die SP-Fraktion besteht nun aus 7 Abgeordneten (von 24). Der SP-Mandatsanteil beträgt jetzt 29,2% (+12,5%).
Bis zur nächsten Landtagswahl tritt 1 MdL nachträglich ein. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 8 MdL, davon sind 2 (-4) zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: mind. 4 ( + l) in Sachsen-Meiningen, je 1 in Sachsen und im übrigen Thüringen. Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: mind. erneut 1 »Ungelernter Arbeiter«, erneut 4 »Gelernte Arbeiter« und erneut 1 »Angestellter«. Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 2 ( + l) »Unselbständige Arbeiter«, erneut 3 »Selbständige« und 2 (-l) »Arbeiterbeamte« (2 Parteipublizistik). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 31 bis 51 Jahre und beträgt durchschnittlich 43 ( + 7) Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: kein MdL (-2) bis unter 5 Jahre, erneut kein MdL 5 bis 9 Jahre, 5 MdL (+2) 10 bis 19 Jahre und erneut 2 MdL 20 Jahre und länger.
1903 (Okt. 22) Sachsen (→ 1905 Okt.)
  Bei den (14. SP) Landtagswahlen und der damit verbundenen drittelschichtigen Erneuerung des Landtags wird zum vierten Mal nach einem indirekten Dreiklassen-Wahlrecht gewählt; erneut kann die SP kein einziges Landtagsmandat gewinnen und ist nicht im Landtag repräsentiert.
1903 (Okt. 30) Baden (→ 1905 Okt.)
  Bei den (7. SP) Landtagswahlen kann die SP bei der halbschichtigen Erneuerung des Landtages insgesamt nur die bisherigen 6 Mandate (von 63) behaupten. Der SP-Mandatsanteil beträgt weiterhin 9,5%. Die SP stellt erneut – zusammen mit den gleichstarken Demokraten – die drittstärkste Fraktion hinter den Nationalliberalen (25 Mandate) und dem Zentrum (23), aber noch vor den den Freisinnigen (2).
Bis zur nächsten Landtagswahl scheidet 1 MdL vorzeitig aus. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht erneut aus insgesamt 6 MdL, davon sind 4 ( + 3) zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: 1 (-1) in Baden, erneut 2 in Sachsen sowie je 1 in Preußen, Württemberg und Hessen. Der ursprünglichen Konfession nach sind mind. erneut 3 MdL evangelisch, kein MdL (-2) katholisch und 1 MdL ( + l) jüdisch; mind. 5 MdL ( + 2) sind schon aus der Kirche ausgetreten oder werden dies später tun. Die MdL haben folgende Schulbildung absolviert: 4 MdL (4-1) nur die Volksschule und 2 MdL (-l) weiterführende Schulen (darunter 1 mit Einjährigem). Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 4 (4-l) »Gelernte Arbeiter«, 1 (-Hl) »Angestellter« und 1 (-2) »Bürgerlicher Beruf«. Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 2 ( + l) »Selbständige«, 1 ( + l) »Bürgerlicher Beruf« und 3 (-2) »Arbeiterbeamte« (2 Parteipublizistik, 1 Krankenkassen). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 38 bis 56 Jahre und beträgt durchschnittlich 45 ( + 4) Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: 1 MdL (-l) bis unter 5 Jahre, 3 MdL (4-2) 5 bis 9 Jahre, erneut 1 MdL 10 bis 19 Jahre und 1 MdL (-l) 20 Jahre und länger.
1903 (Nov. 17) Reich (→ 1904 Jan.)
  Bei einer Nachwahl im WK Sachsen 15 (Mittweida-Burgstädt) siegt der 34-jährige Parteiredakteur Daniel Stücklen schon im 1. Wahlgang (bisher: Paul Göhre, der am 1. Oktober 1903 nach heftigen innerparteilichen Streitigkeiten sein Mandat niedergelegt hat und der wenige Monate später im WK Sachsen 20 erfolglos kandidieren wird. Der »Fall Göhre« ist einer der wenigen bekannt gewordenen Fälle, wo der SP-Parteivorstand versucht hat, massiv in die Nominierungsautonomie einer SP-Wahlkreisorganisation einzugreifen).
1903 (Nov. 20) Preußen (→ 1906 Nov.)
  Die SP beteiligt sich aufgrund des Mainzer Beschlusses zum ersten Mal systematisch an den Wahlen zum Abgeordnetenhaus unter dem für sie äußerst restriktiven Dreiklassen-Wahlrecht. Die SP erhält bei den Wahlmännerwahlen 311 145 Stimmen ( + 284 674), was einen Stimmenanteil von 18,8% (nur 3. Klasse: 23,9%; Reichstagswahlen 1903: 28,7%) bedeutet; nach Stimmen ist die SP damit – knapp hinter den Konservativen – die zweitstärkste Partei bei den Urwah-len. Erwartungsgemäß ist die SP mit einem Stimmenanteil von 29,9% am stärksten in den Städten repräsentiert; nur 6,1% beträgt dagegen ihr Stimmenanteil in den Landgemeinden. In 6 Regierungsbezirken (Marienwerder, Bromberg, Oppeln, Münster, Trier, Sigmaringen-Hohen-zollern) werden keine und in weiteren 5 Regierungsbezirken (Posen, Aurich, Koblenz, Aachen) weniger als 50 Stimmen für die SP-Wahlmänner abgegeben. Die mit Abstand höchsten Stimmenanteile verzeichnet die SP in Berlin (68,5%), in der Provinz Brandenburg (36,1%) und in der Provinz Schleswig-Holstein (32,5%). Trotz aller Stimmengewinne kann die SP bei den Abgeordnetenhauswahlen kein einziges Mandat erringen.
1903 (Nov. 30) Sachsen-Weimar (→ 1906 Nov.)
  Bei den (7. SP) Landtagswahlen kann die SP nur ihren bisherigen Besitzstand wahren und verfügt weiterhin über insgesamt 2 Abgeordnete (von 33). Der SP-Mandatsanteil beträgt erneut 6,1%.
Bis zur nächsten Landtagswahl scheidet 1 MdL vorzeitig aus und 1 MdL tritt nachträglich ein. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 3 MdL, davon ist erneut 1 zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: erneut 1 in Sachsen-Weimar und 2 (+l) in Preußen. Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: erneut 1 »Selbständiger« und 2 (+l) »Arbeiterbeamte« (l Parteipublizistik, 1 Genossenschaften). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 43 bis 45 Jahre und beträgt durchschnittlich 44 ( + 3) Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: erneut 1 MdL 5 bis 9 Jahre, 1 MdL (+l) 10 bis 19 Jahre und erneut 1 MdL 20 Jahre und länger.
1904 (Jan. 5) Reich (→ 1904 März)
  Bei einer Nachwahl siegt im WK Sachsen 22 (Auerbach) der 46-jährige Buchhändler Adolph Hoff mann schon im 1. Wahlgang (bisher: Franz Hofmann, der am 4. November 1903 verstorben ist).
1904 (Feb. 12) Hamburg (→ 1907 Feb.)
  Bei den )2. SP) Bürgerschaftswahlen kann die SP bei der halbschichtigen Erneuerung der Bürgerschaft mit 12 Mandaten kräftig hinzugewinnen und verfügt nun über insgesamt 13 Mandate (von 160). Der SP-Mandatsanteil erhöht sich auf 8,1% ( + 7,5%).
Bis zur nächsten halbschichtigen Erneuerung ergeben sich keine Mandatsveränderungen. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 13 MdL (100%), davon sind 12 ( + 11; 92%) zum ersten Mal in der Bürgerschaft. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: nur 1 (8%) in Hamburg, 10 (77%) in Preußen und je 1 (8%) in Mecklenburg-Schwerin und Braunschweig. Der ursprünglichen Konfession nach sind mind. 6 MdL (46%) evangelisch, 1 MdL (8%) katholisch und 1 MdL (8%) jüdisch; mind. 4 MdL (31%) sind schon aus der Kirche ausgetreten oder werden dies später tun. Die MdL haben folgende Schulbildung absolviert: mind. 11 MdL (85%) nur die Volksschule. Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: mind. 12 (92%) »Gelernte Arbeiter« (u. a. 3 Tischler, 2 Schuhmacher, 2 Maurer, 2 Tapezierer). Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 3 (23%) »Selbständige« (u. a. 2 Kleinhändler) und 10 (77%) »Arbeiterbeamte« (3 Parteipublizistik, 4 Gewerkschaften, 3 Krankenkassen). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 33 bis 55 Jahre und beträgt durchschnittlich 45 Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: 1 MdL (8%) bis unter 5 Jahre, 4 MdL (31%) 5 bis 9 Jahre, 2 MdL (15%) 10 bis 19 Jahre und 6 MdL (46%) 20 Jah re und länger.
1904 (März 18) Reich (→ 1904 Apr.)
  Bei einer Nachwahl im WK Sachsen 20 (Zschopau-Marienberg) unterliegt der sozialdemokratische Kandidat, der 40-jährige Schriftsteller Paul Göhre (vgl. oben), in der Stichwahl gegen einen Kandidaten der Reformpartei (bisher: Emil Rosenow, der am 7. Februar 1904 verstorben ist).
1904 (Apr. 16) Sachsen-Altenburg (→ 1907 März)
  Bei den (9. SP) Landtagswahlen verliert die SP ein weiteres Mandat und verfügt nun nur noch über insgesamt 3 Mandate (von 30). Der SP-Mandatsanteil verringert sich auf 10,0% (-3,3%).
Bis zur nächsten Landtagswahl ergeben sich keine Mandatsveränderungen. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 3 MdL, davon ist keiner zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: keiner (-1) in Sachsen-Altenburg, erneut 2 in Sachsen und 1 im übrigen Thüringen. Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 3 (-l) »Gelernte Arbeiter«. Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 1 (-l) »Selbständiger« und erneut 2 »Arbeiterbeamte« (l Parteipublizistik, 1 Gewerkschaften). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 41 bis 57 Jahre und beträgt durchschnittlich 50 ( + 5) Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: erneut kein MdL bis unter 5 Jahre, 1 MdL (-l) 5 bis 9 Jahre, erneut 1 MdL 10 bis 19 Jahre und erneut 1 MdL 20 Jahre und länger.
1904 (Apr. 29) Reich (→ 1904 Mai)
  Bei einer Nachwahl im WK Sachsen-Altenburg unterliegt der bisherige Abgeordnete, der 57-jährige Buchbindermeister Bruno Buchwald, dessen Mandat am 16. März 1904 für ungültig erklärt worden ist, schon im 1. Wahlgang gegen einen konservativen Kandidaten.
1904 (April) Reuß ältere Linie (→ 1905 Sep.)
  Bei den vorgezogenen (3. SP) Landtagswahlen verliert die SP ihr bisheriges (einziges) Mandat (-8,3%) und ist nicht mehr im Landtag vertreten.
1904 (Mai 13) Reich (→ 1905 Jan.)
  Bei einer Nachwahl im WK Frankfurt/Oder 4 (Stadt Frankfurt-Lebus) unterliegt der bisherige Abgeordnete, der 50-jährige Schriftsteller Dr. Heinrich Braun, dessen Mandat am 27. April 1904 für ungültig erklärt worden ist, in der Stichwahl gegen einen nationalliberalen Kandidaten.
1904 (Juni 11) Sachsen-Coburg-Gotha (→ 1908 Juni)
  Bei den (4. SP) Landtagswahlen verliert die SP mit 4 Mandaten stark und verfügt nun nur noch über insgesamt 6 Abgeordnete (von 30). Der SP-Mandatsanteil verringert sich auf 20,0% (-13,3%).
Bis zur nächsten Landtagswahl ergeben sich keine Mandatsveränderungen. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 6 MdL, davon ist 1 (-3) zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: nur 1 (-l) in Sachsen-Coburg-Gotha, erneut 2 im übrigen Thüringen, je 1 in Preußen, Bayern und Sachsen. Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: mind. 5 (-3) »Gelernte Arbeiter« (u. a. 2 Schuhmacher). Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: erneut 1 »Unselbständiger Arbeiter«, 2 (-2) »Selbständige« (2 Kleinhändler) und 3 (-2) »Arbeiterbeamte« (l Parteipublizistik, 1 Gewerkschaften, 1 Krankenkassen). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 45 bis 58 Jahre und beträgt durchschnittlich 51 ( + 6) Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: 1 MdL (-1) bis unter 5 Jahre, kein MdL (-1) 5 bis 9 Jahre, 3 MdL (-2) 10 bis 19 Jahre und erneut 2 MdL 20 Jahre und länger.
1904 (Aug. 26) Oldenburg (→ 1905 Okt.)
  Bei den vorgezogenen (3. SP) Landtagswahlen verliert die SP 2 Mandate und ist damit durch insgesamt 4 Abgeordnete (von 40) im Landtag vertreten. Der SP-Mandatsanteil verringert sich auf 10,0% (-5,0%).
Bis zur nächsten Landtagswahl ergeben sich keine Mandatsveränderungen. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 4 MdL, davon ist 1 (-4) zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: 1 (-l) in Oldenburg, 2 (-l) in Preußen und erneut 1 in Württemberg. Der ursprünglichen Konfession nach sind mind. 2 (-2) MdL evangelisch und erneut 1 MdL katholisch; mind. erneut 2 MdL sind schon aus der Kirche ausgetreten oder werden dies später tun. Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: alle 4 (-1) »Gelernte Arbeiter« (u. a. 2 Buchdrucker). Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 1 (+l) »Selbständiger« und 3 (-l) »Arbeiterbeamte« (2 Parteipublizistik, 1 Krankenkassen). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 34 bis 47 Jahre und beträgt durchschnittlich 39 ( + 4) Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: 1 (-1) MdL bis unter 5 Jahre, kein (-l) MdL 5 bis 9 Jahre, erneut 1 MdL 10 bis 19 Jahre und erneut 2 MdL 20 Jahre und länger.
1904 (Aug. 31) Reuß jüngere Linie (→ 1907 Sep.)
  Bei den (10. SP) Landtagswahlen erhält die SP erneut insgesamt 4 Mandate (von 16). Der SP-Mandatsanteil beträgt weiterhin 25,0%.
Bis zur nächsten Landtagswahl ergeben sich keine Mandatsveränderungen. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 4 MdL, davon ist 1 (-1) zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: erneut 1 in Reuß jüngere Linie und je 1 in Preußen, Sachsen und im übrigen Thüringen. Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: alle 4 (-l) »Gelernte Arbeiter« (u.a. 2 Weber). Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 1 (-1) »Selbständiger« und erneut 3 »Arbeiterbeamte« (3 Parteipublizistik). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 33 bis 54 Jahre und beträgt durchschnittlich 43 ( +1) Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: kein MdL (-1) bis unter 5 Jahre, erneut 2 MdL 5 bis 9 Jahre und erneut 2 MdL 20 Jahre und länger.
1904 (Dez. 1) Lippe (→ 1908 Dez.)
  Bei den (2. SP) Landtagswahlen verliert die SP ein Mandat und ist nur noch mit insgesamt 3 Abgeordneten (von 2l) im Landtag vertreten. Der SP-Mandatsanteil verringert sich auf 14,3% (-4,7%).
Bis zur nächsten Landtagswahl ergeben sich keine Mandatsveränderungen. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 3 MdL, davon ist 1 (-3) MdL zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: mind. 1 (-l) in Lippe und 1 (-l) in Preußen. Der ursprünglichen Konfession nach sind 1 (-2) MdL evangelisch und 2 (4-1) MdL katholisch. Die MdL haben folgende Schulbildung absolviert: alle 3 (-1) MdL nur die Volksschule. Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: erneut 2 »Ungelernte Arbeiter« (2 Tabakarbeiter) und 1 (-1) »Gelernter Arbeiter«. Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 2 (-2) »Unselbständige Arbeiter« und 1 (4-l) »Arbeiterbeamter« (l Genossenschaften) . Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 35 bis 59 Jahre und beträgt durchschnittlich 45 (4-4) Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: 1 (-1) MdL bis unter 5 Jahre, erneut kein MdL 5 bis 9 Jahre, erneut 1 MdL 10 bis 19 Jahre und erneut 1 MdL 20 Jahre und länger.
1905 (Jan. 12) Reich (→ 1906 Feb.)
  Bei einer Nachwahl im WK Magdeburg 7 (Aschersleben-Kalbe) siegt der 50-jährige Schneidermeister Adolf Albrecht in der Stichwahl gegen einen nationalliberalen Kandidaten (bisher: Albert Schmidt, der am 15. Oktober 1904 verstorben ist).
1905 (Juli 10) Bayern (→ 1907 Mai)
  Bei den (3. SP) Landtagswahlen gewinnt die SP – trotz Benachteiligung durch eine neue Wahlkreisgeometrie – ein weiteres Mandat hinzu; die SP-Landtagsfraktion besteht nun aus insgesamt 12 Abgeordneten (von 159). Der SP-Mandatsanteil erhöht sich leicht auf 7,5% ( + 0,6%). Die SP stellt erneut nur die viertstärkste Fraktion hinter dem nun völlig dominierenden Zentrum (102 Mandate), den Liberalen (22) und dem Bayerischen Bauernbund (15, einschließlich Bund der Landwirte). Erneut kommt es zu einem Wahlbündnis bei den Wahlmännerwahlen zwischen dem Bayerischen Zentrum und der SP; das Zentrum erreicht dadurch fast eine Zwei-Drittel-Mehrheit im Landtag.
Bis zur nächsten Landtagswahl ergeben sich keine Mandatsveränderungen. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 12 MdL (100%), davon sind 4 (-4; 33%) zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: 7 (-5; 58%) in Bayern (3 Pfalz, 1 Unterfranken, 1 Mittelfranken, 1 Oberbayern, 1 Schwaben) und 5 (+4; 42%) in Preußen. Der ursprünglichen Konfession nach sind mind. 5 (-1; 42%) MdL katholisch und 4 (4-2; 33%) MdL evangelisch; erneut mind. 7 (58%) MdL sind schon aus der Kirche ausgetreten oder werden dies später tun. Die MdL haben folgende Schulbildung absolviert: erneut 9 (75%) nur die Volksschule und 3 (-1; 25%) weiterführende Schulen (darunter 1 mit Abitur, 1 mit Universitätsabschluß). Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: erneut 10 (83%) »Gelernte Arbeiter« und erneut 2 MdL (17%) »Bürgerliche Berufe«. Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 6 (+2; 50%) »Selbständige« und ebenfalls 6 (-2; 50%) »Arbeiterbeamte« (4 Parteipublizistik, 2 Gewerkschaften). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 37 bis 66 Jahre und beträgt durchschnittlich 46 (4-1) Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: kein MdL (-2) unter 5 Jahre, erneut 2 MdL (17%) 5 bis 9 Jahre, 4 MdL (-1; 33%) 10 bis 19 Jahre und 6 MdL ( + 2; 50%) 20 Jahre und länger.
1905 (Sep. 7) Schwarzburg-Rudolstadt (→ 1906 Feb.)
  Bei den (12. SP) Landtagswahlen erringt die SP die Hälfte (8 von 16) der Mandate, das entspricht einem Mandatsanteil von 50% (4-6,2%). Der SP-Stimmenanteil an den bei den allgemeinen Wahlen abgegebenen Stimmen beträgt 51,9%. Die SP stellt erneut die mit Abstand stärkste Landtagsfraktion vor den Agrariern (4 Sitze) und den Nationalliberalen und dem Freisinn (jeweils 2). Nach Ablehnung des fürstlichen Haushaltbudgets durch die SP wird der Landtag schon im Dezember 1905 aufgelöst.
Bis zur nächsten Landtagswahl ergeben sich keine Mandatsveränderungen. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 8 MdL, davon ist 1 (-5) zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: 6 in Schwarzburg-Rudolstadt, erneut 2 im übrigen Thüringen. Der Konfession nach sind alle 8 MdL evangelisch, davon sind mind. 2 schon aus der Kirche ausgetreten oder werden dies später tun. Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: mind. erneut 7 »Gelernte Arbeiter« (u. a. 2 Tischler, 3 Knopfmacher). Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: mind. erneut 4 »Unselbständige Arbeiter«, erneut 1 »Selbständiger«, erneut 1 »Unterer/Mittlerer Angestellter/Beamter« und erneut 1 »Arbeiterbeamter« (l Genossenschaften). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 29 bis 62 Jahre und beträgt durchschnittlich 40 (4-2) Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: 1 MdL (4-1) bis unter 5 Jahre, erneut 3 MdL 5 bis 9 Jahre, erneut 3 MdL 10 bis 19 Jahre und erneut 1 MdL 20 Jahre und länger.
1905 (Sep.) Reuß ältere Linie (→ 1908 Juni)
  Bei den (4. SP) Landtagswahlen kann die SP erneut kein Mandat gewinnen und ist im Landtag weiterhin nicht vertreten.
1905 (Okt. 2) Sachsen (→ 1907 Sep.)
  Bei den (15. SP) Landtagswahlen und der damit verbundenen drittelschichtigen Erneuerung des Landtags wird zum fünften Mal nach einem indirekten Dreiklassen-Wahlrecht gewählt. Der SP gelingt es zum ersten Mal, unter diesem Wahlrecht ein Mandat zu gewinnen, und ist im Landtag nun wenigstens durch einen Abgeordneten repräsentiert. Der 53-jährige ehemalige Bürogehilfe und derzeitige Dresdener Parteiredakteur Hermann Goldstein, der schon einmal vor dem »Wahlrechtsraub« MdL Sachsen gewesen ist und seit 1903 den WK Sachsen 19 im Reichstag vertritt, wird überraschenderweise – trotz Dreiklassenwahlrechts – mit einer knappen Mehrheit von 52:49 Wahlmännerstimmen im 37. ländlichen Wahlkreis (in der Nähe von Zwickau) als einziger Sozialdemokrat in den Landtag gewählt. Goldstein, seit Oktober 1908 schwer erkrankt, bleibt auch bis zu seinem frühen Tode im Juni 1909 einziger SP-MdL. Der SP-Mandatsanteil beträgt 1,2% (4-1,2%).
1905 (Okt. 17) Oldenburg (→ 1908 Sep.)
  Bei den (4. SP) Landtagswahlen behauptet die SP ihren bisherigen Besitzstand und ist weiterhin durch insgesamt 4 Abgeordnete (von 40) im Landtag vertreten. Der SP-Mandatsanteil beträgt erneut 10,0%.
Bis zur nächsten Landtagswahl ergeben sich keine Mandatsveränderungen. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 4 MdL, davon ist erneut 1 zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: keiner (-l) in Oldenburg, 3 (4-1) in Preußen und erneut 1 in Württemberg. Der ursprünglichen Konfession nach sind mind. erneut 2 MdL evangelisch und erneut 1 MdL katholisch; mind. erneut 2 MdL sind schon aus der Kirche ausgetreten oder werden dies später tun. Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: erneut alle 4 »Gelernte Arbeiter« (u. a. 2 Buchdrucker). Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 1 (4-l) »Unselbständiger Arbeiter« und erneut 3 »Arbeiterbeamte« (2 Parteipublizistik, 1 Krankenkassen). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 31 bis 48 Jahre und beträgt durchschnittlich 38 (-l) Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: erneut 1 MdL bis unter 5 Jahre, erneut 1 MdL 10 bis 19 Jahre und erneut 2 MdL 20 Jahre und länger.
1905 (Okt. 19) Baden (→ 1909 Okt.)
  Bei den (8. SP) Landtagswahlen wird ein neues direktes, dem Reichstagswahlrecht ähnliches Wahlsystem angewandt. Die SP kann die Zahl ihrer Mandate verdoppeln und verfügt nun im Landtag über insgesamt 12 Mandate (von jetzt 73), was einem Mandatsanteil von 16,4% ( + 6,9%) entspricht. Der SP-Anteil an den abgegebenen Stimmen in der Hauptwahl beträgt 17,9%. Die SP stellt weiterhin die drittstärkste Fraktion hinter dem Zentrum (28 Mandate) und den Nationalliberalen (23), aber noch vor den Demokraten/Freisinnigen (6) und den Konservativen (3). Bei dieser Wahl kommt es zum ersten Mal zwischen Liberalen und Sozialdemokraten zu einem Stichwahlabkommen, um eine Landtagsmehrheit von Zentrum/Konservative zu verhindern. Adolf Geck wird als dritter Sozialdemokrat Vizepräsident eines deutschen Landtages im Kaiserreich. Die Zusammenarbeit mit dem »Block der Mitte« (Nationalliberale und Freisinnige) wird auch später im Parlament fortgesetzt. Ähnlich wie in Bayern verfolgt die SP-Landtagsfraktion zunehmend einen »reformistischen« Kurs, was u. a. im August 1908 und 1909 zur Billigung des Finanzgesetzes bzw. des Staatshaushaltes durch die SP führt. Das Verhalten der badischen (und der ebenfalls betroffenen bayerischen und württembergischen) Landtagsfraktion wird u. a. auf dem im September 1908 stattfindenden SPD-Parteitag in Nürnberg als schwerer »Disziplinbruch« gerügt; die süddeutschen Landtagsfraktionen verweisen auf ihre alleinige Zuständigkeit für die Fragen der Landespolitik.
Bis zur nächsten Landtagswahl scheidet 1 MdL vorzeitig aus. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 12 MdL (100%), davon sind 6 (+2; 50%) zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: 8 (+7; 67%) in Baden, erneut 2 (17%) in Sachsen sowie erneut je 1 (8%) in Preußen und Hessen. Der ursprünglichen Konfession nach sind mind. 5 MdL (+2; 42%) evangelisch, 4 MdL (+4; 33%) katholisch und 2 MdL (+1; 17%) jüdisch; mind. 9 MdL ( + 4; 75%) sind schon aus der Kirche ausgetreten oder werden dies später tun. Die MdL haben folgende Schulbildung absolviert: 9 MdL ( + 5; 75%) nur die Volksschule und 3 MdL (+1; 25%) weiterführende Schulen (darunter 1 mit Studium ohne und 1 mit Abschluß). Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 2 ( + 2; 17%) »Ungelernte Arbeiter« (2 Tabakarbeiter), 7 ( + 3; 58%) »Gelernte Arbeiter«, erneut 1 (8%) »Angestellter« und 2 ( + 1; 17%) »Bürgerliche Berufe«. Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 4 ( + 2; 33%) »Selbständige« (u. a. 2 Gastwirte), erneut 1 (8%) »Bürgerlicher Beruf« und 7 ( + 4; 58%) »Arbeiterbeamte« (l Partei, 5 Parteipublizistik, 1 Krankenkassen). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 31 bis 51 Jahre und beträgt durchschnittlich 43 (-2) Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: erneut 1 MdL (8%) bis unter 5 Jahre, 6 MdL ( + 3; 50%) 5 bis 9 Jahre, 4 MdL (4-3; 33%) 10 bis 19 Jahre und 2 MdL (4-1; 17%) 20 Jahre und länger.
1905 (Nov. 15) Hessen (→ 1908 Okt.)
  Bei den (8. SP) Landtagswahlen kann die SP bei der halbschichtigen Erneuerung des Landtags ein Mandat hinzugewinnen; die SP-Fraktion besteht aus insgesamt 7 Abgeordneten (von 50). Der SP-Mandatsanteil beträgt 14,0%. Die SP stellt – zusammen mit dem gleichstarken Zentrum – nun die drittstärkste Fraktion hinter den Nationalliberalen (18 Mandate), dem Hessischen Bauernbund (ll 4- 2 Hospitanten), aber noch vor den Freisinnigen (3).
Bis zur nächsten halbschichtigen Erneuerung des Landtages scheidet 1 MdL vorzeitig aus und 1 MdL tritt nachträglich ein. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 8 MdL, davon sind erneut 2 zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: 4 (h-1) in Hessen und erneut je 1 in Preußen, Sachsen, Braunschweig und Bremen. Der ursprünglichen Konfession nach sind 6 (4-l) MdL evangelisch, 1 (-1) MdL katholisch und 1 (+l) MdL jüdisch; mind. erneut 3 MdL sind schon aus der Kirche ausgetreten oder werden dies später tun. Die MdL haben folgende Schulbildung absolviert: erneut 6 nur die Volksschule und 2 (4-1) die Universität mit Abschluß. Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 2 (4-l) »Ungelernte Arbeiter«, 4 (-l) »Gelernte Arbeiter«, erneut 1 »Angestellter« und 1 (4-1) »Bürgerlicher Beruf«. Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 1 (4-1) »Unselbständiger Arbeiter«, 1 (-1) »Selbständiger«, 1 (4-l) »Bürgerlicher Beruf«, 4 (- l) »Arbeiterbeamte« (3 Parteipublizistik, 1 Krankenkassen) und 1 (4-1) »Ohne Beruf«. Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 29 bis 54 Jahre und beträgt durchschnittlich 45 (4-l) Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: erneut kein MdL bis unter 5 Jahre, erneut 2 MdL 5 bis 9 Jahre, erneut 3 MdL 10 bis 19 Jahre und 3 (4-l) MdL 20 Jahre und länger.
1905 (Nov. 17) Lübeck (→ 1907 Nov.)
  Bei den (l. SP) Bürgerschaftswahlen wird bei der drittelschichtigen Erneuerung der Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Lübeck nach einem neuen (für die SP verschärften) Zwei-Klassen-Wahlrecht gewählt. Dennoch zieht die SP zum ersten Mal in die Bürgerschaft mit 4 Abgeordneten (von 120) ein, dies sind: der 41-jährige Schneider Wilhelm Bruns (der SP-MdL mit der längsten Mandatszeit in der Bürgerschaft: bis 1933 MdL Lübeck), der 47-jährige gelernte Schneider und derzeitige Geschäftsführer der Genossenschaftsbäckerei Peter Pape, der 64-jährige gelernte Former und derzeitige Geschäftsführer der Parteizeitung Theodor Schwanz (mit Unterbrechung seit 1890 Reichstagsabgeordneter für den Wahlkreis Lübeck) und der 36-jährige gelernte Dreher und derzeitige Arbeitersekretär Rudolf Wissell (später u. a. Reichswirtschafts- und Reichsarbeitsminister). Der SP-Mandatsanteil beträgt 3,3% (4-3,3%).
Bis zur nächsten drittelschichtigen Erneuerung ergeben sich keine Mandatsveränderungen. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 4 MdL, alle 4 MdL sind zum ersten Mal in der Bürgerschaft. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: 1 in Lübeck sowie je 1 in Preußen, Mecklenburg-Schwerin und Oldenburg. Der ursprünglichen Konfession nach sind mind. 3 MdL evangelisch; mind. 1 MdL ist schon aus der Kirche ausgetreten oder wird dies später tun. Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 4 »Gelernte Arbeiter« (u. a. 2 Schneider). Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 1 »Selbständiger« und 3 »Arbeiterbeamte« (l Parteipublizistik, 1 Gewerkschaften, 1 Genossenschaften). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 36 bis 64 Jahre und beträgt durchschnittlich 47 Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: 1 MdL bis unter 5 Jahre, kein MdL 5 bis 9 Jahre, 2 MdL 10 bis 19 Jahre und 1 MdL 20 Jahre und länger.
1905 (Nov. 23) Bremen (→ 1908 Nov.)
  Bei den (9. SP) Bürgerschaftswahlen verliert die SP bei der halbschichtigen Erneuerung ein Mandat; damit ist die SP nur noch mit insgesamt 18 Abgeordneten (von 150) in der Bürgerschaft vertreten. Der SP-Mandatsanteil verringert sich leicht auf 12,0% (-0,7%).
Bis zur nächsten halbschichtigen Erneuerung scheiden 2 MdL vorzeitig aus. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 18 MdL (100%), davon sind 4 (-4; 22%) zum ersten Mal in der Bürgerschaft. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: mind. erneut 9 (50%) in Bremen, 5 (4-2; 28%) in Preußen, erneut 2 (ll%) in Bayern und erneut 1 (6%) im Ausland. Der ursprünglichen Konfession nach sind mind. 13 MdL (4-2; 72%) evangelisch und kein MdL (-l) katholisch; mind. 5 MdL (4-1; 28%) sind schon aus der Kirche ausgetreten oder werden dies später tun. Die MdL haben folgende Schulbildung absolviert: mind. 12 MdL (67%) nur die Volksschule. Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 6 (4-4; 33%) »Ungelernte Arbeiter« (6 Tabakarbeiter) und 12 (-4; 67%) »Gelernte Arbeiter« (u. a. 5 Buchdrucker). Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: erneut 7 (39%) »Unselbständige Arbeiter« (u. a. 3 Tabakarbeiter, 2 Buchdrucker), 3 (-2; 17%) »Selbständige« (u.a. 2 Gastwirte) und 8 (4-1; 44%) »Arbeiterbeamte« (6 Parteipublizistik, 2 Gewerkschaften). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 29 bis 70 Jahre und beträgt durchschnittlich 43 (4-1) Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: erneut 2 MdL (11%) bis unter 5 Jahre, 4 MdL (-5; 22%) 5 bis 9 Jahre, 6 MdL (4-3; 33%) 10 bis 19 Jahre und erneut 6 MdL (33%) 20 Jahre und länger.
1906 (Jan. 12) Schaumburg-Lippe (→ 1911 Aug.)
  Bei den (l. SP) Landtagswahlen zieht mit dem 36-jährigen gelernten Glasmacher und derzeitigen Gastwirt Heinrich Lorenz für den Wahlkreis Stadthagen der erste und im Kaiserreich auch einzige Sozialdemokrat in den Landtag des Fürstentums Schaumburg-Lippe ein. Lorenz, der in der Nähe von Stadthagen in Hessen-Nassau geboren ist und seit 1901 eine Gastwirtschaft in Stadthagen betreibt, wird bis 1933 bei allen Wahlen in den Landtag gewählt; da in Schaumburg-Lippe hauptamtliches Regierungsamt und parlamentarisches Mandat inkompatibel sind, übt er in der Weimarer Republik sein Mandat allerdings nur selten aus. Lorenz ist und bleibt die herausragende Führungspersönlichkeit in der SP und ab 1918 auch in der Landesregierung in Schaumburg-Lippe. – Damit (ebenso 1911) hat die SP zugleich ihr bestes Ergebnis im Kaiserreich erzielt: 1 Mandat bedeutet einen Anteil von 6,7% an allen Mandaten (15) und von 10,0% nur an den in allgemeiner, indirekter Wahl zu vergebenden Mandaten (10 von 15). Rechnet man auf der Basis des besten Reichstagswahlergebnisses (1912: 36,0%, aber auch schon 1903: 31,7%) eine Sitzverteilung nach dem Reichstagswahlrecht hoch, dann ergeben sich 5 bis 6 (4-4 bzw. 4-5) Sitze für die SP. Der prozentuale Unterschied zwischen dem jeweilig besten Ergebnis bei den Reichs- bzw. Landtagswahlen beträgt 29,7% (bzw. im Vergleich mit den allgemeinen Wahlen 26,0%)!
1906 (Feb. 13) Reich (→ 1906 Apr.)
  Bei einer Nachwahl im WK Sachsen 16 (Chemnitz) siegt der 38-jährige Parteiredakteur Gustav Noske schon im 1. Wahlgang (bisher: Max Schippel, der am 20. November 1905 sein Mandat niedergelegt hat).
1906 (Feb. 16) Schwarzburg-Rudolstadt (→ 1908 Nov.)
  Bei den vorgezogenen (13. SP) Landtagswahlen verliert die SP ein Mandat und damit auch die Mandatsmehrheit; der SP-Mandatsanteil beträgt nur noch 43,8% (-6,2%). Dennoch besitzt die SP-Fraktion aufgrund ihrer zahlenmäßigen Stärke die Möglichkeit der Obstruktion, d. h. durch Verlassen der Sitzung den Landtag beschlußunfähig zu machen, um bestimmte Beschlüsse zu verhindern. Die SP stellt mit 7 Abgeordneten (von 16) dennoch erneut die mit Abstand stärkste Landtagsfraktion vor den Agrariern (4 Sitze) und den Nationalliberalen (3). Trotz erheblichen Stimmenzuwachses geht – bei höherer Wahlbeteiligung – der SP-Stim-menanteil an den bei den allgemeinen Wahlen abgegebenen Stimmen auf 50,5% leicht zurück.
Bis zur nächsten Landtagswahl scheidet 1 MdL vorzeitig aus. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 7 MdL, davon ist erneut 1 zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: erneut 6 in Schwarzburg-Rudolstadt und 1 in Sachsen-Meiningen. Der ursprünglichen Konfession nach sind alle 7 MdL evangelisch, davon sind mind. 2 schon aus der Kirche ausgetreten oder werden dies später tun. Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: alle 7 »Gelernte Arbeiter« (u. a. 3 Knopfmacher). Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 5 (4-l) »Unselbständige Arbeiter«, erneut 1 »Selbständiger« und erneut 1 »Unterer/ Mittlerer Angestellter/Beamter«. Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 30 bis 63 Jahre und beträgt durchschnittlich 42 ( + 2) Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: erneut 1 MdL bis unter 5 Jahre, erneut 3 MdL 5 bis 9 Jahre, 2 MdL (-1) 10 bis 19 Jahre und erneut 1 MdL 20 Jahre und länger.
1906 (Apr. 25) Reich (→ 1906 Juni)
  Bei einer Nachwahl im WK Hessen 4* (Darmstadt-Groß-Gerau) siegt der 50-jährige Buchhändler Heinrich Berthold in der Stichwahl gegen einen nationalliberalen Kandidaten (bisher: Balthasar Cramer, der am 11. Februar 1906 sein Mandat niedergelegt hat).
1906 (Juni 22) Reich (→ 1906 Juni)
  Bei einer Nachwahl im WK Hannover 8 (Hannover-Linden) siegt der 42-jährige Vorsitzende des Fabrikarbeiterverbandes August Brey schon im 1. Wahlgang (bisher: Karl Meist, der am 19. Februar 1906 verstorben ist).
1906 (Juni 27) Reich (→ 1906 Okt.)
  Bei einer Nachwahl im WK Arnsberg 3* (Altena-Iserlohn) siegt der 43-jährige Bezirksparteisekretär Karl Haberland in der Stichwahl gegen einen Kandidaten des Zentrums (bisher: freisinnig).
1906 (Okt.) Reich (→ 1907 Jan.)
  Bei einer Nachwahl im WK Sachsen 10 (Döbeln) siegt der 47-jährige Inhaber eines Fotoateliers Karl Pinkau schon im 1. Wahlgang (bisher: Karl Grünberg, der am 14. Juli 1906 verstorben ist).
1906 (Nov.) Sachsen-Weimar (→ 1909 Dez.)
  Bei den (8. SP) Landtagswahlen kann die SP – trotz einer neuen für sie ungünstigeren Wahlkreisgeometrie – ein weiteres Mandat gewinnen und verfügt nun über insgesamt 3 Abgeordnete (von 33). Der SP-Mandatsanteil erhöht sich auf 9,1% ( + 3,0%).
Bis zur nächsten Landtagswahl ergeben sich keine Mandatsveränderungen. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 3 MdL, davon sind 2 (+l) zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: erneut 1 in Sachsen-Weimar und erneut 2 in Preußen. Der ursprünglichen Konfession nach sind mind. 2 MdL evangelisch; mind. 1 MdL ist schon aus der Kirche ausgetreten oder wird dies später tun. Die MdL haben folgende Schulbildung absolviert: mind. 2 MdL weiterführende Schulen. Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: mind. 2 »Gelernte Arbeiter«. Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 3 (+l) »Arbeiterbeamte« (2 Partei, 1 Krankenkassen). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 35 bis 46 Jahre und beträgt durchschnittlich 42 (-2) Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: 1 MdL (4-1) bis unter 5 Jahre und 2 MdL (4-1) 20 Jahre und länger.
1906 (Nov.) Preußen (→ 1908 Juni)
  Bei einer Ersatzwahl zum Abgeordnetenhaus im Wahlkreis Berlin 3 scheitert der 56-jährige Parteischriftsteller Georg Ledebour nur knapp in der Stichwahl der Abgeordnetenwahl gegen einen freisinnigen Kandidaten. Die SP bleibt weiterhin ohne parlamentarische Vertreter im Landtag.
1906 (Dez. 5) Württemberg (→ 1912 Nov.)
  Bei den (3. SP) Landtagswahlen findet zum ersten Mal ein neues direktes Wahlsystem Anwendung, bei dem u. a. nun alle Abgeordneten in den allgemeinen Wahlen zu wählen sind und eine Landesproporzwahl eingeführt wird. Die SP verzeichnet unter dem neuen Wahlrecht einen erheblichen Zuwachs an Stimmen und von 10 Mandaten; die SP-Landtagsfraktion umfaßt nun 15 Abgeordnete (von jetzt 92), was einem SP-Mandatsanteil von jetzt 16,3% (4-10,9%) entspricht. Die SP stellt nun die drittstärkste Fraktion (zusammen mit dem gleichstarken Bauernbund) hinter dem Zentrum (25 Mandate) und der Volkspartei (24), aber noch vor der Deutschen Partei (13). Für die Stichwahlen schließt die SP mit der Volkspartei ein Wahlbündnis. Die SP-Landtagsfraktion billigt am 1. August 1907 zum ersten Mal den Staatshaushalt; das Verhalten der württembergischen (und der ebenfalls betroffenen bayerischen und badischen) Landtagsfraktion wird u. a. auf dem im September 1908 stattfindenden SPD-Parteitag in Nürnberg als schwerer »Disziplinbruch« gerügt; die süddeutschen Landtagsfraktionen verweisen auf ihre alleinige Zuständigkeit für die Fragen der Landespolitik.
Bis zur nächsten Landtagswahl scheiden 3 MdL vorzeitig aus und 4 MdL treten nachträglich ein. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 19 MdL (100%), davon sind 13(4-7; 68%) zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: 9 (4-6; 47%) in Württemberg (6 Neckarkreis, 1 Schwarzwaldkreis, 1 Jagstkreis, 1 Donaukreis), 5 (4-3; 26%) in Preußen, 3 ( + 2; 16%) in Bayern sowie je 1 (5%) in Sachsen und im Ausland. Der ursprünglichen Konfession nach sind mind. 10 MdL (4-4; 53%) evangelisch, 4 MdL (4-4; 21%) katholisch und 1 MdL (4-1; 5%) jüdisch; mind. 3 MdL (4-3; 16%) sind schon aus der Kirche ausgetreten oder werden dies später tun. Die MdL haben folgende Schulbildung absolviert: 13 (4-9; 68%) nur die Volksschule und 6 (4-3; 32%) weiterführende Schulen (darunter 1 mit Universitätsabschluß). Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 17 (4-11; 89%) »Gelernte Arbeiter« (u.a. 4 Buchdrucker, 3 Tischler, 2 Gerber, 2 Handschuhmacher, 2 Drechsler), 1 (4-1; 5%) »Angestellter« und erneut 1 (5%) »Bürgerlicher Beruf«. Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 4 (4-2; 21%) »Selbständige« (u. a. 2 Gastwirte) und 15 (4-11; 79%) »Arbeiterbeamte«. Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 32 bis 66 Jahre und beträgt durchschnittlich 44 (-2) Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: 1 MdL (4-1; 5%) bis unter 5 Jahre, 3 MdL (4-1; 16%) 5 bis 9 Jahre, 12 MdL (4-8; 63%) 10 bis 19 Jahre und 3 MdL (4-2; 16%) 20 Jahre und länger.
1907 (Jan. 25) Reich (→ 1907 Apr.)
  Bei den vorgezogenen (12.) Hauptwahlen (»Hottentottenwahlen«) kandidiert die SP zum ersten Mal in allen 397 Wahlkreisen und erhält insgesamt 3 259 020 Stimmen (4-248 249), das entspricht 29,0% von allen gültigen Stimmen (-2,7%). Bei stark gestiegener Wahlbeteiligung und nur geringem Stimmenzuwachs erlebt die SP zum ersten und auch einzigem Male im Kaiserreich einen relativen Stimmenrückgang; die SP bleibt selbstverständlich die mit Abstand stimmstärkste Partei auf Reichsebene. Die SP gewinnt im 1. Wahlgang nur noch 29 Mandate (-27). An Stichwahlen ist die SP wohl noch in 90 Wahlkreisen (-28) beteiligt, aber erhält -gegen die gemeinsame Phalanx der anderen Parteien – nur noch weitere 14 Mandate (-11). Die Reichstagsfraktion wird fast halbiert und besteht nun aus insgesamt 43 Abgeordneten (-38), das bedeutet einen Mandatsanteil von 10,8% (-9,6%); hinter dem Zentrum (104 Sitze von 397), den Konservativen (62), den Nationalliberalen (55) und den Freisinnigen (42) ist die SP – wie 1890 – nur noch die fünftstärkste Fraktion.
Im Vergleich zur letzten Wahl (Mandate) gibt es für die SP in insgesamt 54 Wahlkreisen (4-15) Mandatsveränderungen; die SP verliert folgende 46 (!) Wahlk reise: Königsberg 3, Potsdam 8, Frankfurt/Oder 4, Stettin 3 und 4, Breslau 6, 7 und 11, Magdeburg 4, Merseburg 4 und 8, Schleswig-Holstein 2, 6 und 10, Wiesbaden 6, Düsseldorf 1 und 2, Oberbayern 1, Sachsen 1, 2, 5, 7-12, 14, 19, 21, 22 und 23, Württemberg 4, 5 und 10, Hessen 4, Mecklenburg-Schwerin 5, Sachsen-Weimar 1, Braunschweig 1, Sachsen-Meiningen 2, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Coburg-Gotha 2, Schwarzburg-Rudolstadt, Reuß ältere Linie, Reuß jüngere Linie, Bremen; die SP gewinnt folgende 8 Wahlkreise (* = zum ersten Mal) hinzu: Minden 3*, Wiesbaden 1 und 2*, Kassel 8, Düsseldorf 6*, Hessen 5, Elsaß-Lothringen 2 und 8. Unter den 29 direkt in den Hauptwahlen gewonnenen Wahlkreisen finden sich jetzt nur noch 7 (-6) SP-Hochburgen (mit mehr als 60% Stimmenanteil bei der Hauptwahl; * = zum ersten Mal): Berlin 4 mit 75,6%, Hamburg 2 (Hamburg-West) 72,2%, Berlin 6 mit 71,7%, Sachsen 19 (Stollberg-Schneeberg) 69,2%, Hamburg 1 (Hamburg-Ost) 66,2%, Schleswig-Holstein 8 (Altona) 64,4%, Potsdam 6* (Niederbarnim) 61,0%.
In keiner Region wird zum ersten Mal ein Sozialdemokrat in den Reichstag gewählt. Die SP ist jetzt nur noch in 9 Ländern (von 26) vertreten: Preußen (20 Mandate), Sachsen (8), Bayern (3), Hamburg (3), Baden (3), Hessen (2), Elsaß-Lothringen (2), Württemberg (l), Lübeck (l). Die SP erhält nur noch in 2 Ländern (-5) die absolute Mehrheit bei den Hauptwahlen: in Hamburg (60,6%) und in Lübeck (50,6%); kein Land verzeichnet darüberhinaus im Hinblick auf die Stimmenanteile in der Hauptwahl sein Höchstergebnis im Kaiserreich. Den größten Einbruch bei diesen Wahlen erlebt zweifellos die SP in Sachsen, wo nach dem grandiosen Erfolg von 1903 nun 14 Reichstagssitze verloren gehen und mit 8 Mandaten rein rechnerisch der Stand Mitte der 1890er Jahre wieder hergestellt ist.
Die SP erzielt in den (19) Regionen folgende Stimmanteile: Hamburg (60,6%), Lübeck (50,6%), Sachsen (48,5%), Bremen (48,4%), Anhalt (42,1%), Thüringen (40,7%), Braunschweig (40,1%), Mecklenburg-Schwerin (34,3%), Hessen (32,7%), Schaumburg-Lippe (31,3%), Meck-lenburg-Strelitz (29,9%), Württemberg (27,9%), Oldenburg (27,1%), Preußen (26,4%), Baden (23,9%), Elsaß-Lothringen (23,7%), Lippe (21,2%), Bayern (20,9%) und Waldeck (10,0%). Im Vergleich zur letzten Wahl (Stimmenanteil) gewinnt die SP nur in 2 Regionen hinzu: Baden (4-2,0%) und Württemberg (4-0,4%); dagegen verliert die SP in 17 Regionen: Schaumburg-Lippe (-0,4%), Elsaß-Lothringen (-0,7%), Bayern (-0,8%), Hamburg (-1,5%), Preußen (-2,3%), Bremen (-2,7%), Hessen (-2,8%), Anhalt (-3,2%), Lippe (-4,1%), Mecklenburg-Strelitz (-4,2%), Oldenburg (-4,3%), Lübeck (-4,5%), Thüringen (-5,6%), Braunschweig (-5,9%), Mecklenburg-Schwerin (-7,0%), Waldeck (-10,0%) und Sachsen (-10,3%).
Bis zur nächsten Reichstagswahl scheiden 4 MdR vorzeitig aus und 14 MdR treten nachträglich ein. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 57 MdR (100%), davon sind 15 (-16; 26%) zum ersten Mal im Reichstag. Die MdR sind in folgenden Ländern geboren: 29 (-17; 51%) in Preußen (l Westpreußen, 4 Berlin, 6 Brandenburg, 2 Posen, 3 Schlesien, 1 Schleswig-Holstein, 2 Hannover, 3 Westfalen, 3 Hessen-Nassau, 4 Rheinprovinz), 9 (-12; 16%) in Sachsen (2 KH Dresden, 4 KH Leipzig, 3 KH Zwickau), 8 (4-1; 14%) in Bayern (1 Oberb ayern, 1 Niederbayern, 2 Pfalz, 1 Mittelfranken, 1 Unterfranken, 2 Schwaben), 4 (4-1; 7%) in Baden, erneut 2 (4%) in Lübeck, 2 ( + 1; 4%) in Braunschweig sowie je 1 (2%) in Württemberg, Hessen und Waldeck. Der ursprünglichen Konfession nach sind mind. 30 MdR (-18; 53%) evange lisch, 12 MdR (-5; 21%) kathol isch und 4 MdR (-3; 7%) jüdisch; mind. 37 MdR (-26; 65%) sind schon aus der Kirche ausgetreten oder werden dies später tun. Die MdR haben folgende Schulbildung absolviert: 38 MdR (-13; 67%) nur die Volksschule und 19 MdR (-19; 33%) weiterführende Schulen (darunter 1 mit Abitur, 1 mit Lehrerseminar, 3 mit Studium ohne und 5 mit Abschluß). Die »erlernten« Berufe der MdR lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 3 (-3; 5%) »Ungelernte Arbeiter« (3 Tabakarbeiter), 42 (-18; 74%) »Gelernte Arbeiter« (u. a. 8 Schlosser, 5 Tischler, 5 Buchdrucker, 4 Schuhmacher, 3 Drechsler, 2 Schneider, 2 Mechaniker), 5 (-2; 9%) »Angestellte« (4 Handlungsgehilfen, 1 Bürogehilfe) und 7 (-9; 12%) »Bürgerliche Berufe« (u. a. 3 Rechtsanwälte). Die bei Mandatsantritt »ausgeübten« Berufe der MdR lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 9 (-11; 16%) »Selbständige« (5 Kleinfabrikanten, 3 Kleinhändler, 1 Gastwirt), 5 (4-1; 9%) »Bürgerliche Berufe« (u.a. 2 Rechtsanwälte) und 43 (-22; 75%) »Arbeiterbeamte« (7 Partei, 27 Parteipublizistik, 8 Gewerkschaften, 1 Krankenkassen). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 30 bis 67 Jahre und beträgt durchschnittlich 49 (4-l) Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Reichstagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: 5 MdR (-6; 9%) bis unter 5 Jahre, 9 MdR (-5; 16%) 5 bis 9 Jahre, 12 MdR (-17; 21%) 10 bis 19 Jahre und 31 MdR (-4; 54%) 20 Jahre und länger. 28 MdR (-22; 49%) üben nur im Kaiserreich ein Reichstagsmandat aus, 29 (-10; 51%) sowohl im Kaisereich als auch in der Weimarer Republik. 19 MdR (-4; 33%) erhalten nur im Kaiserreich ein Landtagsmandat, 5 MdR (-2; 9%) nur in der Weimarer Republik und 6 MdR (-7; 11%) in beiden Phasen. Arbeiterbeamtenpositionen im Rahmen der Gesamtberufskarriere nehmen ein: 17 MdR (-8; 30%) bei den Gewerkschaften, 1 MdR (-3; 2%) bei den Genossenschaften, 6 MdR (-1; 11%) bei den Krankenkassen, 19 MdR (-6; 33%) bei der Partei und 39 MdR (-17; 68%) bei der Parteipublizistik. (Hauptamtliche) Positionen in Politik/öffentlicher Verwaltung im Rahmen der Gesamtberufskarriere werden einnehmen: 5 MdR (-1; 9%) in der Reichsregierung, 12 MdR (-3; 21%) in der Reichsverwaltung, 6 (-7; 11%) in einer Landesregierung, erneut 8 (14%) in einer Landesverwaltung, 1 MdR (-2; 2%) in einer Bezirks- und Kreisverwaltung und erneut 5 MdR (9%) in einer Kommunalverwaltung. Der Reichstag wird am 7. Dezember 1911 aufgelöst.
1907 (Jan.) Länder (→ 1912 Jan.)
  Seit der Reichstagswahl vom Juni 1903 hat sich die SP erfolgreich (mindestens Gewinn eines Mandates) an insgesamt 25 Landtagswahlen beteiligt; dabei kann die SP bei 3 Landtagswahlen (Sachsen 1903, Reuß ältere Linie 1904 und 1905) kein Mandat mehr gewinnen und ist daher nicht mehr im Landtag vertreten. Die SP erreicht folgende Mandatsanteile: Schwarzburg-Rudolstadt 1905 (50,0%), Schwarzburg-Rudolstadt 1906 (43,8%), Sachsen-Meiningen 1903 (29,2%), Reuß j üngere Linie 1904 (25,0%), Sachsen- Coburg-Gotha 1904 (20,0%), Baden 1905 (16,4%), Württemberg 1906 (16,3%), Lippe 1904 (14,3%), Hessen 1905 (14,0%), Bremen 1905 (12,0%), Sachsen-Altenburg 1904 (10,0%), Oldenburg 1904 und 1905 (10,0%), Baden 1903 (9,5%), Sachsen-Weimar 1906 (9,1%), Reuß ältere Linie 1903 (8,3%), Hamburg 1904 (8,1%), Bayern 1905 (7,5%), Schaumburg-Lippe 1906 (6,7%), Sachsen-Weimar 1903 (6,1%), Lübeck 1905 (3,3%) und Sachsen 1905 (1,2%). Bei nur 10 Landtagswahlen verzeichnet die SP Gewinne (Mandatsanteile): Sachsen-Meiningen 1903 (4-12,5%), Württemberg 1906 (4-10,9%), Hamburg 1904 (4-7,5%), Baden 1905 (4-6,9%), Schaumburg-Lippe 1906 (4-6,7%), Sch warzburg-Rudol-stadt 1905 (4-6,2%), Lübeck 1905 (4-3,3%), Sachsen-Weimar 1906 (+3.0), Sachsen 1905 ( + 1,2%) und Bayern 1905 ( + 0,6%). Bei 5 Landtagswahlen kann die SP ihren bisherigen Mandatsanteil behaupten: Sachsen-Weimar 1903, Reuß ältere Linie 1903, Oldenburg 1905, Hessen 1905 und Baden 1903; hinzu kommen noch die 2 Landtagswahlen Sachsen 1903 und Reuß ältere Linie 1905, wo der SP der Wiedereinzug in den Landtag nicht gelingt. Bei 8 Landtagswahlen verzeichnet die SP Verluste (Mandatsanteile): Bremen 1905 (-0,7%), Sachsen-Altenburg 1904 (-3,3%), Lippe 1904 (-4,7%). Oldenburg 1904 (-5,0%), Schwarzburg-Rudolstadt 1906 (-6,2%), Reuß jüngere Linie 1904 (-6,3%), Reuß alt ere Linie 1904 (-8,3%) und Sachsen-Coburg-Gotha 1904 (-13,3%). Dies ist die Phase der ersten deutlichen Rückschläge für die SP bei den Landtagswahlen, wobei ein Trend in der Zeit erkennbar ist: 1903 stagnieren in der Regel die Wahlergebnisse auf dem Stand der vorhergehenden Wahlen; 1904 erlebt die SP mit einer Ausnahme deutliche Verluste; seit 1905 überwiegen wieder die Gewinne bei den Landtagswahlen.
Die SP zieht in 2 weiteren Landtagen zum ersten Mal ein: Lübeck 1905 und Schaumburg-Lippe 1906; damit ist die SP jetzt in 19 (in Sachsen wieder repräsentiert) Landtagen (von 23) vertreten. Nur in 1 Land erreicht die SP in dieser Phase das beste Landtagswahlergebnis (Mandatsanteil) im Kaiserreich: 1906 in Schaumburg-Lippe. Die Gesamtzahl der SP-Landtags-mandate erhöht sich nur gering auf 115 (+18), damit hat die SP einen Anteil von 6,9% ( + 1,1%) an allen Landtagsmandaten (1664) erreicht. Nach der Reichstagswahl vom Januar 1907 stehen nur 43 Reichstagsabgeordnete nun 115 Landtagsabgeordneten (l MdR : 2.7 MdL) gegenüber, d. h. die zahlenmäßige Relation hat sich erneut zugunsten ( + 1.5) der Landtagsabgeordneten verbessert.
1907 (Feb. 1) Hamburg (→ 1910 Feb.)
  Bei den (3. SP) Bürgerschaftswahlen kann die SP bei der halbschichtigen Erneuerung der Bürgerschaft – trotz vorhergehender Wahlrechtsverschlechterung – mit 6 weiteren Mandaten deutlich zulegen und verfügt nun über insgesamt 19 Mandate (von 160). Der SP-Mandatsanteil erhöht sich auf 11,9% ( + 3,8%).
Bis zur nächsten halbschichtigen Erneuerung scheiden 2 MdL vorzeitig aus (darunter 1 Nachrücker) und 3 MdL treten nachträglich ein. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 22 MdL (100%), davon sind 10 (-2; 46%) zum ersten Mal in der Bürgerschaft. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: nur 2 ( + 1; 9%) in Hamburg, 16 ( + 6; 73%) in Preußen und je 1 (5%) in Sachsen, Baden, Mecklenburg-Schwerin und Braunschweig. Der ursprünglichen Konfession nach sind mind. 11 MdL ( + 5; 50%) evangelisch und erneut 1 MdL (5%) jüdisch; mind. erneut 4 MdL (18%) sind schon aus der Kirche ausgetreten oder werden dies später tun. Die MdL haben folgende Schulbildung absolviert: mind. 16 MdL (+5; 73%) nur die Volksschule und 3 MdL ( + 3; 14%) weiterführende Schulen (darunter 2 mit Lehrerseminar). Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: mind. 19 (+7; 86%) »Gelernte Arbeiter« (u. a. 4 Tischler, 3 Schuhmacher, 3 Buchdrucker, 2 Maurer, 2 Tapezierer) und 2 ( + 2; 9%) »Bürgerliche Berufe« (2 Lehrer). Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 1 (+1; 5%) »Unselbständiger Arbeiter«, erneut 3 (14%) »Selbständige« (u. a. 2 Kleinhändler), 17 ( + 7; 77%) »Arbeiterbeamte« (2 Partei, 6 Parteipublizistik, 5 Gewerkschaften, 1 Genossenschaften, 3 Krankenkassen) und 1 ( + 1; 5%) »Ohne Beruf«. Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 31 bis 66 Jahre und beträgt durchschnittlich 48 ( + 3) Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: erneut 1 MdL (5%) bis unter 5 Jahre, 7 MdL ( + 3; 32%) 5 bis 9 Jahre, 3 MdL ( + 1; 14%) 10 bis 19 Jahre und 11 MdL ( + 5; 50%) 20 Jahre und länger.
1907 (März) Sachsen-Altenburg (→ 1910 Apr.)
  Bei den (10. SP) Landtagswahlen kann die SP kein weiteres Mandat gewinnen; die SP-Landtagsfraktion besteht weiterhin aus nur drei Abgeordneten (von 30). Der SP-Mandatsanteil beträgt erneut 10,0%.
Bis zur nächsten Landtagswahl ergeben sich keine Mandatsveränderungen. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 3 MdL, davon ist 1 ( + l) zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: 1 (+l) in Sachsen-Altenburg und erneut 2 in Sachsen. Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: erneut 3 »Gelernte Arbeiter«. Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 2 ( + l) »Selbständige« und 1 (-1) »Arbeiterbeamter« (l Gewerkschaften). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 34 bis 60 Jahre und beträgt durchschnittlich 46 (-4) Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: erneut kein MdL bis unter 5 Jahre, kein MdL (-1) 5 bis 9 Jahre, 2 (+l) MdL 10 bis 19 Jahre und erneut 1 MdL 20 Jahre und länger.
1907 (Apr. 25) Reich (→ 1908 Sep.)
  Bei einer Nachwahl im WK Sachsen 17 (Glauchau) siegt der 56-jährige Sekretär im zentralen SP-Parteivorstand Hermann Molkenbuhr schon im 1. Wahlgang (bisher: Ignaz Auer, der am 10. April 1907 verstorben ist).
1907 (Mai 31) Bayern (→ 1912 Feb.)
  Bei den (4. SP) Landtagswahlen wird zum ersten Mal nach einem neuen direkten Wahlsystem gewählt; die SP verbucht mit 8 weiteren Mandaten die höchsten Zugewinne. Die SP-Landtags-fraktion besteht nun aus insgesamt 20 Abgeordneten (von jetzt 163), was einem Mandatsanteil von 12,3% (4-4,8%) entspricht. Die SP erzielt einen Anteil von 17,6% der bei der Hauptwahl abgegebenen Stimmen. Hinter dem Zentrum (99 Sitze) und den Liberalen (25) und gleichstark mit der Freien Vereinigung (20, das sind Bauernbund, Bund der Landwirte, Konservative) rückt die SP zur drittstärksten Fraktion auf. Ein Wahlbündnis bei den Stichwahlen zwischen dem Bayerischen Zentrum und der SP kommt diesmal nicht zustande. Die SP-Landtagsfraktion entschließt sich zur partiellen »konstruktiven« Mitarbeit im Parlament; die »reformistische« Haltung führt auf der einen Seite zur mitbestimmenden Gestaltung an mehreren Gesetzesvorlagen, auf der anderen Seite aber auch am 13. August 1908 zur erstmaligen Bewilligung des Staatshaushaltes einer »gegnerischen« Regierung durch die SP-Fraktion. Die »reformistische« Taktik der bayerischen Landtagsfraktion wird auf dem im September 1908 stattfindenden Nürnberger SPD-Parteitag von der großen Mehrheit der (nicht-süddeutschen) Delegierten scharf verurteilt. Die Sprecher der süddeutschen Landtagsfraktionen beharren jedoch auf Entscheidungsautonomie in Landesangelegenheiten, insbesondere müsse es dem pflichtgemäßen Ermessen der ihrer Landesorganisation verantwortlichen Landtagsfraktion vorbehalten bleiben, über das Verhalten bei der Budgetabstimmung selbst zu entscheiden. Der Landtag wird am 14. November 1911 vorzeitig aufgelöst.
Bis zur nächsten Landtagswahl scheidet 1 MdL vorzeitig aus und 2 MdL treten nachträglich ein. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 22 MdL (100%), davon sind 11 (4-7; 50%) zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: 16 (4-9; 73%) in Bayern (5 Mittelfranken, 4 Pfalz, 2 Unterfranken, 2 Oberbayern, 1 Niederbayern, 1 Oberpfalz, 1 Schwaben) und 6 (4-1; 27%) in Preußen. Der ursprünglichen Konfession nach sind mind. 12 (4-7; 55%) MdL katholisch, 7 ( + 3; 32%) MdL evangelisch und 1 (4-1; 5%) MdL jüdisch; mind. 10 (4-3; 45%) MdL sind schon aus der Kirche ausgetreten oder werden dies später tun. Die MdL haben folgende Schulbildung absolviert: 16 (4-7; 72%) nur die Volksschule und 6 (4-3; 28%) weiterführende Schulen (darunter 1 mit Abitur, 1 mit Lehrerseminar, 3 mit Universitätsabschluß). Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 1 (4-1; 5%) »Ungelernter Arbeiter«, 17 (4-7; 77%) »Gelernte Arbeiter« (u. a.-;2 Buchdrucker, 2 Tischler, 2 Schuhmacher) und 4 (4-2; 18%) »Bürgerliche Berufe«. Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 1 (4-1; 5%) »Unselbständiger Arbeiter«, 8 ( + 2; 36%) »Selbständige« (u. a. 4 Gastwirte), 3 (4-3; 14%) »Bürgerliche Berufe« und 10 (4-4; 45%) »Arbeiterbeamte« (6 Parteipublizistik, 4 Gewerkschaften). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 29 bis 57 Jahre und beträgt durchschnittlich 43 (-3) Jahre. Die Abgeordneten üben insgesamt ihr Landtagsmandat über folgende Zeiträume aus: erneut kein MdL unter 5 Jahre, erneut 2 MdL (9%) 5 bis 9 Jahre, 12 MdL (4-8; 55%) 10 bis 19 Jah re und 8 MdL (4-2; 36%) 20 Jahre und länger.
1907 (Sep. 15) SPD-Parteitag in Essen (→ 1908 Sep.)
  In der Bilanz der zentralen Parteikasse für die Zeit vom Oktober 1906 bis September 1907 werden die speziellen Wahlkampfkosten mit 495 502 Mark beziffert, das entspricht einem Anteil von 36,5% an den Gesamtausgaben der Partei.
1907 (Sep. 26) Sachsen (→ 1909 Okt.)
  Bei den (16. SP) Landtagswahlen und der damit verbundenen drittelschichtigen Erneuerung des Landtags wird zum letzten Mal nach einem indirekten Dreiklassen-Wahlrecht gewählt; erneut kann die SP kein einziges Landtagsmandat gewinnen. Der 55-jährige Parteiredakteur Hermann Goldstein, der 1907 erneut zum Reichstagsabgeordneten im WK Sachsen 19 gewählt worden ist, bleibt einziger sozialdemokratischen Abgeordneter im Landtag. Der SP-Mandatsanteil beträgt erneut nur 1,2%.
1907 (Sep. 30) Reuß jüngere Linie (→ 1910 Nov.)
  Bei den (11. SP) Landtagswahlen verliert die SP erneut ein Mandat und verfügt nun nur noch über insgesamt 3 Mandate (von 16). Der SP-Mandatsanteil verringert sich auf 18,8% (-6,2%).
Bis zur nächsten Landtagswahl ergeben sich keine Mandatsveränderungen. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 3 MdL, davon ist erneut 1 zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: keiner (-l) in Reuß jüngere Linie, je 1 in Preußen, Sachsen und im übrigen Thüringen. Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: alle 3 »Gelernte Arbeiter« (u. a. 2 Weber). Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 3 »Arbeiterbeamte« (2 Parteipublizistik, 1 Gewerkschaften). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 31 bis 51 Jahre und beträgt durchschnittlich 41 (-2) Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: 1 MdL (4-1) bis unter 5 Jahre, kein MdL (-2) 5 bis 9 Jahre und erneut 2 MdL 20 Jahre und länger.
1907 (Nov. 17) Lübeck (→ 1909 Nov.)
  Bei den (2. SP) Bürgerschaftswahlen gewinnt die SP bei der drittelschichtigen Erneuerung der Bürgerschaft 4 weitere Mandate; die SP-Fraktion zählt nun insgesamt 8 Abgeordnete (von 120). Der SP-Mandatsanteil erhöht sich auf 6,7% (4-3,4%).
Bis zur nächsten drittelschichtigen Erneuerung scheidet 1 MdL vorzeitig aus. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 8 MdL, davon sind erneut 4 MdL zum ersten Mal in der Bürgerschaft. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: erneut 1 in Lübeck, 2 (+\) in Preußen, 2 (4-1) in Oldenburg, je 1 in Baden, Mecklenburg-Schwerin und Hamburg. Der ursprünglichen Konfession nach sind mind. 5(4-2) MdL evangelisch und 2(4-2) MdL katholisch; mind. 1 MdL ist schon aus der Kirche ausgetreten oder wird dies später tun. Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 7 (4-3) »Gelernte Arbeiter« (u.a. 2 Tischler, 2 Schneider) und 1 (-Hl) »Angestellter«. Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 1 (4-1) »Unselbständiger Arbeiter«, erneut 1 »Selbständiger« und 6 (4-3) »Arbeiterbeamte« (3 Parteipublizistik, 1 Gewerkschaften, 2 Genossenschaften). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 30 bis 66 Jahre und beträgt erneut durchschnittlich 47 Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: erneut 1 MdL bis unter 5 Jahre, 1 (4-l) MdL 5 bis 9 Jahre, 5 (4-3) MdL 10 bis 19 Jahre und erneut 1 MdL 20 Jahre und länger.
1908 (Juni 3) Preußen (→ 1909 Okt.)
  Bei den (l. SP) Landtagswahlen verdoppelt fast die SP bei den Urwahlen ihre Stimmenzahl und zieht zum ersten Mal mit insgesamt 7 Mandaten in das Abgeordnetenhaus ein. Bei einer wohl gestiegenen, aber dennoch sehr niedrigen Wahlbeteiligung (32,8%, 4-9,2%) erhält die SP bei den Wahlmännerwahlen 598 522 Stimmen (4-287 377), was einen Stimmenanteil von 23,9% (4-5,1%; nur 3. Klasse: 27,9%; Reichstagswahlen 1907: nur 26,4%!) bedeutet; damit ist die SP -noch deutlich vor dem Zentrum – nun stimmstärkste Partei bei den Urwahlen. Bei den Abgeordnetenwahlen gewinnt die SP schon in der Hauptwahl 6 Mandate (Berlin 5, 6, 7, 9, 11, Hannover-Linden); die SP ist insgesamt an 6 Stichwahlen beteiligt, erringt aber nur ein weiteres Mandat (Berlin 12). Die SP-Landtagsfraktion besteht (zumindest für kurze Zeit) aus 7 Abgeordneten (von 443), das bedeutet einen Mandatsanteil von nur 1,6% (4-1,6%). Damit stellt die SP nur die kleinste Landtagsfraktion hinter den Konservativen (152 Mandate), dem Zentrum (104), den Nationalliberalen (65), den Freikonservativen 60), der Freisinnigen Volkspartei (28), den Polen (14) und der Freisinnigen Vereinigung (8).
Erwartungsgemäß ist die SP mit einem Stimmenanteil von 39,0% (4-9,1%) am stärksten in den Städten repräsentiert; nur 10,8% ( + 4,7%) beträgt dagegen ihr Stimmenanteil in den Landgemeinden. In 2 Regierungsbezirken (Posen, Sigmaringen-Hohenzollern) werden keine und in weiteren 4 Regierungsbezirken (Allenstein, Oppeln, Aurich, Trier) weniger als 100 Stimmen für die SP Wahlmänner abgegeben. Die mit Abstand höchsten Stimmenanteile verzeichnet die SP erneut in Berlin (73,8%, +5,3%), in der Provinz Brandenburg (44,0%, +7,9%) und in der Provinz Schleswig-Holstein (37,9%, +7,4%). Die SP macht die Unterstützung gegnerischer Kandidaten bei den Abgeordnetenwahlen (nur in Einmann-Wahlkreisen) von der Zustimmung dieser Kandidaten zur Einführung des Reichstagswahlrechts und einer neuen Wahlkreisgeometrie in Preußen abhängig; auf dieser Basis kommt es tatsächlich in einigen Wahlkreisen mit den Kandidaten des Zentrums (3 Wahlkreise) und der neuen Demokratischen Vereinigung zu (nicht immer erfolgreichen) Absprachen. Die ersten Sozialdemokraten im Abgeordnetenhaus sind: der 53-jährige gelernte Hutmacher und derzeitige Hüte- und Mützengroßhändler Hermann Borgmann (u. a. bis zu seinem frühen Tode Vorsitzender der SP-Fraktion), der 49-jährige gelernte Buchhändler und wohlhabende Rentier Hugo Heimann (großzügiger Mäzen der Arbeiterbewegung und u. a. später Ehrenbürger von Berlin), der 40-jährige akademische Schriftsteller Paul Hirsch (u. a. später preußischer Ministerpräsident und Innenminister), der 50-jährige gelernte Vergolder und derzeitige Buchhändler Adolph Hoffmann (»Zehn-Gebote-Hoffmann«, u. a. später preußischer Kultusminister), der 35-jährige gelernte Maler und derzeitige Landesparteisekretär Robert Leinert (u. a. später Vorsitzender des Zentralrats der deutschen sozialistischen Republik und Präsident des preußischen Landtages), der 37-jährige Rechtsanwalt Dr. Karl Liebknecht (u. a. später führender Repräsentant der Kriegsopposition und Mitbegründer der KPD) und der 39-jährige akademisch gebildete Parteiredakteur Heinrich Ströbel (u. a. später Vorsitzender der provisorischen preußischen Regierung).
Bis zur nächsten Landtagswahl scheiden 2 MdL vorzeitig aus und 1 MdL tritt nachträglich ein; 4 MdL scheiden nach dem »Mandatsraub« vorübergehend aus, werden aber (davon 1 MdL erst später) wiedergewählt. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 8 MdL, alle 8 MdL sind zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: 6 in Preußen (l Westpreußen, 1 Berlin, 1 Brandenburg, 1 Posen, 1 Prov. Sachsen, 1 Hessen-Nassau) und 2 in Sachsen. Der ursprünglichen Konfession nach sind mind. 2 MdL evangelisch und 3 MdL jüdisch; mind. 6 MdL sind schon aus der Kirche ausgetreten oder werden dies später tun. Die MdL haben folgende Schulbildung absolviert: 3 MdL nur die Volksschule und 5 MdL weiterführende Schulen (darunter 2 mit Einjährigem, 2 mit Studium ohne und 1 mit Abschluß). Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 3 »Gelernte Arbeiter«, 2 »Angestellte« und 3 »Bürgerliche Berufe«. Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 1 »Selbständiger«, 2 »Bürgerliche Berufe«, 4 »Arbeiterbeamte« (l Partei, 3 Parteipublizistik) und 1 »Ohne Beruf«. Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 35 bis 53 Jahre und beträgt durchschnittlich 43 Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: 3 MdL bis unter 5 Jahre, 1 MdL 5 bis 9 Jahre, 2 MdL 10 bis 19 Jahre und 2 MdL 20 Jahre und länger.
1908 (Juni) Reuß ältere Linie (→ 1911)
  Bei den (5. SP) Landtagswahlen bleibt der SP erneut der Einzug in den Landtag versagt; insgesamt 7 Jahre (1904 bis 1911) wird die SP ohne Vertreter im Landtag sein.
1908 (Juni) Sachsen-Coburg-Gotha (→ 1912 Juni)
  Bei den (5. SP) Landtagswahlen gewinnt die SP zwei weitere Mandate hinzu und verfügt nun über insgesamt 8 Abgeordnete (von 30). Der SP-Mandatsanteil erhöht sich auf 26,7% ( + 6,7%).
Bis zur nächsten Landtagswahl scheidet 1 MdL vorzeitig aus und 1 MdL tritt nachträglich ein. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 9 MdL, davon sind 2 (+l) zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: mind. erneut 1 in Sachsen-Coburg-Gotha, 3 ( + l) im übrigen Thüringen, 3 (+2) in Preußen und 1 in Sachsen. Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: mind. 8 ( + 3) »Gelernte Arbeiter« (u. a. 2 Drechsler). Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 2 (+l) »Unselbständige Arbeiter«, 3 (+l) »Selbständige« (u.a. 2 Kleinhändler) und 4 (+l) »Arbeiterbeamte« (l Parteipublizistik, 1 Gewerkschaften, 2 Krankenkassen). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 35 bis 62 Jahre und beträgt durchschnittlich erneut 51 Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: erneut 1 MdL bis unter 5 Jahre, 1 MdL ( + l) 5 bis 9 Jahre, 5 MdL ( + 2) 10 bis 19 Jahre und erneut 2 MdL 20 Jahre und länger.
1908 (Sep. 13) SPD-Parteitag in Nürnberg (→ 1909 Sep.)
  Nach einer ausführlichen Debatte über die Budgetfrage verabschiedet der Parteitag eine Resolution, in der es unter Bezug auf ähnliche Resolutionen auf den Parteitagen in Lübeck (1901) und Dresden (1903) u. a. heißt: «… Als notwendige Folge dieser grundsätzlichen Auffassung und angesichts der Tatsache, daß die Gesamtabstimmung über das Budget als Vertrauensvotum für die Regierung aufgefaßt werden muß, ist jeder gegnerischen Regierung das Staatsbudget bei der Gesamtabstimmung zu verweigern, es sei denn, daß die Ablehnung desselben durch unsere Genossen die Annahme eines für die Arbeiterklasse ungünstigeren Budgets zur Folge haben würde. Die Bewilligung des Budgets in den Landtagen von Württemberg, Baden und Bayern ist daher unvereinbar mit den Resolutionen von Lübeck und Dresden . . .«. Die süddeutschen Delegierten geben daraufhin folgende Erklärung ab: ». . . Wir erkennen dem deutschen Parteitag als der legitimen Vertretung der Gesamtpartei die oberste Entscheidung zu in allen prinzipiellen und in den taktischen Angelegenheiten, die das ganze Reich berühren. Wir sind aber auch der Ansicht, daß in allen speziellen Angelegenheiten der Landespolitik die Landesorganisation die geeignete und zuständige Instanz ist, die auf dem Boden des gemeinsamen Programms den Gang der Landespolitik nach den besonderen Verhältnissen selbständig zu bestimmen hat, und daß die jeweilige Entscheidung über die Budgetabstimmung dem pflichtgemäßen Ermessen der ihrer Landesorganisation verantwortlichen Landtagsfraktion vorbehalten bleiben muß«.
1908 (Sep. 15) Reich (→ 1909 Juli)
  Bei einer Nachwahl im WK Pfalz 1 (Speyer) siegt der 42-jährige Ludwigshafener (besoldete) Erste Adjunkt Jakob Binder schon im 1. Wahlgang (bisher: Franz Josef Ehrhart, der am 20. Juli 1908 verstorben ist).
1908 (Sep. 17) Oldenburg (→ 1911 Sep.)
  Bei den (5. SP) Landtagswahlen behauptet die SP erneut nur ihren bisherigen Besitzstand und ist weiterhin durch insgesamt 4 Abgeordnete (von jetzt 44) im Landtag vertreten. Aufgrund der Erhöhung der Gesamtabgeordnetenzahl verringert sich der SP-Mandatsanteil auf 9,1% (-0,9%).
Bis zur nächsten Landtagswahl ergeben sich keine Mandatsveränderungen. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 4 MdL, davon ist erneut 1 MdL zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: erneut keiner in Oldenburg, erneut 3 in Preußen und 1 in Württemberg. Der ursprünglichen Konfession nach sind mind. erneut 2 MdL evangelisch und erneut 1 MdL katholisch; mind. erneut 2 MdL sind schon aus der Kirche ausgetreten oder werden dies später tun. Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: erneut alle 4 »Gelernte Arbeiter« (u. a. 2 Buchdrucker). Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: alle 4 (4-l) »Arbeiterbeamte« (l Partei, 1 Parteipublizistik, 1 Gewerkschaften, 1 Krankenkassen). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 33 bis 51 Jahre und beträgt durchschnittlich 40 (-1-2) Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: kein (-l) MdL bis unter 5 Jahre, 2 ( + l) MdL 10 bis 19 Jah re und erneut 2 MdL 20 Jahre und länger.
1908 (Sep. 25) Anhalt (→ 1918 Dez.)
  Bei den letzten (2. SP) Landtagswahlen im Kaiserreich verliert die SP 3 Sitze und ist damit mit nur noch einem Abgeordneten (von 36) im Landtag vertreten. Der derzeitige Gastwirt Wilhelm Voigt bleibt bis 1918 der einzige sozialdemokratische Landtagsabgeordnete in Anhalt. Obwohl Voigt insgesamt mehr als 26 Jahre als MdL und einige Jahre sogar als anhaltinischer Staatsminster fungiert, ist über ihn nur relativ wenig bekannt; in der öffentlichen Wirksamkeit tritt Voigt deutlich hinter dem Dessauer Schriftsteller Heinrich Peus zurück. 2 Mandate, die ursprünglich von der SP gewonnen worden sind, werden für ungültig erklärt. Der SP-Mandatsanteil verringert sich daher auf 2,8% (-10,3%). Der Landtag wird bis zum Ende des Kaiserreiches weiterhin dominiert durch die Konservativen und Nationalliberalen (je 14 Mandate), die deutlich stärker als die Fortschrittliche Volkspartei (5) und die SP sind.
1908 (Okt. 28) Hessen (→ 1911 Nov.)
  Bei den (9. SP) Landtagswahlen büßt die SP bei der halbschichtigen Erneuerung des Landtags 2 Mandate ein; die SP-Fraktion verringert sich dadurch auf nur noch insgesamt 5 Abgeordneten (von 50). Die Sozialdemokraten haben ein (wenig erfolgreiches) Wahlkampfbündnis mit der Fortschrittlichen Volkspartei geschlossen. Der SP-Mandatsanteil verringert sich auf 10,0% (-4,0%). Die SP stellt nun nur noch die viertstärkste Fraktion hinter den Nationalliberalen (18 Mandate), dem Hessischen Bauernbund (9 + 2 Hospitanten) und dem Zentrum (7+1 Hospitant), aber noch vor der Fortschrittlichen Volkspartei (3).
Bis zur nächsten halbschichtigen Erneuerung des Landtages ergeben sich keine Mandatsveränderungen. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 5 MdL, davon ist keiner (-2) zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: 3 (-l) in Hessen und erneut je 1 in Sachsen und Braunschweig. Der ursprünglichen Konfession nach sind 4 (-2) MdL evangelisch und erneut 1 MdL jüdisch; mind. 2 (-1) MdL sind schon aus der Kirche ausgetreten oder werden dies später tun. Die MdL haben folgende Schulbildung absolviert: 4 (-2) nur die Volksschule und 1 (-l) die Universität mit Abschluß. Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: erneut 2 »Ungelernte Arbeiter«, 2 (-2) »Gelernte Arbeiter« und erneut 1 »Bürgerlicher Beruf«. Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: erneut 1 »Bürgerlicher Beruf« und erneut 4 »Arbeiterbeamte« (2 Partei, 2 Parteipublizistik). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 39 bis 55 Jahre und beträgt durchschnittlich 50 ( + 5) Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: erneut kein MdL bis unter 5 Jahre, 1 (-1) MdL 5 bis 9 Jahre, 2 (-1) MdL 10 bis 19 Jahre und 2 (-l) MdL 20 Jahre und länger.
1908 (Nov. 24) Bremen (→ 1911 Nov.)
  Bei den (l0. SP) Bürgerschaftswahlen verliert die SP bei der halbschichtigen Erneuerung erneut 2 Mandate; damit ist die SP nur noch mit insgesamt 16 Abgeordneten (von 150) in der Bürgerschaft vertreten. Der SP-Mandatsanteil verringert sich auf 10,7% (-1,3%).
Bis zur nächsten halbschichtigen Erneuerung scheiden 2 MdL vorzeitig aus. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 16 MdL (100%), davon sind 3 (-1; 19%) zum ersten Mal in der Bürgerschaft. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: mind. 8 (-1; 50%) in Bremen, 4 (-1; 25%) in Preußen und je 1 (7%) in Bayern, Oldenburg und im Ausland. Der ursprünglichen Konfession nach sind mind. erneut 13 MdL (81%) evangelisch; mind. 7 MdL ( + 2; 44%) sind schon aus der Kirche ausgetreten oder werden dies später tun. Die MdL haben folgende Schulbildung absolviert: mind. 13 MdL ( + 1; 81%) nur die Volksschule. Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 5 (-1; 31%) »Ungelernte Arbeiter« (5 Tabakarbeiter) und 11 (-1; 59%) »Gelernte Arbeiter« (u.a. 4 Buchdrucker). Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 1 (-6; 6%) »Unselbständiger Arbeiter«, erneut 3 (19%) »Selbständige« (u. a. 2 Gastwirte) und 12 (4-4; 75%) »Arbeiterbeamte« (l Partei, 7 Parteipublizistik, 4 Gewerkschaften). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 32 bis 67 Jahre und beträgt durchschnittlich 42 (-l) Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: 1 MdL (-1; 6%) bis unter 5 Jahre, 1 MdL (-3; 6%) 5 bis 9 Jahre, 8 MdL (4-2; 50%) 10 bis 19 Jahre und erneut 6 MdL (38%) 20 Jahre und länger.
1908 (Nov. 26) Schwarzburg-Rudolstadt (→ 1911 Nov.)
  Bei den (14. SP) Landtagswahlen verliert die SP ein weiteres Mandat und verfügt nur noch über 6 Mandate (von 16); die Obstruktions-Möglichkeit besteht allerdings weiterhin. Die SP stellt erneut die stärkste Landtagsfraktion vor den Agrariern (5 Sitze) und den Nationalliberalen (3). Der SP-Mandatsanteil verringert sich auf 37,5% (-6,3%). Der SP Stimmenanteil an den bei den allgemeinen Wahlen abgegebenen Stimmen stagniert und beträgt nun 50,3%. Auch dieser Landtag wird vorzeitig – nach einer Obstruktion der Beschlußfähigkeit durch die SP -im Dezember 1910 aufgelöst.
Bis zur nächsten Landtagswahl scheiden 2 MdL vorzeitig aus und 2 MdL treten nachträglich ein. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 8 MdL, davon sind 2(4-2) zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: 6 in Schwarzburg-Rudolstadt und erneut 2 im übrigen Thüringen. Der Konfession nach sind alle 8 MdL evangelisch, davon sind mind. 2 schon aus der Kirche ausgetreten oder werden dies später tun. Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: alle 8 (4-l) »Gelernte Arbeiter« (u. a. 3 Knopfmacher, 3 Tischler). Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 4 (-l) »Unselbständige Arbeiter« (u. a. 2 Tischler), 2 (-t-l) »Selbständige« (2 Kleinhändler) und 1 »Arbeiterbeamter« (l Genossenschaften). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 28 bis 53 Jahre und beträgt durchschnittlich 41 (4-1) Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: erneut 1 MdL bis unter 5 Jahre, erneut 3 MdL 5 bis 9 Jahre, 2 MdL (-1) 10 bis 19 Jahre und erneut 1 MdL 20 Jahre und länger.
1908 (Dez. 7) Lippe (→ 1913 Jan.)
  Bei den (3. SP) Landtagswahlen verliert die SP weitere zwei Mandate und ist nur noch mit einem einzigen Abgeordneten (von 2l) im Landtag vertreten. Der SP-Mandatsanteil verringert sich auf 4,8% (-9,5%). Der 46-jährige Ziegler und Zigarrenarbeiter August Schmuck aus Lemgo bleibt bis 1918 der einzige sozialdemokratische Landtagsabgeordnete in Lippe. Obwohl Schmuck insgesamt mehr als 28 Jahre als MdL und einige Jahre sogar als Mitglied des Lippischen Landespräsidiums fungiert, tritt er in der öffentlichen Wirksamkeit deutlich hinter dem Lemgoer Buchhändler Heinrich Drake zurück.
1909 (Jan. 13) Braunschweig (→ 1911 Nov.)
  Bei den Landtagswahlen und der damit verbundenen halbschichtigen Erneuerung der Abgeordneten wird überraschend der Rechtsanwalt Dr. Heinrich Jasper (später u. a. Vorsitzender des Staatsministeriums) eigentlich als erster Sozialdemokrat in die »Landesversammlung« des Herzogtums Braunschweig gewählt. Sein Mandat wird aber für ungültig erklärt; der Rechtsstreit um die Gültigkeit dieses Mandates dauert bis November 1910 und wird zuungunsten von Dr. Jasper entschieden.
1909 (Juli 20) Reich (→ 1909 Sep.)
  Bei einer Nachwahl im WK Pfalz 2 (Landau) siegt der 49-jährige Buchdruckereibesitzer Josef Huber in der Stichwahl gegen einen nationalliberalen Kandidaten (bisher: nationalliberal).
1909 (Sep. 7) Reich (→ 1909 Okt.)
  Bei einer Nachwahl im WK Sachsen 19 (Stollberg) siegt der 40-jährige Parteiredakteur Georg Schöpflin schon im 1. Wahlgang (bisher: Hermann Goldstein, der am 14. Juni 1909 verstorben ist). Schöpflin, der nahezu ununterbrochen bis 1932 sein Reichstagsmandat behauptet, wird der einzige Reichstagsabgeordnete des Kaiserreichs sein, der 1949 – im hohen Alter von 80 Jahren – noch Mitglied der DDR-Volkskammer werden wird.
1909 (Sep. 12) SPD-Parteitag in Leipzig (→ 1910 Sep.)
  Im Hinblick auf die Stichwahltaktik bei Reichstagswahlen faßt der Parteitag folgenden Beschluß: ». . . Bei Reichstagswahlen ist bei Unterstützung eines bürgerlichen Kandidaten demselben zur Pflicht zu machen, für diese unsere Forderungen einzutreten. Im Falle seiner Weigerung ist ihm von der Parteileitung unsere Unterstützung zu versagen«.
1909 (Okt. 4) Sachsen-Meiningen (→ 1918 Nov.)
  Bei den letzten (4. SP) Landtagswahlen im Kaiserreich gewinnt die SP 2 weitere Mandate hinzu. Die SP-Fraktion besteht nun aus 9 Abgeordneten (von 24). Eduard Wehder wird zum Vizepräsidenten des Landtages gewählt.- Damit hat die SP zugleich ihr bestes Ergebnis im Kaiserreich erzielt: 9 Mandate bedeuten einen Anteil von 37,5% (4-8,3%) an allen Mandaten und von 56,3% nur an den in allgemeiner, direkter Wahl zu vergebenden Mandaten (16 von 24). Rechnet man auf der Basis des besten Reichstagswahlergebnisses (1912: 51,6%, aber auch 1903: 40,4%) eine Sitzverteilung nach dem Reichstagswahlrecht hoch, dann ergeben sich 12 bis 13 (4-3 bzw. 4-4) Sitze für die SP; zu einer absoluten Landtagsmehrheit hätte dies knapp gereicht. Der prozentuale Unterschied zwischen dem jeweilig besten Ergebnis bei den Reichsbzw. Landtagswahlen beträgt 14,1% (bzw. im Vergleich mit den allgemeinen Wahlen 4,7%, aber besseres Landtagswahlergebnis).
Bis zum Ende des Kaiserreichs scheiden 4 MdL vorzeitig aus und 4 MdL treten nachträglich ein. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 13 MdL (100%), davon sind 7 (4-5; 54%) zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: mind. 7 (4-3; 54%) in Sachsen-Meiningen, 2 (4-1; 15%) in Sachsen, je 1 (8%) in Preußen, Bayern und im übrigen Thüringen. Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: mind. 4 (4-3; 31%) »Ungelernte Arbeiter« (u. a. 3 Tabakarbeiter), 5 (4-1; 38%) »Gelernte Arbeiter« und erneut 1 (8%) »Angestellter«. Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 1 (-1; 8%) »Unselbständiger Arbeiter«, 7 (4-4; 54%) »Selbständige« (u. a. 3 Kleinhändler, 3 Zigarrenfabrikanten) und 5 (4-3) »Arbeiterbeamte« (l Parteipublizistik, 2 Gewerkschaften, 2 Genossenschaften). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 28 bis 57 Jahre und beträgt durchschnittlich erneut 43 Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: 2 MdL (4-2; 15%) bis unter 5 Jahre, 3 MdL (4-3; 23%) 5 bis 9 Jahre, 6 MdL (+1; 46%) 10 bis 19 Jahre und erneut 2 MdL (15%) 20 Jahre und länger.
1909 (Okt. 11) Reich (→ 1909 Nov.)
  Bei einer Nachwahl im WK Sachsen-Coburg-Gotha 1 (Coburg) siegt der 32-jährige Gewerkschaftsredakteur Fritz Zietsch in der Stichwahl gegen einen nationalliberalen Kandidaten (bisher: nationalliberal).
1909 (Okt. 21) Sachsen (→ 1918 Nov.)
  Bei den letzten (17. SP) Landtagswahlen im Kaiserreich findet ein neues direktes (Plu-ral-)Wahlsystem Anwendung. Die SP gewinnt unter dem neuen Wahlrecht 24 Mandate hinzu und ist nun mit 25 Abgeordneten (von jetzt 91) im Landtag repräsentiert. Hinter den Konservativen (29 Mandate) und den Nationalliberalen (28), aber schon deutlich vor den Freisinnigen (8) bildet die SP nun die drittstärkste Fraktion. Dank einer Absprache (bei der Wahl des Landtagspräsidiums) zwischen Nationalliberalen, Freisinnigen und Sozialdemokraten (gegen die Konservativen gerichtet) wird 1910 der 53-jährige gelernte Töpfer und derzeitige Krankenkassenvorsitzende Julius Fräßdorf (seit 1895 bzw. 1909 MdL Sachsen, 1903-1907 MdR, später Staatsminister) als erster Sozialdemokrat zum Ersten Vizepräsidenten des sächsischen Landtages gewählt. Gemessen an der Zahl der Wähler (nicht an der Zahl der Pluralstimmen), erreicht die SP einen relativen Anteil von 53,8%., d. h. eine deutliche absolute Mehrheit unter den Landtagswählern.- Damit hat die SP zugleich ihr bestes Ergebnis im Kaiserreich erzielt: 25 Mandate bedeuten einen Anteil von 27,5% ( + 26,3%) an allen Mandaten. Rechnet man auf der Basis des besten Reichstagswahlergebnisses (1903: 58,8%, aber auch 1912: 55,0%) eine Sitzverteilung nach dem Reichstagswahlrecht hoch, dann ergeben sich 54 (+29) Sitze für die SP; dies hätte zu einer klaren absoluten Landtagsmehrheit gereicht. Der prozentuale Unterschied zwischen dem jeweilig besten Ergebnis bei den Reichs- bzw. Landtagswahlen beträgt 31,3%!
Bis zum Ende des Kaiserreiches scheiden 3 MdL vorzeitig aus und 3 MdL treten nachträglich ein. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 28 MdL (100%), davon sind 26 (93%) zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: mind. 18 (64%) in Sachsen (7 KH Dresden, 3 KH Leipzig, 7 KH Zwickau, 1 KH Bautzen), 6 (21%) in Preußen und je 1 (4%) in Bayern und Baden. Der ursprünglichen Konfession nach sind mind. 16 MdL (57%) evangelisch und je 2 MdL (7%) römisch-katholisch sowie deutsch-katholisch; mind. 11 MdL (39%) sind schon aus der Kirche ausgetreten oder werden dies später tun. Die MdL haben folgende Schulbildung absolviert: mind. 23 (82%) nur die Volksschule und 1 (4%) weiterführende Schulen. Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: mind. 2 (7%) »Ungelernte Arbeiter«, 23 (82%) »Gelernte Arbeiter« (u. a. 5 Buchdrucker, 4 Tischler, 4 Weber, 2 Schlosser) und 1 (4%) »Angestellter«. Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 1 (4%) »Unselbständiger Arbeiter«, 1 (4%) »Selbständiger«, 1 (4%) »Unterer/Mittlerer Angestellter« und 25 (89%) »Arbeiterbeamte« (l Partei, 11 Parteipublizistik, 5 Gewerkschaften, 6 Genossenschaften, 2 Krankenkassen). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 31 bis 68 Jahre und beträgt durchschnittlich 43 Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: 2 MdL (7%) bis unter 5 Jahre, 2 MdL (7%) 5 bis 9 Jahre, 23 MdL (82%) 10 bis 19 Jahre und 1 MdL (4%) 20 Jahre und länger.
1909 (Okt. 21) Baden (→ 1913 Okt.)
  Bei den (9. SP) Landtagswahlen wird zum zweiten Mal das neue direkte Wahlsystem praktiziert, dabei kann die SP mit 8 weiteren Mandaten erneut erhebliche Gewinne verbuchen. Die SP verfügt nun im Landtag über insgesamt 20 Mandate (von 73), der SP-Mandatsanteil erhöht sich auf 27,4% ( + 11,0%). Auch der SP-Anteil an den abgegebenen Stimmen in der Hauptwahl steigt deutlich ( + 10,8%) an und beträgt nun 28,7%. Hinter dem Zentrum (26 Mandate), aber noch vor den Nationalliberalen (17) und der Fortschrittlichen Volkspartei (7) wird die SP zur zweitstärksten Fraktion im Landtag. Der 51-jährige gelernte Schreiner und derzeitige Gastwirt Anton Geiss (seit 1895 bzw. 1909 MdL Baden, später u. a. badischer Staatspräsident) wird zum Vizepräsidenten des Landtags gewählt. Bei dieser Wahl kommt es erneut zwischen Liberalen und Sozialdemokraten zu einem Stichwahlabkommen; diese Zusammenarbeit, die schon im vorhergehenden Landtag bestanden hat, führt im Landtag zur Bildung einer interfraktionellen Arbeitsgemeinschaft zwischen Nationalliberalen, Freisinnigen und Sozialdemokraten, dem badischen »Großblock«; die SP-Landtagsfraktion billigt vor diesem Hintergrund 1910 erneut den Staatshaushalt. Der »reformistische« Kurs der badischen Landtagsfraktion – wie schon zuvor 1908 der Kurs der bayerischen Landtagsfraktion – stößt auf heftigste Kritik in der SP. Der Magdeburger SP-Parteitag (18.-24. September 1910), auf dem die »Budgetfrage« eine dominante Rolle spielt, verurteilt mit großer Mehrheit das Verhalten der badischen Landtagsfraktion auf das schärfste und droht bei Wiederholung mit Parteiausschluß. Der badische »Großblock« zerbricht allerdings erst nach den Reichstagswahlen von 1912, als die SP-Landtagsfraktion sich der Parteiräson fügt und sie ihre Zustimmung zum Staatshaushalt verweigert. -Damit hat die SP zugleich ihr bestes Ergebnis im Kaiserreich erzielt: 20 Mandate bedeuten einen Anteil von 27,4% an allen Mandaten (73). Rechnet man auf der Basis des besten Reichstagswahlergebnisses (1912: 28,3%) eine Sitzverteilung nach dem Reichstagswahlrecht hoch, dann ergeben sich ebenfalls nur 20 bis 21 Sitze für die SP, mithin nahezu dieselbe Abgeordnetenzahl wie unter dem neuen Landtagswahlrecht. Der prozentuale Unterschied zwischen dem jeweilig bestem Ergebnis bei den Reichs- bzw. Landtagswahlen ist mit nur 0,9% minimal. Dieses Landtagswahlergebnis von 1909 ist im übrigen – nach dem von 1919 das zweitbeste Ergebnis, das die SP bis 1933 in Baden, überhaupt erreichen wird!
Bis zur nächsten Landtagswahl ergeben sich keine Mandatsveränderungen. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 20 MdL (100%), davon sind 10 (4-4; 50%) zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: 16 (4-8; 80%) in Baden sowie je 1 (5%) in Bayern, Sachsen, Württemberg und Hessen. Der ursprünglichen Konfession nach sind 7 MdL ( + 2; 35%) evangelisch, 10 MdL (4-6; 50%) katholisch und 3 MdL (4-1; 15%) jüdisch; mind. 7 MdL (-2; 35%) sind schon aus der Kirche ausgetreten oder werden dies später tun; Die MdL haben folgende Schulbildung absolviert: 15 MdL (4-6; 75%) nur die Volksschule und 5 MdL (4-2; 25%) weiterführende Schulen (darunter 2 mit Einjährigem, 1 mit Studium ohne und 1 mit Abschluß). Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 2 (10%) »Ungelernte Arbeiter« (2 Tabakarbeiter), 14 (4-7; 70%) »Gelernte Arbeiter« (u.a. 3 Buchdrucker, 2 Tischler), 2 (+1; 10%) »Angestellte« und erneut 2 (10%) »Bürgerliche Berufe«. Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 9 (4-5; 45%) »Selbständige« (u. a. 4 Gastwirte und 3 Kleinhändler), erneut 1 (5%) »Bürgerlicher Beruf« und 10 (4-3; 50%) »Arbeiterbeamte« (l Partei, 5 Parteipublizistik, 2 Gewerkschaften, 2 Krankenkassen). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 31 bis 62 Jahre und beträgt durchschnittlich 44 (4-1) Jahre.
1909 (Okt. 26) Preußen (→ 1913 Mai)
  Nachdem am 19. Mai 1909 die 4 Berliner Landtagsmandate (von 5) der SP aufgrund formaler Beanstandungen der Wählerlisten für ungültig erklärt worden sind (»Mandatsraub«), finden Ersatzwahlen statt; dabei geht ein Berliner Mandat (WK Berlin 12) an den Freisinn verloren. Der dadurch seines Mandates verlustig gehende Adolf Hoffmann gewinnt am 12. April 1910 die durch die Mandatsniederlegung Hugo Heimanns notwendige Nachwahl im WK Berlin 6 und tritt dadurch erneut in das Abgeordnetenhaus ein. Die SP-Landtagsfraktion besteht nur noch aus 6 Abgeordneten.
1909 (Nov. 19) Lübeck (→ 1911 Nov.)
  Bei den (3. SP) Bürgerschaftswahlen gewinnt die SP bei der drittelschichtigen Erneuerung der Bürgerschaft erneut 4 weitere Mandate; die SP-Fraktion zählt nun insgesamt 12 Abgeordnete (von 120). Der SP-Mandatsanteil erhöht sich auf 10,0% (4-3,3%).
Bis zur nächsten drittelschichtigen Erneuerung ergeben sich keine Mandatsveränderungen. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 12 MdL (100%), davon sind 5 (+1; 42%) MdL zum ersten Mal in der Bürgerschaft. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: 4 ( + 3; 33%) in Lübeck, 3 (4-2; 25%) in Mecklenburg-Schwerin, erneut 2 (17%) in Oldenburg, je 1 (8%) in Preußen, Baden und Hamburg. Der ursprünglichen Konfession nach sind 9 (4-4; 75%) MdL evangelisch, erneut 2 (17%) MdL katholisch und 1 (4-1; 8%) MdL jüdisch. Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 1 (4-1; 8%) »Ungelernter Arbeiter«, 9 (4-2; 75%) »Gelernte Arbeiter« (u. a. 3 Tischler, 2 Schneider), erneut 1 (8%) »Angestellter« und 1 (+1; 8%) »Bürgerlicher Beruf«. Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: erneut 1 (8%) »Unselbständiger Arbeiter«, 3 (4-2; 25%) »Selbständige«, 1 (4-1; 8%) »Bür gerlicher Beruf« und 7 (4-1; 58%) »Arbeiterbeamte« (3 Parteipublizistik, 2 Gewerkschaften, 2 Genossenschaften). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 32 bis 68 Jahre und beträgt durchschnittlich 46 (-l) Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: kein (-l) MdL bis unter 5 Jahre, 2 (4-1; 17%) MdL 5 bis 9 Jahre, 8 ( + 3; 67%) MdL 10 bis 19 Jahre und 2 (4-1; 17%) MdL 20 Jahre und länger.
1909 (Nov. 26) Reich (→ 1910 Jan.)
  Bei einer Nachwahl im WK Merseburg 4 (Halle-Saalkreis) siegt der 49-jährige Redaktionssekretär des SP-Zentralorgans Fritz Kunert schon im 1. Wahlgang (bisher: freisinnig).
1909 (Dez. 2) Sachsen-Weimar (→ 1919 März)
  Bei den letzten (9. SP) Landtagswahlen im Kaiserreich wird ein neues direktes Wahlsystem praktiziert; die SP kann in den Hauptwahlen schon 4 Mandate – eins mehr als bisher -gewinnen, scheitert aber in den Stichwahlen. Die SP verfügt nun über insgesamt 4 Abgeordnete (von jetzt 38). Damit stellt die SP weiterhin nur die kleinste Fraktion im Landtag hinter den Liberalen (Nationalliberale und Fortschrittliche Volkspartei zusammen 18) und den Konservativen (l5).Damit hat die SP zugleich ihr bestes Ergebnis im Kaiserreich erzielt: 4 Mandate bedeuten einen Anteil von 10,5% (4-1,4%) an allen Mandaten und von 17,4% nur an den in allgemeiner, direkter Wahl zu vergebenden Mandaten (23 von 38). Rechnet man auf der Basis des besten Reichstagswahlergebnisses (1912: 45,9%, aber auch schon 1903: 43,1%) eine Sitzverteilung nach dem Reichstagswahlrecht hoch, dann ergeben sich 17 bis 18 (4-13 bzw. 4-14) Sitze für die SP. Der prozentuale Unterschied zwischen dem jeweilig besten Ergebnis bei den Reichs- bzw. Landtagswahlen beträgt 35,4% (bzw. im Vergleich mit den allgemeinen Wahlen 28,5%)!
Bis zum Ende des Kaiserreichs ergeben sich keine Mandatsveränderungen. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 4 MdL, davon ist 1 (-1) zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: erneut 1 in Sachsen-Weimar und 3 (+l) in Preußen. Die MdL haben folgende Schulbildung absolviert: mind. 1 (4-1) MdL nur die Volksschule und erneut 2 MdL weiterführende Schulen. Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: mind. 3 (4-l) »Gelernte Arbeiter«. Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 1 (4-l) »Selbständiger« und erneut 3 »Arbeiterbeamte« (2 Partei, 1 Parteipublizistik). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 36 bis 49 Jahre und beträgt durchschnittlich 46 (4-4) Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: 2 MdL (4-2) 10 bis 19 Jahre und erneut 2 MdL 20 Jahre und länger.
1910 (Jan. 29) Reich (→ 1910 Juni)
  Bei einer Nachwahl im WK Sachsen-Weimar 2 (Eisenach) siegt der 50-jährige Bezirksparteisekretär Hermann Leber schon im 1. Wahlgang (bisher: Wirtschaftliche Vereinigung).
1910 (Feb. 1) Hamburg (→ 1913 Jan.)
  Bei den (4. SP) Landtagswahlen kann die SP bei der halbschichtigen Erneuerung der Bürgerschaft nur ein weiteres Mandat hinzugewinnen und verfügt nun über insgesamt 20 Mandate (von 160).Damit (und noch einmal 1913) hat die SP zugleich ihr bestes Ergebnis im Kaiserreich erzielt: 20 Mandate bedeuten einen Anteil von 12,5% ( + 0,6%) an allen Mandaten und von 25,0% an den in allgemeiner, direkter Wahl zu vergebenden Mandaten (80 von 160). Rechnet man auf der Basis des besten Reichstagswahlergebnisses (1898: 62,5%, aber auch 1912: 61,2%) eine Sitzverteilung nach dem Reichstagswahlrecht hoch, dann ergeben sich 100 ( + 80) Sitze für die SP; zu einer absoluten Landtagsmehrheit hätte dies mehr als gereicht. Der prozentuale Unterschied zwischen dem jeweilig besten Ergebnis bei den Reichs- bzw. Landtagswahlen beträgt 50,0% (bzw. im Vergleich mit den allgemeinen Wahlen 37,5%)!
Bis zur nächsten halbschichtigen Erneuerung scheiden 3 MdL vorzeitig aus und 3 MdL treten nachträglich ein. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 23 MdL (100%), davon sind 4 (-6; 17%) zum ersten Mal in der Bürgerschaft. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: nur 3 ( + 1; 13%) in Hamburg, 15 (-1; 65%) in Preußen und je 1 (4%) in Sachsen, Bayern, Baden, Mecklenburg-Schwerin und Braunschweig. Der ursprünglichen Konfession nach sind mind. erneut 11 MdL (48%) evangelisch und erneut 1 MdL (4%) jüdisch; mind. 6 MdL ( + 2; 26%) sind schon aus der Kirche ausgetreten oder werden dies später tun. Die MdL haben folgende Schulbildung absolviert: mind. 17 MdL ( + 1; 74%) nur die Volksschule und 4 MdL ( + 1; 17%) weiterführende Schulen (darunter 2 mit Lehrerseminar). Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 1 (+1; 4%) »Ungelernter Arbeiter«, 20 ( + 1; 87%) »Gelernte Arbeiter« (u.a. 4 Tischler, 3 Schuhmacher, 2 Buchdrukker, 2 Maurer, 2 Tapezierer, 2 Schlosser) und erneut 2 (9%) »Bürgerliche Berufe« (2 Lehrer). Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: erneut 1 (4%) »Unselbständiger Arbeiter«, erneut 3 (13%) »Selbständige« (u. a. 2 Kleinhändler), 18 ( + 1; 78%) »Arbeiterbeamte« (2 Partei, 5 Parteipublizistik, 6 Gewerkschaften, 2 Genossenschaften, 3 Krankenkassen) und erneut 1 (4%) »Ohne Beruf«. Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 34 bis 69 Jahre und beträgt durchschnittlich 50 ( + 2) Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: 2 MdL ( + 1; 9%) bis unter 5 Jahre, 5 MdL (-2; 22%) 5 bis 9 Jahre, 5 MdL (+2; 22%) 10 bis 19 Jahre und erneut 11 MdL (48%) 20 Jahre und länger.
1910 (Apr. 14) Sachsen-Altenburg (→ 1913 Feb.)
  Bei den (ll. SP) Landtagswahlen wird ein teilweise verändertes Wahlsystem eingeführt, das für die in den Städten zu wählenden Abgeordneten nun die direkte Wahl vorsieht, für die auf dem Land zu wählenden Abgeordneten aber das Dreiklassen-Wahlrecht beibehält. Diese »Verbesserung« führt zum Gewinn von vier weiteren Mandaten durch die SP; die SP-Landtagsfraktion besteht nun aus 7 Abgeordneten (von jetzt 32).- Damit (ebenso 1913) hat die SP zugleich ihr bestes Ergebnis im Kaiserreich erzielt: 7 Mandate bedeuten einen Anteil von 21,9% (+11,9%) an allen Mandaten und von 30,4% nur an den in allgemeiner Wahl zu vergebenden Mandaten (23 von 32). Rechnet man auf der Basis des besten Reichstagswahlergebnisses (1903: 51,6%, aber auch 1912: 48,9%) eine Sitzverteilung nach dem Reichstagswahlrecht hoch, dann ergeben sich 16 bis 17 (+11 bzw. +12) Sitze für die SP; zu einer absoluten Landtagsmehrheit hätte dies gereicht. Der prozentuale Unterschied zwischen dem jeweilig besten Ergebnis bei den Reichsbzw. Landtagswahlen beträgt 29,7% (bzw. im Vergleich mit den allgemeinen Wahlen 21,2%)!
Bis zur nächsten Landtagswahl scheidet 1 MdL vorzeitig aus. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 7 MdL, davon sind 6 (+5) zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: mind. 3 ( + 2) in Sachsen-Altenburg, 2 in Sachsen und 1 in Elsaß-Lothringen. Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: mind. 1 (+l) »Ungelernter Arbeiter« und 5 (+l) »Gelernte Arbeiter« (u. a. 2 Porzellanmaler). Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 1 (+l) »Unselbständiger Arbeiter«, 1 (-1) »Selbständiger« und 5 ( + 4) »Arbeiterbeamte« (l Parteipublizistik, 3 Gewerkschaften, 1 Genossenschaften). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 34 bis 54 Jahre und beträgt durchschnittlich 41 (-5) Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: 2 MdL ( + 2) bis unter 5 Jahre, erneut kein MdL 5 bis 9 Jahre, 5 (4-3) MdL 10 bis 19 Jahre und kein MdL (-l) 20 Jahre und länger.
1910 (Juni 9) Reich (→ 1910 Juni)
  Bei einer Nachwahl im WK Stettin 2 (Ueckermünde-Wollin) siegt der 49-jährige Konsumvereinsangestellte Alexander Kuntze in der Stichwahl gegen einen konservativen Kandidaten (bisher: freisinnig).
1910 (Juni 14) Reich (→ 1910 Juli)
  Bei einer Nachwahl im WK Hessen 2 (Friedberg-Büdingen) siegt der 40-jährige Parteisekretär Heinrich Busold in der Stichwahl gegen einen Kandidaten des Bundes der Landwirte (bisher: nationalliberal).
1910 (Juli 30) Reich (→ 1910 Aug.)
  Bei einer Nachwahl im WK Württemberg 2 (Cannstatt-Ludwigsburg) siegt der 40-jährige Parteiredakteur Wilhelm Keil schon im 1. Wahlgang (bisher: nationalliberal).
1910 (Aug. 24) Reich (→ 1910 Sep.)
  Bei einer Nachwahl im WK Sachsen 20 (Zschopau) siegt der 46-jährige Schriftsteller Paul Göhre schon im 1. Wahlgang (bisher: Deutsche Reformpartei).
1910 (Sep. 15) Reich (→ 1911 Apr.)
  Bei einer Nachwahl im WK Frankfurt/Oder 4 (Stadt Frankfurt-Lebus) siegt der 49-jährige Schuhmachermeister Emil Faber in der Stichwahl gegen einen nationalliberalen Kandidaten (bisher: nationalliberal).
1910 (Sep. 18) SPD-Parteitag in Magdeburg (→ 1912 Sep.)
  Im Anschluß an eine Diskussion über »Die badische Budgetbewilligung« verabschiedet der Parteitag mit Bezug auf die Beschlüße von Lübeck, Dresden und Nürnberg eine Resolution, in der es u. a. heißt: ». . . Der Parteitag erblickt deshalb in der Bewilligung des Budgets durch die Mehrheit der sozialdemokratischen Abgeordneten des badischen Landtages eine bewußt herbeigeführte grobe Mißachtung der wiederholt als Richtschnur für ihre parlamentarische Tätigkeit gefaßten Parteitagsbeschlüße und eine schwere Verfehlung gegen die Einheit der Partei . .. Der Parteitag spricht infolgedessen den sozialdemokratischen Abgeordneten, die im badischen Landtage das Budget bewilligt haben, die allerschärfste Mißbilligung aus . . .«.
Im Zusammenhang mit dem Tagesordnungspunkt »Wahlrechtsfrage« wendet sich der Parteitag in einer Resolution insbesondere gegen das Dreiklassenwahlrecht in Preußen, so heißt es u. a.: »Der Parteitag erklärt . . ., daß der Wahlrechtskampf in Preußen nur durch eine große, entschlossene Massenaktion des arbeitenden Volkes zum Siege geführt werden kann, wobei alle Mittel, darunter auch der politische Massenstreik, nötigenfalls zur Anwendung gebracht werden müssen«.
1910 (Nov. 28) Reuß jüngere Linie (→ 1913 Dez.)
  Bei den (12. SP) Landtagswahlen gewinnt die SP zwei Mandate und verfügt nun über insgesamt 5 Mandate (von 16). Der SP-Mandatsanteil erhöht sich dadurch deutlich auf 31,3% (+12,5%).
Bis zur nächsten Landtagswahl scheidet 1 MdL vorzeitig aus und 1 MdL tritt nachträglich ein. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 6 MdL, davon sind 2 ( + l) zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: mind. erneut keiner in Reuß jüngere Linie, je 2 (+l) in Preußen und Sachsen, 1 im übrigen Thüringen. Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: alle 6 »Gelernte Arbeiter« (u. a. 2 Weber). Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 2 ( + 2) »Selbständige«, erneut 3 »Arbeiterbeamte« (3 Parteipublizistik) und 1 (+l) »Ohne Beruf«. Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 39 bis 60 Jahre und beträgt durchschnittlich 49 ( + 8) Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: 2 MdL (+l) bis unter 5 Jahre, 2 MdL (+2) 5 bis 9 Jahre und erneut 2 MdL 20 Jahre und länger.
1911 (Apr. 10) Reich (→ 1911 Sep.)
  Bei einer Nachwahl im WK Berlin 4 siegt der 46-jährige Krankenkassenangestellte Otto Büchner schon im 1. Wahlgang (bisher: Paul Singer, der am 31. Januar 1911 verstorben ist).
1911 (Aug. 15) Schaumburg-Lippe (→ 1918 Nov.)
  Bei den letzten (2. SP) Landtagswahlen im Kaiserreich kann die SP – obwohl die Wählerzahl (von 967 auf 1630) fast verdoppelt wird und man erneut in zwei weiteren Kreisen in die Stichwahl gelangt – nur ihr einziges Mandat (von 15) behaupten. Der jetzt 41-jährige Gastwirt Heinrich Lorenz bleibt weiterhin der einzige Sozialdemokrat im Landtag. Der SP-Mandatsanteil beträgt weiterhin nur 6,7%.
1911 (Sep. 9) Reich (→ 1912 Jan.)
  Bei einer Nachwahl im WK Düsseldorf 4 (Stadt Düsseldorf) siegt der 48-jährige Bezirksparteisekretär Karl Haberland in der Stichwahl gegen einen Kandidaten des Zentrums (bisher: Zentrum).
1911 (Sep. 29) Oldenburg (→ 1916 Okt.)
  Bei den (6. SP) Landtagswahlen wird ein neues direktes (Plural-)Wahlrecht eingeführt; die SP kann die Zahl der Mandate deutlich steigern und 8 weitere Mandate erringen. Die SP ist nun durch insgesamt 12 Abgeordnete (von jetzt 45) im Landtag vertreten. Hinter der Fortschrittspartei (14 Sitze), aber noch vor dem Zentrum (9), den Nationalliberalen (6) und dem Bund der Landwirte (4) rückt die SP zur zweitstärksten Landtagsfraktion auf- Damit hat die SP zugleich ihr bestes Ergebnis im Kaiserreich erzielt: 12 Mandate bedeuten einen Anteil von 26,7% (+17,6%) an allen Mandaten. Rechnet man auf der Basis des besten Reichstagswahlergebnisses (1912: 33,1%, aber auch schon 1903: 31,4%) eine Sitzverteilung nach dem Reichstagswahlrecht hoch, dann ergeben sich 15 ( + 3) Sitze für die SP. Der prozentuale Unterschied zwischen dem jeweilig besten Ergebnis bei den Reichs- bzw. Landtagswahlen beträgt 6,4%. Im übrigen ist dieses Landtagswahlergebnis von 1911 relativ besser als eine Reihe von Ergebnissen (1924, 1925, 1931, 1932) aus der Weimarer Zeit.
Bis zur nächsten Landtagswahl scheiden 2 MdL vorzeitig aus und 1 MdL tritt nachträglich ein. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 13 MdL (100%), davon sind 8 ( + 7) zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: 4 ( + 4; 31%) in Oldenburg, 5 ( + 2; 38%) in Preußen, 2 ( + 1; 15%) in Württemberg und je 1 (8%) in Mecklenburg-Strelitz und Lübeck. Der ursprünglichen Konfession nach sind mind. 10 ( + 8; 77%) MdL evangelisch und erneut 1 (8%) MdL katholisch; mind. 4 (4-2; 31%) MdL sind schon aus der Kirche ausgetreten oder werden dies später tun. Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: mind. 1 (4-1; 8%) »Ungelernter Arbeiter« und 10 (4-6; 77%) »Gelernte Arbeiter« (u. a. 2 Buchdrucker, 2 Maurer). Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 3 (4-3; 32%) »Unselbständige Arbeiter«, 5 (4-5; 39%) »Selbständige« und 5 (4-1; 39%) »Arbeiterbeamte« (l Partei, 2 Parteipublizistik, 1 Gewerkschaften, 1 Krankenkassen). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 32 bis 55 Jahre und beträgt durchschnittlich 43 (4-3) Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: 1 (4-1; 8%) MdL bis unter 5 Jahre, 5 (4-5; 39%) 5 bis 9 Jahre, 5 (4-3; 39%) MdL 10 bis 19 Jahre und erneut 2 MdL (15%) 20 Jahre und länger.
1911 (Okt. 22) Elsaß-Lothringen (→ 1918 Nov.)
  Bei den ersten und letzten Landtagswahlen im Kaiserreich zur Zweiten Kammer des Reichslandes Elsaß-Lothringen erhält die SP insgesamt 11 Mandate (von 60), was einem Mandatsanteil von 18,3% entspricht. Der SP-Anteil an den in der Hauptwahl abgegebenen Stimmen beträgt 24,2%. Die SP stellt die zweitstärkste Landtagsfraktion hinter dem Zentrum (24 Mandate) und vor dem Lothringer Block (l0) sowie den Liberaldemokraten (9). Zwischen Sozialdemokraten und Liberalen kommt es zu einem Wahlbündnis für die Stichwahlen. Der 45-jährige gelernte Schuhmacher und derzeitige Zigarrenhändler Bernhard Bohle wird zum Vizepräsidenten des Landtages gewählt. Mit dieser einzigen Landtagswahl im Kaiserreich hat die SP zugleich ihr bestes Ergebnis erzielt: 11 Mandate bedeuten einen Anteil von 18,3% an allen Mandaten. Rechnet man auf der Basis des besten Reichstagswahlergebnisses (1912: 31,8%) eine Sitzverteilung nach dem Reichstagswahlrecht hoch, dann ergeben sich 19 (4-8) Sitze für die SP. Der prozentuale Unterschied zwischen dem jeweilig besten Ergebnis bei den Reichsbzw. Landtagswahlen beträgt 12,9%.
Bis zum Ende des Kaiserreiches ergeben sich keine Mandatsveränderungen. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 11 MdL (100%), davon sind alle 11 (100%) zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: 6 (55%) in Elsaß-Lothringen, 3 (27%) in Baden, je 1 (9%) in Preußen und Sachsen. Der ursprünglichen Konfession nach sind mind. 3 MdL (27%) evangelisch und 6 MdL (55%) katholisch; mind. 3 MdL (27%) sind schon aus der Kirche ausgetreten oder werden dies später tun. Die MdL haben folgende Schulbildung absolviert: 8 MdL (73%) nur die Volksschule und 3 MdL (27%) weiterführende Schulen. Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: mind. 9 (82%) »Gelernte Arbeiter« und 1 (9%) »Angestellter«. Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 5 (45%) »Selbständige« (3 Tischlermeister, 2 Kleinhändler) und 6 (55%) »Arbeiterbeamte« (3 Parteipublizistik, 2 Gewerkschaften, 1 Krankenkassen). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 33 bis 50 Jahre und beträgt durchschnittlich 44 Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: alle 11 MdL (100%) 5 bis 9 Jahre (7 Jahre).
1911 (Nov. 3) Hessen (→ 1919 Jan.)
  Bei den letzten (10. SP) Landtagswahlen im Kaiserreich und der damit verbundenen halbschichtigen Erneuerung des Landtags gilt ein neues direktes (Plural-)Wahlsystem. Die SP kann drei weitere Mandate gewinnen; die SP-Fraktion besteht nun aus insgesamt 8 Abgeordneten (von jetzt 58), was einem Mandatsanteil von 13,8% (4-3,8%) entspricht. Die SP stellt bis zum Ende des Kaiserreichs – zusammen mit der gleichstarken Fortschrittlichen Volkspartei – dennoch nur die viertstärkste Fraktion hinter den Nationalliberalen (17 Mandate), dem Hessischen Bauernbund (15) und dem Zentrum (9).
Bis zum Ende des Kaiserreiches scheidet 1 MdL vorzeitig aus und 1 MdL tritt nachträglich ein. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 9 MdL, davon sind 4(4-4) zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: 4 (4-1) in Hessen und je 1 in Preußen, Bayern, Sachsen, Braunschweig und Bremen. Der ursprünglichen Konfession nach sind 8 (4-4) MdL evangelisch und erneut 1 MdL jüdisch; mind. 3 (-t-l) MdL sind schon aus der Kirche ausgetreten oder werden dies später tun. Die MdL haben folgende Schulbildung absolviert: 7 (4-3) nur die Volksschule und 2 (4-1) weiterführende Schulen (darunter 1 mit Universitätsabschluß. Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 1 (-1) »Ungelernte Arbeiter«, 7 (4-5) »Gelernte Arbeiter« (u. a. 2 Tischler, 2 Buchdrukker) und erneut 1 »Bürgerlicher Beruf«. Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 2 (4-2) »Selbständige«, erneut 1 »Bürgerlicher Beruf« und 6 (4-2) »Arbeiterbeamte« (2 Partei, 3 Parteipublizistik, 1 Krankenkassen). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 35 bis 58 Jahre und beträgt durchschnittlich 45 (-5) Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: 2 (4-2) MdL bis unter 5 Jahre, kein (-l) MdL 5 bis 9 Jahre, 4 ( + 2) MdL 10 bis 19 Jahre und 3 (4-1) MdL 20 Jahre und länger.
1911 (Nov. 10) Schwarzburg-Rudolstadt (→ 1912 Juni)
  Bei den vorgezogenen (15. SP) Landtagswahlen erringt die SP mehr als die Hälfte (9 von 16) der Mandate (4-3), was einem Mandatsanteil von 56,3% (+18,8%) entspricht. Der SP-Stim-menanteil an den bei den allgemeinen Wahlen abgegebenen Stimmen erhöht sich stark und beträgt 58,2%. Die SP stellt erneut die mit Abstand stärkste Landtagsfraktion vor den Agrariern (3 Sitze) und den Nationalliberalen (3). In das Landtagspräsidium werden nur Sozialdemokraten gewählt; der 43-jährige gelernte Tischler und derzeitige Konsumgeschäftsführer Emil Hartmann ist der erste sozialdemokratische Landtagspräsident im Kaiserreich. Der Landtag wird schon im März 1912 wieder aufgelöst – Damit (und erneut 1912) hat die SP zugleich ihr bestes Ergebnis im Kaiserreich erzielt: 9 Mandate bedeuten einen Anteil von 56,3% an allen Mandaten und von 75,0% nur an den in allgemeiner, direkter Wahl zu vergebenden Mandaten (12 von 16). Rechnet man auf der Basis des besten Reichstagswahlergebnisses (1903: 53,6%, aber auch 1912: 52,3%) eine Sitzverteilung nach dem Reichstagswahlrecht hoch, dann ergeben sich nur 8 bis 9 ( + 1 bzw. 0) Sitze für die SP; zu einer absoluten Landtagsmehrheit hätte dies nur knapp gereicht. Der prozentuale Unterschied zwischen dem jeweilig besten Ergebnis bei den Reichs- bzw. Landtagswahlen beträgt 2,7% (bzw. im Vergleich mit den allgemeinen Wahlen 21,4%) – allerdings liegt in diesem einzigen Fall das beste Landtagswahlergebnis höher als das beste bei den Reichstagswahlen!
Bis zur nächsten Landtagswahl ergeben sich keine Mandatsveränderungen. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 9 MdL, davon sind 3 (+l) zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: 7 (+l) in Schwarzburg-Rudolstadt und erneut 2 im übrigen Thüringen. Der Konfession nach sind alle 9 MdL evangelisch, davon sind mind. 2 schon aus der Kirche ausgetreten oder werden dies später tun. Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: alle 9 »Gelernte Arbeiter« (u. a. 4 Tischler, 2 Knopfmacher, 2 Porzellanformer). Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: erneut 4 »Unselbständige Arbeiter« (u. a. 3 Tischler), 1 (-1) »Selbständiger« und 4 ( + 3) »Arbeiterbeamte« (4 Genossenschaften). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 33 bis 68 Jahre und beträgt durchschnittlich 46 (+5) Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: 2 MdL (+l) bis unter 5 Jahre, 2 MdL (-l) 5 bis 9 Jahre, 4 MdL (+2) 10 bis 19 Jahre und erneut 1 MdL 20 Jahre und länger.
1911 (Nov. 16) Braunschweig (→ 1918 Dez.)
  Bei den letzten Landtagswahlen im Kaiserreich und der damit verbundenen halbschichtigen Erneuerung wiederholt sich die überraschende (und später für ungültig erklärte) Wahl eines sozialdemokratischen Abgeordneten nicht. Obgleich 8 Sozialdemokraten bei den am 21. November 1911 stattfindenden Abgeordnetenwahlen in die Stichwahl kommen, wird keiner gewählt. Obwohl die SP nur wenige Wochen später bei den Reichstagswahlen 1912 (48,6%) fast die absolute Mehrheit im Lande erreicht, verhindert im Kaiserreich das für die SP äußerst restriktive Dreiklassenwahlrecht den Einzug von sozialdemokratischen Abgeordneten in die braunschweigische »Landesversammlung«.
1911 (Nov. 17) Lübeck (→ 1913 Nov.)
  Bei den (4. SP) Bürgerschaftswahlen behauptet die SP bei der drittelschichtigen Erneuerung der Bürgerschaft die bisherigen Mandate; die SP-Fraktion zählt weiterhin insgesamt 12 Abgeordnete (von 120). Der SP-Mandatsanteil beträgt erneut 10,0%.
Bis zur nächsten drittelschichtigen Erneuerung ergeben sich keine Mandatsveränderungen. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 12 MdL (100%), davon ist kein (-5) MdL zum ersten Mal in der Bürgerschaft. Die Fraktionsstruktur entspricht weitestgehend der von 1909. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: 4 (33%) in Lübeck, 3 (25%) in Mecklenburg-Schwerin, 2 (17%) in Oldenburg, je 1 (8%) in Preußen, Baden und Hamburg. Der ursprünglichen Konfession nach sind 9 (75%) MdL evangelisch, 2 (17%) MdL katholisch und 1 (4-1; 8%) MdL jüdisch. Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 1 (8%) »Ungel ernter Arbeiter«, 9 (75%) »Gelernte Arbeiter« (u. a. 3 Tischler, 2 Schneider), 1 (8%) »Angestellter« und 1 (8%) »Bürgerlicher Beruf«. Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 1 (8%) »Unselbständiger Arbeiter«, 3 (25%) »Selbständige«, 1 (8%) »Bür gerlicher Beruf« und 7 (58%) »Arbeiterbeamte« (4 Parteipublizistik, 1 Gewerkschaften, 2 Genossenschaften). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 34 bis 70 Jahre und beträgt durchschnittlich 48 ( + 2) Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: kein MdL bis unter 5 Jahre, 2 (17%) MdL 5 bis 9 Jahre, 8 (67%) MdL 10 bis 19 Jahre und 2 (17%) MdL 20 Jahre und länger.
1911 (Nov. 22) Bremen (→ 1918 Nov.)
  Bei den letzten (11. SP) Bürgerschaftswahlen im Kaiserreich kann die SP bei der halbschichtigen Erneuerung nur ihre bisherigen Mandate behaupten; damit ist die SP weiterhin mit insgesamt 16 Abgeordneten (von 150) in der Bürgerschaft vertreten. Der SP-Mandatsanteil beträgt erneut nur 10,7%.
Bis zum Ende des Kaiserreichs scheiden 2 MdL vorzeitig aus und 2 MdL treten nachträglich ein. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 18 MdL (100%), davon sind 4 (4-1; 22%) zum ersten Mal in der Bürgerschaft. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: mind. 9 (4-1; 53%) in Bremen, 5 (4-1; 28%) in Preußen und erneut je 1 (6%) in Bayern, Oldenburg und im Ausland. Der ursprünglichen Konfession nach sind mind. 14 MdL (4-1; 78%) evangelisc h; mind. 6 MdL (-1; 33%) sind schon aus der Kirche ausgetreten oder werden dies später tun. Die MdL haben folgende Schulbildung absolviert: mind. erneut 13 MdL (72%) nur die Volksschule und 1 MdL (4-1; 6%) weiterführende Schulen (l mit Lehrerseminar). Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 4 (-1; 22%) »Ungelernte Arbeiter« (4 Tabakarbeiter), 13 (4-2; 59%) »Gelernte Arbeiter« (u. a. 4 Buchdrucker) und 1 »Bürgerlicher Beruf«. Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 2 (4-1; 11%) »Unselbständige Arbeiter«, erneut 3 (17%) »Selbständige« (u. a. 2 Gastwirte) und 13 (+1; 72%) »Arbeiterbeamte« (7 Parteipublizistik, 5 Gewerkschaften, 1 Genossenschaften). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 31 bis 70 Jahre und beträgt durchschnittlich 45 (4-3) Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: kein MdL (-1) bis unter 5 Jahre, 2 MdL (4-1; 11%) 5 bis 9 Jahre, 10 MdL (4-2; 56%) 10 bis 19 Jahre und erneut 6 MdL (33%) 20 Jahre und länger.
1911 (k. A.) Reuß ältere Linie (→ 1918 Nov.)
  Bei den letzten (6. SP) Landtagswahlen im Kaiserreich gelingt der SP nach 7-jähriger Abstinenz wieder der Einzug in den Landtag. Die SP gewinnt 2 Mandate (von 12).- Damit hat die SP zugleich ihr bestes Ergebnis im Kaiserreich erzielt: 2 Mandate bedeuten einen Anteil von 16,7% an allen Mandaten und einen Anteil von 28,6% an den in allgemeinen Wahlen zu vergebenden Mandaten (7 von 12). Rechnet man auf der Basis des besten Reichstagswahlergebnisses (1912: 54,5%) eine Sitzverteilung nach dem Reichstagswahlrecht hoch, dann ergeben sich 6 bis 7 ( + 4 bzw. 4-5) Sitze für die SP; zu einer absoluten Landtagsmehrheit hätte dies vermutlich gereicht. Der prozentuale Unterschied zwischen dem jeweilig bestem Ergebnis bei den Reichs- bzw. Landtagswahlen beträgt 37,8% (bzw. im Vergleich mit den allgemeinen Wahlen 25,9%)!
Bis zum Ende des Kaiserreichs tritt 1 MdL nachträglich ein. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 3 MdL, davon sind alle 3 zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: mind. 1 in Reuß ältere Linie und 1 in Sachsen. Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 1 »Ungelernter Arbeiter« und 2 »Gelernte Arbeiter«. Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 1 »Unselbständiger Arbeiter«, 1 »Selbständiger« und 1 »Arbeiterbeamter« (l Parteipublizistik). Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: alle 3 MdL 5 bis 9 Jahre.
1912 (Jan. 12) Reich (→ 1912 Dez.)
  Bei den (13.) Hauptwahlen kandidiert die SP erneut flächendeckend in allen 397 Wahlkreisen und erhält insgesamt 4250 399 Stimmen (4-991 379), das entspricht 34,8% von allen gültigen Stimmen (4-5,8%). Bei nahezu gleichgebliebener Wahlbeteiligung erlebt die SP ihren bisher größten Stimmenzuwachs; die SP bleibt selbstverständlich die mit Abstand stimmstärkste Partei auf Reichsebene. Die SP gewinnt im 1. Wahlgang schon 64 Mandate ( + 35). An Stichwahlen ist die SP in 124 Wahlkreisen ( + 34) beteiligt und erhält – durch ein erstes Stichwahlabkommen mit der Fortschrittlichen Volkspartei verbunden – weitere 46 Mandate ( + 32). Die Reichstagsfraktion besteht nun aus insgesamt 110 Abgeordneten ( + 67), das bedeutet einen Mandatsanteil von 27,7% ( + 16,9%); vor dem Zentrum (91 Sitze von 397), den Konservativen (45), den Nationalliberalen (45) und den Freisinnigen (42) ist die SP nun die stärkste Fraktion.
Im Vergleich zur letzten Wahl (Mandate) gibt es für die SP in insgesamt 79 (!) Wahlkreisen ( + 25) Mandatsveränderungen; die SP verliert folgende 6 Wahlkreise: Minden 3, Arnsberg 5, Wiesbaden 2, Düsseldorf 6, Baden 9 und 10; die SP gewinnt folgende 73 (!) Wahlkreise (*= zum ersten Mal) hinzu: Königsberg 3, Potsdam 7* und 8, Frankfurt/Oder 8, 9 und 10*, Stettin 3 und 4, Breslau 6, 7, 9*, 10 und 11, Liegnitz 1* und 9*, Magdeburg 3*, 4, 6* und 8, Merseburg 3*, 4 und 8, Erfurt 1* und 4*, Hannover 9*, 10*, 11, Arnsberg 3 und 4, Wiesbaden 6, Kassel 2* und 4*, Düsseldorf 1*, 2 und 4, Köln 1*, Pfalz 6*, Oberfranken 1* und 2*, Mittelfranken 2 und 3*, Unterfranken 6*, Sachsen 1, 2, 5, 7-10, 19, 21, 22 und 23, Württemberg 2* und 3*, Hessen 4 und 6*, Mecklenburg-Schwerin 5, Sachsen-Weimar 1 und 3*, Braunschweig 1 und 3, Sachsen-Meiningen 2, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Coburg-Gotha 2, Anhalt 1* und 2, Schwarzburg-Rudolstadt, Reuß ältere Linie, Reuß jüngere Linie, Bremen, Elsaß-Lothringen 3*, 9* und 14*. Unter den 64 direkt in den Hauptwahlen gewonnenen Wahlkreisen finden sich jetzt 13 ( + 6) SP-Hochburgen (mit mehr als 60% Stimmenanteil bei der Hauptwahl; * = zum ersten Mal): Berlin 4 mit 82,4%, Hamburg 2 (Hamburg-West) 72,8%, Berlin 6 mit 71,2%, Sachsen 17 (Glauchau-Meerane) 71,1%, Schleswig-Holstein 8 (Altona) 69,4%, Sachsen 13 (Leipzig-Land) 69,1%, Sachen 19 (Stollberg-Schneeberg) 67,7%, Hamburg 1 (Hamburg-Ost) 67,2%, Sachsen 18 (Zwickau) 67,1%, Sachsen 16 (Chemnitz) 66,9%, Sachsen 6* (Dresden-Altstadt) 65,7%, Sachsen 15* (Rochlitz-Flöha) 62,6%, Sachsen 4* (Dresden r. d. Elbe) 60,2%.
In einer Region werden zum ersten Mal Sozialdemokraten in den Reichstag gewählt: für das Herzogtum Anhalt der 51-jährige Rechtsanwalt Wolfgang Heine (später u. a. Staatsratsvorsitzender in Anhalt und preußischer Justiz- und Innenminister) sowie der 42-jährige gelernte Schlosser und derzeitige Gauleiter des Transportarbeiterverbands Ferdinand Bender. Die SP hat die höchste Länderverbreitung im Kaiserreich erreicht, sie ist jetzt in 20 Ländern (von 26) vertreten: Preußen (51 Mandate), Sachsen (19), Bayern (9), Elsaß-Lothringen (5), Hessen (4), Württemberg (3), Hamburg (3), Sachsen-Weimar (2), Braunschweig (2), Anhalt (2) Baden (l), Mecklenburg-Schwerin (l), Sachsen-Meiningen (l), Sachsen-Altenburg (l), Sachsen-Coburg-Gotha (l), Schwarzburg-Rudolstadt (l), Reuß ältere Linie (l), Reuß jüngere Linie (l), Lübeck (l), Bremen (l). Bis zum Ende des Kaiserreichs bleibt die SP in folgenden 6 Ländern auch weiterhin ohne Reichstagsmandat: Mecklenburg-Strelitz, Oldenburg, Schwarzburg-Sondershausen, Schaumburg-Lippe, Lippe und Waldeck; hinzu kommen noch als Regionen ohne SP-Mandat die preußischen Provinzen Westpreußen und Posen. Die SP erhält schon in 9 ( + 6) Ländern die absolute Mehrheit bei den Hauptwahlen: in Hamburg (61,2%), in Sachsen (55.0), in Reuß ältere Linie (54,5%), in Reuß jüngere Linie (54,2%), in Lübeck (52,5%), in Schwarzburg-Rudolstadt (52,3%); den jeweils höchsten regionalspezifischen Stimmenanteil bei den Hauptwahlen im Kaiserreich erzielt die SP in Bremen (53,4%), Sachsen-Meiningen (51,6%) und Sachsen-Coburg-Gotha (50,9%). Ihren höchsten regionalspezifischen Stimmenanteil bei den Hauptwahlen im Kaiserreich, ohne allerdings die absolute Mehrheit zu erreichen, erzielen bei dieser Wahl 12 Länder; davon liegen über dem Reichsdurchschnitt (1912: 34,8%): Braunschweig (48,6%), Anhalt (46,2%), Sachsen- Weimar (45,9%), Sch warzburg- Sondershausen (44,8%), Hessen (39,3%), Schaumburg-Lippe (36,0%); davon liegen unter dem Reichsdurchschnitt: Oldenburg (33,1%), Württemberg (32,5%), Preußen (32,1%), Baden (28,3%), Bayern (27,3%) und Lippe (27,3%) – d.h. mit Ausnahme von Sachsen befinden sich die bevölkerungsstärksten Länder am Schluß der Ergebnisliste! Der riesige Wahlerfolg führt für die SP auch in 16 Ländern – bei 11 Ländern wiederholt – zur höchsten regionalspezifischen SP-Reichstags-repräsentanz; 5 Länder erreichen dieses nicht immer gute Bestergebnis nur bei dieser Wahl: Anhalt (100%, 2 Mandate von 2), Sachsen- Weimar (66,6%, 2 von 3), Hessen (44,4%, 4 von 9), Preußen (21,6%, 51 von 236) und Bayern (l 8,8%, 9 von 48). Bei Anhalt stehen die Reichstagswahlergebnisse (100% Mand atsanteil, 46,2% Stimmenanteil) im krassen Gegensatz zu der SP-Repräsentanz im Landtag, wo die SP über einen Mandatsanteil 11,1% nicht hinauskommt und seit 1908 nur noch durch einen einzigen Abgeordneten vertreten ist. Ähnliche Gegensätze herrschen auch in Sachsen- Weimar (66,6% Mand atsanteil, 45,9% Stimmenanteil), wo die SP im Landtag nur einen Mandatsanteil von 10,5% behauptet, und abgeschwächt in Hessen (Mandatsanteil 44,4%, Stimmenanteil: 39,3%), wo die SP mit 13,8% der Mandate nur gering repräsentiert ist.
Das Reichstagswahlergebnis von 1912 in Bayern (18,8% Mandatsanteil, 33,0% Stimmenanteil) liegt unter dem Reichsdurchschnitt und läßt dennoch schon die Grenzen der Wählermobilisierung durch die SP im Lande erkennen. Das Ergebnis stellt – im Hinblick auf den Stimmenanteil – das zweitbeste Ergebnis für Bayern bei den Reichstagswahlen im gesamten Untersuchungszeitraum bis 1933 dar (vgl. unten). Auf der Ebene der 8 bayerischen Regierungsbezirke wird die ungleichmäßige Verteilung der SP deutlich. In den Regierungsbezirken Niederbayern, Oberpfalz und Schwaben bleibt die SP im Kaiserreich ohne Mandat, der Stimmanteil liegt nur zwischen 9% und 15%. Nur im RB Mittelfranken gelingt es der SP, mit 3 Mandaten und einem Stimmenanteil von 42,1% nennenswerte Erfolge zu erzielen. In den anderen Regierungsbezirken bleibt die SP – mit einer Ausnahme – unter dem Reichsdurchschnitt: RB Oberfranken (2 Mandate, Stimmanteil 35,0%), RB Oberbayern (2 Mandate für München, 33,6%), RB Pfalz (l Mandat, 32,2%) und RB Unterfranken (l Mandat, 20,1%).
Die Entwicklung der SP in Preußen (21,6% Mandatsanteil, 32,1% Stimmenanteil) ist – insgesamt betrachtet – enttäuschend und relativiert z. B. überspannte Erwartungen im Hinblick auf die Einführung des Reichstagswahlrechtes bei den Wahlen zum Preußischen Abgeordnetenhaus. Obwohl Preußen aufgrund seines dominanten Anteils an Mandaten und an Wählern maßgeblich die Reichsdurchschnitte rechnerisch beeinflußt, liegen die Stimmen- und Mandatsanteile der SP Preußens – mit einer frühen Ausnahme – bei jeder Wahl erkennbar unter den errechneten Reichsdurchschnitten, d. h. andere Länder bringen offensichtlich deutlich höhere Anteile in die Rechnung mit ein, so daß sich der Reichsdurchschnitt über den preußischen Durchschnitt erhebt. Die Wahlerfolge der SP sind in Preußen äußerst unterschiedlich verteilt. Allein in 13 Regierungsbezirken (Gumbinnen, Danzig, Marienwerder, Kös-lin, Stralsund, Posen, Bromberg, Oppeln, Münster, Koblenz, Trier, Aachen und Hohenzol-lern-Sigmaringen) gelingt es der SP nicht, bis zum Ende des Kaiserreichs ein Mandat zu erringen. Neben dem Zentrum Berlin, wo die SP schließlich 5 von 6 Mandaten gewinnt, gibt es selbst 1912 darüberhinaus nur einen preußischen Regierungsbezirk, in dem die SP zumindest die Hälfte der Mandate gewinnt: den RB Magdeburg (5 von 8); ansonsten sind die Mandate auf die anderen Regierungsbezirke verstreut mit Schwerpunkten im RB Breslau (5 von 13), RB Potsdam (4 von 10), RB Düsseldorf (4 von 12) und RB Hannover (4 von 19). Überprüft man die Stimmverteilung in den preußischen Regierungsbezirken, ergibt sich kein wesentlich günstigeres Resultat. Die SP erreicht 1912 die absolute Stimmenmehrheit nur in Berlin (75,3%!) und im RB Potsdam (54,4%); es folgt eine kleine Gruppe von 4 Regierungsbezirken mit Stimmanteilen zwischen 39% und 44% (RB Magdeburg, RB Merseburg, Prov. Schleswig-Holstein, RB Erfurt) und eine mittlere Gruppe von 6 weiteren Regierungsbezirken mit Ergebnissen um den Reichsdurchschnitt von 34%-35% (RB Breslau, RB Frankfurt/Oder, RB Liegnitz, RB Wiesbaden, RB Kassel, RB Arnsberg); alle anderen Regierungsbezirke liegen meist deutlich unter dem Reichsdurchschnitt, insbesondere eine Gruppe von 9 Regierungsbezirken, deren SP-Stimmenanteil noch unter 12% liegt (RB Köslin, RB Aachen, RB Gumbinnen, RB Koblenz, RB Bromberg, RB Trier, RB Marienwerder, RB Hohenzollern-Sigmaringen und mit nur 3,1% RB Posen).
Die SP erzielt in den (19) Regionen folgende Stimmanteile: Hamburg (61,2%), Sachsen (55,0%), Bremen (53,4%), Lübeck (52,5%), Thüringen (49,7%), Braunschweig (48,6%), Anhalt (46,2%), Hessen (39,3%), Mecklenb urg-Schwerin (37,4%), Sch aumburg-Lippe (36,0%), Oldenburg (33,1%), Württemberg (32,5%), Preußen (32,1%), Elsaß-Lothringen (31,8%), Mecklen-burg-Strelitz (30,7%), Baden (28,3%), Bayern (27,3%), Lippe (27,3%) und Waldeck 1912 (13,7%). Im Vergleich zur letzten Wahl (Stimmenanteil) gewinnt die SP – wie schon einmal bei der Wahl 1898 – in allen 19 Reeionen hinzu: Thüringen ( + 9,0%), Braunschweig ( + 8,5%), Elsaß-Lothringen ( + 8,1%), Hessen ( + 6,6%), Sachsen ( + 6,5%), Bayern ( + 6,4%), Lippe ( + 6,1%), Oldenburg (+6,0%), Preußen (+5,7%), Bremen ( + 5,0%), Schaumburg-Lippe ( + 4,7%), Württemberg ( + 4,6%), Baden (+4,4%), Anhalt ( + 4,1%), Waldeck ( + 3,5%), Mecklenburg-Schwerin ( + 3,1%), Lübeck ( + 1,9%), Mecklenburg-Strelitz ( + 0,8%) und Hamburg ( + 0,6%); dagegen verliert die SP in keiner Region.
Bis zum Ende des Kaiserreichs scheiden 12 MdR vorzeitig aus und 13 MdR treten nachträglich ein. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 123 MdR (100%), davon sind 62 ( + 37; 50%) zum ersten Mal im Reichstag. Die Reichstagsabgeordneten sind in folgenden Ländern geboren: 60 ( + 31; 49%) in Preußen (3 Ostpreußen, 3 Westpreußen, 5 Berlin, 8 Brandenburg, 3 Posen, 9 Schlesien, 6 Prov. Sachsen, 2 Schleswig-Holstein, 6 Hannover, 2 Westfalen, 5 Hessen-Nassau, 8 Rheinprovinz), 23 (+14; 19%) in Sachsen (9 KH Dresden, 8 KH Leipzig, 5 KH Zwickau, 1 KH Bautzen), 11 ( + 3; 9%) in Bayern (2 Oberbayern, 1 Pfalz, 1 Oberfranken, 2 Mittelfranken, 3 Unterfranken, 2 Schwaben), 7 ( + 3; 6) in Baden, 3 (+1; 2%) in Lübeck, 3 ( + 3; 2%) in Thüringen, 3 (+3; 2%) in Elsaß-Lothringen, 3 ( + 2; 2%) in Hessen, erneut 2 (2%) in Braunschweig, 2 (+1; 2%) in Württemberg (2 Neckarkreis), 2 ( + 2; 2%) in Mecklenburg-Schwerin sowie je 1 (l%) in Waldeck, Oldenburg, Bremen und Hamburg. Der ursprünglichen Konfession nach sind mind. 66 MdR ( + 36; 54%) evangelisch, 15 MdR ( + 3; 12%) katholisch und 12 MdR ( + 8; 10%) j üdisch; mind. 90 MdR ( + 53; 73%) sind schon aus der Kirche ausgetreten oder werden dies später tun. Die MdR haben folgende Schulbildung absolviert: 72 MdR ( + 34; 59%) nur die Volksschule und 51 MdR ( + 32; 41%) weiterführende Schulen (darunter 1 mit Einjährigem, 2 mit Abitur, 5 mit Lehrerseminar, 7 mit Studium ohne und 16 mit Abschluß). Die »erlernten« Berufe lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 10 ( + 7; 8%) »Ungelernte Arbeiter« (u. a. 8 Tabakarbeiter), 77 ( + 35; 63%) »Gelernte Arbeiter« (u. a. 9 Schlosser, 9 Buchdrucker, 7 Tischler, 6 Schuhmacher, 5 Schneider, 4 Maurer, 4 Former, 3 Drechsler, 3 Bildhauer, 3 Weber), 10 ( + 5; 8%) »Angestellte« (7 Handlungsgehilfen, 3 Bürogehilfen) und 26 ( + 19; 21%) »Bürgerliche Berufe« (u.a. 10 Schriftsteller, 8 Rechtsanwälte, 5 Lehrer). Die bei Mandatsantritt »ausgeübten« Berufe lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 13 ( + 4; 10%) »Selbständige« (6 Kleinfabrikanten, 6 Kleinhändler, 1 Gastwirt), 11 ( + 6; 9%) »Bürgerliche Berufe« (u. a. 7 Rechtsanwälte) und 99 ( + 56; 81%) »Arbeiterbeamte« (18 Partei, 56 Parteipublizistik, 21 Gewerkschaftsangestellte, 2 Genossenschaften, 2 Krankenkassen). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 28 bis 72 Jahre und beträgt durchschnittlich erneut 49 Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Reichstagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: 4 MdR (-1; 3%) bis unter 5 Jahre, 30 MdR ( + 21; 24%) 5 bis 9 Jahre, 45 MdR (+33; 37%) 10 bis 19 Jahre und 45 MdR ( + 14; 37%) 20 Jahre und länger. 40 MdR (+12; 33%) üben nur im Kaiserreich ein Reichstagsmandat aus, 83 ( + 54; 67%) sowohl im Kaisereich als auch in der Weimarer Republik. 22 MdR ( + 3; 18%) erhalten nur im Kaiserreich ein Landtagsmandat, 12 MdR ( + 7; 10%) nur in der Weimarer Republik und 14 MdR ( + 8; 11%) in beiden Phasen. Arbeiterbeamtenpositionen im Rahmen der Gesamtberufskarriere nehmen ein: 36 MdR ( + 16; 29%) bei den Gewerkschaften, 5 MdR ( + 4; 4%) bei den Genossenschaften, 11 MdR ( + 5; 9%) bei den Krankenkassen, 35 MdR ( + 16; 28%) bei der Partei und 78 MdR ( + 39; 63%) bei der Parteipublizistik. (Hauptamtliche) Positionen in Politik / öffentlicher Verwaltung im Rahmen der Gesamtberufskarriere werden einnehmen: 12 MdR ( + 7; 10%) in der Reichsregierung, 35 MdR ( + 23; 28%) in der Reichsverwaltung, 23 ( + 17; 19%) in einer Landesregierung, 19 ( + 11; 15%) in einer Landesverwaltung, 12 MdR ( + 11; 10%) in einer Bezirks- und Kreisverwaltung und 16 MdR (+11: 13%) in einer Kommunalverwaltung.
1912 (Jan.) Länder (seit 1907 Jan.)
  Seit der Reichstagswahl vom Januar 1907 hat sich die SP erfolgreich (mindestens Gewinn eines Mandates) an insgesamt 31 Landtagswahlen beteiligt; dabei kann die SP nur bei 1 Landtagswahl (Reuß ältere Linie 1908) kein Mandat mehr gewinnen und ist daher nicht mehr im Landtag vertreten. Die SP erreicht folgende Mandatsanteile: Schwarzburg-Rudolstadt 1911 (56,3%), Schwarzburg-Rudolstadt 1908 (37,5%), Sachsen-Meiningen 1909 (37,5%), Reuß jüngere Linie 1910 (31,3%), Sachsen 1909 (27,5%), Baden 1909 (27,4%), Sachsen-Coburg-Gotha 1908 (26,7%), Oldenburg 1911 (26,7%), Sachsen-Altenburg 1911 (21,9%), Reuß jüngere Linie 1907 (18,8%), Elsaß-Lothringen 1911 (18,3%), Reuß ältere Linie 1911 (16,7%), Hessen 1911 (13,8%), Hamburg 1910 (12,5%), Bayern 1907 (12,3%), Hamburg 1907 (11,9%), Bremen 1908 und 1911 (10,7%), Sachsen-Weimar 1909 (10,5%), Sachsen-Altenburg 1907 (10,0%), Lübeck 1909 und 1911 (10,0%), Hessen 1908 (10,0%), Oldenburg 1908 (9,1%), Schaumburg-Lippe 1911 (6,7%), Lübeck 1907 (6,7%), Lippe 1908 (4,8%), Anhalt 1908 (2,8%), Preußen 1908 (l,6%), Sachsen 1907 (l,2%) und Reuß ältere Linie 1908 (0%). Bei 18 Landtagswahlen verzeichnet die SP Gewinne (Mandatsanteile): Sachsen 1909 ( + 26,3%), Schwarzburg-Rudolstadt 1911 (+18,8%), Elsaß-Lothringen 1911 (+18,3%), Oldenburg 1911 ( + 17,6%), Reuß ältere Linie 1911 (+16,7%), Reuß jüngere Linie 1910 ( + 12,5%), Sachsen-Altenburg 1911 ( + 11,9%), Baden 1909 (+11,0%), Sachsen-Meiningen 1909 ( + 8,3%), Sachsen-Coburg-Gotha 1908 (+6,7%), Bayern 1907 ( + 4,8%), Hamburg 1907 ( + 3,8%), Hessen 1911 ( + 3,8%), Lübeck 1907 ( + 3,4%), Lübeck 1909 ( + 3,3%), Preußen 1908 (+1,6%), Sachsen-Weimar 1909 ( + 1,4%) und Hamburg 1910 ( + 0,6%). Bei 4 Landtagswahlen kann die SP ihren bisherigen Mandatsanteil behaupten: Schaumburg-Lippe 1911, Sachsen 1907, Lübeck 1911 und Bremen 1911; hinzu kommt noch die Landtagswahl in Reuß ältere Linie 1908, wo der SP erst 1911 erneut der Wiedereinzug in den Landtag gelingt. Bei erneut 8 Landtagswahlen verzeichnet die SP Verluste (Mandatsanteile): Oldenburg 1908 (-0,9%), Bremen 1908 (-1,3%), Sachsen-Altenburg 1907 (-3,3%), Hessen 1908 (-4.0), Reuß jüngere Linie 1907 (-6,2%), Schwarzburg-Rudolstadt 1908 (-6,3%), Lippe 1908 (-9,5%) und Anhalt 1908 (-10,3%). Dies ist insgesamt eine Phase mit deutlichen Gewinnen für die SP bei den Landtagswahlen; diese Gewinnphase wird nur unterbrochen im Herbst 1908, wo die SP bei allen (6) Landtagswahlen Verluste verzeichnet.
Die SP zieht in 2 weiteren Landtagen zum ersten Mal ein: Preußen 1908 und Elsaß-Lothringen 1911; damit ist die SP jetzt in 21 Landtagen (von jetzt 24) vertreten. In 11 Ländern erreicht die SP in dieser Phase das beste Landtagswahlergebnis (Mandatsanteil) im Kaiserreich: 1909 in Baden, Sachsen, Sachsen-Meiningen und Sachsen-Weimar, 1910 in Hamburg und Sachsen-Altenburg, 1911 in Elsaß-Lothringen, Hessen, Oldenburg, Reuß ältere Linie und Schwarzburg-Rudolstadt. Die Gesamtzahl der SP-Landtagsmandate erhöht sich stark auf 214 ( + 99), damit hat die SP einen Anteil von 12,4% ( + 5,5%) an allen Landtagsmandaten (jetzt 1724) erreicht. Nach der Reichstagswahl vom Januar 1912 stehen 110 Reichstagsabgeordnete nun 214 Landtagsabgeordneten (l MdR : 1.9 MdL) gegenüber, d. h. die zahlenmäßige Relation hat sich diesmal zugunsten ( + 0.8) der Reichstagsabgeordneten verbessert.
1912 (Feb. 7) Bayern (→ 1918 Nov.)
  Bei den vorgezogenen letzten (5. SP) Landtagswahlen im Kaiserreich wird zum zweiten Mal nach einem direkten Wahlsystem gewählt; die SP verbucht erneut mit 10 weiteren Mandaten einen hohen Zugewinn. Die SP-Landtagsfraktion besteht nun aus insgesamt 30 Abgeordneten (von 163) und ist damit – absolut betrachtet – die größte sozialdemokratische Fraktion in einem deutschen Landtag des Kaiserreichs. Der SP-Mandatsanteil beträgt allerdings nur 18,4% ( + 6,1%). Die SP erzielt einen Anteil von 19,5% der bei der Hauptwahl abgegebenen Stimmen. Hinter dem Zentrum (87 Sitze) und den Liberalen (3l), aber noch deutlich vor dem Bayerischen Bauernbund/Deutschen Bauernbund (8) und den Konservativen (7) stellt die SP erneut die drittstärkste Fraktion. Diesmal kommt es schon zwei Monate vorher (am 22. Dezember 1911) zu einem Wahlbündnis (nun gegen das Bayerische Zentrum gerichtet) zwischen den Sozialdemokraten, den Liberalen, dem Bayerischen Bauernbund und dem Deutschen Bauernbund.- Damit hat die SP zugleich ihr bestes Ergebnis im Kaiserreich erzielt: 30 Mandate bedeuten einen Anteil von 18,4% an allen Mandaten. Rechnet man auf der Basis des besten Reichstagswahlergebnisses (1912: 27,3%) eine Sitzverteilung nach dem Reichstagswahlrecht hoch, dann ergeben sich 44 bis 45 ( + 14 bzw. +15) Sitze für die SP. Der prozentuale Unterschied zwischen dem jeweilig bestem Ergebnis bei den Reichs- bzw. Landtagswahlen beträgt 8,9%. Im übrigen ist dieses Landtagswahlergebnis von 1912 besser als manches Ergebnis (1924 und 1932) aus der Weimarer Zeit.
Bis zum Ende des Kaiserreichs scheiden 2 MdL vorzeitig aus und 2 MdL treten nachträglich ein. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 32 MdL (100%), davon sind erneut 11 (34%) zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: 25 ( + 9; 78%) in Bayern (9 Mittelfranken, 5 Pfalz, 3 Unterfranken, 3 Oberbayern, 2 Schwaben, 1 Niederbayern, 1 Oberpfalz, 1 Oberfranken) und 7 (+1; 22%) in Preußen. Der ursprünglichen Konfession nach sind mind. 13 ( + 1; 32%) MdL katholisch, 15 ( + 8; 47%) MdL evangelisch und erneut 1 (3%) MdL jüdisch; mind. 13 (+3; 41%) MdL sind schon aus der Kirche ausgetreten oder werden dies später tun. Die MdL haben folgende Schulbildung absolviert: 26 MdL ( + 10; 81%) nur die Volksschule und erneut 6 MdL (19%) weiterführende Schulen (darunter 1 mit Abitur, 1 mit Lehrerseminar, 3 mit Universitätsabschluß). Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: erneut 1 (3%) »Ungelernter Arbeiter«, 27 ( + 10; 84%) »Gelernte Arbeiter« (u. a. 5 Tischler, 4 Schuhmacher und 2 Buchdrucker) und erneut 4 (13%) »Bürgerliche Berufe«. Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe lassen sich folgendermaßen klassifizieren: erneut 1 (3%) »Unselbständiger Arbeiter«, 9 (+1; 28%) »Selbständige« (u.a. 3 Gastwirte, 3 Kleinhändler), erneut 3 (9%) »Bürgerliche Berufe« und 18 ( + 8; 56%) »Arbeiterbeamte« (5 Partei, 7 Parteipublizistik, 6 Gewerkschaften), hinzu kommt noch 1 (+1; 3%) hauptamtlicher städtischer »1. Adjunkt«. Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 31 bis 62 Jahre und beträgt durchschnittlich 45 ( + 2) Jahre. Die Abgeordneten üben insgesamt ihr Landtagsmandat über folgende Zeiträume aus: 1 MdL (+1; 3%) unter 5 Jahre, 8 MdL ( + 6; 25%) 5 bis 9 Jahre, 14 MdL ( + 2; 44%) 10 bis 19 Jahre und 9 MdL (+1; 28%) 20 Jahre und länger.
1912 (Juni 4) Sachsen-Coburg-Gotha (→ 1918 Nov.)
  Bei den letzten (6. SP) Landtagswahlen im Kaiserreich verliert die SP ein Mandat (Coburg) und verfügt nun über insgesamt 7 Abgeordnete (von 30). Der SP-Mandatsanteil beträgt nur noch 23,0% (-3,7%). Die SP stellt nun wieder die zweitstärkste Fraktion hinter den Agrariern (10 Mandate) und vor den Nationalliberalen (6) und den Freisinnigen (5).
Bis zum Ende des Kaiserreichs tritt 1 MdL nachträglich ein. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 8 MdL, davon sind 3 (4-l) zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: mind. 2 (4-l) in Sachsen-Coburg-Gotha, erneut 3 in Preußen und 1 (-2) im übrigen Thüringen. Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: alle 8 »Gelernte Arbeiter« (u. a. 2 Porzellanformer). Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 3 (-Hl) »Unselbständige Arbeiter«, 2 (-1) »Selbständige« und 3 (-l) »Arbeiterbeamte« (2 Parteipublizistik, 1 Gewerkschaften). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 34 bis 66 Jahre und beträgt durchschnittlich 47 (-4) Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: kein MdL (-l) bis unter 5 Jahre, 4 MdL (-H3) 5 bis 9 Jahre, 2 MdL (-3) 10 bis 19 Jahre und erneut 2 MdL 20 Jahre und länger.
1912 (Juni 7) Schwarzburg-Rudolstadt (→ 1918 Nov.)
  Bei den vorgezogenen letzten (16. SP) Landtagswahlen im Kaiserreich erringt die SP erneut mehr als die Hälfte (9 von 16) der Mandate bzw. einen Mandatsanteil von 56,3%. Der SP-Stim-menanteil an den bei den allgemeinen Wahlen abgegebenen Stimmen beträgt 59,7%., übertrifft damit noch deutlich das Ergebnis der vorangegangenen Reichstagswahl (52,3%) und entspricht nahezu dem Ergebnis der ersten Landtagswahl 1919 in Weimar. Der jetzt 52-jährige Konsumvereinsgeschäftsführer Franz Winter wird als zweiter Sozialdemokrat Präsident eines deutschen Landtages im Kaiserreich. Das Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt ist damit der erste Staat in Europa mit sozialistischer Parlamentsmehrheit. Die SP-Landtagsmehrheit kommt durch eine »maßvolle« Politik (u. a. durch die Bewilligung des Staatshaushaltes) in der Folgezeit allen Staatsstreichplänen zuvor; für die »Reformisten« in der SP Anlaß genug, die »Rudolstädter Legende« zu stricken.
Bis zum Ende des Kaiserreichs scheiden 3 MdL vorzeitig aus und 2 MdL treten nachträglich ein. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 11 MdL (100%), davon sind erneut 3 zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: 8 (-Hl; 73%) in Schwarzburg-Rudolstadt, erneut 2 (18%) im übrigen Thüringen und 1 (9%) in Sachsen. Der Konfession nach sind alle 11 MdL evangelisch, davon ist einer schon aus der Kirche ausgetreten. Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: alle 11 (4-2; 100%) »Gelernte Arb eiter« (u. a. 3 Tischler, 3 Knopfmacher, 2 Porzellanformer). Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 5 (4-1; 45%) »Unselbständige Arbeiter« (u.a. 2 Tischler), erneut 1 (9%) »Selbständiger« und 5 (4-1; 45%) »Arbeiterbeamte« (l Gewerkschaften, 4 Genossenschaften). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 34 bis 69 Jahre und beträgt durchschnittlich 45 (-1) Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: 3 MdL (-Hl; 27%) bis unter 5 Jahre, 3 MdL (-Hl; 27%) 5 bis 9 Jah re, erneut 4 MdL (36%) 10 bis 19 Jahre und erneut 1 MdL (9%) 20 Jahre und länger.
1912 (Aug. 23) Schwarzburg-Sondershausen (→ 1918 Nov.)
  Bei den letzten (l. SP) Landtagswahlen im Kaiserreich gelangt mit dem erst 32-jährigen gelernten Kürschner und derzeitigen Arbeitersekretär Wilhelm Bärwinkel endlich auch der erste und im Kaiserreich auch einzige Sozialdemokrat für den Wahlkreis Arnstadt in den Landtag des Fürstentums Schwarzburg-Sondershausen. Der in seiner Heimatstadt kandidierende Bärwinkel, seit 1908 Arbeitersekretär in Arnstadt, behauptet sein Landtagsmandat bis 1920 bzw. in Thüringen bis 1924; nach seinem Wechsel 1917 zur USPD übernimmt er 1918 den Vorsitz im Hauptvorstand des Kürschnerverbands und wird u. a. Minister in Schwarzburg-Sonders-hausen.Damit hat die SP zugleich ihr bestes Ergebnis im Kaiserreich erzielt: 1 Mandat bedeutet einen Anteil von 5,6% an allen Mandaten (18) und von 20,0% nur an den in allgemeiner, indirekter Wahl zu vergebenden Mandaten (5 von 18). Rechnet man auf der Basis des besten Reichstagswahlergebnisses (1912: 44,8%, aber auch schon 1890: 40,0%) eine Sitzverteilung nach dem Reichstagswahlrecht hoch, dann ergeben sich 8 ( + 7) Sitze für die SP. Der prozentuale Unterschied zwischen dem jeweilig besten Ergebnis bei den Reichs- bzw. Landtagswahlen beträgt 39,2% (b zw. im Vergleich mit den allgemeinen Wahlen 21,2%)!
1912 (Sep. 15) SPD-Parteitag in Chemnitz
  In der Bilanz der zentralen Parteikasse für die Zeit vom Oktober 1911 bis September 1912 werden die speziellen Wahlkampfkosten mit 910 977 Mark beziffert, das entspricht einem Anteil von 51,9% an den Gesamtausgaben der Partei.
1912 (Nov. 16) Württemberg (→ 1918 Nov.)
  Bei den letzten (4. SP) Landtagswahlen im Kaiserreich erzielt die SP wohl ihr bestes Ergebnis, aber entgegen den Erwartungen erhält sie nur 2 Mandate mehr als in der vorhergehenden Wahl und verfügt nun über insgesamt 17 Abgeordnete (von 92). Der SP-Mandatsanteil beträgt nun 18,5% (4-1,8%). Hinter Zentrum (26 Sitze), Konservative/Bauernbund (20) und Volkspartei (19), aber noch vor den Nationalliberalen (l0) bildet die SP im Landtag dennoch nur die viertstärkste Fraktion. Ein erneutes Wahlbündnis zwischen SP und Volkspartei (die Volkspartei schließt dagegen für den 1. Wahlgang ein Bündnis mit den Nationalliberalen) kommt nicht zustande – Damit hat die SP zugleich ihr bestes Ergebnis im Kaiserreich erzielt: 17 Mandate bedeuten einen Anteil von 18,5% an allen Mandaten (92). Rechnet man auf der Basis des besten Reichstagswahlergebnisses (1912: 32,5%, aber auch schon 1903: 27,5%) eine Sitzverteilung nach dem Reichstagswahlrecht hoch, dann ergeben sich 30 (4-13) Sitze für die SP. Der prozentuale Unterschied zwischen dem jeweilig besten Ergebnis bei den Reichs- bzw. Landtagswahlen beträgt 14,0%.
Bis zum Ende des Kaiserreiches scheiden 4 MdL vorzeitig aus und 3 MdL treten nachträglich ein. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 20 MdL (100%), davon sind 7 (-6; 35%) zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: erneut 9 (45%) in Württemberg (4 Neckarkreis, 3 Donaukreis, 2 Jagstkreis), erneut 5 (25%) in Preußen, erneut 3 (15%) in Bayern, 2 (4-1; 10%) im Ausland und 1 (5%) in Sachsen. Der ursprünglichen Konfession nach sind mind. erneut 10 MdL (50%) evangelisch, 5 MdL (4-1; 25%) katholisch und erneut 1 MdL (5%) jüdisch; erneut mind. 3 MdL (15%) sind schon aus der Kirche ausgetreten oder werden dies später tun. Die MdL haben folgende Schulbildung absolviert: erneut 13 (65%) nur die Volksschule und 7 (4-1; 35%) weiterführende Schulen (darunter 1 mit Universitätsabschluß). Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 18 (4-1; 90%) »Gelernte Arbeiter« (u. a. 4 Buchdrucker, 2 Tischler, 2 Gerber, 2 Handschuhmacher, 2 Drechsler), erneut 1 (5%) »Angestellter« und erneut 1 (5%) »Bürgerlicher Beruf«. Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 1 (4-1; 5%) »Unselbständiger Arbeiter«, 5 (4-1; 25%) »Selbständige« und 14 (-1; 70%) »Arbeiterbeamte« (l Partei, 6 Parteipublizistik, 5 Gewerkschaften, 1 Genossenschaften, 1 Krankenkassen). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 33 bis 72 Jahre und beträgt durchschnittlich 47 ( + 3) Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: erneut 1 MdL (5%) bis unter 5 Jahre, erneut 3 MdL (15%) 5 bis 9 Jahre, erneut 12 MdL (60%) 10 bis 19 Jahre und 4 MdL (4-1; 20%) 20 Jah re und länger.
1912 (Dez. 19) Reich (→ 1913 Juli)
  Bei einer Nachwahl im WK Reuß ältere Linie siegt der 36-jährige Parteischriftsteller Max Cohen schon im 1. Wahlgang (bisher: Hermann Förster, der am 25. November 1912 verstorben ist).
1913 (Jan. 20) Lippe (→ 1918 Nov.)
  Bei den letzten (4. SP) Landtagswahlen im Kaiserreich kann die SP – trotz nahezu Verdopplung der Stimmenzahl in der dritten Wählerklasse – kein weiteres Mandat erringen und ist weiterhin nur mit einem einzigen Abgeordneten (von 2l) im Landtag vertreten. Der SP-Mandatsanteil beträgt erneut nur 4,8%. Der jetzt 51-jährige derzeitige selbständige Zigarrenfabrikant August Schmuck aus Lemgo bleibt weiterhin bis 1918 der einzige sozialdemokratische Landtagsabgeordnete in Lippe.
1913 (Jan. 31) Hamburg (→ 1918 Nov.)
  Bei den letzten (5. SP) Bürgerschaftswahlen im Kaiserreich kann die SP bei der halbschichtigen Erneuerung der Bürgerschaft nur ihren bisherigen Besitzstand wahren und verfügt weiterhin über insgesamt 20 Mandate (von 160). Der SP-Mandatsanteil beträgt erneut 12,5%.
Bis zum Ende des Kaiserreichs scheiden 3 MdL vorzeitig aus und 3 MdL treten nachträglich ein. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 23 MdL (100%), davon sind 5 (4-1; 22%) zum ersten Mal in der Bürgerschaft. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: nur 2 (-1; 9%) in Hamb urg, erneut 15 (65%) in Preußen, je 2 (4-1; 9%) in Bayern und Mecklenburg-Schwerin, je 1 (4%) in Sachsen und Braunschweig. Der ursprünglichen Konfession nach sind mind. erneut 11 MdL (48%) evangelisch und 2 MdL (4-1; 9%) jüdisch; mind. 5 MdL (-1; 22%) sind schon aus der Kirche ausgetreten oder werden dies später tun. Die MdL haben folgende Schulbildung absolviert: 18 MdL (4-1; 78%) nur die Volksschule und 5 MdL (H-1; 22%) weiterführende Schulen (darunter 1 mit Lehrerseminar). Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: erneut 1 (4%) »Ungelernter Arbeiter«, 21 (4-1; 91%) »Gelernte Arbeiter« (u. a. 6 Tischler, 3 Schuhmacher, 2 Maurer, 2 Tapezierer, 2 Schlosser) und 1 (-1; 4%) »Bür gerlicher Beruf«. Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 1 (4-1; 4%) »Unterer/Mittlerer Angestellter/Beamter«, 2 (-1; 9%) »Selbständige« und 20 (4-2; 87%) »Arbeiterbeamte« (4 Partei, 4 Parteipublizistik, 5 Gewerkschaften, 2 Genossenschaften, 5 Krankenkassen). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 37 bis 64 Jahre und beträgt durchschnittlich erneut 50 Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: erneut 2 MdL (9%) bis unter 5 Jahre, 2 MdL (-3; 9%) 5 bis 9 Jahre, 8 MdL (4-3; 35%) 10 bis 19 Jahre und erneut 11 MdL (48%) 20 Jahre und länger.
1913 (Feb. 6) Sachsen-Altenburg (→ 1918 Nov.)
  Bei den letzten (12. SP) Landtagswahlen im Kaiserreich kann die SP – trotz starken Stimmenzuwachses – keine weiteren Mandate erhalten; die SP-Landtagsfraktion besteht weiterhin aus 7 Abgeordneten (von 32). Der SP-Mandatsanteil beträgt erneut 21,9%.
Bis zum Ende des Kaiserreichs scheidet 1 MdL vorzeitig aus und 1 MdL tritt nachträglich ein. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 8 MdL, davon sind 2 (-4) zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: mind. erneut 3 in Sachsen-Altenburg und je 1 in Sachsen, Preußen und Elsaß-Lothringen. Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: mind. erneut 1 »Ungelernter Arbeiter« und erneut 5 »Gelernte Arbeiter« (u. a. 2 Porzellanmaler). Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: erneut 1 »Unselbständiger Arbeiter«, erneut 1 »Selbständiger« und 6 (4-1) »Arbeiterbeamte« (2 Parteipublizistik, 3 Gewerkschaften, 1 Genossenschaften). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 31 bis 57 Jahre und beträgt durchschnittlich 42 ( + l) Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: 1 MdL (-l) bis unter 5 Jahre, 2 MdL (4-2) 5 bis 9 Jahre, erneut 5 MdL 10 bis 19 Jahre.
1913 (Mai 16) Preußen (→ 1918 Nov.)
  Bei den letzten (2. SP) Landtagswahlen im Kaiserreich stagniert die Wahlbeteiligung auf niedrigem Niveau (32,7%, -0,1%); die SP erhält bei den Wahlmännerwahlen 775171 Stimmen (4-176 949), was einen Stimmenanteil von 28,4% (4-4,5%; nur 3. Klasse: 32,8%; Reichstagswahlen 1912: 32,1%) bedeutet; damit ist die SP erneut – noch deutlicher vor dem Zentrum -stimmstärkste Partei bei den Urwählern Bei den Abgeordnetenwahlen gewinnt die SP in der Hauptwahl nur 5 Mandate; die SP ist insgesamt an 23 Stichwahlen (davon 16 gegen einen Kandidaten der Fortschrittlichen Volkspartei) beteiligt und erringt 5 weitere Mandate. Die SP-Landtagsfraktion besteht nun aus 10 (4-4) Abgeordneten (von 443), was einen Mandatsanteil von nur 2,3% (4-0,7%) bedeutet. Damit stellt die SP weiterhin im Abgeordnetenhaus nur die kleinste Fraktion hinter den Konservativen (147 Mandate), dem Zentrum (lOl), den Nationalliberalen (73), den Freikonservativen (53), der Fortschrittlichen Volkspartei (40) und den Polen (12).
Nur noch in einem Regierungsbezirk (Sigmaringen-Hohenzollern) werden keine und in weiteren 3 Regierungsbezirken (Allenstein, Oppeln, Trier) weniger als 100 Stimmen für die SP-Wahlmänner abgegeben. Die mit Abstand höchsten Stimmenanteile verzeichnet die SP erneut in Berlin (78,5%, 4-4,8%) und in den Provinzen Brandenburg und Schleswig-Holstein.
Bei den Abgeordnetenwahlen kommt es zum ersten Mal zu einem begrenzten (und erfolgreichen) Stichwahlabkommen zwischen SP und Fortschrittlicher Volkspartei; entscheidend unterstützen kann die SP die Volkspartei in 8 Wahlkreisen, die Volkspartei die SP in 3 Wahlkreisen- Damit hat die SP zugleich ihr bestes Ergebnis im Kaiserreich erzielt: 10 Mandate bedeuten einen Anteil von 2,3% an allen Mandaten. Rechnet man auf der Basis des besten Reichstagswahlergebnisses (1912: 32,1%) eine Sitzverteilung nach dem Reichstagswahlrecht hoch, dann ergeben sich 142 (4-132!) Sitze für die SP. Der prozentuale Unterschied zwischen dem jeweilig besten Ergebnis bei den Reichs- und Landtagswahlen beträgt 29,8%!
Bis zum Ende des Kaiserreichs scheidet 1 MdL vorzeitig aus und 1 MdL tritt nachträglich ein. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 11 MdL (100%), davon sind 6 (-2; 55%) MdL zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: 9 (4-3; 82%) in Preußen (2 Ostpreußen, 1 Berlin, 1 Brandenburg, 2 Pommern, 1 Schlesien, 1 Westfalen, 1 Hessen-Nassau) und erneut 2 (18%) in Sachsen. Der ursprünglichen Konfession nach sind mind. 6 (4-4; 55%) MdL evangelisch und 1 (-2; 9%) MdL jüdisch; mind. 7 (4-1; 64%) MdL sind schon aus der Kirche ausgetreten oder werden dies später tun. Die MdL haben folgende Schulbildung absolviert: 5 (4-2; 45%) MdL nur die Volksschule und 6 (4-1; 55%) MdL weiterführende Schulen (2 mit Einjährigem, 1 mit Abitur, 1 mit Studium ohne und 2 mit Abschluß). Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 5 (4-2; 45%) »Gelernte Arbeiter«, 1 (-1; 9%) »Angestellter« und 5 (4-2; 45%) »Bür gerliche Berufe«. Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: erneut 1 (9%) »Selbständiger«, erneut 2 (18%) »Bürgerliche Berufe« und 8 (4-4; 73%) »Arbeiterbeamte« (2 Partei, 5 Parteipublizistik, 1 Gewerkschaft)«. Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 37 bis 71 Jahre und beträgt durchschnittlich 46 (4-3) Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: 1 (-2; 9%) MdL bis unter 5 Jahre, 3 ( + 2; 27%) MdL 5 bis 9 Jahre, 3 (4-1; 27%) MdL 10 bis 19 Jahre und 4 (4-2; 36%) MdL 20 Jahre und länger.
1913 (Juli 2) Reich (→ 1913 Okt.)
  Bei einer Nachwahl im WK Potsdam 9 (Zauch-Belzig) siegt der 67-jährige Gastwirt Ferdinand Ewald in der Stichwahl gegen einen Kandidaten der Reichspartei (bisher: Reichspartei).
1913 (Okt. 10) Reich (→ 1913 Okt.)
  Bei einer Nachwahl im WK Sachsen 4 (Dresden r. d. Elbe) siegt der 44-jährige Arbeitersekretär Wilhelm Buck schon im 1. Wahlgang (bisher: August Kaden, der am 21. Juni 1913 verstorben ist).
1913 (Okt. 17) Reich (→ 1914 Feb.)
  Bei einer Nachwahl im WK Hamburg 1 siegt der 60-jährige Parteiredakteur Otto Stolten schon im 1. Wahlgang (bisher: August Bebel, der am 13. August 1913 verstorben ist).
1913 (Okt. 21) Baden (→ 1918 Nov.)
  Die letzten (10. SP) Landtagswahlen im Kaiserreich bringen der SP deutliche Verluste (7 Mandate); die SP verfügt nun im Landtag nur noch über insgesamt 13 Mandate (von 73). Der SP-Mandatsanteil beträgt nur noch 17,8% (-9,6%). Die SP verzeichnet einen deutlichen Rückgang der absoluten Stimmenzahl, entsprechend sinkt der SP-Anteil an den abgegebenen Stimmen in der Hauptwahl auf 22,5% (-4,9%) ab. Hinter dem Zentrum (30 Sitze) und den Nationalliberalen (19), aber noch vor der Fortschrittlichen Volkspartei (6) und den Konservativen (5) stellt die SP nur noch die drittstärkste Fraktion. Obgleich der badische »Großblock« 1912 zerbrochen ist, kommt es auch bei dieser Wahl erneut zwischen Nationalliberalen, Fortschrittlicher Volkspartei und Sozialdemokraten zu einem (allerdings wenig erfolgreichen) Stichwahlabkommen.
Bis zum Ende des Kaiserreiches scheiden 2 MdL vorzeitig aus und 3 MdL treten nachträglich ein. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 16 MdL (100%), davon sind 3 (-7; 19%) zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: 10 (-7; 63%) in Baden, 4 ( + 3; 19%) in Bayern sowie je 1 (6%) in Preußen und Sachsen. Der ursprünglichen Konfession nach sind mind. 5 MdL (-2; 31%) evangelisch, 5 MdL (-5; 31%) katholisch und erneut 3 MdL (19%) jüdisch; mind. 10 MdL (4-3; 63%) sind schon aus der Kirche ausgetreten oder werden dies später tun. Die MdL haben folgende Schulbildung absolviert: 11 (-1; 69%) nur die Volksschule und erneut 5 (31%) weiterführende Schulen (darunter 1 mit Einjährigem, 1 mit Studium ohne und 2 mit Abschluß). Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 1 (-1; 6%) »Ungelernter Arbeiter«, 11 (-3; 69%) »Gelernte Arbeiter« (u. a. 2 Buchdrucker, 2 Tischler), 1 (-1; 6%) »Angestellter« und 3(4-1; 19%) »Bürgerliche Berufe« (u. a. 2 Rechtsanwälte). Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 1 (4-1; 6%) »Unselbständiger Arbeiter«, 4 (-5; 25%) »Selbständige« (u.a. 3 Gastwirte), 2 (4-1; 13%) »Bürgerliche Berufe« (2 Rechtsanwälte) und 8 (-2; 50%) »Arbeiterbeamte« (l Partei, 5 Parteipublizistik, 1 Gewerkschaften, 1 Krankenkassen). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 30 bis 59 Jahre und beträgt durchschnittlich erneut 44 Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: kein MdL (-3) bis unter 5 Jahre, 3 MdL (-2; 19%) 5 bis 9 Jahre, 8 MdL (4-4; 50%) 10 bis 19 Jahre und 4 MdL (4-2; 25%) 20 Jahre und länger.
1913 (Nov. 18) Lübeck (→ 1918 Nov.)
  Bei den letzten (5. SP) Bürgerschaftswahlen im Kaiserreich erhält die SP bei der drittelschichtigen Erneuerung der Bürgerschaft ein weiteres Mandat; die SP-Fraktion zählt nun insgesamt 13 Abgeordnete (von 120).- Damit hat die SP zugleich ihr bestes Ergebnis im Kaiserreich erzielt: 13 Mandate bedeuten einen Anteil von 10,8% (4-0,8%) an allen Mandaten. Rechnet man auf der Basis des besten Reichstagswahlergebnisses (1898: 55,3%, aber auch 1912: 52,5%) eine Sitzverteilung nach dem Reichstagswahlrecht hoch, dann ergeben sich 66 bis 67 (4-53 bzw. 4-54) Sitze für die SP; zu einer absoluten Landtagsmehrheit hätte dies mehr als gereicht. Der prozentuale Unterschied zwischen dem jeweilig besten Ergebnis bei den Reichs- bzw. Landtagswahlen beträgt 44,5%!
Bis zum Ende des Kaiserreichs scheidet 1 MdL vorzeitig aus. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 13 MdL (100%), davon sind 2 (+2) MdL zum ersten Mal in der Bürgerschaft. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: erneut 4 (31%) in Lübeck, erneut 3 (23%) in Mecklenburg-Schwerin, 3 ( + 2; 23%) in Preußen, erneut 2 (15%) in Oldenburg und 1 (8%) in Hamburg. Der ursprünglichen Konfession nach sind 11 (4-2; 85%) MdL evangelisch, 1 (-1; 8%) MdL katholisch und erneut 1 (8%) MdL jüdisch. Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 2 (4-1; 15%) »Ungelernte Arbeiter«, erneut 9 (69%) »Gelernte Arbeiter« (u. a. 2 Tischler, 2 Schneider, 2 Schlosser), erneut 1 (8%) »Angestellter« und erneut 1 (8%) »Bürgerlicher Beruf«. Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: erneut 1 (8%) »Unselbständiger Arbeiter«, erneut 3 (23%) »Selbständige«, erneut 1 (8%) »Bürgerlicher Beruf« und 8 (4-1; 58%) »Arbeiterbeamte« (3 Parteipublizistik, 2 Gewerkschaften, 3 Genossenschaften). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 36 bis 72 Jahre und beträgt durchschnittlich erneut 48 Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: erneut kein MdL bis unter 5 Jahre, 3(4-1; 23%) MdL 5 bis 9 Jahre, erneut 8 (62%) MdL 10 bis 19 Jahre und erneut 2 (15%) MdL 20 Jahre und länger.
1913 (Dez. 10) Reuß jüngere Linie (→ 1918 Nov.)
  Bei den letzten (13. SP) Landtagswahlen im Kaiserreich findet ein direktes (Plural-)Wahlsy-stem Anwendung; unter diesen Umständen verliert die SP drei Mandate und verfügt nun nur noch über insgesamt 2 Mandate (von jetzt 21). Der SP-Mandatsanteil verringert sich drastisch auf 9,5% (-21,8%).
Bis zum Ende des Kaiserreichs ergeben sich keine Mandatsveränderungen. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 2 MdL, davon ist keiner (-2) zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: erneut keiner in Reuß jüngere Linie, je 1 (-l) in Preußen und Sachsen. Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 2 »Gelernte Arbeiter«. Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 2 (-1) »Arbeiterbeamte« (2 Parteipublizistik). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt beträgt 46 und 57 Jahre und durchschnittlich 51 (4-2) Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: erneut 2 MdL 20 Jahre und länger.
1914 (Feb. 10) Reich (→ 1914 März)
  Bei einer Nachwahl im WK Magdeburg 3 (Jerichow I und II) verliert der 45-jährige Zeitungsexpedient Wilhelm Haupt, der bei der Hauptwahl 1912 mit einer Mehrheit von nur 7 Stimmen gesiegt hat und dem das Mandat am 2. Dezember 1913 aberkannt worden ist, in der Stichwahl gegen einen konservativen Kandidaten.
1914 (März) Reich (→ 1914 Nov.)
  Bei einer Nachwahl im WK Sachsen 14 (Borna) siegt der 45-jährige Parteisekretär Karl Ryssel, der bei der Hauptwahl 1912 mit nur 23 Stimmen unterlegen gewesen ist, in der Stichwahl gegen einen Kandidaten der Reichspartei (bisher: Reichspartei). Dies ist die letzte für die SP erfolgreiche Nachwahl vor Kriegsbeginn und vor Abschluß eines »Burgfriedens« auch für die Reichstagswahlen; bei allen Nachwahlen bis zum Kriegsende können die Parteien ihren jeweiligen »Besitzstand« (in der Regel ohne offizielle Gegenkandidaten, gelegentlich »wilde« Kandidaten) bewahren. Seit Gründung der oppositionellen Sozialdemokratischen Arbeitsgemeinschaft bzw. der USPD gibt es in den Wahlkreisen des sozialdemokratischen »Besitzstandes« in der Regel einen Kandidaten der MSPD und einen Kandidaten der Parteiopposition bzw. der USPD.
1914 (Nov. 17) Reich (→ 1915 Jan.)
  Bei einer Nachwahl im WK Baden 11 (Mannheim) siegt der 47-jährige Parteiredakteur Oskar Geck ohne Gegenkandidaten (bisher: Ludwig Frank, der am 3. September 1914 gefallen ist).
1915 (Jan. 3) Reich (→ 1915 Jan.)
  Das Mandat für WK Elsaß-Lothringen 14 (Metz) wird dem 33-jährigen Schriftsteller Dr. Georges Weill, der sich im August 1914 als Kriegsfreiwilliger bei der französischen Armee gemeldet hat, aberkannt; eine Nachwahl für diesen Wahlkreis findet nicht statt.
1915 (Jan. 29) Reich (→ 1916 Juni)
  Bei einer Nachwahl im WK Hamburg 3 siegt der 51-jährige Parteisekretär Heinrich Stubbe ohne Gegenkandidaten (bisher: Wilhelm Metzger, der am 8. November 1914 verstorben ist).
1916 (Juni 23) Reich (→ 1917 Jan.)
  Bei einer Nachwahl im WK Breslau 11 (Reichenbach Neurode) siegt der 48-jährige Sekretär im zentralen SP-Parteivorstand Hermann Müller ohne Gegenkandidaten (bisher: August Kühn, der am 18. März 1916 verstorben ist).
1916 (Okt. 13) Oldenburg (→ 1918 Nov.)
  Bei den letzten (7. SP) Landtagswahlen im Kaiserreich überhaupt, unter dem Zeichen des »Burgfriedens«, verliert dennoch die SP im Vergleich mit der letzten Wahl ein Mandat und ist während der letzten beiden Jahre des Kaiserreichs durch insgesamt 11 Abgeordnete (von 45) im Landtag vertreten. Der SP-Mandatsanteil verringert sich auf 24,4% (-2,3%).
Bis zum Ende des Kaiserreiches ergeben sich keine Mandatsveränderungen. Die »Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 11 MdL (100%), davon ist 1 (-7; 9%) zum ersten Mal im Landtag. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: 3 (-1; 27%) in Oldenburg, 4 (-1; 36%) in Preußen, erneut 2 (18%) in Württemberg und je 1 (9%) in Mecklen-burg-Strelitz und Lübeck. Der ursprünglichen Konfession nach sind mind. 9 (-1; 82%) MdL evangelisch und erneut 1 (9%) MdL katholisch; mind. 3 (-1; 27%) MdL sind schon aus der Kirche ausgetreten oder werden dies später tun. Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: mind. erneut 1 (9%) »Ungelernter Arbeiter« und 8 (-2; 89%) »Gelernte Arbeiter« (u. a. 2 Schlosser, 2 Maurer). Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: erneut 3 (27%) »Unselbständige Arbeiter«, 3 (-2; 27%) »Selbständige« und erneut 5 (45%) »Arbeiterbeamte« (l Partei, 2 Parteipublizistik, 1 Gewerkschaften, 1 Krankenkassen). Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 37 bis 60 Jahre und beträgt durchschnittlich 48 ( + 5) Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: kein (-1) MdL bis unter 5 Jahre, erneut 5 (45%) 5 bis 9 Jahre, 4 (-1; 36%) MdL 10 bis 19 Jahre und erneut 2 MdL (18%) 20 Jah re und länger.
1917 (Jan. 5) Reich (→ 1917 März)
  Bei einer Nachwahl im WK Köln 1 (Stadt Köln) siegt der 46-jährige Parteiredakteur Johann Meerfeld ohne Gegenkandidaten (bisher: Adolf Hofrichter, der am 14. Oktober 1916 verstorben ist).
1917 (März 14) Reich (→ 1918 Jan.)
  Bei einer Nachwahl im WK Potsdam 7 (Potsdam-Osthavelland) siegt der 38-jährige Gewerkschaftssekretär Emil Stahl schon im 1. Wahlgang gegen den Kandidaten der Sozialdemokratischen Arbeitsgemeinschaft, dem 71-jährigen Schriftsteller Dr. Franz Mehring (bisher: Dr. Karl Liebknecht, dem das Mandat am 22. Februar 1917 aberkannt worden ist).
1917 (Apr. 8) USPD-Gründungsparteitag in Gotha
  Der Gründungsparteitag verabschiedet ein von Karl Kautsky verfaßtes Manifest; darin heißt es u. a. im Hinblick auf das Wahlrecht: »Den Ruf nach dem gleichen Wahlrecht in Preußen beantwortete der Reichskanzler v. Bethmann-Hollweg mit der Weigerung, irgend etwas zur Demokratisierung Deutschlands und insbesondere Preußens vor Beendigung des Krieges zu tun. Das ist der Lohn für die nicht mehr zu übertreffende Dienstbeflissenheit des Parteivorstands und der Generalkommission . . . Der Volkeswille muß oberstes Gesetz werden . . . Unaufschiebbar ist … die Einführung des allgemeinen, gleichen, geheimen und direkten Wahlrechts aller Erwachsenen vom 20. Jahre an für den Reichstag, die Parlamente der Einzelstaaten, der Gemeindevertretungen und für die sonstigen Körperschaften der Selbstverwaltung. Wir fordern das Wahlrecht für die Frauen ebenso wie für die Männer«.
1917 (Okt. 14) SPD-Parteitag in Würzburg
  Der Parteitag nimmt eine Resolution im Hinblick auf das Preußische Dreiklassenwahlrecht an: »Nach den Erfahrungen dieses Weltkrieges ist für Klassenwahlrechte in Preußen kein Raum mehr. Ein halbes Jahr ist seit dieser Osterbotschaft des Königs von Preußen vergangen und noch immer besteht das elendeste aller Wahlsysteme, das Dreiklassenwahlrecht. Gegen seine Ersetzung durch das allgemeine, gleiche, direkte Wahlrecht wagen die Reaktionäre nicht mehr offen aufzutreten, sie versuchen vielmehr, die dringend notwendige Reform durch unehrliche Verschleppungsmanöver zu vereiteln. Das arbeitende Volk kann die ungeheuren Opfer, welche die Verteidigung Deutschlands von ihm mehr als von jeder anderen Klasse der Gesellschaft verlangt, nur bringen, wenn ihm schnellstens die volle politische Gleichberechtigung gewährt wird. Die Erfüllung dieser Forderung verträgt keinen Aufschub. Jeder Versuch einer weiteren Verzögerung gefährdet die Widerstandskraft Deutschlands und bildet ein Hindernis für einen baldigen Frieden. Die sozialdemokratische Partei, Vertreterin des arbeitenden Volkes Deutschlands, erhebt zugleich im Namen der Tapferen an der Front flammenden Protest gegen deren Erhaltung in Rechtlosigkeit durch ein von allen Parteien preisgegebenes Wahlrecht und fordert mit Nachdruck ungesäumte Einführung eines wirklich freien demokratischen Wahlrechts in Preußen. Sie ist entschlossen, alle Kraft anzuwenden, um ein solches Wahlrecht noch während der Dauer des Krieges durchzusetzen«.- Im Hinblick auf das Frauenwahlrecht fordert der Parteitag in einer Resolution u. a. alle »Genossen und Genossinen in Stadt und Land auf, ihre ganze Kraft für die Erringung des Frauenwahlrechtes für alle sozialen und politischen Körperschaften einzusetzen«.
1918 (Jan. 11) Reich (→ 1918 März)
  Bei einer Nachwahl im WK Sachsen 3* (Bautzen-Kamenz) siegt der 46-jährige Landesparteisekretär Otto Uhlig in der Stichwahl (ohne »Burgfrieden«-Regelung) gegen einen konservativen Kandidaten (bisher: Reformpartei).
1918 (März 14) Reich (→ 1918 Mai)
  Bei einer Nachwahl im WK Potsdam 6 (Niederbarnim) siegt der 49-jährige Leiter des Zentralarbeitersekretariats Rudolf Wisseil im 1. Wahlgang gegen den USPD-Kandidaten, dem 42-jährigen Schriftsteller Dr. Rudolf Breitscheid (bisher: Arthur Stadthagen, der am 4. Dezember 1917 verstorben ist).
1918 (Mai 13) Reich (→ 1918 Okt.)
  Bei einer Nachwahl im WK Sachsen 18 (Zwick au) siegt der 40-jährige Bezirksparteisekretär Richard Meier schon im 1. Wahlgang (bei weiteren Gegenkandidaten, u. a. auch der USPD) (bisher: Wilhelm Stolle, der am 11. März 1918 verstorben ist).
1918 (Okt.) Länder: Gesamtübersicht Kaiserreich (seit 1890)
  Im Kaiserreich insgesamt erreicht die SP in den Landtagen äußerst unterschiedliche Ergebnisse. Ordnet man die Länder nach dem höchsten erzielten Mandatsanteil der SP im jeweiligen Landtag, ergibt sich folgende Reihenfolge der jeweils besten Wahlergebnisse: Schwarzburg-Rudolstadt 1911 und 1912 (56,3%), Sachsen- Meiningen 1909 (37,5%), Sach sen-Co-burg-Gotha 1900 (33,3%), Reuß jüngere Linie 1901 und 1910 sowie Sachsen 1909 (27,5%), Baden 1909 (27,4%), Oldenburg 1911 (26,7%), Sachsen-Altenburg 1910 und 1913 (21,9%), Lippe 1900 (19,0%), Württemberg 1912 (18,5%), Bayern 1912 (18,4%), Elsaß-Lothringen 1911 (18,3%), Reuß ältere Linie 1911 (16,7%), Hessen 1905 (14,0%), Bremen 1902 (12,7%), Hamburg 1910 und 1913 (12,5%), Anhalt 1902 (11,1%), Lübeck 1913 (10,8%), Sachsen-Weimar 1909 (10,5%), Schaumburg-Lippe 1906 und 1911 (6,7%), Schwarzburg-Sondershausen 1912 (5,6%), Preußen 1913 (2,3%) und Braunschweig, Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Strelitz sowie Waldeck (alle 0%). Dabei werden in 5 Ländern die besten Ergebnisse schon relativ früh erzielt: 1900 in Lippe und Sachsen-Coburg-Gotha, 1901 in Reuß jüngere Linie, 1902 in Anhalt und Bremen; mit deutlichem zeitlichen Abstand folgen: 1905 in Hessen, 1906 in Schaumburg-Lippe, 1909 in Baden, Sachsen, Sachsen-Meiningen und Sachsen-Weimar, 1910 in Hamburg und Sachsen-Altenburg, 1911 in Elsaß-Lothringen, Oldenburg, Reuß ältere Linie und Schwarzburg-Rudolstadt, 1912 in Bayern, Schwarzburg-Sondershausen und Württemberg, 1913 schließlich in Lübeck und Preußen.
Das Ausmaß der Benachteiligung durch die meist für die SP restriktiven Wahlrechtsformen in den Ländern ergibt sich durch einen Vergleich des besten Landtagswahlergebnisses (Mandatsanteil) mit dem des besten regionalen Reichstagswahlergebnis (Stimmenanteil). Die Differenzen zwischen Reichstags- und Landtagswahlergebnis sind in den Ländern höchst unterschiedlich, aber – bei einer Ausnahme – sind die Landtagswahlergebnisse immer schlechter als die Reichstagswahlergebnisse: Hamburg 50,0%, Braunschweig 48,6%, Lübeck 44,5%, Mecklenburg-Strelitz 41,3%, Bremen 40,7%, Schwarzburg-Sondershausen 39,2%, Reuß ältere Linie 37,8%, Sachsen-Weimar 35,4%, Anhalt 35,1%, Mecklenburg-Schwerin 34,1%, Sachsen 31,3%, Preußen 29,8%, Sachsen-Altenburg und Schaumburg-Lippe 29,7%, Reuß jüngere Linie 26,8%, Hessen 25,3%, Waldeck 20,2%, Sachsen-Coburg-Gotha 17,6%, Elsaß-Lothringen 15,1%, Sachsen-Meiningen 14,1%, Württemberg 14,0%, Bayern 8,9%, Lippe 8,6%, Oldenburg 6,4% und Baden 0,9%. Nur in Schwarzburg-Rudolstadt ist es umgekehrt: das Landtagswahlergebnis ist dort um 2,7% besser als das Reichstagswahlergebnis.
Die Landtagswahlen des Kaiserreiches sind weit überwiegend gekennzeichnet durch Gewinne der SP. Bei den beobachteten 123 Landtagswahlen seit 1890 verzeichnet die SP bei folgenden 19 Landtagswahlen besonders hohe Mandatsgewinne: Schwarzburg-Rudolstadt 1902 (4-37,5%), Sachsen 1909 (4-26,3%), Sachsen-Coburg-Gotha 1896 (4-20,0%), Lippe 1900 (4-19,0%), Schwarzburg-Rudolstadt 1911 (4-18,8%), Elsaß-Lothringen 1911 (4-18,3%), Oldenburg 1911 (4-17,6%), Reuß ältere Linie 1911 (4-16,7%), Sachsen-Meiningen 1897 (4-12,5%), Sachsen- Meiningen 1903 (4-12,5%), Reuß jüngere Linie 1898, 1901 und 1910 (jeweils 4-12,5%), Oldenburg 1902 (4-12,5%), Sachsen-Altenburg 1911 (4-11,9%), Anhalt 1902 (4-11,1%), Baden 1909 (4-11,0%), Württemberg 1906 (4-10,9%) und Sachsen-Coburg-Gotha 1900 (4-10,0%). Nur bei 26 (21,1% von 123) Landtagswahlen seit 1890 verzeichnet die SP überhaupt Mandatsverluste; dabei ergeben sich nennenswerte Verluste nur bei 12 Landtagswahlen: Reuß jüngere Linie 1913 (-21,8%), Sachsen-Coburg-Gotha 1904 (-13,3%), Anhalt 1908 (-10,3%), Baden 1913 (-9,6%), Lippe 1908 (-9,5%), Reuß ältere Linie 1904 (-8,3%), Sachsen 1897 (-7,3%), Reuß jüngere Linie 1904 (-6,3%), Schwarzburg-Rudolstadt 1908 (-6,3%), Reuß j üngere Linie 1907 (-6,2%), Schwarzburg-Rudolstadt 1906 (-6,2%) und Oldenburg (-5,0%).
Der Zeitpunkt des ersten SP-Mandatsgewinnes und die Häufigkeit der Wahlen in den jeweiligen Ländern bestimmen vor allem die Häufigkeit der (in der Regel mit Mandatsgewinnen verbundenen) SP-Beteiligung an den Landtagswahlen: Schwarzburg-Rudolstadt und Sachsen (jeweils an 17 Wahlen), Reuß jüngere Linie (13), Sachsen-Altenburg (12), Bremen (ll), Hessen und Baden (jeweils 10), Sachsen-Weimar (9), Sachsen-Coburg-Gotha, Reuß ältere Linie und Oldenburg (jeweils 6), Lübeck, Hamburg und Bayern (jeweils 5), Württemberg, Sachsen-Meiningen und Lippe (jeweils 4), Anhalt, Schaumburg-Lippe und Preußen (jeweils 2), Elsaß-Lothringen (l) und Braunschweig, beide Mecklenburg sowie Waldeck (0).
1918 (Nov.) Anhalt: Landtagsabgeordnete im Kaiserreich
  Die Gesamtzahl der SP-Abgeordneten im anhaltinischen Landtag im Kaiserreich beträgt 4. 1 MdL erhält ein Landtagsmandat nur im Kaiserreich, 3 MdL erhalten dies sowohl im Kaiserreich als auch in der Weimarer Republik. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: 1 MdL bis unter 5 Jahre, 2 MdL 10 bis 19 Jahre und 1 MdL 20 Jahre und länger. 1 MdL fungiert auch als Reichstagskandidat (nur im Kaiserreich). 1 MdL bewirbt sich erfolgreich um ein Reichstagsmandat, und zwar sowohl im Kaiserreich als auch in der Weimarer Republik.
Die Geburtsjahrgänge erstrecken sich von 1862 bis 1871. Die Sterbejahrgänge erstrecken sich von 1934 bis 1937. Das Sterbealter reicht von 63 bis 75 Jahre und beträgt durchschnittlich 68 Jahre. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: mind. je 1 in Preußen, Sachsen und Thüringen.
Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: mind. 2 »Gelernte Arbeiter« und 1 »Bürgerlicher Beruf«.
Die ausgeübten Berufe der MdL bei 1. Mandatsantritt lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 1 »Selbständiger« und 3 »Arbeiterbeamte« (2 Parteipublizistik, 1 Genossenschaften). Arbeiterbeamtenpositionen im Rahmen der Gesamtberufskarriere nehmen ein: 1 MdL bei den Genossenschaften, 1 MdL bei der Partei und 2 MdL bei der Parteipublizistik.
(Hauptamtliche) Positionen in Politik/öffentlicher Verwaltung im Rahmen der Gesamtberufskarriere werden einnehmen: 1 MdL in der Landesregierung und 1 MdL in der Bezirksund Kreisverwaltung. Insgesamt 2 MdL üben (hauptamtliche/zentrale) Funktionen in anderen Verbänden/Organisationen aus.
1918 (Nov.) Baden: Landtagsabgeordnete im Kaiserreich
  Die Gesamtzahl der SP-Abgeordneten im badischen Landtag im Kaiserreich beträgt 33 (l 00%). 22 MdL (67%) erhalten ein Landtagsmandat nur im Kaiserreich und 11 MdL (33%) sowohl im Kaiserreich als auch in der Weimarer Republik. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: 9 MdL (27%) bis unter 5 Jahre, 10 MdL (30%) 5 bis 9 Jahre, 10 MdL (30%) 10 bis 19 Jahre und 4 MdL (12%) 20 Jahre und länger. 17 MdL (52%) fungieren auch als Reichstagskandidaten, und zwar 13 (39%) nur im Kaiserreich, 2 (6%) nur in der Weimarer Republik und 2 (6%) sowohl im Kaiserreich als auch in der Weimarer Republik. 6 MdL (18%) bewerben sich erfolgreich um ein Reichstagsmandat, und zwar 3 (9%) nur im Kaiserreich, 1 (3%) nur in der Weimarer Republik und 2 (6%) in beiden Phasen.
Die Geburtsjahrgänge erstrecken sich von 1844 bis 1883; die Geburtsjahrgangskohorte 1861-1870 dominiert nur leicht mit 12 MdL (36%); 1844, 1847, 1855, 1861, 1863, 1865, 1867 und 1878 sind mit jeweils 2 MdL (6%) die häufigsten Geburtsjahre. Die Sterbejahrgänge erstrecken sich von 1906 bis 1961; 1934 ist mit 3 MdL (9%) das häufigste Sterbejahr. Das Sterbealter reicht von 40 bis 90 Jahre und beträgt durchschnittlich 68 Jahre. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: 21 (64%) in Baden, je 3 (9%) in Preußen und Bayern, je 2 (6%) in Sachsen, Württemberg und Hessen. Die MdL sind in folgenden Ländern gestorben: mind. 25 (78%) in Baden, 3 (9%) in Preußen; 1 MdL (3%) stirbt im NS-Konzentrationslager. Der ursprünglichen Konfession nach sind mind. 11 MdL (33%) evangelisch, ebenfalls 11 MdL (33%) katholisch und 4 MdL (12%) jüdisch; insgesamt treten mind. 17 MdL (52%) aus der Kirche aus.
Die Berufe der Väter der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: mind. 10 (30%) »Unselbständige Arbeiter« (u. a. 2 Schuhmacher), 2 (6%) »Untere/Mittlere Angestellte/Beamte«, 14 (42%) »Selbständige« (5 Bauern, 4 Kaufleute, 3 Handwerksmeister, 2 Gastwirte) und 1 (3%) »Bürgerlicher Beruf«. Die MdL haben folgende Schulbildung absolviert: 22 (67%) nur die Volksschule und 11 (33%) weiterführende Schulen (darunter 4 mit Einjährigem, 1 mit Studium ohne und 3 mit Abschluß). Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 2 (6%) »Ungelernte Arbeiter« (2 Tabakarbeiter), 21 (64%) »Gelernte Arbeiter« (u. a. 6 Tischler, 3 Buchdrucker), 3 (9%) »Angestellte« und 7 (21%) »Bürgerliche Berufe« (u. a. 2 Schriftsteller, 2 Rechtsanwälte).
Die ausgeübten Berufe der MdL bei 1. Mandatsantritt lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 13 (39%) »Selbständige« (3 Handwerksmeister/Kleinfabrikanten, 5 Kleinhändler, 5 Gastwirte), 4 (12%) »Bürgerliche Berufe« (u. a. 2 Rechtsanwälte) und 16 (49%) »Arbeiterbeamte« (2 Partei, 9 Parteipublizistik, 3 Gewerkschaften, 2 Krankenkassen). Arbeiterbeamtenpositionen im Rahmen der Gesamtberufskarriere nehmen ein: 4 MdL (12%) bei den Gewerkschaften, 2 MdL (6%) bei den Genossenschaften, 2 MdL (6%) bei den Krankenkassen, 9 MdL (27%) bei der Partei und 16 MdL (48%) bei der Parteipublizistik.
(Hauptamtliche) Positionen in Politik/öffentlicher Verwaltung im Rahmen der Gesamtberufskarriere werden einnehmen: 2 MdL (6%) in der Reichsverwaltung, 4 MdL (12%) in der Landesregierung und 9 MdL (27%) in der Kommunalverwaltung. Insgesamt 11 MdL (33%) üben (hauptamtliche/zentrale) Funktionen in anderen Verbänden/Organisationen aus. In NS-Haft werden 3 MdL (9%) verbracht. Nach 1945 üben noch 3 MdL (9%) eine politische Funktion in den Westzonen bzw. in der Bundesrepublik aus.
1918 (Nov.) Bayern: Landtagsabgeordnete im Kaiserreich
  Die Gesamtzahl der SP-Abgeordneten im bayerischen Landtag im Kaiserreich beträgt 39 (100%). 16 MdL (41%) erhalt en ein Landtagsmandat nur im Kaiserreich und 23 MdL (59%) sowohl im Kaiserreich als auch in der Weimarer Republik. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: 4 MdL (10%) unter 5 Jahre, 11 MdL (28%) 5 bis 9 Jahre, 16 MdL (41%) 10 bis 19 Jahre und 8 MdL (21%) 20 Jahre und länger. 33 MdL (85%) fun gieren auch als Reichstagskandidaten, und zwar 22 (56%) nur im Kaiserreich, 1 (3%) nur in der Weimarer Republik und 10 (26%) sowohl im Kaiserreich als auch in der Weimarer Republik. 15 MdL (39%) bewerben sich erfolgreich um ein Reichstagsmandat, und zwar 7 (18%) nur im Kaiserreich, 5 (13%) nur in der Weimarer Republik und 3 (8%) in beiden Phasen.
Die Geburtsjahrgänge erstrecken sich von 1825 bis 1881; die Geburtsjahrgangskohorte 1860-1869 dominiert klar mit 21 MdL (54%), 1865 ist mit 4 MdL (10%) das häufi gste Geburtsjahr. Die Sterbejahrgänge erstrecken sich von 1897 bis 1963; 1933 und 1945 sind mit jeweils 4 MdL (10%) die häufigsten Sterbejahre. Das Sterbealter reicht von 34 bis 89 Jahre und beträgt durchschnittlich 70 Jahre. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: 32 (82%) in Bayern (2 Oberbayern, 1 Niederbayern, 7 Pfalz, 1 Oberpfalz, 2 Oberfranken, 13 Mittelfranken, 3 Unterfranken, 3 Schwaben), die übrigen 7 MdL (18%) sind alle in Preußen geboren. Die MdL sind in folgenden Ländern gestorben: 32 (82%) in Bayern, 3 (8%) in Württemberg und 1 (3%) in Preußen; 2 MdL (5%) sterben in der Emigration und 1 MdL (3%) in NS-Haft. Der ursprünglichen Konfession nach sind mind. 17 MdL (44%) evangelisch, 14 MdL (36%) katholisch und 2 MdL (5%) jüdisch; insgesamt treten mind. 18 MdL (46%) aus der Kirche aus.
Die Berufe der Väter der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: mind. 7 (18%) »Unselbständige Arbeiter«, 3 (8%) »Untere/Mittlere Angestellte/Beamte«, 15 (39%) »Selbständige« (3 Bauern, 4 Kaufleute, 8 Handwerksmeister) und 1 (3%) »Bürgerlicher Beruf«. Die MdL haben folgende Schulbildung absolviert: 33 (85%) nur die Volksschule und 6 (15%) weiterführende Schulen (darunter 1 mit Lehrerseminar, 3 mit Universitätsabschluß). Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 1 (3%) »Ungelernter Arbeiter«, 33 (85%) »Gelernte Arbeiter« (u. a. 5 Tischler, 4 Schlosser, 4 Schuhmacher, 2 Buchdrucker, 2 Maurer), 1 (3%) »Angestellter«, 4 (10%) »Bürgerliche Berufe«.
Die ausgeübten Berufe der MdL bei 1. Mandatsantritt lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 2 (5%) »Unselbständige Arbeiter«, 14 (36%) »Selbständige« (4 Handwerksmeister/ Kleinfabrikanten, 4 Kleinhändler, 6 Gastwirte), 3 (8%) »Bürgerliche Berufe« und 20 (51%) »Arbeiterbeamte« (3 Partei, 8 Parteipublizistik, 9 Gewerkschaften). Arbeiterbeamtenpositionen im Rahmen der Gesamtberufskarriere nehmen ein: 10 MdL (26%) bei den Gewerkschaften, 3 MdL (8%) bei den Genossenschaften, 2 MdL (5%) bei den Krankenkassen, 10 MdL (26%) bei der Partei und 13 MdL (33%) bei der Parteipublizistik.
(Hauptamtliche) Positionen in Politik/öffentlicher Verwaltung im Rahmen der Gesamtberufskarriere werden einnehmen: 7 MdL (18%) in der Reichsverwaltung, 7 MdL (18%) in der Landesregierung, 26 MdL (67%) in der Landesverwaltung, 2 MdL in der Bezirks- und Kreisverwaltung und 3 MdL (8%) in der Kommunalverwaltung. Weitere 9 MdL (23%) üben (hauptamtliche/zentrale) Funktionen in anderen Verbänden/Organisationen aus. In NS-Haft werden 7 MdL (18%) verbracht, 2 MdL (5%) emigrieren in der NS-Zeit. Nach 1945 üben noch 3 MdL (8%) eine politische Funktion in den Westzonen bzw. in der Bundesrepublik aus, davon 1 MdL erneut als Landtagsabgeordneter.
1918 (Nov.) Bremen: Bürgerschaftsabgeordnete im Kaiserreich
  Die Gesamtzahl der SP-Abgeordneten in der Bremer Bürgerschaft im Kaiserreich beträgt vermutlich 40 (100%); 37 MdL sind bekannt, vermutlich 3 MdL aus den 1880er Jahren konnten nicht eindeutig bestimmt werden. 24 MdL (60%) erhalten ein Landtagsmandat nur im Kaiserreich und 16 MdL (40%) sowohl im Kaiserreich als auch in der Weimarer Republik. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: 2 MdL (5%) bis unter 5 Jahre, 21 MdL (53%) 5 bis 9 Jahre, 11 MdL (28%) 10 bis 19 Jah re und 6 MdL (15%) 20 Jahre und länger. 6 MdL (15%) fungieren auch als Reichstagskandidaten, und zwar 4 (10%) nur im Kaiserreich, 1 (3%) nur in der Weimarer Republik und 1 (3%) sowohl im Kaiserreich als auch in der Weimarer Republik. 3 MdL (8%) bewerben sich erfolgreich um ein Reichstagsmandat, und zwar 1 (3%) nur in der Weimarer Republik und 2 (5%) in beiden Phasen.
Die Geburtsjahrgänge erstrecken sich von 1841 bis 1880; die Geburtsjahrgangskohorte 1865-1874 dominiert mit 17 MdL (43%); 1866 ist mit 3 MdL (8%) das häufigste Geburtsjahr. Die Sterbejahrgänge erstrecken sich von 1896 bis 1960; 1909, 1915, 1917, 1925, 1932, 1941 und 1960 sind mit jeweils 2 MdL (5%) die häufigsten Sterbejahre. Das Sterbealter reicht von 36 bis 93 Jahre und beträgt durchschnittlich 70 Jahre. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: mind. 15 (38%) in Bremen, 8 (20%) in Preußen, 2 (5%) in Bayern, je 1 (3%) in Baden, Oldenburg, Thüringen und im Ausland. Die MdL sind in folgenden Ländern gestorben: mind. 27 (68%) in Bremen, 3 (8%) in Preußen und 1 (3%) in Oldenburg. Der ursprünglichen Konfession nach sind mind. 24 MdL (60%) evangelisch und 1 MdL (3%) katholisch; insgesamt treten mind. 9 MdL (23%) aus der Kirche aus.
Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: mind. 5 (13%) »Ungelernte Arbeiter« (5 Tabakarbeiter), 25 (63%) »Gelernte Arbeiter« (u. a. 5 Buchdrucker, 3 Tischler, 2 Maurer, 2 Graveure) und 2 (5%) »Bürgerliche Berufe«.
Die ausgeübten Berufe der MdL bei 1. Mandatsantritt lassen sich folgendermaßen klassifizieren: mind. 11 (28%) »Unselbständige Arbeiter« (u.a. 3 Tabakarbeiter, 2 Buchdrucker, 2 Maurer), 9 (23%) »Selbständige« (u. a. 6 Gastwirte, 2 Handwerksmeister) und 13 (33%) »Arbeiterbeamte« (8 Parteipublizistik, 4 Gewerkschaften, 1 Genossenschaften). Arbeiterbeamtenpositionen im Rahmen der Gesamtberufskarriere nehmen ein: 7 MdL (18%) bei den Gewerkschaften, 1 MdL (3%) bei den Genossenschaften, 4 MdL (10%) bei der Partei und 15 MdL (38%) bei der Parteipublizistik.
(Hauptamtliche) Positionen in Politik/öffentlicher Verwaltung im Rahmen der Gesamtberuf skarriere werden einnehmen: 1 MdL (3%) in der Reichsregierung, 7 MdL (18%) in der Landesregierung, 4 MdL (10%) in der Landesverwaltung und 2 MdL (5%) in der Kommunalverwaltung. Insgesamt 7 MdL (18%) üben (hauptamtliche/zentrale) Funktionen in anderen Verbänden/Organisationen aus. In NS-Haft werden 2 MdL (5%) verbracht; 2 MdL (5%) emigrieren in der NS-Zeit. Nach 1945 üben noch 2 MdL (5%) eine politische Funktion in den Westzonen bzw. in der Bundesrepublik aus und 1 MdL (3%) in der SBZ bzw. DDR (erneut auch MdL).
1918 (Nov.) Elsaß-Lothringen: Landtagsabgeordnete im Kaiserreich
  Die Gesamtzahl der SP-Abgeordneten im elsaß-lothringischen Landtag im Kaiserreich beträgt 11 (100%). Alle Abgeordneten erhalten ein Landtagsmandat nur im Kaiserreich, da bei Wiedereingliederung von Elsaß-Lothringen in Frankreich der Landtag aufgelöst wird. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: alle (100%) 7 Jah re (1911-1918) lang. 7 MdL (64%) fun gieren auch als Reichstagskandidaten, und zwar 6 (55%) nur im Kaiserreich, nur 1 – nach Umzug ins Reichsgebiet – sowohl im Kaiserreich als auch in der Weimarer Republik. 4 MdL (36%) bewerben sich erfolgreich um ein Reichstagsmandat, und zwar nur im Kaiserreich; nur 1 ehemaliger Landtagsabgeordneter schafft nach 1918 den Sprung in die französische Deputiertenkammer.
Die Geburtsjahrgänge erstrecken sich von 1861 bis 1878; die Geburtsjahrgangskohorte 1861-1870 dominiert mit 9 MdL (82%); 1861 ist mit 2 MdL (18%) das häufigste Geburtsjahr. Die Sterbejahrgänge erstrecken sich von 1919 bis 1955; kein Sterbejahr ist mehr als durch 1 Sterbefall repräsentiert. Das Sterbealter reicht von 54 bis 79 Jahre und beträgt durchschnittlich 69 Jahre. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: 6 MdL (55%) in Elsaß-Lothringen, 3 (27%) in Baden und je 1 (9%) in Preußen und Sachsen. Die MdL sind in folgenden Ländern gestorben: mind. 4 (36%) in Elsaß-Lothringen, 2 (18%) im restlichen Frankreich, je 1 (9%) in Preußen, Thüringen und Baden. Der ursprünglichen Konfession nach sind mind. 3 MdL (27%) evangelisch und 6 MdL (55%) kathol isch; insgesamt treten mind. 3 MdL (27%) aus der Kirche aus.
Die Berufe der Väter der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: mind. 2 (18%) »Unselbständige Arbeiter«, 5 (45%) »Selbständige« (3 Bauern, 2 Handwerksmeister), hinzu kommt 1 MdL, der unehelich geboren ist. Die MdL haben folgende Schulbildung absolviert: 8 (73%) nur Volksschule und 3 (27%) weiterführende Schulen (darunter allerdings keiner mit mind. Einjährigem). Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 10 (91%) »Gelernte Arbeiter« (u. a. 4 Tischler) und 1 (9%) »Angestellter«. Die ausgeübten Berufe der MdL bei 1. (und zugleich letztem) Mandatsantritt lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 5 (45%) »Selbständige« (3 Tischlermeister, 2 Kleinhändler) und 6 (55%) »Arbeiterbeamte« (3 Parteipublizistik, 2 Gewerkschaften, 1 Krankenkassen). Arbeiterbeamtenpositionen im Rahmen der Gesamtberufskarriere nehmen ein: 3 MdL (27%) bei den Gewerkschaften, 1 MdL (9%) bei den Krankenkassen, 1 MdL (9%) bei der Partei und 3 MdL (27%) bei der Parteipublizistik.
(Hauptamtliche) Positionen in Politik/öffentlicher Verwaltung im Rahmen der Gesamtberufskarriere werden einnehmen: 1 MdL in der Landesverwaltung (im Reich) und 2 MdL (18%) in der Kommunalverwaltung. Nach 1945 übt noch 1 MdL (9%) eine politische Funktion in Elsaß-Lothringen aus.
1918 (Nov.) Hamburg: Bürgerschaftsabgeordnete im Kaiserreich
  Die Gesamtzahl der SP-Abgeordneten in der Hamburger Bürgerschaft im Kaiserreich beträgt 33 (100%). 12 MdL (36%) erhalten ein Landtagsmandat nur im Kaiserreich und 21 MdL (64%) sowohl im Kaiserreich als auch in der Weimarer Republik. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: 6 MdL (18%) bis unter 5 Jahre, 8 MdL (24%) 5 bis 9 Jahre, 8 MdL (24%) 10 bis 19 Jahre und 11 MdL (33%) 20 Jahre und länger. 15 MdL (45%) fungieren auch als Reichstagskandidaten, und zwar 10 (30%) nur im Kaiserreich, 2 (6%) nur in der Weimarer Republik und 3 (9%) sowohl im Kaiserreich als auch in der Weimarer Republik. 7 MdL (21%) bewerben sich erfolgreich um ein Reichstagsmandat, und zwar 3 (9%) nur im Kaiserreich, 2 (6%) nur in der Weimarer Republik und 2 (6%) in beiden Phasen.
Die GeburtsJahrgänge erstrecken sich von 1841 bis 1876; die Geburtsjahrgangskohorte 1856-1865 dominiert mit 16 MdL (48%); 1853, 1856, 1863 und 1871 sind mit jeweils 3 MdL (9%) die häufigsten Geburtsjahre. Die Sterbejahrgänge erstrecken sich von 1909 bis 1958; 1928 ist mit 3 MdL (9%) das häufigste Sterbejahr. Das Sterbealter reicht von 50 bis 86 Jahre und beträgt durchschnittlich 68 Jahre. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: nur 3 (9%) in Hamburg, 23 (70%) in Preußen, je 2 (6%) in Bayern und Mecklenburg-Schwerin, je 1 (3%) in Sachsen, Baden und Braunschweig. Die MdL sind in folgenden Ländern gestorben: 31 (94%) in Hamburg, je 1 (3%) in Preußen und im Ausland. Der ursprünglichen Konfession nach sind mind. 15 MdL (45%) evangelisch, 1 MdL (3%) katholisch und 2 MdL (6%) jüdisch; insgesamt treten mind. 7 MdL (21%) aus der Kirche aus.
Die MdL haben folgende Schulbildung absolviert: mind. 24 (73%) nur die Volksschule und 6 (18%) weiterführende Schulen (darunter 2 mit Lehrerseminar). Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 2 (6%) »Ungelernte Arbeiter« (2 Tabakarbeiter), 29 (88%) »Gelernte Arbeiter« (u. a. 7 Tischler, 4 Maurer, 3 Buchdrucker, 3 Schuhmacher, 2 Schlosser, 2 Tapezierer) und 2 (6%) »Bürgerliche Berufe« (2 Lehrer).
Die ausgeübten Berufe der MdL bei 1. Mandatsantritt lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 2 (6%) »Unselbständige Arbeiter«, 6 (18%) »Selbständige« (u. a. 3 Kleinhändler), 24 (72%) »Arbeiterbeamte« (2 Partei, 6 Parteipublizistik, 9 Gewerkschaften, 2 Genossenschaften, 5 Krankenkassen) und 1 (3%) »Ohne Beruf«. Arbeiterbeamtenpositionen im Rahmen der Gesamtberufskarriere nehmen ein: 12 MdL (36%) bei den Gewerkschaften, 3 MdL (9%) bei den Genossenschaften, 9 MdL (27%) bei den Krankenkassen, 7 MdL (21%) bei der Partei und 8 MdL (24%) bei der Parteipublizistik.
(Hauptamtliche) Positionen in Politik/öffentlicher Verwaltung im Rahmen der Gesamtberufskarriere werden einnehmen: 4 MdL (12%) in der Reichsverwaltung, 8 MdL (24%) in der Landesregierung, 2 MdL (6%) in der Landesverwaltung und 3 MdL (9%) in der Kommunalverwaltung. Insgesamt 7 MdL (21%) üben (hauptamtliche/zentrale) Funktionen in anderen Verbänden/Organisationen aus. In NS-Haft wird 1 MdL (3%) verbracht. Nach 1945 übt noch 1 MdL (3%) eine politische Funktion in den Westzonen bzw. in der Bundesrepublik aus.
1918 (Nov.) Hessen: Landtagsabgeordnete im Kaiserreich
  Die Gesamtzahl der SP-Abgeordneten im hessischen Landtag im Kaiserreich beträgt 17 (100%). 10 MdL (59%) erhalten ein Landtagsmandat nur im Kaiserreich und 7 MdL (41%) sowohl im Kaiserreich als auch in der Weimarer Republik. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: 3 MdL (18%) bis unter 5 Jahre, 4 MdL (24%) 5 bis 9 Jahre, 7 MdL (41%) 10 bis 19 Jahre und 3 MdL (18%) 20 Jahre und länger. 10 MdL (59%) fungieren auch als Reichstagskandidaten, und zwar nur im Kaiserreich. 6 MdL (35%) bewerben sich erfolgreich um ein Reichstagsmandat, und zwar 4 (24%) nur im Kaiserreich und 2 (12%) sowohl im Kaiserreich als auch in der Weimarer Republik.
Die Geburts Jahrgänge erstrecken sich von 1845 bis 1876; die Geburtsjahrgangskohorte 1851-1854 dominiert leicht mit 6 MdL (35%); 1851, 1853 und 1854 sind mit jeweils 2 MdL (12%) die häufigsten Geburtsjahre. Die Sterbejahrgänge erstrecken sich von 1903 bis 1949; 1935 und 1943 sind mit je 2 MdL (12%) die häufi gsten Sterbejahre. Das Sterbealter reicht von 45 bis 83 Jahre und beträgt durchschnittlich 69 Jahre. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: 11 MdL (65%) in Hessen, je 1 (6%) in Preußen, Bayern, Sachsen, Braunschweig, Bremen und Elsaß-Lothringen. Die MdL sind in folgenden Ländern verstorben: 14 (82%) in Hessen und 2 (12%) in Preußen; 1 MdL (6%) stirbt in NS-Haft. Der ursprünglichen Konfession nach sind mind. 12 MdL (71%) evangelisch, 3 MdL (18%) katholisch und 1 MdL (6%) jüdisch; insgesamt treten mind. 5 MdL (29%) aus der Kirche aus.
Die Berufe der Väter der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: mind. 7 (41%) »Unselbständige Arbeiter«, 6 (35%) »Selbständige« und 1 (6%) »Bürgerlicher Beruf«. Die MdL haben folgende Schulbildung absolviert: mind. 14 (82%) nur die Volksschule und 2 (12%) weiterführende Schulen (2 mit Universitätsabschluß). Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: mind. 2 (12%) »Ungelernte Arbeiter«, 12 (71%) »Gelernte Arbeiter« (u. a. 4 Tischler, 2 Buchdrucker), 1 (6%) »Angestellter« (Dr. Eduard David) und 1 (6%) »Bürgerlicher Beruf«.
Die ausgeübten Berufe der MdL bei 1. Mandatsantritt lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 9 (53%) »Selbständige« (u. a. 2 Kleinhändler, 4 Gastwirte), 1 (6%) »Bürgerlicher Beruf« und 7 (41%) »Arbeiterbeamte« (2 Partei, 4 Parteipublizistik, 1 Krankenkassen). Arbeiterbeamtenpositionen im Rahmen der Gesamtberufskarriere nehmen ein: 5 MdL (29%) bei der Partei, 5 MdL (29%) bei der Parteipublizistik, 2 MdL (12%) bei den Gewerkschaften, 2 MdL (12%) bei den Genossenschaften, 1 MdL (6%) bei den Krankenkassen. (Hauptamtliche) Positionen in Politik/öffentlicher Verwaltung im Rahmen der Gesamtberufskarriere nehmen ein: 1 MdL (6%) in der Reichsregierung, 1 MdL (6%) in der Reichsverwaltung, 4 MdL (24%) in der Landesregierung und 2 (12%) in der Kommunalverwaltung. Insgesamt 3 MdL (18%) üben (hauptamtliche/zentrale) Funktionen in anderen Verbänden/Organisationen aus. 1 MdL (6%) wird in NS-Haft verbracht. Nach 1945 übt noch 1 MdL (6%) eine politische Funktion in den Westzonen bzw. in der Bundesrepublik aus.
1918 (Nov.) Lippe: Landtagsabgeordnete im Kaiserreich
  Die Gesamtzahl der SP-Abgeordneten im lippischen Landtag im Kaiserreich beträgt 5. 3 MdL erhalten ein Landtagsmandat nur im Kaiserreich und 2 MdL sowohl im Kaiserreich als auch in der Weimarer Republik. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: 3 MdL bis unter 5 Jahre, 1 MdL 10 bis 19 Jahre und 1 MdL 20 Jahre und länger. 1 MdL fungiert auch als Reichstagskandidat, und zwar sowohl im Kaiserreich als auch in der Weimarer Republik.
Die Geburtsjahrgänge erstrecken sich von 1844 bis 1869. Die Sterbejahrgänge erstrecken sich von 1913 bis 1961. Das Sterbealter reicht von 69 bis 92 Jahre und beträgt durchschnittlich 77 Jahre. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: mind. 2 in Lippe und 2 in Preußen. Die MdL sind in folgenden Ländern gestorben: mind. 3 in Lippe. Der ursprünglichen Konfession nach sind 3 MdL evangelisch und 2 MdL katholisch.
Die Berufe der Väter der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: mind. 2 »Unselbständige Arbeiter« und 1 »Selbständiger«. Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 3 »Ungelernte Arbeiter« (3 Tabakarbeiter) und 2 »Gelernte Arbeiter«.
Die ausgeübten Berufe der MdL bei 1. Mandatsantritt lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 3 »Ungelernte Arbeiter« (3 Tabakarbeiter) und 2 »Gelernte Arbeiter«. Arbeiterbeamtenpositionen im Rahmen der Gesamtberufskarriere nimmt ein: 1 MdL bei den Genossenschaften.
(Hauptamtliche) Positionen in Politik/öffentlicher Verwaltung im Rahmen der Gesamtberuf skarriere werden einnehmen: 2 MdL in der Landesregierung, 2 MdL in der Landesverwaltung, 1 MdL in der Bezirks- und Kreisverwaltung und 1 MdL in der Kommunalverwaltung. Nach 1945 übt noch 1 MdL eine politische Funktion in den Westzonen bzw. in der Bundesrepublik aus.
1918 (Nov.) Lübeck: Bürgerschaftsabgeordnete im Kaiserreich
  Die Gesamtzahl der SP-Abgeordneten in der Lübecker Bürgerschaft beträgt 16 (100%). 3 MdL (19%) erhalt en ein Landtagsmandat nur im Kaiserreich und 13 MdL (81%) sowohl im Kaiserreich als auch in der Weimarer Republik. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: 2 MdL (12%) bis unter 5 Jahre, 4 MdL (25%) 5 bis 9 Jahre, 8 MdL (50%) 10 bis 19 Jahre und 2 MdL (12%) 20 Jahre und länger. 3 MdL (19%) fun eieren auch als Reichstagskandidaten, und zwar 2 (12%) nur im Kaiserreich und 1 (6%) sowohl im Kaiserreich als auch in der Weimarer Republik. 3 MdL (19%) bewerben sich erfolgreich um ein Reichstagsmandat, und zwar 1 (6%) nur im Kaiserreich, 1 (6%) nur in der Weimarer Republik und 1 (6%) in beiden Phasen.
Die Geburtsjahrgänge erstrecken sich von 1841 bis 1877; die Geburtsjahrgangskohorte 1873-1877 dominiert nur leicht mit 6 MdL (38%); 1873 ist mit 3 MdL (19%) das häufigste Geburtsjahr. Die Sterbejahrgänge erstrecken sich von 1919 bis 1962; 1919 ist mit 3 MdL (19%) das häufigste Sterbejahr. Das Sterbealter reicht von 56 bis 93 Jahre und beträgt durchschnittlich 70 Jahre. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: 4 (25%) in Lübeck, 5 (31%) in Preußen, 3 (19%) in Mecklenburg-Schwerin, 2 (12%) in Oldenburg, je 1 (6%) in Baden und Hamburg. Die MdL sind in folgenden Ländern gestorben: mind. 13 MdL (81%) in Lübeck und 2 (12%) in Preußen. Der ursprünglichen Konfession nach sind mind. 12 MdL (75%) evangelisch, 2 MdL (12%) katholisch und 1 MdL (6%) jüdisch; insgesamt treten mind. 2 MdL (12%) aus der Kirche aus.
Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 2 (12%) »Ungelernte Arbeiter«, 12 (75%) »Gelernte Arbeiter« (u. a. 3 Tischler, 3 Schlosser, 2 Schneider, 2 Dreher), 1 (6%) »Angestellter« und 1 (6%) »Bürgerlicher Beruf«.
Die ausgeübten Berufe der MdL bei 1. Mandatsantritt lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 2 (12%) »Unselbständige Arbeiter«, 3 (19%) »Selbständige«, 1 (6%) »Bürgerlicher Beruf« und 10 (63%) »Arbeiterbeamte« (3 Parteipublizistik, 4 Gewerkschaften, 3 Genossenschaften). Arbeiterbeamtenpositionen im Rahmen der Gesamtberufskarriere nehmen ein: 4 MdL (25%) bei den Gewerkschaften, 3 MdL (19%) bei den Genossenschaften, 1 MdL (6%) bei der Partei und 5 MdL (31%) bei der Parteipublizistik.
(Hauptamtliche) Positionen in Politik/öffentlicher Verwaltung im Rahmen der Gesamtberuf skarriere werden einnehmen: 1 MdL (6%) in der Reichsregierung, 4 MdL (25%) in der Landesregierung, 1 MdL (6%) in der Bezirks- und Kreis Verwaltung und 2 MdL (12%) in der Kommunalverwaltung. Insgesamt 3 MdL (19%) üben (hauptamtliche/zentrale) Funktionen in anderen Verbänden/Organisationen aus. In NS-Haft wird 1 MdL (6%) verbracht. Nach 1945 übt noch 1 MdL (6%) eine politische Funktion in den Westzonen bzw. in der Bundesrepublik aus.
1918 (Nov.) Oldenburg: Landtagsabgeordnete im Kaiserreich
  Die Gesamtzahl der SP-Abgeordneten im oldenburgischen Landtag im Kaiserreich beträgt 18 (100%). 8 MdL (44%) erhalten ein Landtagsmandat nur im Kaiserreich und 10 MdL (56%) sowohl im Kaiserreich als auch in der Weimarer Republik. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: 4 MdL (22%) bis unter 5 Jahre, 6 MdL (33%) 5 bis 9 Jahre, 6 MdL (33%) 10 bis 19 Jah re und 2 MdL (11%) 20 Jahre und länger. 6 MdL (33%) fun gieren auch als Reichstagskandidaten, und zwar 3 (17%) nur im Kaiserreich und 3 (17%) nur in der Weimarer Republik. 2 MdL (ll%) bewerben sich erfolgreich um ein Reichstagsmandat, beide nur in der Weimarer Republik.
Die Geburtsjahrgänge erstrecken sich von 1856 bis 1879; die Geburtsjahrgangskohorte 1869-1875 dominiert mit 10 MdL (56%); 1857, 1869, 1870, 1871 und 1874 sind mit jeweils 2 MdL (11%) die häufigsten Geburtsjahre. Die Sterbejahrgänge erstrecken sich von 1904 bis 1953; 1928, 1934 und 1952 sind mit je 2 MdL (ll%) die häufigsten Sterbejahre. Das Sterbealter reicht von 39 bis 85 Jahre und beträgt durchschnittlich 71 Jahre. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: 6 (33%) in Oldenburg, 7 (39%) in Preußen, 3 (17%) in Württemberg, je 1 (6%) in Mecklenburg-Strelitz und Lübeck. Die MdL sind in folgenden Ländern verstorben: mind. 12 (67%) in Oldenburg, 4 (22%) in Preußen und 1 (6%) in Bayern. Der ursprünglichen Konfession nach sind mind. 15 MdL (83%) evangelisch und 1 MdL (6%) katholisch ; insgesamt treten mind. 4 MdL (22%) aus der Kirche aus.
Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: mind. 2 (11%) »Ungelernte Arbeiter« (2 Tabakarbeiter) und 14 (78%) »Gelernte Arbeiter« (u. a. 2 Maurer, 2 Buchdrucker, 2 Schlosser, 2 Schmiede).
Die ausgeübten Berufe der MdL bei 1. Mandatsantritt lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 5 (28%) »Unselbständige Arbeiter«, 6 (33%) »Selbständige« (u. a. 3 Handwerksmeister/ Kleinfabrikanten, 2 Gastwirte) und 7 (39%) »Arbeiterbeamte« (4 Parteipublizistik, 2 Gewerkschaffen, 1 Krankenkassen). Arbeiterbeamtenpositionen im Rahmen der Gesamtberufskarriere nehmen ein: 3 MdL (17%) bei der Partei, 6 MdL (33%) bei der Parteipublizistik, 4 MdL (22%) bei den Gewerkschaften und 1 MdL (6%) bei den Krankenkassen.
(Hauptamtliche) Positionen in Politik/öffentlicher Verwaltung im Rahmen der Gesamtberufskarriere nehmen ein: 4 MdL (22%) in der Landesregierung, 1 MdL (6%) in der Landesverwaltung und 5 MdL (28%) in der Kommunalverwaltung. Insgesamt 2 MdL (ll%) üben (hauptamtliche/zentrale) Funktionen in anderen Verbänden/Organisationen aus. Nach 1945 übt noch 1 MdL (6%) eine politische Funktion (erneut MdL) in den Westzonen bzw. in der Bundesrepublik aus.
1918 (Nov.) Preußen: Landtagsabgeordnete im Kaiserreich
  Die Gesamtzahl der SP-Abgeordneten im preußischen Landtag im Kaiserreich beträgt 14 (100%). 7 MdL (50%) erhalten ein Landtagsmandat nur im Kaiserreich und 7 MdL (50%) sowohl im Kaiserreich als auch in der Weimarer Republik. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: 4 MdL (29%) bis unter 5 Jahre, 3 MdL (21%) 5 bis 9 Jahre, 3 MdL (21%) 10 bis 19 Jahre und 4 MdL (29%) 20 Jahre und länger. 8 MdL (57%) fungieren auch als Reichstagskandidaten, und zwar 6 (43%) nur im Kaiserreich und 2 (14%) sowohl im Kaiserreich als auch in der Weimarer Republik. 7 MdL (50%) bewerben sich erfolgreich um ein Reichstagsmandat, und zwar 1 (7%) nur im Kaiserreich, 4 (29%) nur in der Weimarer Republik und 2 (14%) in beiden Phasen.
Die Gebunsjahrgänge erstrecken sich von 1846 bis 1876; 1868 ist mit 4 MdL (29%) das häufigste Geburtsjahr. Die Sterbejahrgänge erstrecken sich von 1911 bis 1955; 1919 ist mit 2 MdL (14%) das häufigste Sterbejahr. Das Sterbealter reicht von 48 bis 92 Jahre und beträgt durchschnittlich 68 Jahre. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: 12 (86%) in Preußen (2 Ostpreußen, 1 Westpreußen, 1 Berlin, 1 Brandenburg, 2 Pommern, 1 Schlesien, 1 Posen, 1 Prov. Sachsen, 1 Westfalen, 1 Hessen-Nassau) und 2 (14%) in Sachsen. Die MdL sind in folgenden Ländern gestorben: 11 (79%) in Preußen und 3 (21%) im Ausland. Der ursprünglichen Konfession nach sind mind. 7 MdL (50%) evangelisch und 3 MdL (21%) jüdisch; insgesamt treten mind. 9 MdL (64%) aus der Kirche aus.
Die Berufe der Väter der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: mind. 2 (14%) »Unselbständige Arbeiter«, 1 (7%) »Unterer/Mittlerer Angestellter/Beamter«, 3 (21%) »Selbständige« und 7 (50%) »Bürgerliche Berufe«. Die MdL haben folgende Schulbildung absolviert: 6 (43%) nur die Volksschule und 8 (57%) weiterführende Schulen (3 mit Einjährigem, 1 mit Abitur, 2 mit Studium ohne und 2 mit Abschluß). Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 6 (43%) »Gelernte Arbeiter«, 2 (14%) »Angestellte« und 6 (43%) »Bürgerliche Berufe«.
Die ausgeübten Berufe der MdL bei 1. Mandatsantritt lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 2 (14%) »Selbständige«, 2 (14%) »Bürgerliche Berufe«, 9 (64%) »Arbeiterbeamte« (3 Partei, 5 Parteipublizistik, 1 Gewerkschaft) und 1 (7%) »Ohne Beruf«. Arbeiterbeamtenpositionen im Rahmen der Gesamtberufskarriere nehmen ein: 4 MdL (29%) bei den Gewerkschaften, 1 MdL (7%) bei den Genossenschaften, 2 MdL (14%) bei den Krankenkassen, 4 MdL (29%) bei der Partei und 11 MdL (79%) bei der Parteipublizistik.
(Hauptamtliche) Positionen in Politik/öffentlicher Verwaltung im Rahmen der Gesamtberufskarriere werden einnehmen: 2 MdL (14%) in der Reichsverwaltung, 6 MdL (43%) in der Landesregierung, 6 MdL (43%) in der Landesverwaltung, 3 MdL (21%) in der Bezirks- und Kreisverwaltung und 2 MdL (14%) in der Kommunalverwaltung. Insgesamt 4 MdL (29%) üben (hauptamtliche/zentrale) Funktionen in anderen Verbänden/Organisationen aus. In NS-Haft wird 1 MdL (7%) verbracht; 3 MdL (21%) emigrieren in der NS-Zeit.
1918 (Nov.) Reich: Reichstagsabgeordnete im Kaiserreich
  Die Gesamtzahl der »sozialdemokratischen« Abgeordneten im Deutschen Reichstag im Kaiserreich beträgt 216 (100%). 125 MdR (58%) üben nur im Kaiserreich ein Reichstagsmandat aus und 91 MdR (42%) sowohl im Kaiserreich als auch in der Weimarer Republik. Die Abgeordneten üben ihr Reichstagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: 38 MdR (18%) bis unter 5 Jahre, 65 MdR (30%) 5 bis 9 Jahre, ebenso 65 MdR (30%) 10 bis 19 Jah re und 48 MdR (22%) 20 Jahre und länger. 86 MdR (40%) bewerben sich insgesamt erfolgreich um ein Landtagsmandat, und zwar 43 (20%) nur im Kaiserreich, 18 (8%) nur in der Weimarer Republik und 25 (12%) in beiden Phasen.
Die Geburtsjahrgänge erstrecken sich von 1804 bis 1884; in den 3 Jahrzehnten zwischen 1841 und 1871 sind mehr als 4 Fünftel (82%) der MdR geboren. Die Verteilung der Geburtsjahre streut relativ breit; die Geburtsjahrgangskohorte 1860-1869 dominiert wohl mit 71 MdR (33%), ist aber nur wenig stärker als die Kohorte 1850-1859 mit 61 MdR (28%). Die Kohorte 1840-1849 mit 37 MdR (17%) und die Kohorte 1870 und jünger mit 32 MdR (15%) sind ebenfalls noch quantitativ erheblich repräsentiert. Die häufigsten Geburtsjahre sind: 1869 (11 MdR; 5%), 1853 (10 MdR; 5%) sowie 1850, 1863 und 1868 (je 9 MdR; 4%). Die Sterbejahrgänge erstrecken sich fast über ein volles Jahrhundert von 1872 bis 1970; dabei häufen sich seit den 1920er Jahren erwartungsgemäß die Zahl der Todesfälle, erst nach 1945 sinkt die Zahl deutlich ab. Die häufigsten Sterbejahre sind: 1922 (9 MdR; 4%) sowie 1927, 1928, 1932 und 1939 (je 8 MdR; 4%). Das Sterbealter reicht von 32 bis 98 Jahre und beträgt durchschnittlich 68 Jahre. Die MdR sind in folgenden Ländern geboren: 110 (51%) in Preußen (5 Ostpreußen, 4 Westpreußen, 12 Berlin, 11 Brandenburg, 4 Posen, 17 Schlesien, 12 Prov. Sachsen, 4 Schleswig-Holstein, 10 Hannover, 7 Westfalen, 9 Hessen-Nassau, 15 Rheinprovinz); 40 (19%) in Sachsen (13 KH Dresden, 17 KH Leipzig, 9 KH Zwickau, 1 KH Bautzen); 20 (9%) in Bayern (2 Oberbayern, 1 Niederbayern, 4 Pfalz, 2 Oberfranken, 4 Mittelfranken, 3 Unterfranken, 4 Schwaben); 8 (4%) in Baden; je 6 (3%) in Hessen und in Elsaß-Lothringen; 5 (2%) in Württemberg (alle Neckarkreis); je 3 (l%) in Thüringen, Mecklenburg-Schwerin, Braunschweig, Lübeck und Hamburg; je 2 (l%) in Bremen und im Ausland; je 1 in Oldenburg und Waldeck. Die MdR sind u. a. in folgenden Ländern gestorben: 100 (46%) in Preußen, 26 (12%) in Sachsen, 13 (6%) in Hamburg, 11 (5%) in Bayern, 10 (5%) in Württemberg, 8 (4%) in Hessen und 6 (3%) in Baden. Insgesamt 18 MdR (8%) sterben in der Emigration (davon 5 außerhalb Europas); 1 MdR stirbt im NS-Konzentrationslager. Der ursprünglichen Konfession nach sind mind. 115 MdR (53%) evangelisch, 32 MdR (15%) katholisch, 17 MdR (8%) jüdisch und 6 MdR (3%) »andersgläubig« (in der Regel alt- bzw. deutsch-katholisch); mind. 150 MdR (69%) treten aus der Kirche aus.
Die Berufe der Väter der MdR lassen sich folgendermaßen klassifizieren: mind. 70 (32%) »Unselbständige Arbeiter« (u. a. 20 Tagelöhner, 6 Weber, 4 Tabakarbeiter, 3 Maurer, 3 Schneider, 3 Schuhmacher, 3 Eisenbahnhandwerker, 2 Fabrikarbeiter, 2 Bergarbeitern Schlosser, 2 Buchdrucker, 2 Gerber, 2 Tischler), 16 (7%) »Untere/Mittlere Angestellte/Beamte«, 66 (31%) »Selbständige« (32 Handwerksmeister – allein 7 Schneidermeister – und 3 Kleinfabrikanten, 20 Kleinhändler, 9 Bauern, 2 Gastwirte), 24 (ll%) »Bürgerliche Berufe« (9 Höhere Beamte, 3 Ärzte, 3 Pfarrer, 3 Lehrer, 4 Unternehmer/Bankiers, 2 Schriftsteller). Die MdR haben folgende Schulbildung absolviert: 129 (60%) nur die Volksschule, 87 (40%) weiterführende Schulen (darunter 3 mit Einjährigem, 3 mit Abitur, 5 mit Lehrerseminar, 14 mit Studium ohne und 27 mit Abschluß); als »Akademiker« im engeren Sinne können danach 41 MdR (19%) gelten, im weiteren Sinne (alle mit mind. Einjährigem) 52 MdR (24%). Die »erlernten« Berufe der MdR lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 15 MdR (7%) »Ungelernte Arbeiter« (u. a. 13 Tabakarbeiter), 139 MdR (64%) »Gelernte Arbeiter« (u. a. 19 Tischler, 17 Schlosser, 13 Buchdrucker, 11 Schuhmacher, 7 Weber, 6 Schneider, 5 Maurer, 4 Former, 4 Buchbinder, 4 Bildhauer), 18 MdR (8%) »Angestellte« (14 Handlungsgehilfen, 4 Bürogehilfen), 44 MdR (20%) »Bürgerliche Berufe« (u. a. 20 Schriftsteller, 10 Rechtsanwälte, 8 Lehrer, 3 Ärzte).
Die ausgeübten Berufe bei 1. Mandatsantritt lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 4 MdR (2%) »Unselbständige Arbeiter«, 47 MdR (22%) »Selbständige« (20 Handwerksmeister-/Kleinfabrikanten, 17 Kleinhändler, 10 Gastwirte), 21 MdR (10%) »Bürgerliche Berufe« (u. a. 10 Rechtsanwälte) und 144 MdR (67%) »Arbeiterbeamte« (16 Partei, 91 Parteipublizistik, 29 Gewerkschaften, 2 Genossenschaften, 6 Krankenkassen). Arbeiterbeamtenpositionen im Rahmen der Gesamtberufskarriere nehmen ein: 55 MdR (25%) bei den Gewerkschaften, 10 MdR (5%) bei den Genossenschaften, 18 MdR (8%) bei den Krankenkassen, 61 MdR (28%) bei der Partei und 135 MdR (63%) bei der Parteipublizistik.
(Hauptamtliche) Positionen im öffentlichen Dienst im Rahmen der Gesamtberufskarriere werden einnehmen: 13 MdR (6%) in der Reichsregierung, 39 MdR (18%) in der Reichsverwaltung, 28 MdR (13%) in einer Landesregierung, 23 MdR (11%) in einer Landesverwaltung, 12 MdR (6%) in einer Bezirks- und Kreisverwaltung und 18 MdR (8%) in einer Kommunalverwaltung. (Hauptamtliche/zentrale) Funktionen in anderen Verbänden/Organisationen üben aus: 46 MdR (21%). In NS-Haft werden 13 MdR (6%) verbracht; 19 MdR (5%) werden in der NS-Zeit aus Deutschland emigrieren. Nach 1945 üben noch 9 MdR (4%) eine politische Funktion in den Westzonen bzw. in der Bundesrepublik aus, davon 2 MdR (l%) als Landtagsabgeordnete. Nach 1945 üben noch 3 MdR (l%) eine politische Funktion in der SBZ bzw. DDR aus, davon 2 MdR (l%) als Landtagsabgeordnete und 1 MdR als Volkskammerabgeordneter.
1918 (Nov.) Reuß ältere Linie: Landtagsabgeordnete im Kaiserreich
  Die Gesamtzahl der SP-Abgeordneten im Landtag von Reuß ältere Linie im Kaiserreich beträgt 4. 1 MdL erhält ein Landtagsmandat nur im Kaiserreich und 3 MdL sowohl im Kaiserreich als auch in der Weimarer Republik. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: 1 MdL bis unter 5 Jahre und 3 MdL 5 bis 9 Jahre.
Die Geburtsjahre sind 1860, 1863 und 1871. Die Sterbejahre sind 1931, 1945 und 1947. Das Sterbealter reicht von 68 bis 85 Jahre und beträgt durchschnittlich 76 Jahre. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: mind. 2 in Reuß ältere Linie und 1 in Sachsen. Die MdL sind in folgenden Ländern gestorben: mind. 2 in Reuß ältere Linie und 1 in Reuß jüngere Linie.
Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 2 »Ungelernte Arbeiter« und 2 »Gelernte Arbeiter«.
Die ausgeübten Berufe der MdL bei 1. Mandatsantritt lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 1 »Unselbständiger Arbeiter«, 1 »Selbständiger« und 2 »Arbeiterbeamte« (2 Parteipublizistik). Arbeiterbeamtenpositionen im Rahmen der Gesamtberufskarriere nehmen ein: 2 MdL bei der Parteipublizistik.
(Hauptamtliche) Positionen in Politik/öffentlicher Verwaltung im Rahmen der Gesamtberufskarriere werden einnehmen: 1 MdL in der Landesregierung, 1 MdL in der Landesverwaltung und 1 MdL in der Kommunalverwaltung. Insgesamt 1 MdL übt (hauptamtliche/ zentrale) Funktionen in anderen Verbänden/Organisationen aus. In NS-Haft wird 1 MdL verbracht.
1918 (Nov.) Reuß jüngere Linie: Landtagsabgeordnete im Kaiserreich
  Die Gesamtzahl der SP-Abgeordneten im Landtag von Reuß jüngere Linie im Kaiserreich betragt 11 (100%). 6 MdL (55%) erhalten ein Landtagsmandat nur im Kaiserreich und 5 MdL (45%) sowohl im Kaiserreich als auch in der Weimarer Republik. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: 6 MdL (55%) bis unter 5 Jahre, 3 MdL (27%) 5 bis 9 Jahre und 2 MdL (18%) 20 Jah re und länger. 2 MdL (I8%)fun gieren auch als Reichstagskandidaten, und zwar 1 (9%) nur im Kaiserreich und 1 (9%) sowohl im Kaiserreich als auch in der Weimarer Republik.
Die Geburtsjahrgänge erstrecken sich von 1836 bis 1876; 1850 ist mit 3 MdL (27%) das häufigste Geburtsjahr. Die Sterbejahrgänge erstrecken sich von 1896 bis 1934; kein Sterbejahr ist mit mehr als 1 Fall repräsentiert. Das Sterbealter reicht von 46 bis 78 Jahre und beträgt durchschnittlich 64 Jahre. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: mind. 3 (27%) in Reuß jüngere Linie, 3 (27%) im übrigen Thüringen, je 2 (18%) in Preußen und Sachsen. Die MdL sind in folgenden Ländern gestorben: mind. 6 (55%) in Reuß jüngere Linie und 1 (9%) in Sachsen. Der ursprünglichen Konfession nach sind mind. 6 MdL (55%) evangelisch; insgesamt treten mind. 2 MdL (18%) aus der Kirche aus.
Die Berufe der Väter der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: mind. 3 (27%) »Unselbständige Arbeiter« und 4 (36%) »Selbständige« (u. a. 2 Webermeister). Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: mind. 10 (91%) »Gelernte Arbeiter« (u. a. 4 Weber, 2 Schuhmacher).
Die ausgeübten Berufe der MdL bei 1. Mandatsantritt lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 4 (36%) »Selbständige« (u.a. 2 Gastwirte) , 6 (55%) »Arbeiterbeamte« (4 Parteipublizistik, 2 Gewerkschaften) und 1 (9%) »Ohne Beruf«. Arbeiterbeamtenpositionen im Rahmen der Gesamtberufskarriere nehmen ein: 3 MdL (27%) bei den Gewerkschaften, 2 MdL (18%) bei der Partei und 7 MdL (64%) bei der Parteipublizistik.
(Hauptamtliche) Positionen in Politik/öffentlicher Verwaltung im Rahmen der Gesamtberufskarriere werden einnehmen: 2 MdL (18%) in der Landesregierung, 4 MdL (36%) in der Landesverwaltung, 1 MdL (9%) in der Bezirks- und Kreisverwaltung und 2 MdL (18%) in der Kommunalverwaltung. Insgesamt 2 MdL (18%) üben (hauptamtliche/zentrale) Funktionen in anderen Verbänden/Organisationen aus.
1918 (Nov.) Sachsen: Landtagsabgeordnete im Kaiserreich
  Die Gesamtzahl der SP-Abgeordneten im sächsischen Landtag im Kaiserreich beträgt 48 (100%). 26 MdL (54%) erhalten ein Landtagsmandat nur im Kaiserreich und 22 MdL (46%) sowohl im Kaiserreich als auch in der Weimarer Republik. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: 10 MdL (21%) bis unter 5 Jahre, 9 MdL (19%) 5 bis 9 Jahre, 27 MdL (56%) 10 bis 19 Jahre und 2 MdL (4%) 20 Jahre und länger. 25 MdL (52%) fungieren auch als Reichstagskandidaten, und zwar 18 (38%) nur im Kaiserreich, 4 (8%) nur in der Weimarer Republik und 3 (6%) sowohl im Kaiserreich als auch in der Weimarer Republik. 18 MdL (38%) bewerben sich erfolgreich um ein Reichstagsmandat, und zwar 14 (29%) nur im Kaiserreich, 2 (4%) nur in der Weimarer Republik und 2 (4%) in beiden Phasen.
Die GeburtsJahrgänge erstrecken sich von 1824 bis 1878; die Geburtsjahrgangskohorte 1866-1872 dominiert leicht mit 15 MdL (35%); 1853, 1866 und 1867 sind mit jeweils 3 MdL (6%) die häufigsten Geburtsjahre. Die Sterbejahrgänge erstrecken sich von 1900 bis 1960; 1913, 1922 und 1931 sind mit je 3 MdL (6%) die häufigsten Sterbejahre. Das Sterbealter reicht von 37 bis 94 Jahre und beträgt durchschnittlich 68 Jahre. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: mind. 32 MdL (67%) in Sachsen (9 KH Dresden, 7 KH Leipzig, 15 KH Zwickau, 1 KH Bautzen), 7 (15%) in Preußen, 3 (6%) in Bayern, je 1 (2%) in Baden und Hessen. In Sachsen selbst sind mind. 30 MdL (63%) verstorben; von den übrigen MdL fällt u. a. 1 (2%) als Soldat im 1. Weltkrieg. Der ursprünglichen Konfession nach sind mind. 28 MdL (58%) evangel iscn und 4 MdL (8%) katholisch; insgesamt treten mind. 23 MdL (48%) aus der Kirche aus.
Die Berufe der Väter der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: mind. 21 (44%) »Unselbständige Arbeiter« (u. a. 3 Weber, 2 Maurer), 5 (10%) »Selbständige« und 3 (6%) »Bürgerliche Berufe«. Die MdL haben folgende Schulbildung absolviert: mind. 33 (69%) nur die Volksschule und 4 (8%) weiterführende Schulen (darunter 1 mit Abitur, 1 mit Studium ohne und 2 mit Abschluß). Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: mind. 7 (15%) »Ungelernte Arbeiter« (u. a. 4 Tabakarbeiter, 2 Bergarbeiter), 34 (71%) »Gelernte Arbeiter« (u. a. 6 Weber, 5 Buchdrucker, 4 Tischler, 2 Maurer, 2 Töpfer, 2 Drechsler, 2 Schlosser), 2 (4%) »Angestellte« und 3 (6%) »Bürgerliche Berufe« (u. a. 2 Rechtsanwälte).
Die ausgeübten Berufe der MdL bei 1. Mandatsantritt lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 2 (4%) »Unselbständige Arbeiter«, 1 (2%) »Unterer/Mittlerer Angestellter«, 12 (25%) »Selbständige« (7 Handwerksmeister/Kleinfabrikanten, 3 Kleinhändler, 2 Gastwirte), 2 (4%) »Bürgerliche Berufe« (2 Rechtsanwälte) und 31 (65%) »Arbeiterb eamte« (2 Partei, 13 Partei-publizistik, 6 Gewerkschaften, 7 Genossenschaften, 3 Krankenkassen). Arbeiterbeamtenpositionen im Rahmen der Gesamtberufskarriere nehmen ein: 6 MdL (13%) bei der Partei, 17 MdL (35%) bei der Parteipublizistik, 9 MdL (18%) bei den Gewerkschaften, 7 MdL (15%) bei den Genossenschaften, 3 MdL (6%) bei den Krankenkassen.
(Hauptamtliche) Positionen in Politik/öffentlicher Verwaltung im Rahmen der Gesamtberufskarriere nehmen ein: 2 MdL (4%) in der Reichsverwaltung, 6 MdL (13%) in der Landesregierung, 4 (8%) in der Landesverwaltung, 2 (4%) in der Bezirks- und Kreisverwaltung und 5 MdL (10%) in der Kommunalverwaltung. Insgesamt 13 MdL (27%) üben (hauptamtliche/ zentrale) Funktionen in anderen Verbänden/Organisationen aus. Nach 1945 übt noch 1 MdL (2%) eine politische Funktion in den Westzonen bzw. in der Bundesrepublik aus.
1918 (Nov.) Sachsen-Altenburg: Landtagsabgeordnete im Kaiserreich
  Die Gesamtzahl der SP-Abgeordneten im sachsen-altenburgischen Landtag im Kaiserreich beträgt 15 (100%). 8 MdL (53%) erhalten ein Landtagsmandat nur im Kaiserreich und 7 MdL (47%) sowohl im Kaiserreich als auch in der Weimarer Republik. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: 2 MdL (13%) unter 5 Jahre, 5 MdL (33%) 5 bis 9 Jahre, 7 MdL (47%) 10 bis 19 Jahre und 1 MdL (7%) 20 Jahre und länger. 4 MdL (27%) fungieren auch als Reichstagskandidaten, und zwar 3 (20%) nur im Kaiserreich und 1 (7%) nur in der Weimarer Republik. 2 MdL (13%) bewerben sich erfolgreich um ein Reichstagsmandat, und zwar 1 (7%) nur im Kaiserreich und 1 (7%) in beiden Phasen.
Die Geburtsjahrgänge erstrecken sich von 1832 bis 1882; kein Geburtsjahr ist mit mehr als 1 Fall repräsentiert. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: mind. 5 (33%) in Sachsen- Altenburg, 4 (27%) in Sachsen und je 1 (6%) in Preußen, Elsaß-Lothringen und im übrigen Thüringen.
Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: mind. 2 (13%) »Ungelernte Arbeiter« und 11 (73%) »Gelernte Arbeiter« (u. a. 4 Porzellanmaler, 2 Müller).
Die ausgeübten Berufe bei 1. Mandatsantritt lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 3 i (20%) »Unselbständige Arbeiter«, 3 (20%) »Selbständige« (u. a. Kleinhändler) und 9 (60%) »Arbeiterbeamte« (3 Parteipublizistik, 4 Gewerkschaften, 2 Genossenschaften). Arbeiterbeamtenpositionen im Rahmen der Gesamtberufskarriere nehmen ein: 4 MdL (27%) bei den Gewerkschaften, 4 MdL (27%) bei den Genossensch aften, 2 MdL (13%) bei der Partei und 4 MdL (27%) bei der Parteipublizistik.
(Hauptamtliche) Positionen in Politik/öffentlicher Verwaltung im Rahmen der Gesamtberufskarriere werden einnehmen: 2 MdL (13%) in der Landesregierung, 2 MdL (13%) in der Landesverwaltung und 2 MdL (13%) in der Kommunalverwaltung. Insgesamt 2 MdL (13%) üben (hauptamtliche/zentrale) Funktionen in anderen Verbänden/Organisationen aus.
1918 (Nov.) Sachsen-Coburg-Gotha: Landtagsabgeordnete im Kaiserreich
  Die Gesamtzahl der SP-Abgeordneten im sachsen-coburg-gothaer Landtag im Kaiserreich beträgt 17 (100%). 9 MdL (53%) erhalten ein Landtagsmandat nur im Kaiserreich und 8 MdL (47%) sowohl im Kaiserreich als auch in der Weimarer Republik. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: 5 MdL (29%) bis unter 5 Jahre, 5 MdL (29%) 5 bis 9 Jahre, 5 MdL (29%) 10 bis 19 Jahre und 2 MdL (12%) 20 Jahre und länger. 3 MdL (18%) fungieren auch als Reichstagskandidaten, und zwar nur im Kaiserreich. 1 MdL (6%) bewirbt sich erfolgreich um ein Reichstagsmandat, und zwar sowohl im Kaiserreich als auch in der Weimarer Republik.
Die Geburtsjahrgänge erstrecken sich von 1846 bis 1878; 1846, 1859, und 1866 sind mit jeweils 2 MdL (12%) die häufigsten Geburtsjahre. Die Sterbejahrgänge erstrecken sich von 1918 bis 1948; kein Sterbejahr ist mit mehr als 1 Fall repräsentiert. Das Sterbealter reicht von 40 bis 85 Jahre und beträgt durchschnittlich 71 Jahre. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: mind. 3 (18%) in Sachsen- Coburg-Gotha, 5 (29%) in Preußen, 3 (18%) im übrigen Thüringen, je 1 (6%) in Bayern und Sachsen. Die MdL sind in folgenden Ländern gestorben: mind. 7 (41%) in Sachsen-Coburg-Gotha, je 1 (6%) in Württemberg und im Ausland; 1 MdL (6%) fällt als Soldat im 1. Weltkrieg.
Die MdL haben folgende Schulbildung absolviert: mind. 10 (59%) nur die Volksschule und 1 (6%) weiterführende Schulen. Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: mind. 15 (88%) »Gelernte Arbeiter« (u.a. 3 Schneider, 2 Porzellanformer, 2 Drechsler, 2 Schuhmacher).
Die ausgeübten Berufe der MdL bei 1. Mandatsantritt lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 4 (24%) »Unselbständige Arbeiter«, 5 (29%) »Selbständige« (u. a. 2 Handwerksmeister, 2 Kleinhändler), 7 (41%) »Arbeiterbeamte« (5 Parteipublizistik, 2 Krankenkassen) und 1 (6%) »Ohne Beruf«. Arbeiterbeamtenpositionen im Rahmen der Gesamtberufskarriere nehmen ein: 5 MdL (29%) bei den Gewerkschaften, 1 MdL (6%) bei den Genossenschaften, 4 MdL (24%) bei den Krankenkassen, 2 MdL (12%) bei der Partei und 5 MdL (29%) bei der Parteipublizistik.
(Hauptamtliche) Positionen in Politik/öffentlicher Verwaltung im Rahmen der Gesamtberufskarriere werden einnehmen: 2 MdL (12%) in der Landesregierung, 1 MdL (6%) in der Landesverwaltung und 1 MdL (6%) in der Kommunalverwaltung. Insgesamt 3 MdL (18%) üben (hauptamtliche/zentrale) Funktionen in anderen Verbänden/Organisationen aus. 1 MdL (6%) emigriert in der NS-Zeit. Nach 1945 übt noch 1 MdL (6%) eine politische Funktion in der SBZ bzw. DDR aus.
1918 (Nov.) Sachsen-Meiningen: Landtagsabgeordnete im Kaiserreich
  Die Gesamtzahl der SP-Abgeordneten im sachsen-meiningschen Landtag im Kaiserreich beträgt 16 (100%). 8 MdL (50%) erhalten ein Landtagsmandat nur im Kaiserreich und ebenfalls 8 MdL (50%) sowohl im Kaiserreich als auch in der Weimarer Republik. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: 4 MdL (25%) unter 5 Jahre, 3 MdL (19%) 5 bis 9 Jahre, 7 MdL (44%) 10 bis 19 Jahre und 2 MdL (13%) 20 Jahre und länger. 6 MdL (38%) fungieren auch als Reichstagskandidaten, und zwar 4 (25%) nur im Kaiserreich, 1 (6%) nur in der Weimarer Republik und 1 (6%) sowohl im Kaiserreich als auch in der Weimarer Republik. 2 MdL (13%) bewerben sich erfolgreich um ein Reichstagsmandat, und zwar 1 (6%) nur im Kaiserreich und 1 (6%) in beiden Phasen.
Die Geburtsjahrgänge erstrecken sich von 1852 bis 1881; 1878 ist mit 2 MdL (13%) das häufigste Geburtsjahr. Die Sterbejahrgänge erstrecken sich von 1911 bis 1963; 1913 ist mit 2 MdL (13%) das häufigste Sterbejahr. Das Sterbealter reicht von 36 bis 85 Jahre und beträgt durchschnittlich 64 Jahre. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: mind. 7 (44%) in Sachsen-Meiningen, je 2 (13%) in Preußen und Sachsen und je 1 (6%) in Bayern und im übrigen Thüringen. Die MdL sind in folgenden Ländern gestorben: mind. 6 (38%) in Sachsen-Meiningen, 3 (19%) in Preußen, je 1 (6%) in Bayern, Baden und dem übrigen Thüringen; 1 (6%) stirbt als Soldat im Ersten Weltkrieg.
Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: mind. 4 (25%) »Ungelernte Arbeiter« (u. a. 3 Tabakarbeiter), 8 (50%) »Gelernte Arbeiter« (u. a. 2 Porzellanmaler) und 1 (6%) »Angestellter«.
Die ausgeübten Berufe bei 1. Mandatsantritt lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 2 (13%) »Unselbständige Arbeiter«, 8 (50%) »Selbständige« (5 Handwerksmeister/Kleinfabrikanten, 3 Kleinhändler) und 6 (38%) »Arbeiterbeamte« (3 Parteipublizistik, 2 Gewerkschaften, 1 Genossenschaften). Arbeiterbeamtenpositionen im Rahmen der Gesamtberufskarriere nehmen ein: 2 MdL (13%) bei den Gewerkschaften, 4 MdL (25%) bei den Genossenschaften, 3 MdL (19%) bei der Partei und 4 MdL (25%) bei der Parteipublizistik.
(Hauptamtliche) Positionen in Politik/öffentlicher Verwaltung im Rahmen der Gesamtberufskarriere werden einnehmen: 3 MdL (19%) in der Landesregierung, 2 MdL (13%) in der Landesverwaltung, 1 MdL (6%) in der Bezirks- und Kreisverwaltung und 1 MdL (6%) in der Kommunalverwaltung. 1 MdL (6%) übt eine (hauptamtlich/zentrale) Funktion in anderen Verbänden/Organisationen aus. Nach 1945 übt noch 1 MdL (6%) eine politische Funktion in den Westzonen bzw. in der Bundesrepublik aus.
1918 (Nov.) Sachsen-Weimar: Landtagsabgeordnete im Kaiserreich
  Die Gesamtzahl der SP-Abgeordneten im Sachsen-Weimarer Landtag im Kaiserreich beträgt 7. 3 MdL erhalten ein Landtagsmandat nur im Kaiserreich und 4 MdL sowohl im Kaiserreich als auch in der Weimarer Republik. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: 1 MdL bis unter 5 Jahre, 2 MdL 5 bis 9 Jahre, 2 MdL 10 bis 19 Jahre und 2 MdL 20 Jahre und länger. 2 MdL fungieren auch als Reichstagskandidaten, und zwar 1 nur im Kaiserreich und 1 sowohl im Kaiserreich als auch in der Weimarer Republik. 2 MdL bewerben sich erfolgreich um ein Reichstagsmandat, und zwar 1 nur im Kaiserreich und 1 sowohl im Kaiserreich als auch in der Weimarer Republik.
Die Geburtsjahrgänge erstrecken sich von 1839 bis 1873; 1860 ist mit 3 MdL das häufigste Geburtsjahr. Die Sterbejahrgänge erstrecken sich von 1905 bis 1942; kein Sterbejahr ist mit mehr als 1 Fall repräsentiert. Das Sterbealter reicht von 51 bis 82 Jahre und beträgt durchschnittlich 69 Jahre. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: 2 in Sachsen-Weimar und 5 in Preußen. Die MdL sind in folgenden Ländern gestorben: mind. 4 in Sachsen-Weimar, je 1 in Preußen und im übrigen Thüringen.
Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: mind. 5 »Gelernte Arbeiter«.
Die ausgeübten Berufe der MdL bei 1. Mandatsantritt lassen sich folgendermaßen klassifizieren: mind. 3 »Selbständige« und 3 »Arbeiterbeamte« (l Partei, 1 Parteipublizistik, 1 Genossenschaften). Arbeiterbeamtenpositionen im Rahmen der Gesamtberufskarriere nehmen ein: 1 MdL bei den Genossenschaften, 1 MdL bei der Partei und 3 MdL bei der Parteipublizistik.
(Hauptamtliche) Positionen in Politik/öffentlicher Verwaltung im Rahmen der Gesamtberufskarriere werden einnehmen: 1 MdL in der Landesregierung, 2 MdL in der Landesverwaltung und 1 MdL in der Kommunalverwaltung. Insgesamt 2 MdL üben (hauptamtliche/ zentrale) Funktionen in anderen Verbänden/Organisationen aus. In NS-Haft wird 1 MdL verbracht.
1918 (Nov.) Schaumburg-Lippe: Landtagsabgeordnete im Kaiserreich
  Die Gesamtzahl der SP-Abgeordneten im schaumburg-lippischen Landtag im Kaiserreich beträgt nur 1 (Heinrich Lorenz). Lorenz erhält ein Landtagsmandat sowohl im Kaiserreich als auch in der Weimarer Republik. Er übt sein Landtagsmandat über ca. 18 Jahre aus (mehrfach unterbrochen durch seine Regierungsmitgliedschaft). Lorenz fungiert in der Weimarer Republik auch als (erfolgloser) Reichstagskandidat. 1870 geboren und 1947 verstorben, wird er fast 77 Jahre alt. Lorenz, als Sohn eines Försters im benachbarten Hessen-Nassau geboren, verstirbt in Schaumburg-Lippe. Er gehört der evangelischen Kirche an; nach dem Besuch der Volksschule erlernt er das Glasmacherhandwerk. Bei Eintritt in den Landtag betreibt er eine Gastwirtschaft. In der Weimarer Republik (mit nur kurzer Unterbrechung) und nach 1945 gehört er der Landesregierung an.
1918 (Nov.) Schwarzburg-Rudolstadt: Landtagsabgeordnete im Kaiserreich
  Die Gesamtzahl der SP-Abgeordneten im schwarzburg-rudolstädter Landtag im Kaiserreich beträgt 18 (100%). 10 MdL (56%) erhalten ein Landtagsmandat nur im Kaiserreich und 8 MdL (44%) sowohl im Kaiserreich als auch in der Weimarer Republik. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: 5 MdL (28%) bis unter 5 Jahre, 7 MdL (39%) 5 bis 9 Jahre, 5 MdL (28%) 10 bis 19 Jahre und 1 MdL (6%) 20 Jahre und länger. 2 MdL (ll%) fungieren auch als Reichstagskandidaten, und zwar nur in der Weimarer Republik. Die Sterbejahrgänge erstrecken sich von 1885 bis 1950; 1919 und 1935 sind mit je 2 MdL (ll%) die häufigsten Sterbejahre. Das Sterbealter reicht von 41 bis 80 Jahre und beträgt durchschnittlich 66 Jahre. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: 15 (83%) in Schwarzburg-Rudolstadt, 2 (ll%) im übrigen Thüringen und 1 (5%) in Sachsen. Der ursprünglichen Konfession nach sind alle 18 (100%) MdL evangelisch; insgesamt treten mindestens 3 (16%) MdL aus der Kirche aus. Die Berufe der Väter der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: mind. 13 (72%) »unselbständige Arbeiter« (u. a. 7 Hand- und Fabrikarbeiter, 2 Knopfmacher), 2 (ll%) »untere/mittlere Angestellte/Beamte« und 2 (ll%) »Selbständige«. Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: mind. 17 (94%) »Gelernte Arbeiter« (u. a. 7 Knopfmacher, 4 Tischler, 2 Porzellanformer).
Die ausgeübten Berufe der MdL bei 1. Mandatsantritt lassen sich folgendermaßen klassifizieren: mind. 10 (63%) »Unselbständige Arbeiter«, 2 (11%) »Selbständige«, 1 (6%) »Unterer/ Mittlerer Angestellter/Beamter« und 3 (17%) »Arbeiterbeamte« (l Gewerkschaften, 2 Genossenschaften). Arbeiterbeamtenpositionen im Rahmen der Gesamtberufskarriere nehmen ein: 1 MdL (6%) bei den Gewerkschaften, 7 MdL (39%) bei den Genossenschaften, 2 MdL (ll%) bei der Partei und 1 MdL (6%) bei der Parteipublizistik.
(Hauptamtliche) Positionen in Politik/öffentlicher Verwaltung im Rahmen der Gesamtberufskarriere werden einnehmen: 2 MdL (ll%) in der Landesregierung, 3 MdL (17%) in der Landesverwaltung und 4 MdL (22%) in der Kommunalverwaltung. Insgesamt 1 MdL (6%) übt (hauptamtliche/zentrale) Funktionen in anderen Verbänden/Organisationen aus.
1918 (Nov.) Schwarzburg-Sondershausen: Landtagsabgeordnete im Kaiserreich
  Die Gesamtzahl der SP-Abgeordneten im schwarzburg-sondershausener Landtag im Kaiserreich beträgt nur 1 (Wilhelm Bärwinkel). Bärwinkel erhält sein Mandat sowohl im Kaiserreich als auch in der Weimarer Republik. Er übt sein Mandat insgesamt 11 Jahre aus. Bärwinkel fungiert in der Weimarer Republik auch als (erfolgloser) Reichstagskandidat. 1880 in Schwarzburg-Sondershausen geboren, lebt Bärwinkel noch mindestens bis 1945 in Thüringen. Nach dem Besuch der Volksschule erlernt er das Kürschnerhandwerk. Bei Eintritt in den Landtag ist er als »Arbeiterbeamter« (Arbeitersekretär) beschäftigt. In der Weimarer Republik ist Bärwinkel Mitglied der Landesregierung und anschließend in der Landesverwaltung, später in der Kommunalverwaltung tätig.
1918 (Nov.) Württemberg: Landtagsabgeordnete im Kaiserreich
  Die Gesamtzahl der SP-Abgeordneten im württembergischen Landtag im Kaiserreich beträgt 28 (100%). 10 MdL (36%) erhalten ein Landtagsmandat nur im Kaiserreich und 18 MdL (64%) sowohl im Kaiserreich als auch in der Weimarer Republik. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: 3 MdL (ll%) unter 5 Jahre, 7 MdL (25%) 5 bis 9 Jahre, 14 MdL (50%) 10 bis 19 Jahre und 4 MdL (14%) 20 Jahre und länger. 21 MdL (75%) fungieren auch als Reichstagskandidaten, und zwar 13 (46%) nur im Kaiserreich, 4 (14%) nur in der Weimarer Republik und 4 (14%) sowohl im Kaiserreich als auch in der Weimarer Republik. 8 MdL (29%) bewerben sich erfol greich um ein Reichstagsmandat, und zwar 4 (14%) nur im Kaiserreich, 1 (4%) nur in der Weimarer Republik und 3 (ll%) in beiden Phasen.
Die Geburtsjahrgänge erstrecken sich von 1840 bis 1879; die Geburtsjahrgangskohorte 1864-1873 dominiert mit 14 MdL (50%), 1867 ist mit 4 MdL (14%) das häufigste Geburtsjahr. Die Sterbejahrgänge erstrecken sich von 1896 bis 1968; 1919, 1932, 1939 und 1944 sind mit jeweils 2 MdL (7%) die häufigsten Sterbejahre. Das Sterbealter reicht von 43 bis 98 Jahre und beträgt durchschnittlich 71 Jahre. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: mind. 15 (54%) in Württemberg (6 Neckarkreis, 2 Schwarzwaldkreis, 3 Jagstkreis, 4 Donaukreis), 7 (25%) in Preußen, 3 (11%) in Bayern, 2 (7%) im Ausland und 1 (4%) in Sachsen. Die MdL sind in folgenden Ländern gestorben: mind. 22 (79%) in Württemberg, 2 (7%) in Hamburg, 1 (4%) in Preußen; je 1 (4%) stirbt in der Emigration bzw. als Soldat im Ersten Weltkrieg. Der ursprünglichen Konfession nach sind mind. 14 MdL (50%) evangelisch, 7 MdL (25%) katholisch und 1 MdL (4%) jüdisch; insgesamt treten mind. 4 MdL (14%) aus der Kirche aus.
Die Berufe der Väter der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: mind. 2 (7%) »Ungelernte Arbeiter«, 6 (21%) »Unselbständige Gelernte Arbeiter« (u. a. 3 Tischler, 2 Weber), 2 (7%) »Untere/Mittlere Angestellte/Beamte«, 4 (14%) »Selbständige« (l Landwirt, 3 Handwerksmeister) und 2 (7%) »Bürgerliche Berufe«. Die MdL haben folgende Schulbildung absolviert: 19 (68%) nur Volksschule und 9 (32%) weiterführende Schulen (darunter 2 mit Universitätsabschluß). Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 25 (89%) »Gelernte Arbeiter« (u. a. 6 Buchdrucker, 5 Tischler, 3 Handschuhmacher, 2 Gerber, 2 Drechsler), 1 (4%) »Angestellter« und 2 (7%) »Bürgerliche Berufe«.
Die ausgeübten Berufe bei 1. Mandatsantritt lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 2 (7%) »Unselbständige Arbeiter«, 5 (18%) »Selbständige« (3 Handwerksmeister/Kleinfabrikanten, 2 Gastwirte), 1 (4%) »Bürgerlicher Beruf« und 20 (71%) »Arbeiterbeamte« (2 Partei, 8 Parteipublizistik, 5 Gewerkschaften, 3 Genossenschaften, 2 Krankenkassen). Arbeiterbeamtenpositionen im Rahmen der Gesamtberufskarriere nehmen ein: 8 MdL (29%) bei den Gewerkschaften, 3 MdL (11%) bei den Genossenschaften, 4 MdL (14%) bei den Krankenkassen, 8 MdL (29%) bei der Partei und 12 MdL (43%) bei der Parteipublizistik.
(Hauptamtliche) Positionen in Politik/öffentlicher Verwaltung im Rahmen der Gesamtberufskarriere werden einnehmen: 4 MdL (14%) in der Reichsverwaltung, 3 MdL (11%) in der Landesregierung, 4 MdL (14%) in der Landesverwaltung und 1 MdL (4%) in der Kommunalverwaltung. Weitere 3 MdL (11%) üben hauptamtliche Funktionen in anderen Verbänden/ Organisationen aus. In NS-Haft werden 2 MdL (7%) verbracht; 1 MdL (4%) emigriert in der NS-Zeit. Nach 1945 üben noch 3 MdL (11%) eine politische Funktion in den Westzonen bzw. in der Bundesrepublik aus, davon 2 MdL erneut als Landtagsabgeordnete.


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a) Chronik: Dezember 1918 – Juni 1933

1918 (Dez. 15) Anhalt (→ 1920 Juni)
  Bei den Wahlen zur konstituierenden Landesversammlung wird zum ersten Mal das allgemeine, gleiche, geheime und direkte Proportionalwahlsystem angewandt; gegenüber dem bisherigen restriktiven Zweiklassen-Männerwahlrecht vervielfacht sich die Zahl der Wahlberechtigten. Der USP gelingt es im Vorfeld der Wahl nicht, die erforderliche Anzahl von Unterschriften für das Aufstellen einer eigenen Landesliste herbeizubringen, und kann daher zur Wahl nicht mit eigenen Kandidaten antreten. Die MSP erringt mit einem Stimmenanteil von 58,0% und dem Gewinn von 22 Mandaten (von 36) einen beeindruckenden Wahlsieg. Bei insgesamt 6 Landtagswahlen in der Weimarer Republik ist dies das beste SP-Wahlergebnis. Im Vergleich mit der letzten Reichstagswahl 1912 (46,2%) legt die SP mit 11,8% noch einmal deutlich zu; im Vergleich mit der letzten Landtagswahl 1908 (Mandatsanteil: 2,8%) steigert sich die SP um 55,2% bzw. um 21 Mandate (bei gleichbleibender Mandatsgesamtzahl)! Im Vergleich mit den 5 Wochen später stattfindenden Wahlen zur Deutschen Nationalversammlung sind die Landtagswahlergebnisse etwas schlechter (NV: 59,5%; Differenz: 1,5%). Weit vor der Deutschen Demokratischen Partei (12 Mandate) stellt die SP die stärkste Fraktion. Weder für die MSP noch für die anderen Parteien werden zunächst Frauen in den Landtag gewählt; erst mit Marie Kettmann, Hausfrau aus Roßlau, zieht im Dezember 1919 als MSP-Nachrückerin die erste Frau in den Landtag ein. Der akademisch gebildete Schriftsteller und Parteiredakteur Heinrich Peus (u. a. schon im Kaiserreich MdL Anhalt und MdR für den Wahlkreis Potsdam 8) wird als erster Sozialdemokrat zum Landtagspräsidenten in Anhalt gewählt. Schon vor der Wahl hat sich am 14. November 1918 unter Führung der MSP eine Koalitionsregierung von MSP und Deutscher Demokratischer Partei gebildet; diese Koalition wird bis 1924 bestehen bleiben. Erster sozialdemokratischer Regierungschef (Vorsitzender des Staatsrates) wird der Rechtsanwalt Wolfgang Heine, der bisher den Wahlkreis Anhalt 1 (Dessau-Zerbst) im Reichstag vertreten, aber nicht für die Landesversammlung kandidiert hat; Heine fungiert bis zu seinem Rücktritt als anhaltinischer Staatsratsvorsitzender im Juli 1919 gleichzeitig (eine wohl außergewöhnliche Konstellation!) als Preußischer Justiz- bzw. Innenminister. Am 23. Juli 1919 wird als Heines Nachfolger der gelernte Schriftsetzer und derzeitige Geschäftsführer des Dessauer Parteiverlags Heinrich Deist gewählt. Die konstituierende Landesversammlung bleibt auch nach Verabschiedung der Verfassung im Juli 1919 weiterhin bestehen.
Bis zur nächsten Landtagswahl scheiden 4 MdL vorzeitig aus und 4 MdL treten nachträglich ein. Die »SP-Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 26 MdL (100%), darunter befindet sich 1 (4%) Frau. 25 MdL (96%) werden zum ersten Mal in den Landtag gewählt. Mind. 9 (35%) MdL sind nicht in Anhalt geboren. Der ursprünglichen Konfession nach sind – soweit bekannt – fast alle MdL evangelisch. Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: mind. 1 (4%) »Ungelernter Arbeiter«, 17 (65%) »Gelernte Arbeiter« (u. a. 3 Schlosser, 3 Buchdrucker) und 1 (4%) »Bürgerlicher Beruf«. Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 2 (8%) »Unselbständige Arbeiter«, 2 (8%) »Untere/Mittlere Angestellte/Beamte«, 3 (12%) »Selbständige«, 4 (15%) »Politische Beamte« (l Länder, 3 Kommunen), 13 (50%) »Arbeiterbeamte« (2 Partei, 4 Parteipublizistik, 3 Gewerkschaften, 2 Genossenschaften, 2 Krankenkassen) und 2 (8%) »Ohne Beruf«. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: 12 MdL (46%) bis unter 5 Jahre, 4 MdL (15%) 5 bis 9 Jahre, 9 MdL (35%) 10 bis 19 Jahre und 1 MdL (4%) 20 Jahre und länger.
1918 (Dez. 15) Mecklenburg-Strelitz (→ 1919 März)
  Zeitgleich mit Anhalt finden in Mecklenburg-Strelitz die Wahlen zur »Verfassunggebenden Versammlung« statt; dies sind die ersten Landtagswahlen in Mecklenburg-Strelitz überhaupt. Das Wahlrecht enthält – wie auch kurze Zeit später ähnlich in Braunschweig und Hamburg -bei dieser ersten Wahl eine Sonderbestimmung, die allen seit dem 1. Juli 1918 im Lande wohnenden Ausländern das aktive (nicht das passive) Wahlrecht einräumt. Mecklenburg-Strelitz, Braunschweig und Hamburg sind damit ihrer Zeit Jahrzehnte voraus und dürften wohl lange Zeit die einzigen Länder in Europa gewesen sein, die ein Ausländerwahlrecht praktiziert haben! Die USP beteiligt sich nicht mit eigenen Kandidaten an der Wahl; die USP wird im Lande auch später nur eine unbedeutende Rolle spielen. Die MSP erhält einen Stimmenanteil von 50,2% und gewinnt damit 21 Mandate (von 42), d. h. genau die Hälfte aller Mandate. Bei insgesamt 7 Landtagswahlen in der Weimarer Republik ist dies das beste SP-Wahlergebnis. Im Vergleich mit der letzten Reichstagswahl 1912 (30,7%) gewinnt die SP mit 19,5% besonders stark hinzu. Im Vergleich mit den 5 Wochen später stattfindenden Wahlen zur Deutschen Nationalversammlung sind die Landtagswahlergebnisse etwas besser (NV: 49,0%; Differenz: 1,2%). Die MSP stellt mit 21 Abgeordneten (von 42) die mit Abstand größte Fraktion vor der Deutschen Demokratischen Partei (18). Unter den MSP-Abgeordneten befindet sich eine Frau: die Hausfrau Erna Weiland aus Fürstenberg; Frau Weiland ist die erste und für eine Woche auch die einzige deutsche Parlamentarierin in einem Reichs-und Landtag überhaupt. Schon vor der Wahl hat sich am 11. November 1918 unter Führung der Deutschdemokraten ein Staatsministerium gebildet; der Regierungskoalition gehören die Deutsche Demokratische Partei, die Deutsche Volkspartei und die MSP an. Am 7. Januar 1919 wird diese Regierungskoalition nun unter Führung der MSP fortgesetzt; erster sozialdemokratischer Regierungschef (Vorsitzender des Staatsministeriums) wird der gelernte Schriftsetzer und derzeitige Vorsitzende der Landeszentrale der AuS-Räte Hans Krüger (seit 1918 Staatsminister, seit 1919 MdR). Nach Verabsch iedung der (vorläufigen) Verfassung im Januar 1919 löst sich die verfassunggebende Versammlung auf.
Bis zur nächsten Landtagswahl ergeben sich keine Mandatsveränderungen. Die »SP-Gesamt-fraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 21 MdL (100%), darunter befindet sich 1 rrau (5%). Alle 21 MdL (100%) werden zum ersten Mal in den Landtag gewählt. Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: mind. 3 (14%) »Ungelernte Arbeiter«, 12 (57%) »Gelernte Arbeiter« (u. a. 3 Maurer) und 1 (5%) »Angestellter«. Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 9 (43%) »Unselbständige Arbeiter«, 6 (29%) »Selbständige« (u. a. 5 Kleinfabrikanten/Handwerksmeister), 2 (10%) »Politische Beamte« (l Länder, 1 Bezirke/Kreise), 2 (10%) »Arbeiterbeamte« (l Gewerkschaften, 1 Genossenschaften) und 2 (10%) »Ohne Beruf«. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: 18 MdL (82%) bis unter 5 Jahre, 2 MdL (10%) 5 bis 9 Jahre und 1 MdL (5%) 10 bis 19 Jahre.
1918 (Dez. 22) Braunschweig (→ 1920 Mai)
  Bei den Wahlen zur Landesversammlung wird zum ersten Mal das allgemeine, gleiche, geheime und direkte Proportionalwahlsystem angewandt; gegenüber dem berufsständischen bzw. allgemeinen Dreiklassen-Männerwahlrecht vervielfacht sich die Zahl der Wahlberechtigten. Hinzu kommt – wie zuvor schon in Mecklenburg-Strelitz und später in Hamburg – noch eine nur für diese erste Wahl gültige Sonderbestimmung, die allen in Braunschweig wohnenden Ausländern (ohne Mindestzeit des Aufenthaltes) das aktive (nicht das passive) Wahlrecht einräumt. Die alleinregierende USP bleibt deutlich hinter ihren Erwartungen zurück; sie erhält einen Gesamtstimmenanteil von 24,3% und insgesamt 14 Mandate. Die MSP erhält dagegen einen höheren Stimmenanteil von 27,7% und gewinnt insgesamt 17 Mandate. Beide sozialdemokratische Parteien erhalten zusammen 52,0% aller Stimmen und 31 Mandate (von 60); damit sind Sozialdemokraten zum ersten Mal überhaupt im braunschweigischen Landtag vertreten. Bei insgesamt 6 Landtagswahlen in der Weimarer Republik ist dies das zweitbeste SP-Wahlergebnis. Im Vergleich mit der letzten Reichstagswahl 1912 (48,6%) legt die SP mit 3,4% nur wenig zu; im Vergleich mit der letzten Landtagswahl 1912 (Mandatsanteil: 0%) aber steigert sich die SP immens um 52,0%. Im Vergleich mit den 4 Wochen später stattfindenden Wahlen zur Deutschen Nationalversammlung sind die Landtagswahlergebnisse erheblich schlechter (NV: 58,1%; Differenz: 6,1%). Die MSP ist mit 17 Mandaten die stärkste Fraktion vor dem Braunschweiger Landeswahlverband (16 Mandate) und der USP (14). Für die MSP und für die USP zieht jeweils 1 Frau zum ersten Mal in den Landtag ein: für die USP die Hausfrau und derzeitige »Volkskommissarin« für Volksbildung Minna Faßhauer (sie ist und bleibt in Weimar die einzige Sozialdemokratin in einer Landesregierung; sie wechselt aber noch 1919 zur KPD) und für die MSP die Hausfrau Ida Undeutsch, die Ehefrau des späteren »Volkskommissars« für Verteidigung bzw. Volksbildung Albin Undeutsch (eines der wenigen Ehepaare, wo beide Ehepartner gleichzeitig nicht nur kandidieren, sondern auch tatsächlich in den Landtag gewählt werden). Als erster Sozialdemokrat wird der Rechtsanwalt und spätere Ministerpräsident Dr. Heinrich Jasper zum Präsidenten des braunschweigischen Landtags (Landesversammlung) gewählt. Schon vor der Wahl hat die USP am 9. November 1918 alleine eine provisorische Regierung von »Volkskommissaren« gebildet; erster sozialdemokratischer Regierungschef in Braunschweig (Präsident der Sozialistischen Republik Braunschweig) wird der Schneidermeister und ehemalige Parteiredakteur August Merges, der später in das links-kom-munistische bzw. anarcho-syndikalistische Lager abwandern wird. Am 22. Februar 1919 wird die MSP am Rat der Volksbeauftragten, der weiterhin von der USP geführt wird, beteiligt; neuer Regierungschef (Vorsitzender) wird der gelernte Buchbinder und Schriftsteller Josef Oerter, der nach Beendigung seiner Ministerkarriere sich »völkisch« orientieren und bereits 1925 zum NSDAP-Spitzenkandidat bei den Braunschweiger Stadtverordnetenwahlen avancieren wird. Nach Niederschlagung eines Generalstreiks (9.-16. April) durch die Reichswehr wird der Rat der Volksbeauftragten am 17. April 1919 umgebildet und steht nun unter Führung der MSP; Dr. Heinrich Jasper wird Vorsitzender des Rates. Nach Rücktritt der USP-Volksbeauftragten am 30. April 1919 wird der Rat der Volksbeauftragten zunächst allein von der MSP gebildet; Dr. Heinrich Jasper bleibt Vorsitzender (seit Oktober 1919 Vorsitzender des »Staatsministeriums«). Die Regierung wird am 26. Juni 1919 um einen Vertreter der Deutschen Demokratischen Partei und am 5. September 1919 um einen des Landeswahlver-bandes erweitert. Als im Gefolge des Kapp-Putsches der Vertreter des Landeswahlverbandes im Kabinett am 21. April 1920 zurücktritt, löst sich die Landesversammlung auf, ohne eine Verfassung zu verabschieden.
Bis zur nächsten Landtagswahl scheiden insgesamt (MSP und USP) 10 MdL vorzeitig aus und 10 MdL treten nachträglich ein. Die »SP-Gesamtfraktion« dieser Wahlperiode besteht aus insgesamt 41 MdL (100%), darunter befinden sich 2 (5%) Frauen. Alle 41 MdL (100%) werden zum ersten Mal in den Landtag gewählt. Die MdL sind in folgenden Ländern geboren: mind. 19 (46%) in Braunschweig, 11 (27%) in Preußen, 3 (7%) in Thüringen, je 2 (5%) in Bayern und Sachsen. Der ursprünglichen Konfession nach sind mind. 30 MdL (73%) evangelisch und 3 MdL (7%) katholisch; mind. 17 MdL (41%) sind schon aus der Kirche ausgetreten oder werden dies später tun. Die »erlernten« Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: mind. 4 (10%) »Ungelernte Arbeiter«, 31 (76%) »Gelernte Arbeiter« (u. a. 9 Schlosser, 6 Maurer, 3 Buchdrucker), 1 (2%) »Angestellter« und 1 (2%) »Bürgerlicher Beruf«. Die bei Mandatsantritt ausgeübten Berufe der MdL lassen sich folgendermaßen klassifizieren: 10 (24%) »Unselbständige Arbeiter«, 4 (10%) »Untere/Mittlere Angestellte/Beamte«, 7 (17%) »Selbständige« (u. a. 5 Handwerksmeister/Kleinfabrikanten), 4 (10%) »Politische Beamte« (l Länder, 3 Kommunen), 14 (34%) »Arbeiterbeamte« (3 Partei, 2 Parteipublizistik, 7 Gewerkschaften, 1 Genossenschaften, 1 Krankenkassen) und 2 (5%) »Ohne Beruf«. Das Alter der Abgeordneten bei Mandatsantritt reicht von 24 bis 75 Jahre und beträgt durchschnittlich 44 Jahre. Die Abgeordneten üben ihr Landtagsmandat insgesamt über folgende Zeiträume aus: 29 MdL (71%) bis unter 5 Jahre, 8 MdL (20%) 5 bis 9 Jahre und 4 MdL (10%) 10 bis 19 Jahre.